Ausbildung und Wissen sind die Grundlagen für eine aktive Mitgestaltung in unserer Gesellschaft. Mit Geld und Auszeichnungen, Netzwerk und Coaching fördern Stiftungen Spitzenforschung genauso wie Erstausbildungen und setzen sich für die Menschen in der Schweiz und global ein.
Geld ist für die Forschung notwendig, aber nicht ausreichend», sagt Rudolf Aebersold, Doppelprofessor an der ETH und der Universität in Zürich. «Der entscheidendste Faktor für erfolgreiche Forschung ist der Mensch, das heissst Forschende und Studierende», fügt der Systembiologe an. Im vergangenen Jahr ehrte ihn die Marcel Benoist Stiftung mit dem gleichnamigen Schweizer Wissenschaftspreis. Seit 1920 vergibt sie die Auszeichnung.
Bei der Bewertung einer Forschungsleistung steht dabei immer deren gesellschaftlicher Nutzen im Vordergrund. Der heute fest etablierte Preis wird auch «Schweizer Nobelpreis» genannt. Dies zu Recht: «Elf Marcel Benoist Preisträger erhielten danach auch einen Nobelpreis, zuletzt der Astronom Professor Michel Mayor im Jahr 2019», sagt Stiftungssekretärin Aurélia Robert-Tissot.
Wirkungsvolle Instrumente
Gegründet wurde die Stiftung 1920. Marcel Benoist, Sohn einer grossbürgerlichen Familie aus Paris, erlag 1918 den Pocken. Der kinderlose, vielseitig interessierte Philanthrop lebte nach 1914 hauptsächlich in Lausanne und vermachte den Grossteil seines Vermögens der Schweizer Eidgenossenschaft. Damit verpflichtete sich diese, jährlich einen Wissenschaftspreis auszurichten. Seit der Neupositionierung der Stiftung 2018 selektiert ein Komitee, besetzt mit internationalen Expertinnen und Experten, eine Kandidatin oder einen Kandidaten aus den eingegangenen Nominationen. Der abschliessende Entscheid über die Preisvergabe liegt jedoch beim Stiftungsrat. In diesem sind die Schweizer Universitäten und die Eidgenössischen technischen Hochschulen sowie die französische Botschaft vertreten. Bundespräsident Guy Parmelin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung, präsidiert den Stiftungsrat. Neben der Preissumme von 250’000 Franken bedeutet die Auszeichnung für die Preisträgerinnen und Preisträger vor allem erhöhte Sichtbarkeit. Aurélia Robert-Tissot sagt: «Das kann Türen öffnen für wichtige Kontakte in Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft.» Und Rudolf Aebersold ergänzt: «In jedem Fall sind Preise und Auszeichnungen ein wirkungsvolles Instrument, um den wissenschaftlichen Fortschritt und seine gesellschaftliche Bedeutung einer breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen. Diese Kommunikation ist von grundlegender Bedeutung, weil schlussendlich die Bevölkerung, d. h. der Steuerzahler, die Forschung trägt.»
Grundfinanzierung besteht
In der Schweiz ermöglichen in erster Linie staatliche Mittel die Forschung. In der Studie «Philanthropie für die Wissenschaft» ermittelte das Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel 2014, dass an der Universität Basel 70 Prozent der Finanzierung über staatliche Mittel erfolgt. Im Gegensatz dazu erhielten die John Hopkins University in den USA oder die Oxford University in England gar keine staatlichen Beiträge. Der Leiter des CEPS und Mitautor der Studie Professor Georg von Schnurbein hält fest, dass sich dieses Verhältnis heute nicht grundlegend verändert hat.
«In Europa und vor allem in Kontinentaleuropa geschieht die Finanzierung der Universitäten primär über den Staat. In den USA dagegen finanzieren Spenden die privaten Topuniversitäten.» Entsprechend sei das Verhältnis zu Spenderinnen und Spendern ein anderes. In den USA gebe es eine Erwartungshaltung gegenüber wohlhabenden Bürgerinnen und Bürgern, insbesondere ehemaligen Studierenden. «Wer Geld hat, muss sich für die Forschung finanziell engagieren,» sagt Georg von Schnurbein. In der Schweiz ist das anders. Eine Grundfinanzierung besteht. Die allgemeine Forschung ist gesichert. So können Stifterinnen und Stifter verstärkt ihre eigenen Vorstellungen einbringen. «Und die Hochschulen wiederum können Spenden gezielt sammeln, um ihre strategischen Ziele besser zu verfolgen», so Georg von Schnurbein. Dies wirkt sich für die einzelnen Forschenden aus: Sie erhalten Zugang zu verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten. Weil sich Forschenden in der Schweiz verschiedene Förderstellen wie der Schweizerischer Nationalfonds SNF aber auch Stiftungen und Spenden anbieten, sieht sie Rudolf Aebersold generell in einer bevorzugten Lage. Förderstellen wie der SNF, würden die Fördermittel transparent und fair zugänglich machen. Stiftungen wiederum seien geografisch oder thematisch fokussierter, dafür oft flexibler in der Vergabe. «Idealerweise ergänzen sich öffentliche und private Fördermittel», sagt er, «und das funktioniert in der Schweiz recht gut.» Für ein attraktives Forschungsumfeld ist das Miteinander wesentlich. Dies gilt nicht nur für die Frage der Finanzierung. «Gerade in den Lebenswissenschaften greift die Forschung zunehmend auf Technologien und Datenverarbeitungsmethoden zurück, die oft nicht mehr von einer einzelnen Forschungsgruppe oder Institution getragen werden können», sagt Rudolf Aebersold. «Stiftungen können dazu beitragen, die Attraktivität von Forschungsstandorten zu erhöhen, indem sie vorausschauend zur Vernetzung und Ausbildung der Forschenden oder zur Entwicklung der Infrastruktur beitragen.»
Kompetentes Netzwerk
Das Vernetzen und die Begleitung der Forschenden sind zwei der Qualitäten, welche die Arbeit der Stiftung Synapsis – Alzheimer Forschung Schweiz AFS neben ihrem finanziellen Engagement auszeichnen. Die Stiftung fördert die Erforschung der Alzheimer-Krankheit und anderer neurodegenerativer Krankheiten an Universitäten und Hochschulen in der Schweiz. Dazu wird jedes Jahr ein öffentlicher Aufruf zur Einreichung von Forschungsprojekten lanciert.
Seit 2018 lädt die Stiftung geförderte Forscherinnen und Forscher zudem zu einer wissenschaftlichen Veranstaltung ein, wie Heide Marie Hess erklärt. Die Verantwortliche für die Forschungsförderung und Kommunikation bei der Stiftung Synapsis erläutert: «Damit möchten wir die Vernetzung und den Wissensaustausch fördern. Immer wieder entstehen hier neue Ideen für die Zusammenarbeit zwischen Forschenden.» Am Anlass nehmen auch die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates teil.
Dieser besteht aus internationalen Expertinnen und Experten. Er ist für die Selektion der Forschungsprojekte verantwortlich. Eine breit gefächerte Expertise der Mitglieder ermöglicht eine fundierte und objektive Einschätzung der eingereichten Anträge. Und der Beirat kann auch bereits vor dem Vergabeentscheid Unterstützung bieten. «Es kann sein, dass der Beirat eine Projektidee als sehr innovativ beurteilt, aber der Antrag formell gewisse Defizite aufweist», sagt Heide Marie Hess. In diesem Fall erhält der Forschende ein umfassendes Feedback für eine erneute Antragstellung oder die Möglichkeit, Informationen nachzureichen. Auch hilfreiche Kontakte werden vermittelt. Durch diese umfassende Fördertätigkeit und den hochkarätig besetzten Beirat hat sich die Stiftung Synapsis als bedeutendster Forschungsförderer im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen in der Schweiz etabliert. «Die Professoren kennen uns», sagt Heide Marie Hess. Die fünfzig Projektanträge, die 2021 bei der Stiftung eingereicht wurden, zeugen davon.
Klares Reporting
«Die Reputation von Synapsis und die Arbeit des Wissenschaftlichen Beirats sind auch für die Spenderinnen und Spender von Bedeutung», sagt Barbara Rüttimann. Sie ist zuständig für Institutional Fundraising und Major Donors. Mit regelmässigem Reporting und der Möglichkeit, die Forschenden zu treffen, zeigt Synapsis transparent, was mit den Geldern geschieht. Gerade in der Zusammenarbeit mit anderen Förderstiftungen sind dies wichtige Argumente. Und wenn am Ende eines Projektes Gelder ungenutzt bleiben, verlangt die Stiftung Synapsis diese zurück. So kann sie garantieren, dass die Mittel im Sinn der Spendenden eingesetzt werden.
Barbara Rüttimann sagt: «Wir begleiten die Forschenden eng. Es ist ein Wirkungsmerkmal unserer Arbeit. Es macht uns erfolgreich.» Das Ende eines Projektes hat auch eine «Selbstregulierung» zur Folge. «Nach Abschluss eines Projektes dürfen etablierte Forschende für ein Jahr keinen neuen Antrag einreichen», sagt Heide Marie Hess. Das verhindert, dass immer dieselben Forschungsgruppen den Zuspruch für Unterstützung erhalten. «Wir würden Gefahr laufen, immer denselben Forschungsansatz zu unterstützen, und anderen Gruppen keine Chance geben», sagt sie. Das zu verhindern macht Sinn. Denn was Alzheimer letztendlich auslöst, ist noch immer weitgehend unbekannt. Neue Forschungsansätze könnten die Entschlüsselung der Entstehungsmechanismen voranbringen. Ausserdem fördert die Stiftung gezielt den Forschungsnachwuchs. «Für Postdocs, die eine Gruppenleiterposition oder Assistenzprofessur anstreben, ist es nicht immer einfach, in dieser Übergangsphase Fördergelder zu erhalten. Diese Lücke wollen wir füllen», sagt Heide Marie Hess. «Damit beabsichtigen wir talentierte Nachwuchskräfte für die Erforschung neurodegenerativer Krankheiten zu gewinnen.
Zu ihnen gehört Arseny Sokolov. Der Neurologe hat 2020 einen Career Development Award von der Stiftung Synapsis erhalten. Dieser sollte ihn unterstützen bei der Entwicklung hin zu einer Professur. Bereits anfangs Juli dieses Jahres hat er dieses Ziel an der Universität Lausanne erreicht. Gleichzeitig startet seine Studie. «Mit unserem Forschungsprojekt untersuchen wir den Wert von ernsthaften Videospielen für die Bewertung von kognitiven Defiziten bei Demenz», sagt er.
Im Fokus stehen die Beurteilung und Rehabilitation in der Frühphase von Demenzerkrankungen. Involviert sind Kliniken in Nizza, Bern, Lausanne und San Francisco. «Noch gibt es wenig Daten zu diesen technologiebasierten Methoden», sagt er. Es sei wunderbar, dass sie mit ihrem Projekt diese Nische füllen könnten. Und er ist beeindruckt vom Ansatz der Forschungsunterstützung der Stiftung. «Der Austausch war von Beginn an sehr eng. Die Beratung durch den Beirat ist hervorragend», sagt er. Und die Forschung zeigt Wirkung. Die Demenzforschung sei zwar ein grosses gesellschaftliches Thema. Für die Medikamentenforschung stünden Mittel zur Verfügung. Aber die Rehabilitationsforschung stecke noch in den Kinderschuhen. «Synapsis hat die Relevanz und das Potenzial in diesem Forschungsbereich erkannt, welcher nun auch von der WHO aktiv mit einer Expertengruppe angegangen wird, an der wir teilnehmen.»
Unkonventionell flexibel
Für Arseny Sokolov war schon während des Studiums klar, dass ihn die Regeneration des Gehirns nach einem Schaden interessiert. Die Passion für diesen Forschungsbereich entwickelte er in Kalifornien weiter. In San Francisco begeisterte ihn die enge Interaktion von Forschung und Industrie. Auch die Philanthropie beeindruckte ihn. Dennoch überzeugte ihn die Qualität des Forschungsstandortes Schweiz und bewog ihn zu einer Rückkehr. «Die Schweiz braucht sich im internationalen Vergleich nicht zu verstecken», so sein Urteil. «Das zeigen die Forschungsergebnisse.» Dazu trägt das Engagement von Philanthropen bei. «Für innovative und weltbewegende Ideen ist das unabdingbar», sagt Arseny Sokolov. «Sie ermöglichen den Forschenden, unkonventionelle Ansätze zu verfolgen und eine Dynamik zu entwickeln, die mit konventionellen Förderprogrammen Jahrzehnte benötigen würden.» Die Stiftung Synapsis versteht ihre Fördertätigkeit bewusst als komplementär zu den staatlichen Mitteln. «Wir haben leider nicht die gleichen Forschungsmittel zu vergeben, wie ein Schweizer Nationalfonds», sagt Heide Marie Hess. «Dafür sind wir flexibler in der Vergabe. Wir können auf Bedürfnisse der Forschenden schnell und individuell eingehen, wo es sinnvoll und gerechtfertigt ist, und versuchen dort zu fördern, wo wir Finanzierungslücken sehen.» Wie flexibel und unkompliziert Stiftungen einspringen können, zeigt sich in der aktuellen Coronakrise. Der Verband SwissFoundations hat zusammen mit diversen Förderstiftungen den Bildungsfonds «Foundation For Future» ins Leben gerufen, weil der Staat für die Studierenden keine einheitliche Unterstützungslösung erarbeitet hatte.
«Viele Studierende gerieten in eine finanzielle Notlage, weil sie bspw. ihre Nebenjobs zur Finanzierung ihres Lebensunterhaltes verloren hatten. Ihnen drohen Überschuldung und schlimmstenfalls Studienabbrüche», sagt Simon Merki, Geschäftsführer der Stiftung EDUCA SWISS. Die Schweizerische Stiftung für Bildungsförderung und ‑finanzierung verwaltet den Bildungsfonds. Sie setzt die Gelder ein, um Studierende in der Not zu unterstützen. Im Krisenjahr 2020 hat die Stiftung 1688 Anmeldungen erhalten. Das sind fast so viele wie in den vier Jahren zuvor zusammen.
«Obwohl die Pandemie nun allmählich abflacht und vermehrt Studi-Jobs zurückkehren, sind die wirtschaftlichen Schäden aber noch lange nicht behoben», hält Simon Merki fest. «Mit ‹Foundation For Future› setzen die Schweizer Förderstiftungen gemeinsam alles daran, die Chancengerechtigkeit im Bildungssektor aufrechtzuerhalten.»
Klare Strategie
Auch wenn Stiftungen wichtige Förderbeiträge leisten, bleibt es der Staat, der den grössten Einfluss auf die Ausrichtung der Forschung hat. Dies relativiert die Idee, dass grosse Spenderinnen oder Spender die Unabhängigkeit der Forschung gefährden können. Das zeigte sich bei der Spende der UBS von 100 Millionen Franken an die Universität Zürich, die 2012 für Furore sorgte. Georg von Schnurbein beurteilt diese inhaltlich als durchwegs positiv. «Es konnten sehr gute Wissenschaftler nach Zürich geholt werden. Die Wirtschaftswissenschaften in Zürich gehören heute zu den besten in Kontinentaleuropa», sagt er. Davon profitieren die Studierenden. «Für Topforschung braucht es heute private Drittmittel. Dennoch bleibt es im gesamten Angebot eine Ergänzung.» Als Leiter des CEPS, das selbst mit Stiftungsgeldern finanziert wird, kennt er die Thematik. Er verweist auf die klare Struktur am Institut und auf einen weiteren Punkt, der unabhängige Forschung sichert, das Regulativ der Forschungsgemeinde.
«Wenn ich meine Forschung publiziere, reiche ich diese bei einem wissenschaftlichen Journal ein. Forschende, die nicht wissen, wer die Arbeit geschrieben hat, führen ein Peer Review durch.» Das garantiert eine unabhängige Beurteilung der wissenschaftlichen Leistung.
Gleiche Chancen
Die Jacobs Foundation fördert Forschung, die gleichzeitig die Bildungsthematik zum Forschungsgegenstand hat, und unterstützt Bildungsprojekte. Dieser Fokus geht auf den Stifter Klaus J. Jacobs zurück. Er sah die Bildung von grundlegender Bedeutung für die Gesellschaft.
«Ihm war schon immer klar, dass es die nächste Generation ist, die den Wandel mit neuer Energie vorantreiben wird», sagt Alexandra Güntzer, Chief Communications Officer der Stiftung. Er erachtete Bildung als den Schlüssel, damit Kinder und Jugendliche kreative und produktive Mitglieder der Gesellschaft werden. «Es war ihm wichtig, dass alle Kinder eine gute Bildung haben, egal aus welcher gesellschaftlichen Schicht sie kommen und unabhängig von ihrem familiären Hintergrund», sagt sie.
Gerade für jene, die keine Erstausbildung haben, setzt sich die Stanley Thomas Johnson Stiftung mit dem Projekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» ein. Eigentlich passt es nicht zur Fördertätigkeit der Stiftung, die Kultur und medizinische Forschung in der Schweiz und im Vereinigten Königreich unterstützt. Doch aufgrund einer Zustiftung kann sie mit dem Projekt 50 Erwachsenen im Kanton Bern die Chance bieten, über eine Erstausbildung den Weg in den ersten Arbeitsmarkt zu finden.
«Diese Menschen arbeiten oft in niederschwelligen Jobs mit schlechter Bezahlung», sagt der Geschäftsleiter der Stiftung Guido Münzel. «Es sind Jobs, die gerade in Krisen am stärksten gefährdet sind.» Das Projekt versteht sich als Ergänzung zur Unterstützung des Staates. «Wir sind nur subsidiär tätig», sagt er. Das heisst, nur wenn keine andere Finanzierungsmöglichkeit besteht. Allerdings mussten sie realisieren, dass die Kandidatinnen und Kandidaten nicht nur Geld brauchen.
Ihnen fehlt zusätzliche Unterstützung wie etwa ein Coaching oder eine Vorbereitung auf die Berufsschule. Deswegen ist die Förderstiftung für dieses Projekt zur Projektträgerin geworden. «Wir wollten das eigentlich nicht», sagt Guido Münzel. «Gleichzeitig wollen wir unsere Destinatäre bestmöglich unterstützen.» Um die Aufgabe effektiv zu gestalten, hat die Stiftung die Zusammenarbeit mit bereits etablierten Institutionen und den Behörden des Kantons gesucht. «Es hat sich gezeigt, dass wir dieselben Ziele verfolgen: Die Arbeitskräfte in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.» Und Guido Münzel sieht Möglichkeiten aufgrund des Fachkräftemangels, beispielsweise im Gesundheitsbereich. «Hier sehen wir die Chance, die Kandidaten unseres Programms in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.» Aus 180 Bewerbungen hat die Stiftung dieses Jahr 47 Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt. 1,4 Millionen Franken sind für diese budgetiert. In den nächsten Monaten gilt es für alle, für August 2022 eine Lehrstelle zu finden. Es ist bereits die dritte Staffel des Projekts. Dennoch ist die Stanley Thomas Johnson Stiftung bestrebt, sich wieder auf die Finanzierung zurückzuziehen. Guido Münzel ist überzeugt, wenn sich das Programm bewährt, dass sich auch eine Interessengemeinschaft finden lässt, die es weiterführen wird.
Forschung und mehr
Ihren Fokus hat auch die Jacobs Foundation mit ihrer neuen Strategie weiterentwickelt. «Wir haben als forschungsfördernde Stiftung begonnen,» sagt Nora Marketos. Mit den Klaus J. Jacobs Awards zeichnet die Stiftung seit 2009 herausragende Leistungen aus Forschung und Praxis in der Kinder- und Jugendentwicklung aus.
Und mit dem Jacobs Foundation Research Fellowship Program betreibt sie ein weltweites Stipendienprogramm für Forschende der Entwicklungs‑, Lern- und Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen. Dabei fördert sie Grundlagenforschung als auch angewandte Forschung.
«Wir wollen dort Forschung finanzieren, wo Wissenslücken bestehen», sagt Laura Metzger, Co-Lead Learning Minds. Dabei setzt die Stiftung auf exzellente Forschende, die in ihrem Gebiet führend sind. Diese treiben mit ihrer wissenschaftlichen Agenda die Fragen der Jacobs Foundation voran. «Wir definieren in einem strukturierten Prozess das Oberthema, aktuell Variabilität des Lernens, und eruieren, wo Wissensbedarf besteht», sagt Laura Metzger.
Darüber hinaus haben die Jacobs Research Fellows wissenschaftliche Freiheit. Viele Erkenntnisse konnten so gewonnen werden. Doch die Jacobs Foundation wollte sich nicht auf die Unterstützung der Spitzenforschung beschränken. Sie entwickelte die Strategie 2030. Nora Marketos, Co-Lead Learning Schools, sagt: «Die Forschungserkenntnisse wollen wir in evidenzbasierten Interventionen umsetzen und so zu systemischen Veränderungen beitragen.» Mit der neuen Strategie wird die Jacobs Foundation 500 Millionen Franken bis 2030 in Forschung und Bildung investieren. Dies geschieht in verschiedenen Ländern. Zu den Schwerpunktländern zählen die Elfenbeinküste, die Schweiz und seit Anfang des Jahres auch Ghana, wie Nora Marketos aufzählt. Ein Land in Südamerika soll das Portfolio ergänzen. Vor Ort setzt die Stiftung auf ein Netzwerk aus Partnern und Organisationen, die eng zusammenarbeiten. Stark eingebunden sind die Regierungen. Ein weiterer wichtiger Akteur ist auch die Weltbank, die im Bildungssektor in Entwicklungsländern aktiv ist. NGOs, Schulen und private Unternehmen werden zudem in die Programme eingebunden. Exemplarisch zeigt dies das Programm TRECC, Transforming Education in Cocoa Communities. Mit diesem will die Jacobs Foundation in der Elfenbeinküste qualitativ hochwertige Bildung ermöglichen und zum Bildungswandel beitragen. «Im Rahmen dieses Programms hat sich klar gezeigt, dass es nur in Zusammenarbeit funktioniert – und nicht ohne», sagt Alexandra Güntzer. Genau in diese Richtung geht die neue Strategie: Ziel ist die Zusammenarbeit von Regierung, NGOs, Stiftungen, Organisationen vor Ort und Privaten sowie der Industrie selbst.