The Philanthropist: In wenigen Wochen ist Ostern. Ist dies für sie spendemässig eine wichtige Zeit?
Sabine Lüthy: Nein, Weihnachten ist von der Emotionalität her die wichtigste Zeit.
TP: Und wie beeinflusst das Covid-Thema Ihre Fundraising-Aktionen?
SL: Covid-19 hat die Menschen sensibler gemacht. Vor einem Jahr, anfangs März haben wir uns überlegt, dass wir eventuell den Rest des 2020 keine Spenden mehr einnehmen. Es schien uns denkbar, dass die Menschen andere Probleme haben. Das war unser Worst-Case-Szenario.
TP: Und wie hat sich das Jahr entwickelt?
SL: Unsere Befürchtungen haben sich überhaupt nicht bewahrheitet. Menschen sind grossherziger geworden, sensibler für Gesundheitsprobleme. In unserem hochtechnologischen Land erleben wir, was in den Ländern, in denen wir uns engagieren, normal ist: Dass man nicht alles bekommt.
TP: Und weshalb spenden die Menschen?
SL: Meine Erfahrung ist: Die allermeisten Menschen haben ein gutes Herz. Auch wenn das Engagement für Menschen ist, die so weit entfernt sind.
TP: Sie sind in Simbabwe engagiert. Wie ist die Situation vor Ort?
SL: Simbabwe liegt am Boden. Zwar sind nun Impfungen aus China verfügbar, aber in einer ersten Runde nur für das Gesundheitspersonal. Bis breite Teile der Bevölkerung geimpft werden, wird es noch sehr lange dauern und auch nur jenen zugänglich sein, die Geld haben. Unsere Patienten sind mausarm. Sie haben keine Chance auf eine Impfung. Für die Menschen ist das schlimm. Es wird ihnen wieder ganz klar aufgezeigt, wie die Machtverhältnisse sind in dieser Welt. Das ist verletzend, weil sie immer und überall benachteiligt werden.
TP: Verschlimmert die Covidkrise die Situation dieser Menschen noch stärker?
SL: Wir erleben eine weltweite Baisse in der allgemeinen Gesundheitsversorgung. Die Folgen werden wir erst noch spüren. Und der ganze Fokus liegt logischerweise jetzt auf Covid-19 und der Herstellung des Covid-Impfstoff. Die Produktion anderer Impfstoffe liegt darnieder. Wir impfen normalerweise gegen das Papillomavirus, weil dieser oft Verursacher für bestimmte Krebsformen bei HIV-Infizierten ist. Doch aktuell gibt es kaum mehr Impfstoff. Es interessiert kaum jemanden. Jedes Land ist zur Zeit natürlich mit sich selbst beschäftigt.
Beitrag aus der aktuellen Ausgabe. Digital einfach: Weinachtsspende Schenken
Weitere Informationen zur Ruedi Lüthy Foundation.
Sabine Lüthy auf Besuch bei der Familie von Rumbidzai (grünes Kopftuch)(Credits Simon Huber) Sabine Lüthy im Meeting mit dem Team in Harare (Credits Simon Huber)