Die Sorge für Menschen der älteÂren GeneÂraÂtion ist tradiÂtioÂnell ein Sektor, in dem viele StifÂtunÂgen aktiv sind. Mit dem aktuÂelÂlen demoÂgraÂfiÂschen Wandel gewinnt das EngaÂgeÂment zusätzÂlich an BedeuÂtung. Denn wir werden immer älter. Und die ÄlteÂren werden mehr. Diese neue SituaÂtion fordert die gesamte Gesellschaft.

«Das Herz wird nicht dement», sagt Beat Hänni, PräsiÂdent des Stiftungsrates.
Die StifÂtung Humor & GesundÂheit unterÂstützt seit gut 15 Jahren InitiaÂtiÂven und Projekte, die mit einfühlÂsaÂmem und respektÂvolÂlem Humor die LebensÂquaÂliÂtät von betagÂten, behinÂderÂten und demenzÂbeÂtrofÂfeÂnen Menschen erhöÂhen. Der StifÂtungsÂrat folgt im StifÂtungsÂzweck der ErkenntÂnis der heilÂsaÂmen «theraÂpeuÂtiÂschen» Wirkung des Humors zum Wohl der psychiÂschen und körperÂliÂchen GesundÂheit des Menschen. Humor in ein Alters- und PfleÂgeÂheim zu brinÂgen, ist eine anspruchsÂvolle und heikle HerausÂforÂdeÂrung. Es ist immer eine GratÂwanÂdeÂrung. Die geisÂtig agilen Menschen sollen sich ebenso wiederÂfinÂden wie jene, deren intelÂlekÂtuÂelle FähigÂkeiÂten nachÂgeÂlasÂsen haben. Denn gerade für demente PersoÂnen ist die Wirkung von Humor nicht zu unterÂschätÂzen. Lächeln, Lachen und AufleuchÂten helfen. «SpeziÂell geschulte BegegÂnungsÂclowns wissen und spüren sehr genau, wie sie die Sinne von demenÂten Menschen noch anspreÂchen können. «So wird gesproÂchen, berührt, musiÂziert und mit Mimik gespielt», erklärt Beat Hänni. «Der Hörsinn und die optiÂsche WahrÂnehÂmung lösen Gefühle aus. Und oft sind auch LangÂzeitÂerÂinÂneÂrunÂgen noch sehr präsent.» Dieser feine Humor erlaubt es, mit MitmenÂschen Kontakt aufzuÂnehÂmen, sie zu berühÂren, zu beglüÂcken, wenn andere Wege schwieÂrig geworÂden sind.
WachÂsende Gruppe
Die Frage nach dem richÂtiÂgen Altern ist facetÂtenÂreich. Ihre BeantÂworÂtung wird für unsere GesellÂschaft weiter an BedeuÂtung gewinÂnen. Sie wird Staat und WissenÂschaft, WirtÂschaft, NPOs und StifÂtunÂgen fordern.

Nicht KonkurÂrenzÂdenÂken, sondern sich ergänÂzenÂdes EngaÂgeÂment ist geforÂdert. «Ich sehe vor allem ein MiteinÂanÂder», sagt Maja Nagel DettÂling von der Paul SchilÂler Stiftung.
Die philÂanÂthroÂpiÂsche InstiÂtuÂtion setzt sich für eine gute BetreuÂung älteÂrer Menschen in der Schweiz ein. Sie engaÂgiert sich insbeÂsonÂdere dort, wo der Staat nicht oder noch nicht aktiv ist. «Wir sehen uns als ausgleiÂchende Kraft. Wir haben finanÂziÂelle RessourÂcen und sind im Vergleich zum Staat oder zu der PrivatÂwirtÂschaft unabÂhänÂgig», sagt sie. Dies ermögÂlicht der StifÂtung ein agileÂres Handeln. StifÂtunÂgen können eigenÂstänÂdig Probleme auffinÂden, defiÂnieÂren lassen und LösunÂgen finden. Gerade in der AltersÂfrage ist dies drinÂgend notwenÂdig. PoliÂtiÂsche ReforÂmen stecken fest. Die demoÂgraÂfiÂsche EntwickÂlung macht es zwinÂgend, zeitÂnah AntworÂten zu finden. Das RefeÂrenzÂszeÂnaÂrio des BundesÂamts für StatisÂtik geht davon aus, dass bis 2045 ein VierÂtel der BevölÂkeÂrung über 65 Jahre alt sein wird – 2015 lag der Anteil noch bei 18 Prozent. Betrug die LebensÂerÂwarÂtung einer 65-jähriÂgen Frau im Jahre 1998 noch 20,6 Jahre, durfte sie 2018 schon mit 22,7 zusätzÂliÂchen Jahren rechÂnen. Auch bei den Männer stieg die durchÂschnittÂliÂche LebensÂerÂwarÂtung nach der PensioÂnieÂrung gemäss dem BundesÂamt für StatisÂtik auf 19,9 Jahre. Dies entspricht 3,4 Jahren mehr als Ende des 20 JahrÂhunÂderts. GrundÂsätzÂlich ist ein gewonÂneÂnes LebensÂjahr posiÂtiv. Jedoch ist mit dieser VeränÂdeÂrung eine grosse gesellÂschaftÂliÂche HerausÂforÂdeÂrung verbunÂden, denn mit der zunehÂmenÂden demoÂgraÂfiÂschen UmverÂteiÂlung zwischen erwerbsÂtäÂtiÂger BevölÂkeÂrung und PensioÂnierÂten betreÂten wir Neuland.

Die GeschäftsÂfühÂreÂrin der Age-StifÂtung, AntoÂnia Jann, erklärt: «Wir kommen in eine SituaÂtion, die wir schlicht nicht kennen. Wir werden immer älter und die ÄlteÂren werden immer mehr. GleichÂzeiÂtig bleiÂben die Menschen länger selbÂstänÂdig. Es gibt dafür keine histoÂriÂschen VorbilÂder.» Die WahrÂnehÂmung unseÂrer GesellÂschaft ist geprägt von früheÂren StrukÂtuÂren, die es nicht mehr gibt.
In der enorÂmen HerausÂforÂdeÂrung des Themas sieht AntoÂnia Jann aber auch eine Chance. «Wir müssen neu denken und andere LösunÂgen finden. Denn die bisheÂriÂgen funkÂtioÂnieÂren unter den neuen demoÂgraÂfiÂschen BedinÂgunÂgen nicht mehr problemÂlos.» Die Age-StifÂtung widmet sich, wie vom unbeÂkannÂten engliÂschen StifÂter gewünscht, dem Thema Alter mit dem SchwerÂgeÂwicht auf Wohnen. «Wohnen ist sehr wichÂtig – und je älter jemand wird, umso wichÂtiÂger wird es», sagt AntoÂnia Jann. Die Age-StifÂtung will einen Beitrag leisÂten, den BlickÂwinÂkel weiten. Wir sind die StifÂtung, die nicht selber handelt. Wir sind eine Art TreibÂstoff für InnoÂvaÂtioÂnen», betont AntoÂnia Jann. Die StifÂtung geht davon aus, dass Menschen, die im Feld arbeiÂten, gute Ideen haben und merken, was überÂhaupt möglich und nötig ist. Sie fördert dort, wo es jenen hilft, die das Projekt umsetÂzen, und wo man etwas aus einem Projekt lernen kann, wo es multiÂpliÂzierÂbar ist. «Wir fördern nicht eine StanÂdardÂlöÂsung, sondern Breite und VielÂfalt von mögliÂchen Ideen», fügt sie hinzu. Die StifÂtung hat seit ihrer GrünÂdung im Jahr 2000 rund 300 Projekte geförÂdert und sie unterÂstützt jährÂlich Projekte mit rund drei MillioÂnen Franken.
WohnÂsiÂtuaÂtion zentral

«Die WohnÂsiÂtuaÂtion hat einen grosÂsen Einfluss auf die LebensÂquaÂliÂtät, das WohlÂergeÂhen und die ZufrieÂdenÂheit. Dies wird mit zunehÂmenÂdem Alter noch wichÂtiÂger», sagt Tatjana Kistler, MediÂenÂverÂantÂwortÂliÂche von Pro Senectute.
Die StifÂtung ist die grösste und bedeuÂtendste DienstÂleisÂtungsÂorÂgaÂniÂsaÂtion für ältere Menschen und ihre AngeÂhöÂriÂgen in der Schweiz. ZusamÂmen mit RaiffÂeiÂsen hat sie kürzÂlich die Studie «Wohnen im Alter» veröfÂfentÂlicht. Und diese zeigt, dass die WohnÂsiÂtuaÂtion im RentenÂalÂter viele beschäfÂtigt. Fast zwei DritÂtel der 35- bis 44-JähriÂgen haben sich dazu bereits GedanÂken gemacht. Jedoch lassen sich erst 10 Prozent beraÂten. Die BefraÂgung ergab weiter, dass bei den MieteÂrinÂnen und Mietern mit zunehÂmenÂdem Alter die ZufrieÂdenÂheit markant zunimmt. Bei den 35- bis 44-JähriÂgen sind erst rund 60 Prozent mit ihrem WohnÂsitz zufrieÂden. Dieser Wert steigt auf 90 Prozent bei PersoÂnen zwischen 65 und 75 Jahren. Doch eine gute WohnÂsiÂtuaÂtion ist keine SelbstÂverÂständÂlichÂkeit. «Um bis ins hohe Alter so lange wie möglich selbstÂbeÂstimmt zu leben und zu wohnen, bedarf es zusamÂmen mit den AngeÂhöÂriÂgen einer frühÂzeiÂtiÂgen Planung und einiÂger ÜberÂleÂgunÂgen», rät Tatjana Kistler. Pro SenecÂtute bietet dabei UnterÂstütÂzung. «Denn das aktuÂelle Zuhause ist nicht immer auch ideal als WohnÂort im Alter geeigÂnet.» Mit bauliÂchen MassÂnahÂmen lassen sich zwar einige AnforÂdeÂrunÂgen an ein altersÂgeÂrechÂtes Wohnen erfülÂlen. Doch es gibt GrenÂzen. Es gibt SituaÂtioÂnen, die einen Umzug erforÂdern. Dieser kann ein prägenÂder Einschnitt sein. GewohnÂtes muss zurückÂgeÂlasÂsen werden. «Der Umzug in eine AltersÂwohÂnung heisst für viele dann doch, ein Stück der selbstÂbeÂstimmÂten LebensÂweise abzuÂgeÂben», sagt Tatjana Kistler.
Wohnen ist mehr als vier Wände
Die Studie «Wohnen im Alter» zeigt die BedeuÂtung des selbstÂbeÂstimmÂten Wohnens. Ein GrossÂteil der BefragÂten bis 75 Jahre gibt an, keine Hilfe zu benöÂtiÂgen. Und falls doch, seien es FamiÂliÂenÂanÂgeÂhöÂrige, die unterÂstütÂzen. Klar ist, dass die FördeÂrung des selbstÂbeÂstimmÂten Lebens an BedeuÂtung gewinnt. Und dabei spieÂlen nicht nur die persönÂliÂchen PräfeÂrenÂzen der DirektÂbeÂtrofÂfeÂnen eine Rolle.Unsere GesellÂschaft ist förmÂlich dazu gezwunÂgen, WohnÂforÂmen zu fördern, die ein weitÂgeÂhend selbstÂbeÂstimmÂtes Leben ermögÂliÂchen. Denn in den kommenÂden Jahren gehen die BabyÂbooÂmer in Pension. Das heisst konkret: Jeder fünfte BeschäfÂtigte in der Schweiz scheiÂdet aus dem ersten ArbeitsÂmarkt aus. «Die PoliÂtik sagt ambuÂlant vor statioÂnär. Die Menschen sollen und wollen möglichst selbstÂbeÂstimmt zu Hause bleiÂben», sagt AntoÂnia Jann. Auch eine 90-Jährige soll in der eigeÂnen Wohnung leben können. «Bekommt sie keinerÂlei Hilfe und UnterÂstütÂzung, kann es jedoch schwieÂrig werden», sagt sie. InfraÂstrukÂtuÂren und VergüÂtungsÂmoÂdelle müssen deshalb entspreÂchend angeÂpasst werden. Und gerade weil der demoÂgraÂfiÂsche Wandel gesellÂschaftÂliÂche VeränÂdeÂrunÂgen mit sich bringt, braucht es gute Beispiele, wie die WohnÂfrage im Alter angeÂganÂgen werden kann. Es gibt heute bereits AngeÂbote, die das Wohnen zu Hause unterÂstütÂzen – Spitex, MahlÂzeitÂlieÂferÂdienste oder HausÂhaltsÂhilÂfen, wie sie Pro SenecÂtute anbieÂtet. Doch das Thema muss weiter gedacht werden. «Die AltersÂfrage muss von Anfang an bei der ArealÂentÂwickÂlung mitgeÂdacht werden», sagt AntoÂnia Jann. «Und neben den privaÂten AkteuÂren müssen auch die GemeinÂden das Thema aufnehÂmen.» Um die KommuÂnen dabei zu unterÂstütÂzen, hat die Age-StifÂtung im laufenÂden Jahr die zweite Runde des Socius-Programms gestarÂtet. Das Programm will die DatenÂbaÂsis verbesÂsern und ErkenntÂnisse darüber gewinÂnen, wie GemeinÂden und RegioÂnen möglichst gut mit der demoÂgraÂfiÂschen VeränÂdeÂrung umgeÂhen können. Zehn GemeinÂden nehmen teil. Sie bauen UnterÂstütÂzungsÂsysÂteme für ältere Menschen auf. Gemäss AntoÂnia Jann nehmen GemeinÂden und RegioÂnen in der NeuoriÂenÂtieÂrung der AltersÂvorÂsorge eine wichÂtige Rolle ein. Sie müssen schauen, dass keine grosÂsen AngeÂbotsÂlüÂcken bestehen, und sie sollÂten dafür sorgen, dass zivilÂgeÂsellÂschaftÂliÂches EngaÂgeÂment geförÂdert und sorgÂfälÂtig gepflegt werden kann.

Alt ist nicht gleich alt
In der DiskusÂsion um neue WohnÂforÂmen zeigt sich ein spanÂnenÂdes PhänoÂmen in der BezeichÂnung. «GeneÂraÂtioÂnenÂwohÂnen ist ein ZauberÂbeÂgriff», sagt AntoÂnia Jann. «Niemand hat etwas dageÂgen.» Für die ÄlteÂren ist der Begriff posiÂtiv, weil sie sehr gerne mit jüngeÂren Leuten zusamÂmen sind. UmgeÂkehrt stört es diese nicht, wenn es auch Ältere hat. SchwieÂrig wird es mit dem Begriff «alt». Heute deckt der Begriff eine ZeitÂspanne von prakÂtisch 40 Jahren ab. 60-jährige ArbeitÂnehÂmende wie auch 100 Jahre alte RentÂneÂrinÂnen können damit gemeint sein. DesweÂgen gibt es eigentÂlich kein Alter, sondern ein ÄlterÂwerÂden. AntoÂnia Jann ist denn auch der Meinung, dass ein einziÂges Wort wie «alt» nicht ausreicht. Als Vergleich zieht sie den Schnee heran. In Afrika mag es genüÂgen, ein Wort für Schnee zu nutzen. In GrönÂland dageÂgen braucht es eine VielÂzahl. DesweÂgen auch die SkepÂsis gegenÂüber dem Wort «alt». «Sagen die Leute, ich bin noch nicht alt, heisst das, ich bin noch nicht gebrechÂlich, ich kann noch für mich selber sorgen. Ich kann meinen Alltag gestalÂten», sagt AntoÂnia Jann. «Das heisst aber nicht, dass diese PersoÂnen meinen, sie seien noch jung. VielÂmehr brinÂgen sie zum Ausdruck, dass sie noch gewillt sind, selbÂstänÂdig zu sein.»
Gesunde Jahre verlängern
Damit dies gelingt, braucht es die eigene GesundÂheit. Doch die zusätzÂliÂchen Jahre, welche die steiÂgende LebensÂerÂwarÂtung bringt, erleÂben die Menschen nicht autoÂmaÂtisch bei bester GesundÂheit. KrankÂheiÂten können das selbstÂbeÂstimmte Leben jäh beenÂden. Um diese Gefahr zu mindern und die gesunÂden LebensÂjahre zu verlänÂgern, forscht die ETH Zürich im Bereich Healthy Aging. ZusätzÂliÂche LebensÂjahre sollen möglichst von chroÂniÂschen KrankÂheiÂten entkopÂpelt werden. Neben der bestehenÂden ForschungsÂarÂbeit zahlÂreiÂcher ProfesÂsoÂrinÂnen und ProfesÂsoÂren der ETH Zürich mit vielÂfälÂtiÂgen BezüÂgen zum Thema wurde eine zusätzÂliÂche ProfesÂsur für dieses Thema geschafÂfen. Seit Anfang 2020 ist James Mitchell ProfesÂsor für BioloÂgie des gesunÂden Alterns. Zuvor war er ausserÂorÂdentÂliÂcher ProfesÂsor an der Harvard School of Public Health in Boston. Er beschäfÂtigt sich mit speziÂfiÂschen AspekÂten der bioloÂgiÂschen AlteÂrung und mit wissenÂschaftÂlich fundierÂten AnsätÂzen der BeeinÂflusÂsung dieses ProzesÂses sowie damit einherÂgeÂhenÂden ErkranÂkunÂgen. Die GrenÂzen zwischen der MediÂzin und seiner Forschung sind fliesÂsend: Er erforscht die moleÂkuÂlaÂren MechaÂnisÂmen, welche die EntwickÂlung altersÂbeÂdingÂter KrankÂheiÂten verzöÂgern und uns länger gesund halten.

«Durch die UnterÂstütÂzung von GönneÂrinÂnen und Gönnern sowie PartÂnern wird Forschung für unsere GesundÂheit und für gesunÂdes Altern beschleuÂnigt», sagt Donald TillÂman, GeschäftsÂfühÂrer der ETH Foundation.
Mehr als Pflege
Auch die Paul SchilÂler StifÂtung engaÂgiert sich in der Forschung, allerÂdings in einem Bereich, der im Kontext zu ihren FörderÂkriÂteÂrien steht. Der Fokus ihrer Arbeit im FörderÂbeÂreich Alter liegt aktuÂell stärÂker auf den sozioÂkulÂtuÂrelÂlen und psychoÂsoÂziaÂlen FaktoÂren. Deren BedeuÂtung lässt sich beispielsÂweise vom TagesÂabÂlauf eines älteÂren Menschen ableiÂten: «So entscheiÂdend die pfleÂgeÂriÂsche und die mediÂziÂniÂsche BetreuÂung sind, sie nehmen nur einen sehr kleiÂnen ZeitÂabÂschnitt im TagesÂverÂlauf ein», hält Maja Nagel DettÂling fest. So sind es in der Regel auch diese LeisÂtunÂgen, die als Erstes sicherÂgeÂstellt und finanÂziert sind. Doch für die LebensÂquaÂliÂtät älteÂrer Menschen, gerade bei eingeÂschränkÂter SelbÂstänÂdigÂkeit, ist die restÂliÂche AlltagsÂgeÂstalÂtung die grosse HerausÂforÂdeÂrung. «Hier ist defiÂniÂtoÂriÂsche Arbeit wichÂtig und die WissenÂschaft geforÂdert. «Es gilt, den Austausch mit der gesamÂten GesellÂschaft und der FachÂwelt zu fördern», sagt sie. Gerade im Zeichen des CoroÂnaÂviÂrus werde realiÂsiert, dass neben der Pflege auch psychoÂloÂgiÂsche und soziale BetreuÂung gefragt sind. Dazu braucht es die entspreÂchenÂden KompeÂtenÂzen, bspw. soziÂalÂpädÂagoÂgiÂsches FachÂwisÂsen oder FachÂwisÂsen, wie es die FachÂanÂgeÂstellÂten in der BetreuÂung oder die AktiÂvieÂrungsÂfachÂfrauen mitbrinÂgen. Hier will die StifÂtung wirken. «Es gilt, den häufigsÂten Leiden im Alter entgeÂgenÂzuÂwirÂken», sagt Maja Nagel und sie zählt – basieÂrend auf der Eden-PhiloÂsoÂphie – die EinsamÂkeit, die NutzÂloÂsigÂkeit und die LangeÂweile dazu. In der StärÂkung dieser ganzÂheitÂliÂchen SichtÂweise auf das Alter sieht sie grosÂses PotenÂzial. Hier können StifÂtunÂgen viel bewirÂken. VernetÂzung und KoorÂdiÂnaÂtion verstärÂken den Dialog, dessen ist sich Maja Nagel DettÂling bewusst. «Wir brauÂchen Fakten. Wir müssen wissen, was die HerausÂforÂdeÂrunÂgen sind», sagt sie. DesweÂgen engaÂgiert sie sich auch im ArbeitsÂkreis Alter von SwissÂFounÂdaÂtiÂons, in dem sich verschieÂdene StifÂtunÂgen über die grosÂsen HerausÂforÂdeÂrunÂgen austauÂschen und dazu abstimÂmen. Für Maja Nagel DettÂling ist ein ganzÂheitÂliÂches VerständÂnis vom Menschen und damit auch vom Alter wichÂtig. Es gehe nicht nur um gesund oder krank, genauso entscheiÂdend sind die UmfeldÂfakÂtoÂren, eine sinnÂgeÂbende AlltagsÂgeÂstalÂtung und soziale Kontakte.
Gegen die EinsamÂkeit können einfaÂche Dinge wie ein Lachen helfen oder ein unbeÂschwerÂter Austausch mit Kindern. «Die ersten AktiÂviÂtäÂten mit sogeÂnannÂten BegegÂnungsÂclowns fanden in AltersÂheiÂmen in den 90er Jahren statt», sagt Beat Hänni. Oft hätten jedoch die finanÂziÂelÂlen Mittel gefehlt. Die 2005 gegrünÂdete StifÂtung für
Humor & GesundÂheit ermögÂlichte seitÂher mit Teil- und AnschubÂfiÂnanÂzieÂrung rund 70 solcher Projekte. Dazu gehöÂren auch Projekte wie die BesuÂche mit KinderÂgarÂtenÂklasÂsen in einem Heim für Demente. Die Kinder schafÂfen es, mit ihrer UnbeÂschwertÂheit eine heitere Brücke zu schlaÂgen. Die StifÂtung für Humor & GesundÂheit engaÂgiert sich neben BegegÂnungsÂclowns auch für HumorÂschuÂlunÂgen in Alters- und PfleÂgeÂheiÂmen als Aus- und WeiterÂbilÂdung von MitarÂbeiÂtenÂden. Dies erleichÂtert den Umgang mit den BewohÂneÂrinÂnen und BewohÂnern und mobiÂliÂsiert den eigeÂnen Humor als Ressource zur BewälÂtiÂgung schwieÂriÂger SituaÂtioÂnen. Denn Humor kennt kein Alter!
CoroÂnaÂkrise
Ein direkÂter persönÂliÂcher Austausch ist in der aktuÂelÂlen Krise schwieÂriÂger geworÂden. GleichÂzeiÂtig zeigt sich gerade jetzt, welche Macht diese zwischenÂmenschÂliÂchen Aspekte haben. Aufgrund des CoroÂnaÂviÂrus sind ältere Menschen isoliert, verbleiÂben grössÂtenÂteils in ihren WohnunÂgen oder Heimen. Es gibt aber auch viel soziaÂles EngaÂgeÂment, viel PosiÂtiÂves. Der Wert der BetreuÂung wird sichtÂbaÂrer. Viele InitiaÂtiÂven nehmen sich der älteÂren Menschen an. Oft steht vorderÂgrünÂdig eine einfaÂche DienstÂleisÂtung wie das EinkauÂfen auf dem Programm. Von BedeuÂtung ist jedoch der dazuÂgeÂhöÂrige soziale Aspekt. «Dank dieser Kontakte haben die Menschen doch noch einen Zugang zur GesellÂschaft – trotz der IsolaÂtion», sagt Maja Nagel DettÂling. Viele StifÂtunÂgen haben in der Krise ihre KompeÂtenÂzen genutzt und vielÂfälÂtig und schnell reagiert: Pro SenecÂtute bspw. hat mit der Migros einen Einkaufs- und kostenÂloÂsen LieferÂserÂvice ausschliessÂlich mit FreiÂwilÂliÂgen für Menschen in QuaranÂtäne lanciert und in Kürze fast 30’000 regisÂtrierte HelfeÂrinÂnen und Helfer gefunÂden. In der Krise wurde offenÂsichtÂlich, was meist im HinterÂgrund verborÂgen bleibt: die BedeuÂtung und das PotenÂzial der freiÂwilÂliÂgen HelfeÂrinÂnen und Helfer – eine unterÂschätzte Arbeit. «EigentÂlich sind wir eine grosse BranÂche: Jeder Dritte leisÂtet FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit. InsgeÂsamt leisÂten sie rund 660 MillioÂnen ArbeitsÂstunÂden im Wert von 34 MilliÂarÂden FranÂken pro Jahr», sagt Thomas Hauser, GeschäftsÂleiÂter von BeneÂvol, der DachÂorÂgaÂniÂsaÂtion für FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit in der Schweiz.
Helfen ist schwieÂrig, Hilfe annehÂmen schwieriger
FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit ist aus unseÂrer GesellÂschaft nicht wegzuÂdenÂken. PrakÂtisch jeder LebensÂbeÂreich wird von ihr geprägt. Doch sie muss sich der SchwieÂrigÂkeit stelÂlen, sich als BranÂche BeachÂtung zu verschafÂfen: «Im KleiÂnen ist sie oft von grosÂsem StelÂlenÂwert, im GrosÂsen aber von kleiÂnem», sagt Thomas Hauser. Die kleiÂnen, lokaÂlen Projekte sind oft von stilÂlen SchafÂfeÂrinÂnen und SchafÂfern getraÂgen. Diese Nähe zu den Menschen, das EingeÂbunÂdenÂsein in lokale, indiÂviÂduÂelle Projekte verhinÂdert, dass die gesamtÂgeÂsellÂschaftÂliÂche LeisÂtung gebühÂrend wahrÂgeÂnomÂmen wird. «FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit erfährt aus BundesÂbern keine FördeÂrung und ist gesetzÂlich nicht gereÂgelt», sagt Thomas Hauser. Auch wenn er sich bessere RahmenÂbeÂdinÂgunÂgen wünscht, bspw. in Form zur VerfüÂgung gestellÂter LokaÂliÂtäÂten würde er eine ReguÂlieÂrung als kontraÂproÂdukÂtiv erachÂten. Denn FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit kann nicht erzwunÂgen werden. «Es braucht die persönÂliÂche BetrofÂfenÂheit. Dann sind die entspreÂchenÂden RessourÂcen schnell vorhanÂden», sagt er. Die FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit kommt aus der ZivilÂgeÂsellÂschaft. Und hier spielt die ältere GeneÂraÂtion einen wichÂtiÂgen Part. Die aktuÂelle Krise zeigt ihre DoppelÂrolle. Sie sind LeisÂtungsÂerÂbrinÂger und ebenso LeisÂtungsÂempÂfänÂger. Dass viele ältere Menschen jetzt aufgrund von Corona in der FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit fehlen, ist spürÂbar. Die jüngere GeneÂraÂtion ist geforÂdert und zeigt sich sehr engaÂgiert bezügÂlich VersorÂgungsÂhilÂfen für die RisiÂkoÂgrupÂpen. Der KrisenÂallÂtag zeigt, dass das WechÂselÂspiel zwischen Helfen und Hilfe annehÂmen gelernt werden muss und kann. «Helfen ist schwieÂrig», sagt Thomas Hauser, «Hilfe annehÂmen manchÂmal noch schwieÂriÂger.» Wer die ErfahÂrung gemacht hat, als FreiÂwilÂliÂger zu helfen, dem wird es leichÂter fallen, Hilfe anzuÂnehÂmen. Gerade bei der älteÂren GeneÂraÂtion ist das entscheiÂdend. Thomas Hauser spricht denn auch von einer dritÂten und vierÂten GeneÂraÂtion, einer aktiÂven dritÂten und einer vierÂten, die auf UnterÂstütÂzung angeÂwieÂsen ist. «Im Austausch kann man sich besser vorstelÂlen, was einen im letzÂten LebensÂabÂschnitt erwarÂtet und wie man den gestalÂten möchte», sagt er. Um die dritte GeneÂraÂtion zu FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit zu motiÂvieÂren, braucht es vor allem attrakÂtive AngeÂbote. «Moderne FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit geht nicht ohne PartiÂziÂpaÂtion: SinnÂhafÂtigÂkeit entsteht, wenn das IndiÂviÂduum das Gefühl hat, den UnterÂschied zu machen. FreiÂwilÂlige wollen mitpräÂgen, mitbeÂstimÂmen.» Dabei hat sich in den verganÂgeÂnen Jahren eine grundÂleÂgende VeränÂdeÂrung ergeÂben. FreiÂwilÂlige engaÂgieÂren sich heute viel lieber projektÂbeÂzoÂgen, als sich für eine längere Zeit zu verpflichÂten – auch wenn das EngaÂgeÂment am Ende von Projekt zu Projekt über Jahre gehen kann. Die IndiÂviÂduaÂliÂsieÂrung in der FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit hat auch etwas ParaÂdoÂxes. Thomas Hauser hält fest: «Die SinnÂgeÂbung ist erst im KollekÂtiv erlebbar.»