Die ZeidÂleÂrei
Die ZeidÂler waren im MittelÂalÂter die ersten gewerbsÂmäsÂsiÂgen ProduÂzenÂten von Honig und Wachs. Nichts andeÂres als unser heutiÂger Imker, nur mit einem höheÂren gesellÂschaftÂliÂchen Rang: Wachs war wertÂvoll für die ProdukÂtion von Kerzen, Honig der einzig verfügÂbare Süssstoff.
Die Armbrust diente der VerteiÂdiÂgung der ZeidÂlerÂbäume, einerÂseits der Bären und andeÂren RaubÂtieÂren wegen, andeÂrerÂseits aber wohl auch gegen Diebe. Wer einen ZeidÂlerÂbaum fällte, musste von GesetzÂtes wegen im ExtremÂfall mit der TodesÂstrafe rechÂnen. Andere Zeiten, andere Sitten.
Die WortÂherÂkunft der ZeidÂleÂrei leitet sich aus dem LateiÂniÂschen ab. Aus «ExciÂdere» («HerausÂschneiÂden») wurde in altdeutsch «Zeideln» («Honig schneiÂden»). Während des ZeidÂlers VorfahÂren noch wildÂleÂbende BienenÂvölÂker beim AbernÂten vernichÂten mussÂten, war der ZeidÂler erstÂmals in der Lage Honig nachÂhalÂtig zu ernten, ohne ZerstöÂrung der Völker.
ZeidÂler beobÂachÂteÂten BienenÂvölÂker in der Natur und versuchÂten, deren natürÂliÂche LebensÂweise in der künstÂlich geschlaÂgeÂnen BaumÂhöhle optiÂmal zu kopieÂren. Ein KomproÂmiss, den wir heute als extenÂsiv, naturÂnah und nachÂhalÂtig bezeichÂnen würden. Der ZeidÂler produÂzierte von der Natur, ohne dieser SchaÂden zuzufügen.

Nutzen der ZeidÂleÂrei in der heutiÂgen Zeit
Die ZeidÂleÂrei ist die natürÂlichste aller mögliÂchen BienenÂhalÂtungsÂforÂmen. Sie ist heute wichÂtiÂger denn je. EinerÂseits, weil sie das BewusstÂsein der Imker für natürÂliÂche Abläufe schärft. AndeÂrerÂseits, weil BaumÂhöhÂlen in unseÂrer Zeit rar geworÂden sind und neben der Biene auch unzähÂliÂgen andeÂren Arten und ArtenÂgeÂmeinÂschafÂten dient, die darüber hinaus teilÂweise symbiÂonÂtisch mit der HonigÂbiene zusamÂmenÂleÂben und die BienenÂgeÂsundÂheit posiÂtiv beeinÂflusÂsen. Die ZeidÂlerÂhöhle bietet der HonigÂbiene releÂvante Vorteile gegenÂüber ihrer Haltung in konvenÂtioÂnelÂlen BienenÂkäsÂten. Eine ZeidÂlerÂhöhle ist sehr viel besser isoliert als ein konvenÂtioÂnelÂler BienenÂkasÂten. Eine Art MinerÂgie-Passiv-VollÂholz-Haus, in welchem die Bienen ein warmes und trockeÂnes HabiÂtat vorfinÂden. Die guten klimaÂtiÂschen BedinÂgunÂgen verrinÂgern den GesamtÂstoffÂwechÂselÂumÂsatz des BienenÂvolÂkes drasÂtisch. Das BienenÂvolk muss fünf bis zehnÂmal weniÂger Nektar und Pollen sammeln, um den Winter überÂleÂben zu können. BienenÂvölÂker im hohlen Baum sind kleiÂner als die uns aus dem BienenÂkasÂten bekannÂten sogeÂnannÂten WirtÂschaftsÂvölÂker, was zu weniÂger KonkurÂrenz gegenÂüber den WildÂbieÂnenÂbeÂstänÂden führt. In der ZeidÂlerÂhöhle stellt sich gar ein keimÂfreies Klima im BrutÂnest ein, die sogeÂnannte NestÂduftÂwärÂmeÂbinÂdung, ein überÂaus schlagÂkräfÂtiÂger AbwehrÂmeÂchaÂnisÂmus der Natur gegen Bienenkrankheiten.

Gerade heute, in einer Zeit, in welcher die Imker ihre BienenÂhalÂtungsÂmeÂthoÂdik in BienenÂkäsÂten als normal betrachÂten, gewinnt die ZeidÂleÂrei an BedeuÂtung. Der Imker kann erstÂmals wieder beobÂachÂten, wie seine Bienen im natürÂliÂchen HabiÂtat eigentÂlich leben würden. Er kann RückÂschlüsse auf seine aktuÂelle ImkerÂtäÂtigÂkeit ziehen und lernen, wie intenÂsiv er eigentÂlich mit seinen WirtÂschaftsÂvölÂkern umgeht und wie stark er deren LebensÂweise zugunsÂten von HonigerÂtrag beeinÂflusst. Die ZeidÂleÂrei fördert das BewusstÂsein für natürÂliÂche und beeinÂflusste Abläufe im Bienenstock.
WiederÂeinÂfühÂrung und VerbreiÂtung der Zeidlerei
Die WaldÂbieÂnenÂzucht in lebenÂden Bäumen ist Ende des 19. JahrÂhunÂderts weitÂgeÂhend aus Europa verschwunÂden. GlückÂliÂcherÂweise hat das kulturÂhisÂtoÂriÂsche HandÂwerk im ShulÂgan Tash Nature Reserve im südliÂchen Ural in RussÂland überÂlebt. Es wurde unter den BaschÂkiÂren vom MittelÂalÂter bis auf den heutiÂgen Tag von GeneÂraÂtion zu GeneÂraÂtion, von Vater zu Sohn überÂgeÂben und aktiv weiterbetrieben.
Im ShulÂgan Tash im Ural wurden Dr. HartÂmut Jungius und Dr. PrzeÂmysÅ‚aw NawroÂcki (beide heute im WissenÂschaftÂliÂchen Beirat von FREETHEBEES) vom WWF im Rahmen eines vom SchweiÂzeÂriÂschen DEZA (DirekÂtion für EntwickÂlung und ZusamÂmenÂarÂbeit) finanÂzierÂten WWF ProjekÂtes mit der kulturÂhisÂtoÂriÂschen ZeidÂleÂrei vertraut und beschlosÂsen, dieses tradiÂtioÂnelle HandÂwerk nach Polen zurückÂzuÂbrinÂgen. Daraus resulÂtierÂten, verteilt in ZentralÂpoÂlen, über 150 ZeidÂlerÂhöhÂlen in lebenÂden Bäumen und weit mehr KlotzÂbeuÂten. Viele davon in polniÂschen NatioÂnalÂpärÂken. FREETHEBEES hat in 2014 die ZeidÂleÂrei in die Schweiz zurückÂgeÂführt. Mit einem interÂnaÂtioÂnal besuchÂten ZeidÂlerÂkurs wurden die ersten ZeidÂlerÂbäume in Kriens LU geschlaÂgen und angeÂhende ZeidÂlerÂmeisÂter geschult. SeitÂher konnÂten unzähÂlige Kurse orgaÂniÂsiert und durchÂgeÂführt werden, in der Schweiz, in DeutschÂland, in Belgien, in England, etc. MitunÂter auch dank der aktiÂven UnterÂstütÂzung von Dr. Frank Krumm, einem renomÂmierÂten WaldÂforÂscher, der ebenÂfalls im WissenÂschaftÂliÂchen Beirat von FREETHEBEES einsitzt. Die ZeidÂlerÂbeÂweÂgung wird schnell grösÂser und fasziÂniert nachÂhalÂtig und bewusst denkende Imker weit über Europa hinaus, bis nach Kalifornien!


VerwenÂdung der kulturÂhisÂtoÂriÂschen ZeidÂleÂrei für den Naturschutz
Dank langÂjähÂriÂger ErfahÂrung und vieler älteÂrer und teilÂweise neueÂrer ErkenntÂnisÂsen aus der Forschung, sind wir heute in der Lage, BaumÂhöhÂlen zu BiodiÂverÂsiÂtätsÂzweÂcken zu schlaÂgen. BaumÂhöhÂlen sind rar geworÂdene und wichÂtige ökoloÂgiÂsche Elemente. Neben HonigÂbieÂnenÂvölÂkern profiÂtieÂren unzähÂlige Arten und ArtenÂgeÂmeinÂschafÂten von diesem wertÂvolÂlen Habitat.

Das BaumÂhöhÂlenÂproÂjekt von FREETHEBEES hat sich zum Ziel gesetzt, 335 BaumÂhöhÂlen in nur 3 Jahren zu schlaÂgen. Demnächst sind wir bei einem DritÂtel konkret umgeÂsetzÂter BaumÂhöhÂlen angeÂlangt. Das SchlaÂgen der BaumÂhöhÂlen erfolgt weiterÂhin auf der Basis des urtümÂliÂchen KulturÂhandÂwerks. Da wir an der BiodiÂverÂsiÂtät und nicht an der BienenÂhalÂtung orienÂtiert sind, passen wir einige AuspräÂgunÂgen der ursprüngÂliÂchen ZeidÂlerÂhöhle an. So beispielsÂweise das FlugÂloch, welches dem SpechtÂloch angeÂnäÂhert wird, und die Nutzung der BaumÂhöhÂlen nicht nur den Bienen vorbeÂhält, sondern allen baumÂhöhÂlenÂbeÂwohÂnenÂden Arten erlaubt. Ebenso glätÂten wir die InnenÂwände der BaumÂhöhle nicht so feinÂsäuÂberÂlich wie damals die ZeidÂler, sondern ahmen die natürÂliÂche, strukÂtuÂrierte und raue OberÂfläÂche der natürÂliÂchen BaumÂhöhle nach.
Nutzen und Ausblick der geschafÂfeÂnen Baumhöhlen
InsgeÂsamt schafÂfen wir mit den BaumÂhöhÂlen nicht nur überÂaus wichÂtige HabiÂtate für BaumÂhöhÂlenÂbeÂwohÂnende Arten und ArtenÂgeÂmeinÂschafÂten, sondern auch eine einmaÂlige und bisher inexisÂtenÂten InfraÂstrukÂtur für zukünfÂtige wissenÂschaftÂliÂche Forschungsprojekte.
BezoÂgen auf die HonigÂbiene sind die BaumÂhöhÂlen ein SchlüsÂselÂeleÂment, um die noch immer in ganz gerinÂgen StückÂzahÂlen vorkomÂmenÂden freiÂleÂbenÂden BienenÂvölÂker der Schweiz schütÂzen und fördern zu können. Der Schutz und die FördeÂrung von freiÂleÂbenÂden HonigÂbieÂnenÂvölÂkern ist von zentraÂler BedeuÂtung: Nur freiÂleÂbende HonigÂbieÂnenÂvölÂker, welche der harten natürÂliÂchen SelekÂtion unterÂstellt sind, können sich an ihre UmgeÂbung und an zukünfÂtige UmweltÂverÂänÂdeÂrunÂgen anpasÂsen. ImkeÂreiÂbeÂdinÂgunÂgen mit HonigÂbieÂnen in nicht artgeÂrechÂten HabiÂtaÂten, ertragsÂsteiÂgernÂden EingrifÂfen, ZuckerÂfütÂteÂrung, SäureÂbeÂhandÂlunÂgen, erlauÂben keine AnpasÂsungsÂfäÂhigÂkeit, was gerade in Zeiten schnelÂler klimaÂtiÂscher VeränÂdeÂrunÂgen eine Schere öffnet und die Bienen je länger je abhänÂgiÂger vom Imker machen.
Aus wissenÂschaftÂliÂcher PerspekÂtive wissen wir heute nur begrenzt viel über BaumÂhöhÂlen und deren BewohÂner. Es gibt unzähÂlige Fragen, beispielsÂweise die Nutzung der BaumÂhöhÂlen über die Zeit und die unterÂschiedÂliÂchen ZusamÂmenÂhänge zwischen Arten und ArtenÂgeÂmeinÂschafÂten. Nur schon ein BienenÂvolk im hohlen Baum scheint mit mindesÂtens 30 andeÂren InsekÂtenÂarÂten, 170 MilbenÂarÂten und 8’000 MikroÂorÂgaÂnisÂmen zusamÂmenÂzuÂleÂben, über deren ZusamÂmenÂhänge bis heute nur sehr wenig bekannt ist. Und dass, obwohl unser aktuÂelÂles Wissen mit gutem GewisÂsen vermuÂten lässt, dass diese ZusamÂmenÂhänge releÂvant sind für die BienenÂgeÂsundÂheit. ZukünfÂtige ForschungsÂarÂbeiÂten werden mit grössÂter WahrÂscheinÂlichÂkeit unzähÂlige VerknüpÂfunÂgen zwischen der HonigÂbiene und der mit ihrer interÂagieÂrenÂden BiodiÂverÂsiÂtät im fasziÂnieÂrenÂden und kompleÂxen ÖkosysÂtem Wald aufzeigen.
Werden auch Sie ein Teil der innoÂvaÂtiÂven FREETHEBEES-Projekte
Die Kraft zur UmsetÂzung solch’ grosÂser Projekte ziehen wir uns aus erhebÂlich vielen ehrenÂamtÂlich eingeÂbrachÂten StunÂden aus Ihren SpenÂden. Umfang und ProfesÂsioÂnaÂliÂtät unseÂres SchafÂfens überÂsteiÂgen längst das ehrenÂamtÂlich mögliÂche Potential.
Wir haben die Konzepte, das Wissen und die ErfahÂrung. Ihre Spende entscheiÂdet über die GeschwinÂdigÂkeit, mit welcher wir vorankommen.
Werden auch Sie Teil unseÂrer innoÂvaÂtiÂven und wirkungsÂoriÂenÂtierÂten, prakÂtiÂschen und pragÂmaÂtisch umsetzÂbaÂren LösunÂgen. Gerne schiÂcken wir Ihnen unsere detailÂlierÂten ProjektÂausÂschreiÂbunÂgen und bisheÂrige ProjektÂbeÂrichtÂerstatÂtunÂgen zu.
Wir danken allen Gönnern und SympaÂthiÂsanÂten für ihre bisheÂrige Unterstützung!
Gerne dürfen Sie weitere InforÂmaÂtioÂnen zu unseÂren ProjekÂten aus unseÂrer Broschüre entnehÂmen.