Zewo hat auf 2024 ihre Standards angepasst. Wie haben sich diese Anpassungen bewährt?
Die neuen Zewo-Standards wurden von den Hilfswerken gut aufgenommen, weil sie aktuellen Herausforderungen wie Datenschutz, neuen Zahlungsmitteln oder Fundraising-Trends gerecht werden. Besonders bei anspruchsvollen Themen wie Datenschutz oder zweckgebundenen Spenden bieten unsere ergänzenden Hilfsmittel praktische Unterstützung. Die Organisationen schätzen eine klare Orientierung und konkrete Hilfestellungen. So gewährleisten wir, dass die Standards nicht nur auf dem Papier existieren, sondern auch in den Arbeitsalltag der Hilfswerke einfliessen – ein Gewinn für die Organisationen und das Vertrauen der Spenderinnen und Spender.
Gibt es für 2025 geplante Veränderungen?
2025 steht bei uns die AI-Governance für NPOs im Fokus. Künstliche Intelligenz weckt bei vielen Organisationen Interesse, gleichzeitig herrscht noch Unsicherheit, wie diese verantwortungsvoll eingesetzt werden kann. Unser Ziel ist es, den Hilfswerken zu zeigen, wie sie die Chancen der Künstlichen Intelligenz nutzen, ohne die Risiken aus den Augen zu verlieren.
Unsere Umfragen zeigen, dass Wirkung für fast alle Hilfswerke essenziell ist.
Martina Ziegerer, Geschäftsleiterin Zewo
Wir haben das Thema bei den letzten Zewo-Tagungen bereits auf die Agenda gesetzt und viele Organisationen angeregt, sich damit auseinanderzusetzen. Jetzt geht es darum, gezielte Unterstützung für jene zu entwickeln, die noch nicht aktiv geworden sind. Unsere Haltung ist klar: Der verantwortungsvolle Umgang mit Künstlicher Intelligenz soll Hilfswerken ermöglichen, ihre Arbeit noch wirksamer, transparenter und zukunftsorientierter zu gestalten und das Vertrauen in ihre Arbeit weiter zu stärken.
Unverändert blieb der Standard 10, Wirkung. Welche Bedeutung hat das Thema heute für NPOs?
Unsere Umfragen zeigen, dass Wirkung für fast alle Hilfswerke essenziell ist – nicht nur, um Spenderinnen und Spendern zu zeigen, was erreicht wurde, sondern auch, um als Organisation zu lernen und Ressourcen dort einzusetzen, wo sie einen Unterschied machen.
Sie haben kürzlich eine Online-Wirkungsanalyse lanciert, was die Bedeutung der Wirkung untermauert. Wie sind die ersten Feedbacks?
Die ersten Rückmeldungen zum Zewo Impact Tool (ZIT), haben wir bereits während der Entwicklung des Tools erhalten. Sie sind sehr ermutigend. Die Vertreterin einer mittelgrossen Organisation bestätigte, dass das Tool ihren Anforderungen und Erwartungen entspricht. Eine kleinere Organisation betonte, wie einfach und motivierend es war, mit dem SMART-Check KI-gestützt ihre Ziele zu überprüfen. Auch Fachleute für Evaluation bestätigen, dass das ZIT ein innovatives Tool ist, das sich sowohl für einfache als auch für komplexere Verhältnisse eignet. Es kann nicht nur eine einzelne Aktivität abbilden, sondern auch Modelle mit mehreren Tätigkeiten und Vermittlern darstellen. Besonders erfreulich ist, dass Geldgeber, Verbände und Behörden auf das Tool aufmerksam werden. Ein Kanton hat es bereits in seinen Antragsprozess integriert – ein starkes Signal dafür, wie wichtig Wirkungsmessung gerade für Auftraggeberinnen und Finanzierer ist.
Was kann eine standardisierte Wirkungsanalyse leisten?
Das ZIT ist keine standardisierte Wirkungsanalyse, sondern ein dynamisches Instrument, das anhand der eingegebenen Antworten individuelle Wirkungsziele und ‑modelle generiert. Es übersetzt theoretische Modelle wie Input-Output-Outcome-Impact in die Alltagssprache und passt sich den tatsächlichen Aktivitäten der Hilfswerke an. Das Tool bietet eine einfache Lösung für Organisationen, die bisher zu wenig Zeit, Ressourcen oder Wissen für die Planung und Messung ihrer Wirkung hatten. Sie beantworten einfach Fragen aus ihrem Arbeitsalltag, und das Tool erstellt automatisch ein Wirkungsmodell. Es hilft auch messbare Indikatoren zu definieren. Das besonders Praktische daran: Es kann diese Modelle auf Knopfdruck in eine Fortschrittstabelle übertragen. Diese zeigt, welche Daten wann erhoben werden müssen, um die Fortschritte zu dokumentieren und die erreichten Effekte sichtbar zu machen. So können Organisationen bei Bedarf frühzeitig steuernde Massnahmen einleiten.
Gibt es im Prozess dieser Wirkungsanalyse einen Punkt, der sich als besonders herausfordernd für NPOs herausgestellt hat?
Die grösste Hürde bleibt der Mangel an Ressourcen – sei es Zeit, Wissen oder Geld. Hier setzt das ZIT an: Es ist ressourcenschonend, intuitiv und ermöglicht Organisationen, mit ihrem vorhandenen Wissen in kurzer Zeit ein fundiertes Wirkungsmodell zu erstellen, ihre Fortschritte zu messen und zu dokumentieren.
Die grösste Hürde bleibt der Mangel an Ressourcen – sei es Zeit, Wissen oder Geld.
Martina Ziegerer
In der Schulung zu unserem bisherigen Leitfaden hatten wir zudem beobachtet, dass NPOs oft Mühe damit bekundeten, in einem klassischen Wirkungsmodell abzubilden, wie sie ihre Zielgruppen via Vermittler erreichen. Manche hatten auch Schwierigkeiten, zwischen Output und Outcome zu unterscheiden. Das ZIT geht diese Herausforderungen an. Man kann problemlos Aktivitäten abbilden, bei denen die Zielgruppe indirekt erreicht wird. Es ordnet alle Eingaben selbständig den richtigen Kategorien zu.
Wie verankert ist das Bewusstsein für die Bedeutung der Wirkung bei NPO?
Das Bewusstsein für die Bedeutung der Wirkung ist breit verankert. Wir beobachten jedoch Unterschiede, wie die Organisationen das Thema angehen. Dabei lassen sich grob drei Gruppen unterscheiden: Erstens: Lernorientierte Organisationen, die Wirkungsmessung nutzen, um ihre Arbeit kontinuierlich zu verbessern. Zeitens: Professionell handelnde Organisationen, die Wirkungsanalysen durchführen, weil Geldgeber oder Reputationsgründe dies verlangen. Drittens: Ressourcenschwache Organisationen, die aufgrund fehlender Voraussetzungen noch wenig tun konnten und (noch) geringen Druck von aussen verspüren. Gerade für die dritte Gruppe haben wir das ZIT entwickelt. Es soll ihnen den Einstieg erleichtern und sie dabei unterstützen, ihre Wirkung zu planen und zu zeigen. Es ist die Grundlage, um gegenüber Spenderinnen und Spendern, institutionellen Geldgebern, Zielgruppen und der breiten Öffentlichkeit sichtbar zu machen, was sie bewirken – und die gewonnen Erkenntnisse für sich selbst zu nutzen.