Die Zewo Geschäftsleiterin Martina Ziegerer ist promovierte Ökonomin und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im NPO-Bereich. Bild: zVg.

Verant­wor­tungs­vol­ler Umgang mit KI und ressour­cen­scho­nende Wirkungsanalyse

Vor einem Jahr hat die Zewo ihre Standards angepasst. Geschäftsleiterin Martina Ziegerer sagt, wie sich diese bewährt haben und spricht über die Herausforderung Künstliche Intelligenz (KI). Zudem sagt sie, welche Bedeutung Wirkung für NPO hat und wie die Zewo mit einem neuen Tool Hilfestellung bietet.

Zewo hat auf 2024 ihre Stan­dards ange­passt. Wie haben sich diese Anpas­sun­gen bewährt?

Die neuen Zewo-Stan­dards wurden von den Hilfs­wer­ken gut aufge­nom­men, weil sie aktu­el­len Heraus­for­de­run­gen wie Daten­schutz, neuen Zahlungs­mit­teln oder Fund­rai­sing-Trends gerecht werden. Beson­ders bei anspruchs­vol­len Themen wie Daten­schutz oder zweck­ge­bun­de­nen Spen­den bieten unsere ergän­zen­den Hilfs­mit­tel prak­ti­sche Unter­stüt­zung. Die Orga­ni­sa­tio­nen schät­zen eine klare Orien­tie­rung und konkrete Hilfe­stel­lun­gen. So gewähr­leis­ten wir, dass die Stan­dards nicht nur auf dem Papier exis­tie­ren, sondern auch in den Arbeits­all­tag der Hilfs­werke einflies­sen – ein Gewinn für die Orga­ni­sa­tio­nen und das Vertrauen der Spen­de­rin­nen und Spender.

Gibt es für 2025 geplante Veränderungen?

2025 steht bei uns die AI-Gover­nance für NPOs im Fokus. Künst­li­che Intel­li­genz weckt bei vielen Orga­ni­sa­tio­nen Inter­esse, gleich­zei­tig herrscht noch Unsi­cher­heit, wie diese verant­wor­tungs­voll einge­setzt werden kann. Unser Ziel ist es, den Hilfs­wer­ken zu zeigen, wie sie die Chan­cen der Künst­li­chen Intel­li­genz nutzen, ohne die Risi­ken aus den Augen zu verlieren.

Unsere Umfra­gen zeigen, dass Wirkung für fast alle Hilfs­werke essen­zi­ell ist.

Martina Ziege­rer, Geschäfts­lei­te­rin Zewo

Wir haben das Thema bei den letz­ten Zewo-Tagun­gen bereits auf die Agenda gesetzt und viele Orga­ni­sa­tio­nen ange­regt, sich damit ausein­an­der­zu­set­zen. Jetzt geht es darum, gezielte Unter­stüt­zung für jene zu entwi­ckeln, die noch nicht aktiv gewor­den sind. Unsere Haltung ist klar: Der verant­wor­tungs­volle Umgang mit Künst­li­cher Intel­li­genz soll Hilfs­wer­ken ermög­li­chen, ihre Arbeit noch wirk­sa­mer, trans­pa­ren­ter und zukunfts­ori­en­tier­ter zu gestal­ten und das Vertrauen in ihre Arbeit weiter zu stärken.

Unver­än­dert blieb der Stan­dard 10, Wirkung. Welche Bedeu­tung hat das Thema heute für NPOs?

Unsere Umfra­gen zeigen, dass Wirkung für fast alle Hilfs­werke essen­zi­ell ist – nicht nur, um Spen­de­rin­nen und Spen­dern zu zeigen, was erreicht wurde, sondern auch, um als Orga­ni­sa­tion zu lernen und Ressour­cen dort einzu­set­zen, wo sie einen Unter­schied machen.

Sie haben kürz­lich eine Online-Wirkungs­ana­lyse lanciert, was die Bedeu­tung der Wirkung unter­mau­ert. Wie sind die ersten Feedbacks?

Die ersten Rück­mel­dun­gen zum Zewo Impact Tool (ZIT), haben wir bereits während der Entwick­lung des Tools erhal­ten. Sie sind sehr ermu­ti­gend. Die Vertre­te­rin einer mittel­gros­sen Orga­ni­sa­tion bestä­tigte, dass das Tool ihren Anfor­de­run­gen und Erwar­tun­gen entspricht. Eine klei­nere Orga­ni­sa­tion betonte, wie einfach und moti­vie­rend es war, mit dem SMART-Check KI-gestützt ihre Ziele zu über­prü­fen. Auch Fach­leute für Evalua­tion bestä­ti­gen, dass das ZIT ein inno­va­ti­ves Tool ist, das sich sowohl für einfa­che als auch für komple­xere Verhält­nisse eignet. Es kann nicht nur eine einzelne Akti­vi­tät abbil­den, sondern auch Modelle mit mehre­ren Tätig­kei­ten und Vermitt­lern darstel­len. Beson­ders erfreu­lich ist, dass Geld­ge­ber, Verbände und Behör­den auf das Tool aufmerk­sam werden. Ein Kanton hat es bereits in seinen Antrags­pro­zess inte­griert – ein star­kes Signal dafür, wie wich­tig Wirkungs­mes­sung gerade für Auftrag­ge­be­rin­nen und Finan­zie­rer ist.

Was kann eine stan­dar­di­sierte Wirkungs­ana­lyse leisten?

Das ZIT ist keine stan­dar­di­sierte Wirkungs­ana­lyse, sondern ein dyna­mi­sches Instru­ment, das anhand der einge­ge­be­nen Antwor­ten indi­vi­du­elle Wirkungs­ziele und ‑modelle gene­riert. Es über­setzt theo­re­ti­sche Modelle wie Input-Output-Outcome-Impact in die Alltags­spra­che und passt sich den tatsäch­li­chen Akti­vi­tä­ten der Hilfs­werke an. Das Tool bietet eine einfa­che Lösung für Orga­ni­sa­tio­nen, die bisher zu wenig Zeit, Ressour­cen oder Wissen für die Planung und Messung ihrer Wirkung hatten. Sie beant­wor­ten einfach Fragen aus ihrem Arbeits­all­tag, und das Tool erstellt auto­ma­tisch ein Wirkungs­mo­dell. Es hilft auch mess­bare Indi­ka­to­ren zu defi­nie­ren. Das beson­ders Prak­ti­sche daran: Es kann diese Modelle auf Knopf­druck in eine Fort­schritts­ta­belle über­tra­gen. Diese zeigt, welche Daten wann erho­ben werden müssen, um die Fort­schritte zu doku­men­tie­ren und die erreich­ten Effekte sicht­bar zu machen. So können Orga­ni­sa­tio­nen bei Bedarf früh­zei­tig steu­ernde Mass­nah­men einleiten.

Gibt es im Prozess dieser Wirkungs­ana­lyse einen Punkt, der sich als beson­ders heraus­for­dernd für NPOs heraus­ge­stellt hat?

Die grösste Hürde bleibt der Mangel an Ressour­cen – sei es Zeit, Wissen oder Geld. Hier setzt das ZIT an: Es ist ressour­cen­scho­nend, intui­tiv und ermög­licht Orga­ni­sa­tio­nen, mit ihrem vorhan­de­nen Wissen in kurzer Zeit ein fundier­tes Wirkungs­mo­dell zu erstel­len, ihre Fort­schritte zu messen und zu dokumentieren.

Die grösste Hürde bleibt der Mangel an Ressour­cen – sei es Zeit, Wissen oder Geld. 

Martina Ziege­rer

In der Schu­lung zu unse­rem bishe­ri­gen Leit­fa­den hatten wir zudem beob­ach­tet, dass NPOs oft Mühe damit bekun­de­ten, in einem klas­si­schen Wirkungs­mo­dell abzu­bil­den, wie sie ihre Ziel­grup­pen via Vermitt­ler errei­chen. Manche hatten auch Schwie­rig­kei­ten, zwischen Output und Outcome zu unter­schei­den. Das ZIT geht diese Heraus­for­de­run­gen an. Man kann problem­los Akti­vi­tä­ten abbil­den, bei denen die Ziel­gruppe indi­rekt erreicht wird. Es ordnet alle Einga­ben selb­stän­dig den rich­ti­gen Kate­go­rien zu.

Wie veran­kert ist das Bewusst­sein für die Bedeu­tung der Wirkung bei NPO?

Das Bewusst­sein für die Bedeu­tung der Wirkung ist breit veran­kert. Wir beob­ach­ten jedoch Unter­schiede, wie die Orga­ni­sa­tio­nen das Thema ange­hen. Dabei lassen sich grob drei Grup­pen unter­schei­den: Erstens: Lern­ori­en­tierte Orga­ni­sa­tio­nen, die Wirkungs­mes­sung nutzen, um ihre Arbeit konti­nu­ier­lich zu verbes­sern. Zeitens: Profes­sio­nell handelnde Orga­ni­sa­tio­nen, die Wirkungs­ana­ly­sen durch­füh­ren, weil Geld­ge­ber oder Repu­ta­ti­ons­gründe dies verlan­gen. Drit­tens: Ressour­cen­schwa­che Orga­ni­sa­tio­nen, die aufgrund fehlen­der Voraus­set­zun­gen noch wenig tun konn­ten und (noch) gerin­gen Druck von aussen verspü­ren. Gerade für die dritte Gruppe haben wir das ZIT entwi­ckelt. Es soll ihnen den Einstieg erleich­tern und sie dabei unter­stüt­zen, ihre Wirkung zu planen und zu zeigen. Es ist die Grund­lage, um gegen­über Spen­de­rin­nen und Spen­dern, insti­tu­tio­nel­len Geld­ge­bern, Ziel­grup­pen und der brei­ten Öffent­lich­keit sicht­bar zu machen, was sie bewir­ken – und die gewon­nen Erkennt­nisse für sich selbst zu nutzen.


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