Die Velux Stiftung fördert Forschung in den Bereichen Tageslicht, Gesundes Altern, Augenheilkunde und neuerdings auch in der Forstwirtschaft.
Was genau gab den Anstoss zur Aufnahme des neuen Fördergebiets?
Letztes Jahr hat sich der Stiftungsrat entschlossen, im Rahmen des Stiftungszweckes etwas zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen. Als wir zusätzlich eine Zustiftung von fünf Millionen Schweizer Franken von unserer dänischen Schwesterstiftung VILLUM FONDEN erhielten, hat der Stiftungsrat insgesamt zehn Millionen Schweizer Franken dem neuen Förderprogramm gewidmet, welches sich während fünf Jahren den Herausforderungen der nachhaltigen Forstwirtschaft rund um die Themen Klimawandel und Biodiversität widmet.
Wald- und Forstwissenschaft ist allerdings kein neues Fördergebiet für die Velux Stiftung. In unserem Stiftungszweck ist die Erhaltung und Förderung der ökologischen Stabilität der Natur mit dem spezifischen Fokus auf die Forst- und Waldwirtschaft festgehalten und wurde seit den 80iger Jahren bis 2011 gefördert. Nach der Finanzkrise fiel 2011 dann der Entscheid, das geschrumpfte Förderbudget mit einem engeren Fokus zu vergeben und das Thema Wald und Ökologie wird seither durch die Impact Investing Strategie umgesetzt.
Welches sind die zentralen Themen bei der Ausschreibung?
Das aktuelle Förderprogramm soll lösungsorientierte Forschung zum Thema nachhaltige Forstwirtschaft fördern, welche sich mit den Synergien und Zielkonflikten auseinandersetzt. Wie kann Waldbewirtschaftung einerseits zum Klimaschutz beitragen, die Artenvielfalt fördern und gleichzeitig nachhaltiges Holz produzieren? Eine weitere Herausforderung ist die Frage, wie bis anhin abstrakte Werte, wie zum Beispiel die Leistungen von Waldökosystemen,wsdes dazu genutzt werden können, nachhaltige Lösungen und Verhaltensveränderungen umzusetzen. Bei beiden Themen ist es uns wichtig, dass die Forschung die Zusammenarbeit mit der Praxis sucht.
Welches sind die Kriterien für die Bewerbung?
Bei der Auswahl der Anträge sind die Relevanz, die Wirkungsorientierung, die Innovation und der Wissenstransfer des Projektes sowie die wissenschaftliche Qualität wesentliche Kriterien. Ausserdem ist es wichtig darzustellen, warum das Vorhaben nicht von anderen Geldgebern finanziert werden kann.
Was muss ein Projekt beinhalten?
Im Vorfeld der Ausschreibung haben wir den Austausch mit Fachpersonen aus verschiedenen Forschungsrichtungen und der Praxis gesucht. Obwohl klar ist, dass die Forschung bereits viel Wissen generieren konnte, welches auch für die Praxis relevant ist, scheitert die Umsetzung oft an der Kommunikation zwischen Forschung und Praxis, bzw. dass die praktischen Bedingungen die Umsetzung der Erkenntnisse erschwert. Daher war es für die Stiftung klar, dass die Forschung sich stärker mit der Praxis verbinden muss, so dass wir vor allem Anträge sehen möchten, welche die lokalen Bedingungen mit einbeziehen, die verschiedenen Stakeholders in der Forschung einbinden, welche interdisziplinär, mit verschiedenen Perspektiven an eine Fragestellung herangehen, und dass sich das Projekt für den Wissenstransfer der gewonnen Erkenntnisse einsetzt.
Solche Projekte erstrecken sich meist über mehrere Jahre. Wie kann die Stiftung die Wirkung der einzelnen Projekte messen?
Die Wirkungsmessung von einzelnen Forschungsprojekten ist sehr schwierig. Am Projektende werden die Resultate publiziert und im Idealfall werden die neu gewonnenen Erkenntnisse verschiedenen Ziel- oder Interessensgruppen zugänglich gemacht. Ob die Erkenntnisse in den Zielgruppen umgesetzt und dort eine Veränderung bewirken können, liegt oft nicht mehr in den Händen der Forschenden und zeitlich lange nach Projektabschluss. Daher konzentrieren wir uns darauf den Projektpartner darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es bereits beim Schreiben des Antrages ist, sich zu überlegen, zu welchen Veränderung ihre Projektresultate beitragen könnten und welche Interessensgruppen für eine Veränderung angesprochen werden sollen. Dies kann die Projekte befähigen ihre Forschung wirkungsorientiert zu betrachten und den Wissenstransfer ziel- und umsetzungsorientiert zu gestalten. Damit haben die Erkenntnisse die besten Chancen zu Veränderungen beizutragen.
Was erhoffen Sie sich vom Programm?
Das Thema Klimawandel, Biodiversität und Wald sind eng miteinander verbunden. Wälder haben ein hohes Potential Kohlenstoff zu speichern und gleichzeitig möchte die Gesellschaft Holz vermehrt als nachwachsenden Rohstoff oder die Flächen anders nutzen. Es geht also darum diese Zielkonflikte auszutarieren und den Wald so behandeln, dass wir als Gesellschaft von den Leistungen des Ökosystems Wald wie sauberes Wasser, saubere Luft und Schutz vor Naturgefahren profitieren. Gleichzeitig sollten auch, dank einem nachhaltigen Waldmanagement, die nachwachsenden Rohstoffe des Waldes genutzt werden können. Wir hoffen, dass unser Förderprogramm zu einem Perspektivenwechsel führt, wie Wälder in den Anstrengungen den Klimawandel zu bewältigen und die Artenvielfalt zu schützen, genutzt und bewertet werden.