Trotz hohem StanÂdard ist die soziale AbsiÂcheÂrung in der Schweiz nicht ohne Lücken. Wenn eine schwere KrankÂheit ein Kind trifft oder ein Mensch in die Armut abgleiÂtet, wenn ein Mensch mit BehinÂdeÂrung UnterÂstütÂzung braucht oder sich ein FlüchtÂling inteÂgrieÂren will, leisÂten gemeinÂnütÂzige OrgaÂniÂsaÂtioÂnen Beachtliches.
Armut kennt keine JahresÂzeiÂten. Dennoch belasÂten die kalten Monate zusätzÂlich. «Auch heute noch stellt der Winter Menschen, die von – oft unsichtÂbaÂrer – Armut betrofÂfen sind, vor grosse HerausÂforÂdeÂrunÂgen», sagt Monika Stampfli, GeschäftsÂfühÂreÂrin der WinterÂhilfe Schweiz. Diese unterÂstützt ArmutsÂbeÂtrofÂfene, überÂnimmt drinÂgende RechÂnunÂgen oder hilft mit NatuÂralÂleisÂtunÂgen. Warme KleiÂdung, Heizung oder ein feierÂliÂcher Rahmen für die FestÂtage Ende Jahr erforÂdern Geld, das den BetrofÂfeÂnen fehlt. Zudem verlaÂgert sich das soziale Leben in die InnenÂräume. Dies isoliert Menschen in prekäÂren soziaÂlen VerhältÂnisÂsen zusätzÂlich. «Oft zieht die finanÂziÂelle Armut die soziale IsolaÂtion nach sich», sagt Monika Stampfli. Sie fügt an: «Arm zu sein, kostet Energie.»

Im SchatÂten des Reichtums
Gemäss dem Global Wealth Data Report 2021 beträgt das VermöÂgen der Schweiz 4689 MilliÂarÂden Dollar. Damit lag sie auf Rang 15 der wohlÂhaÂbendsÂten Länder. Umso mehr ist Armut eine HerausÂforÂdeÂrung. «Viele denken: In der Schweiz gibt es doch keine Armut», sagt Monika Stampfli, «denn Armut ist in der Schweiz oft unsichtÂbar.» Viele würden aus Angst und Scham zu lange warten, bis sie Hilfe in Anspruch nehmen. Die Gefahr ist, dass sie in die SchulÂdenÂfalle geraÂten, bevor sie sich Hilfe holen. Der WinterÂhilfe ist es denn auch ein AnlieÂgen, die Menschen zu ermuÂtiÂgen, sich früh genug zu melden. Gerade wo die soziale Kontrolle hoch sei, falle dies schwer, also in eher ländÂliÂchen GebieÂten. Sie sagt: «Unsere GeschäftsÂstelÂlenÂleiÂteÂrinÂnen und ‑leiter sind zum Glück sehr gut vernetzt. In ländÂliÂchen GebieÂten gehen sie auch in EigenÂinÂitiaÂtive auf jene zu, die von grosÂser Not betrofÂfen sind.» Aber auch in der Stadt oder der AggloÂmeÂraÂtion gibt es versteckte Armut. In der Banken- und VersiÂcheÂrungsÂstadt Zürich ist das SoziÂalÂwerk PfarÂrer Sieber etabliert. Auch dessen MitarÂbeiÂtende stelÂlen fest, dass ArmutsÂbeÂtrofÂfene HemmunÂgen haben, UnterÂstütÂzung zu beanspruchen.

«Es ist für die BereitÂstelÂlung von HilfsÂanÂgeÂboÂten durchÂaus erschweÂrend, weil es herausÂforÂdernd ist, an die BedürfÂtiÂgen heranÂzuÂkomÂmen», sagt Walter von Arburg, KommuÂniÂkaÂtiÂonsÂleiÂter des SoziÂalÂwerks. Er bewerÂtet dies jedoch diffeÂrenÂziert. «Die Scham, nicht mehr ganz Herr über das eigene Leben zu sein, bedeuÂtet zugleich, dass die Leute so lange wie möglich autoÂnom und damit auch unabÂhänÂgig von fremÂder Hilfe leben wollen. Das ist durchÂaus posiÂtiv», sagt er. Mit seinem niederÂschwelÂliÂgen AngeÂbot versucht das SoziÂalÂwerk nicht nur das ÜberÂleÂben der Menschen zu sichern. Es unterÂstützt eine schrittÂweise VerbesÂseÂrung der LebensÂumÂstände der Menschen.
Im besten Fall gelingt die ReinteÂgraÂtion in ArbeitsÂmarkt und GesellÂschaft. Dies ermögÂlicht im IdealÂfall ein selbstÂverÂantÂwortÂliÂches Leben. Auch Walter von Arburg kennt die zusätzÂliÂchen HerausÂforÂdeÂrunÂgen im Winter. Kälte und Nässe lassen die NachÂfrage nach der NotschlafÂstelle oder warmen KleiÂdern ansteiÂgen. Ihm ist es aber wichÂtig, Not nicht auf das MateÂriÂelle zu reduÂzieÂren. VereinÂsaÂmung sei das zentrale ProblemÂfeld. «Dank der BezieÂhungsÂarÂbeit gelingt es uns, Menschen wieder an andere und sich selbst glauÂben zu lassen. Dies ist VorausÂsetÂzung, damit NotleiÂdende wieder ZukunftsÂpläne entwiÂckeln und diese umsetÂzen», sagt er. Auf eine besonÂders vulnerable Gruppe legt Monika Stampfli das AugenÂmerk. BesonÂders fatal sei es, wenn Kinder sozial isoliert aufwachÂsen. Mit einem speziÂelÂlen FörderÂproÂgramm will die WinterÂhilfe
einer IsolaÂtion vorbeuÂgen. «Dieses ermögÂlicht benachÂteiÂligÂten Kindern den Besuch von FreiÂzeitÂakÂtiÂviÂtäÂten wie Sport oder Musik zusamÂmen mit ihren KolleÂgen und KolleÂginÂnen», sagt sie.

UnwisÂsen, Geld, Organisation
Kinder sind besonÂders expoÂniert. Werden sie krank, kann sich ein FamiÂliÂenÂleÂben abrupt ändern. «Die SituaÂtion in einer ‹normaÂlen› FamiÂlie mit einem krebsÂkranÂken Kind ist immer angeÂspannt, auch finanÂziÂell», sagt Paul Castle. Er ist VizeÂpräÂsiÂdent der StifÂtung für krebsÂkranke Kinder, Regio BasiÂliÂenÂsis.
Und auch hier kann das Bild der reichen Schweiz trügen. «Die ‹reiche Schweiz› hat ein grossÂarÂtiÂges GesundÂheitsÂsysÂtem», sagt er. «Viele Leute meinen, dass die KranÂkenÂkasÂsen alle mediÂziÂniÂschen und pfleÂgeÂriÂschen Kosten rund um eine KrebsÂerÂkranÂkung überÂnehÂmen. Das ist bei weitem nicht so.» Die Kassen würden sich auf die zum Teil sehr teure direkte BehandÂlung des KrebÂses konzenÂtrieÂren. Doch dies sind bei weitem nicht alle HerausÂforÂdeÂrunÂgen, die eine FamiÂlie mit einem krebsÂkranÂken Kind zu meisÂtern hat. «Dabei geht es nicht um exotiÂsche SonderÂtheÂraÂpien, sondern bspw. um den Kauf einer Matratze, die angeÂpasst ist für ein Kind mit grosÂsen SchmerÂzen», sagt er.

Hier sprinÂgen OrgaÂniÂsaÂtioÂnen wie die Basler StifÂtung ein. Wie diese helfen können und was eine FamiÂlie in dieser SituaÂtion braucht, weiss Paul Castle aus eigeÂner ErfahÂrung. Als sein Sohn vor 16 Jahren an Krebs erkrankte, fand er noch wenig «Laien-InforÂmaÂtioÂnen» rund um kindÂliÂche LeukÂämie im InterÂnet. So sagt er heute: «SchlüsÂselÂtheÂmen für mich – und ich denke, dies ist nicht untyÂpisch – waren mein UnwisÂsen, Geld, zeitÂliÂche OrgaÂniÂsaÂtion und die schuÂliÂsche Zukunft.» In der Schule konnte die FamiÂlie auf die UnterÂstütÂzung des KlasÂsenÂlehÂrers und einiÂger Freunde zählen, die insbeÂsonÂdere nach der RückÂkehr halfen. Sechs Monate fehlte der Sohn im UnterÂricht. Paul Castle betont die WichÂtigÂkeit der «NachÂverÂsorÂgung» bei TeenÂagern. Und natürÂlich belasÂtete die finanÂziÂelle und orgaÂniÂsaÂtoÂriÂsche SituaÂtion die FamiÂlie. Das Spital seines Sohnes hatte noch keine StifÂtung. Ein Haus für die Eltern ermögÂlichte ihm jedoch günsÂtige ÜberÂnachÂtunÂgen in der Nähe. Dennoch musste er über einen langen ZeitÂraum die SchulÂden abbauen. Bei der zeitÂliÂchen OrgaÂniÂsaÂtion zeigÂten sich sein Chef und die ganze Firma sehr entgeÂgenÂkomÂmend. Das sei bei vielen Eltern nicht selbstÂverÂständÂlich. Und gerade in der PandeÂmieÂzeit kommen zusätzÂliÂche HerausÂforÂdeÂrunÂgen für betrofÂfene FamiÂlien dazu. «Als 2020 KurzÂarÂbeit oder gar EntlasÂsunÂgen in einiÂgen BranÂchen dazuÂkaÂmen, wurde die Lage einzelÂner Eltern noch prekäÂrer», sagt Paul Castle.

PandeÂmie erhöht soziaÂlen Druck
Monika Stampfli beobÂachÂtet, dass die PandeÂmie die Armut sichtÂbar gemacht hat. GleichÂzeiÂtig hat sie Menschen in die Armut getrieÂben respekÂtive ihre fragile SituaÂtion zusätzÂlich verschärft. Sie erzählt von einer alleinÂerÂzieÂhenÂden Mutter. Neben den AlimenÂten bestritt sie mit ReiniÂgungsÂarÂbeiÂten den LebensÂunÂterÂhalt. Als diese wegbraÂchen, wandte sich die Mutter an die WinterÂhilfe, weil sie nichts mehr zu essen hatte. Mit LebensÂmitÂtelÂgutÂscheiÂnen und der ÜberÂnahme der Miete konnte das HilfsÂwerk unterÂstütÂzen. «Der Fall ist exemÂplaÂrisch für PersoÂnen, die vor der PandeÂmie ohne UnterÂstütÂzung leben konnÂten. In vielen Fällen, wie auch in diesem, hat die WinterÂhilfe Nothilfe geleisÂtet, welche die Zeit bis zur staatÂliÂchen UnterÂstütÂzung überÂbrüÂcken konnte.» Auch Walter von Arburg musste beobÂachÂten, wie Angst um die finanÂziÂelle Basis zu indiÂviÂduÂelÂler VerunÂsiÂcheÂrung führte. BesonÂders gross war sie bei Menschen mit ungeÂreÂgelÂtem AnstelÂlungsÂverÂhältÂnis. «Und für bereits zuvor randÂstänÂdige Leute, ObdachÂlose, SuchtÂkranke oder VereinÂsamte ist die PandeÂmie vor allem deshalb eine HerausÂforÂdeÂrung, weil auch AnlaufÂstelÂlen SchutzÂkonÂzepte entwiÂckeln und umsetÂzen mussÂten», sagt er. «Das bedeuÂtet in der RealiÂtät weniÂger Platz für mindesÂtens gleich viele BesuÂcheÂrinÂnen und BesuÂcher.» Der soziale Druck auf diese hat sich somit zusätzÂlich erhöht: AnlaufÂstelÂlen und GassenÂküÂchen sind für sie gerade wegen der soziaÂlen Kontakte essenÂziÂell. Um der NachÂfrage gerecht werden zu können, hatte das SoziÂalÂwerk PfarÂrer Sieber desweÂgen innert Tagen das RaumÂanÂgeÂbot der NotschlafÂstelle PfuusÂbus pandeÂmieÂgeÂrecht umstrukturiert.
FlexiÂbler als erwartet
Die StifÂtung ZüriÂwerk musste infolge der PandeÂmie ihre Wohn- und ArbeitsÂanÂgeÂbote situaÂtiv anpasÂsen. Die StifÂtung setzt sich für Menschen mit BeeinÂträchÂtiÂgung in den LebensÂbeÂreiÂchen Wohnen, ArbeiÂten und AusbilÂdung ein. Sie bietet an unterÂschiedÂliÂchen StandÂorÂten in der Stadt Zürich, der AggloÂmeÂraÂtion sowie im Zürcher OberÂland eine VielÂzahl von AngeÂboÂten. Zur Wahrung ihrer GesundÂheit waren die KlienÂtinÂnen und KlienÂten hinsichtÂlich ihrer AutoÂnoÂmie bezügÂlich dem selbstÂstänÂdiÂgen EinkauÂfen oder der Nutzung des öffentÂliÂchen Verkehrs eingeÂschränkt. Als Ausgleich hat das ZüriÂwerk mehr BeweÂgungsÂräume in begleiÂteÂten GrupÂpen orgaÂniÂsiert. WirkungsÂvoll haben die Teams ClusÂter gebilÂdet, um die DurchÂmiÂschung von verschieÂdeÂnen interÂnen und exterÂnen PersoÂnen weitÂgeÂhend zu verhindern.

«Aber wir haben auch KlienÂten mit schweÂren MehrÂfachÂbeÂeinÂträchÂtiÂgunÂgen», sagt AlexÂanÂdra Elser, LeiteÂrin FundÂraiÂsing beim ZüriÂwerk. «Sie sind beim Tragen der Masken auf die profesÂsioÂnelle Hilfe angeÂwieÂsen.» Nähe und Distanz waren ein grosÂses Thema, etwa beim Essen. Dennoch konnte AlexÂanÂdra Elser festÂstelÂlen: «Unsere KlienÂten waren flexiÂbler als erwarÂtet.» So gelang es auch, die Aufträge auszuÂfühÂren und den Kunden und KundinÂnen in ihren AnsprüÂchen gerecht zu werden. Die HerausÂforÂdeÂrung war allerÂdings, dass die UmstelÂlunÂgen auch finanÂzierÂbar sein mussten.
Dabei konnte das ZüriÂwerk auf ein grosse SoliÂdaÂriÂtät zählen. SpenÂdeÂrinÂnen und SpenÂder zeigÂten sich sehr oft grossÂzüÂgiÂger in der PandeÂmie. UmgeÂkehrt fielen EinnahÂmen weg, weil gewisse Aufträge ausblieÂben. Stabil blieb die UnterÂstütÂzung durch den Kanton.
Nahe an der Wirtschaft
Ähnlich einschneiÂdend erlebÂten die BewohÂneÂrinÂnen und BewohÂner der StifÂtung PlanÂkis die VeränÂdeÂrunÂgen im Alltag. PlanÂkis bietet Menschen mit BehinÂdeÂrung ArbeitsÂplatz und WohnÂort in Chur.
Im ersten LockÂdown durfÂten sie während MonaÂten nicht mehr wie üblich über das WochenÂende zu ihren FamiÂlien. «Und diese durfÂten sie auch nicht besuÂchen», sagt GeschäftsÂleiÂter Beda Gujan. «Das war eine schlimme SituaÂtion. Mit dem LockÂdown sahen sich unsere KlienÂten in Bezug auf die TeilÂhabe, SelbstÂbeÂstimÂmung und StelÂlung in der GesellÂschaft auf einen Schlag um JahrÂzehnte zurückÂverÂsetzt.» Das UmsetÂzen der neuen Regeln funkÂtioÂnierte für die KlienÂten dageÂgen fast autoÂmaÂtisch. Sie sind sich auch im normaÂlen Alltag gewohnt, AnweiÂsunÂgen zu befolgen.

«Dieses vorbildÂliÂche und gedulÂdige VerhalÂten der Menschen mit einer BehinÂdeÂrung hat mich beeinÂdruckt», sagt er. Dabei beobÂachÂtete er eine DiskreÂpanz zur GesellÂschaft. Während sich diese in KontroÂverÂsen verlor, hatten die Menschen mit BehinÂdeÂrung kein Problem, sich flexiÂbel auf die neue SituaÂtion einzuÂstelÂlen. Und einen posiÂtiÂven Effekt erlebte die StifÂtung in der PandeÂmie in wirtÂschaftÂliÂcher Hinsicht. Sie verzeichÂnete einen bedeuÂtenÂden KundenÂzuÂwachs für ihre selbstÂproÂduÂzierÂten LokalÂproÂdukte. Dass dies möglich war, verdankt PlanÂkis ihrer gewollÂten Nähe zur WirtÂschaft. So gelingt es PlanÂkis, rund 60 Prozent des Budgets mit Produkt- und LeisÂtungsÂverÂkauf zu erwirtÂschafÂten, WohnerÂträge miteinÂgeÂrechÂnet. Diese Nähe erleichÂtert auch die InteÂgraÂtion von KlienÂten in den ersten ArbeitsÂmarkt. «Das gelingt uns pro Jahr in der Regel in sechs bis neun Fällen.» Den UnterÂschied zwischen geschützÂtem und nichtÂgeÂschützÂtem ArbeitsÂplatz will die StifÂtung sowieso möglichst abbauen. MitarÂbeiÂtende mit BehinÂdeÂrung werden so weit wie irgend möglich gleich behanÂdelt wie andere MitarÂbeiÂtende. Erlaubt es die SituaÂtion, setzt PlanÂkis Menschen mit BehinÂdeÂrung speziÂell auch in den RestauÂrants und Läden ein. «Für viele unseÂrer Kunden oder BesuÂcheÂrinÂnen ist es oft erst auf den zweiÂten Blick zu erkenÂnen, wer Klient und wer Betreuer ist», sagt Beda Gujan. EntspreÂchend hoch ist die AkzepÂtanz in der GesellÂschaft. Er erachÂtet es als die beste KommuÂniÂkaÂtion für ihre Arbeit, wenn die KlienÂten von PlanÂkis in der ÖffentÂlichÂkeit sichtÂbar sind. So präsenÂtieÂren sie sich als fester BestandÂteil der GesellÂschaft. «Wer erlebt, was Menschen mit BehinÂdeÂrung leisÂten können, wird den Wert der geschützÂten ArbeitsÂplätze erkenÂnen können», sagt Beda Gujan. Auch für AlexÂanÂdra Elser ist unbeÂstritÂten: «Wenn unsere StifÂtung weiter wirtÂschaftÂlich Erfolg haben will, müssen auch wir uns nach dem Markt orienÂtieÂren.» Sie darf festÂstelÂlen, dass immer mehr UnterÂnehÂmen ihre CorpoÂrate Social ResponÂsiÂbiÂlity (CSR) auf verschieÂdeÂnen Ebenen wahrÂnehÂmen. Das zeigt sich an ihrer AuftragsÂlage. «Stetig dürfen wir unser AngeÂbot ausbauen», sagt sie und fügt an: «BesonÂders junge UnterÂnehÂmeÂrinÂnen und UnterÂnehÂmer mit ihren Start-ups wollen ganz gezielt mit uns zusamÂmenÂarÂbeiÂten.» TypiÂsche AufgaÂben, die das ZüriÂwerk dabei überÂnimmt, sind die ErstelÂlung und BetreuÂung des Webshops oder die ÜberÂnahme der logisÂtiÂschen LeisÂtunÂgen. GeneÂrell besteht viel GoodÂwill seitens der AuftragÂgeÂber, sei dies im Bereich der inteÂgrierÂten ArbeitsÂplätze oder für indusÂtriÂelle Aufträge. Und es gibt eine OffenÂheit mit einem mentaÂlen «GuthaÂbenÂboÂnus» quasi – ohne dass die ErwarÂtung an die ProfesÂsioÂnaÂliÂtät tiefer wäre. Eine ErfahÂrung, die Beda Gujan teilt: «Wir wissen, dass die soziale KompoÂnente ein ArguÂment bei den Kunden ist. Doch kein Kunde kauft ein zweiÂtes Mal, wenn die QualiÂtät nicht stimmt.»

SichtÂbar machen
KoopeÂraÂtioÂnen mit der WirtÂschaft sind unterÂdesÂsen vielÂfälÂtig. So profiÂtiert das ZüriÂwerk von einer Jelmoli-Aktion. Statt einer PreisÂakÂtion am Black Friday engaÂgiert sich das WarenÂhaus am Giving TuesÂday und spenÂdet vom 26. NovemÂber bis zum 30. NovemÂber 2021 ab einem EinkaufsÂwert von 50 FranÂken fünf FranÂken an die StifÂtung ZüriÂwerk. Ein besonÂdeÂres ErlebÂnis bietet ZüriÂwerk zudem mit der MöglichÂkeit eines SeitenÂwechÂsels. UnterÂnehÂmen können ihre KomfortÂzone verlasÂsen. Ihre MitarÂbeiÂtenÂden können einen Tag zusamÂmen mit Menschen mit kogniÂtiÂver BeeinÂträchÂtiÂgung erleÂben. Ziel ist, Ängste abzuÂbauen. AufzuÂkläÂren. InkluÂsion zu leben. «Viele Firmen haben Angst vor diesem Tag, weil sie nicht wissen, wie sie auf diese Menschen zugeÂhen sollen. Wenn sie es erlebt haben, kommen sie immer wieder zurück», sagt AlexÂanÂdra Elser. Sie erleÂben, wie die Menschen mit kogniÂtiÂver BeeinÂträchÂtiÂgung die Arbeit mit grosÂser Freude und Stolz erleÂdiÂgen. «Diese grosse ZufrieÂdenÂheit fasziÂniert auch mich», sagt sie. Der Wert der Arbeit für das SelbstÂbeÂwusstÂsein und für die InteÂgraÂtion in die GesellÂschaft ist das Thema von PowerÂcoÂders. Der gemeinÂnütÂzige Verein will FlüchtÂlinge und MigranÂtinÂnen und MigranÂten im ArbeitsÂmarkt platÂzieÂren. Die BedeuÂtung der Arbeit für diese PersoÂnen ist riesig.

«Sie wollen unbeÂdingt arbeiÂten», sagt ChrisÂtina Gräni, KommuÂniÂkaÂtiÂonsÂverÂantÂwortÂliÂche bei PowerÂcoÂders. Die Suche nach WertÂschätÂzung, dazuÂzuÂgeÂhöÂren, das eigene PotenÂzial zeigen zu können, motiÂviert sie. Und sie wollen unabÂhänÂgig von der SoziÂalÂhilfe sein. Daran habe die PandeÂmie nichts geänÂdert, erzählt sie. Aber die Arbeit wurde anspruchsÂvolÂler. HomeÂofÂfice erschwerte die soziale InteÂgraÂtion in den Teams. Aber zusätzÂliÂche HerausÂforÂdeÂrunÂgen können das Konzept von PowerÂcoÂders nicht gefährden.
Denn es löst zwei Probleme gleichÂzeiÂtig. «Es gibt einerÂseits viele FlüchtÂlinge in der Schweiz mit hohem PotenÂzial», sagt ChrisÂtina Gräni und ergänzt: «AndeÂrerÂseits leidet der IT-Sektor an einem FachÂkräfÂteÂmanÂgel.» Von Vorteil ist, dass InforÂmaÂtik als univerÂselle SpraÂche dazu beiträgt, kultuÂrelle UnterÂschiede zu überwinden.
Ein SelbstÂläuÂfer
Das PowerÂcoÂders-Programm besteht aus vier Phasen. In der RekruÂtieÂrung sucht der Verein die richÂtiÂgen KandiÂdaÂtinÂnen und KandiÂdaÂten. Viele der ProgrammÂteilÂnehÂmenÂden – der FrauÂenÂanÂteil liegt auch dank speziÂelÂler AnstrenÂgunÂgen bei über 25 Prozent – haben einen BacheÂlor oder Master in der IT oder in einem naturÂwisÂsenÂschaftÂliÂchen Fach. Den Abschluss haben sie in ihrem HerkunftsÂland gemacht. «Diese Menschen haben oft adäquate AusbilÂdunÂgen und hatten ein gutes Leben, bevor sie zur Flucht gezwunÂgen wurden», sagt sie. Eine IT- oder naturÂwisÂsenÂschaftÂliÂche AusbilÂdung ist jedoch nicht VorausÂsetÂzung für die Aufnahme. «Fast learÂners» haben ebenso eine Chance. In Tests wird ihre LernÂkurve und AuffasÂsungsÂgabe ermitÂtelt. Im Programm aufgeÂnomÂmen, folgt ein BootÂcamp. Dieses vermitÂtelt IT-KenntÂnisse. UnterÂrichÂtet werden zudem soziale und kommuÂniÂkaÂtive KompeÂtenÂzen, die im SchweiÂzer ArbeitsÂmarkt ebenso wichÂtig sind. In einem zwölfÂmoÂnaÂtiÂgen PrakÂtiÂkum müssen sich die PowerÂcoÂders-TeilÂnehÂmenÂden anschliesÂsend im ArbeitsÂmarkt beweiÂsen. Zum Schluss sucht PowerÂcoÂders mit dem PrakÂtiÂkumsÂbeÂtrieb nach einer langÂfrisÂtiÂgen Lösung, sei es in Form einer FestÂanÂstelÂlung oder einer IT-LehrÂstelle, je nach Alter. «Die grosse HerausÂforÂdeÂrung ist, die geeigÂneÂten KandiÂdaÂten und KandiÂdaÂtinÂnen zu finden», sagt ChrisÂtina Gräni. Hierzu arbeiÂtet PowerÂcoÂders mit NGOs und FlüchtÂlingsÂorÂgaÂniÂsaÂtioÂnen in der ganzen Schweiz zusamÂmen. Auf UnterÂnehÂmerÂseite funkÂtioÂniert das Programm. Die NachÂfrage ist vorhanÂden. «Es ist nach fünf Jahren zu einem SelbstÂläuÂfer geworÂden. Mund-zu-Mund-PropaÂganda hilft hierÂfür sehr», sagt sie. Damit das Programm funkÂtioÂniert, braucht es allerÂdings auch viele FreiÂwilÂlige. Unter andeÂrem kommen sie als JobcoaÂches zum Einsatz. «Diese müssen den SchweiÂzer ArbeitsÂmarkt gut kennen», sagt sie. UnterÂdesÂsen hat sich auch bereits ein grosÂses Alumni-NetzÂwerk etabliert. Um dieses Projekt zu realiÂsieÂren, war intenÂsive AufbauÂarÂbeit gefragt. PowerÂcoÂders hat beispielsÂweise mit jedem Kanton eine VereinÂbaÂrung ausgeÂhanÂdelt. Die Kantone überÂnehÂmen einen Teil der Kosten.

Foto: DesiÂree Palmen
VernetÂzung
Dass BehörÂden und SoziÂalÂweÂsen gut funkÂtioÂnieÂren, bezeichÂnet Monika Stampfli als eine grosse Stärke unseÂres Landes. «Es gibt dennoch immer wieder Lücken. Hier sprinÂgen wir ein.» Und sie betont: «Wir überÂnehÂmen keine LeisÂtunÂgen, zu denen eine andere Stelle, eine Behörde oder VersiÂcheÂrunÂgen verpflichÂtet sind.» Auch Walter von Arburg sagt: «Als HilfsÂwerk, das Nothilfe leisÂtet, wird das SoziÂalÂwerk PfarÂrer Sieber dort aktiv, wo niemand mehr hilft – weder der Staat noch andere NPO.»
Das Ziel ist immer, den BetrofÂfeÂnen möglichst nachÂhalÂtig zu helfen. Monika Stampfli fügt an: «Da kommt es immer wieder vor, dass sich mehrere HilfsÂwerke an einer HilfeÂleisÂtung beteiÂliÂgen.» Auf eine zielÂgeÂrichÂtete KoopeÂraÂtion ist die Arbeit der StifÂtung für krebsÂkranke Kinder, Regio BasiÂliÂenÂsis, ausgeÂrichÂtet. «Alles, was wir tun, dreht sich in irgendÂeiÂner Form ums UniverÂsiÂtäts-KinderÂspiÂtal beider Basel (UKBB) und dort um die OnkoÂloÂgieÂstaÂtion. Gute ZusamÂmenÂarÂbeit ist da sehr wichÂtig – verbunÂden allerÂdings mit der geboÂteÂnen Distanz und der EntscheiÂdungsÂfreiÂheit in unseÂrem StifÂtungsÂrat». Erst die ZusamÂmenÂarÂbeit ermögÂlicht die Hilfe für betrofÂfene Eltern. «Wir legen es dem Spital immer wieder nahe, dafür zu sorgen, dass weder UnwisÂsen noch Scham eine FamiÂlie davon abhält, um unsere Hilfe zu bitten», sagt Paul Castle. Dass die StifÂtung einen sehr speziÂfiÂschen Zweck hat, hilft auch beim SpenÂdenÂsamÂmeln. «GespräÂche mit potenÂziÂelÂlen SpenÂdern und SpenÂdeÂrinÂnen schweiÂfen dadurch nicht ab, sondern bleiÂben bei einem Thema, das viele Menschen berührt», sagt Paul Castle. «Wer uns Geld gibt, weiss genau, wo es hinfliesst.»