Trotz hohem Standard ist die soziale Absicherung in der Schweiz nicht ohne Lücken. Wenn eine schwere Krankheit ein Kind trifft oder ein Mensch in die Armut abgleitet, wenn ein Mensch mit Behinderung Unterstützung braucht oder sich ein Flüchtling integrieren will, leisten gemeinnützige Organisationen Beachtliches.
Armut kennt keine Jahreszeiten. Dennoch belasten die kalten Monate zusätzlich. «Auch heute noch stellt der Winter Menschen, die von – oft unsichtbarer – Armut betroffen sind, vor grosse Herausforderungen», sagt Monika Stampfli, Geschäftsführerin der Winterhilfe Schweiz. Diese unterstützt Armutsbetroffene, übernimmt dringende Rechnungen oder hilft mit Naturalleistungen. Warme Kleidung, Heizung oder ein feierlicher Rahmen für die Festtage Ende Jahr erfordern Geld, das den Betroffenen fehlt. Zudem verlagert sich das soziale Leben in die Innenräume. Dies isoliert Menschen in prekären sozialen Verhältnissen zusätzlich. «Oft zieht die finanzielle Armut die soziale Isolation nach sich», sagt Monika Stampfli. Sie fügt an: «Arm zu sein, kostet Energie.»
Im Schatten des Reichtums
Gemäss dem Global Wealth Data Report 2021 beträgt das Vermögen der Schweiz 4689 Milliarden Dollar. Damit lag sie auf Rang 15 der wohlhabendsten Länder. Umso mehr ist Armut eine Herausforderung. «Viele denken: In der Schweiz gibt es doch keine Armut», sagt Monika Stampfli, «denn Armut ist in der Schweiz oft unsichtbar.» Viele würden aus Angst und Scham zu lange warten, bis sie Hilfe in Anspruch nehmen. Die Gefahr ist, dass sie in die Schuldenfalle geraten, bevor sie sich Hilfe holen. Der Winterhilfe ist es denn auch ein Anliegen, die Menschen zu ermutigen, sich früh genug zu melden. Gerade wo die soziale Kontrolle hoch sei, falle dies schwer, also in eher ländlichen Gebieten. Sie sagt: «Unsere Geschäftsstellenleiterinnen und ‑leiter sind zum Glück sehr gut vernetzt. In ländlichen Gebieten gehen sie auch in Eigeninitiative auf jene zu, die von grosser Not betroffen sind.» Aber auch in der Stadt oder der Agglomeration gibt es versteckte Armut. In der Banken- und Versicherungsstadt Zürich ist das Sozialwerk Pfarrer Sieber etabliert. Auch dessen Mitarbeitende stellen fest, dass Armutsbetroffene Hemmungen haben, Unterstützung zu beanspruchen.
«Es ist für die Bereitstellung von Hilfsangeboten durchaus erschwerend, weil es herausfordernd ist, an die Bedürftigen heranzukommen», sagt Walter von Arburg, Kommunikationsleiter des Sozialwerks. Er bewertet dies jedoch differenziert. «Die Scham, nicht mehr ganz Herr über das eigene Leben zu sein, bedeutet zugleich, dass die Leute so lange wie möglich autonom und damit auch unabhängig von fremder Hilfe leben wollen. Das ist durchaus positiv», sagt er. Mit seinem niederschwelligen Angebot versucht das Sozialwerk nicht nur das Überleben der Menschen zu sichern. Es unterstützt eine schrittweise Verbesserung der Lebensumstände der Menschen.
Im besten Fall gelingt die Reintegration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft. Dies ermöglicht im Idealfall ein selbstverantwortliches Leben. Auch Walter von Arburg kennt die zusätzlichen Herausforderungen im Winter. Kälte und Nässe lassen die Nachfrage nach der Notschlafstelle oder warmen Kleidern ansteigen. Ihm ist es aber wichtig, Not nicht auf das Materielle zu reduzieren. Vereinsamung sei das zentrale Problemfeld. «Dank der Beziehungsarbeit gelingt es uns, Menschen wieder an andere und sich selbst glauben zu lassen. Dies ist Voraussetzung, damit Notleidende wieder Zukunftspläne entwickeln und diese umsetzen», sagt er. Auf eine besonders vulnerable Gruppe legt Monika Stampfli das Augenmerk. Besonders fatal sei es, wenn Kinder sozial isoliert aufwachsen. Mit einem speziellen Förderprogramm will die Winterhilfe
einer Isolation vorbeugen. «Dieses ermöglicht benachteiligten Kindern den Besuch von Freizeitaktivitäten wie Sport oder Musik zusammen mit ihren Kollegen und Kolleginnen», sagt sie.
Unwissen, Geld, Organisation
Kinder sind besonders exponiert. Werden sie krank, kann sich ein Familienleben abrupt ändern. «Die Situation in einer ‹normalen› Familie mit einem krebskranken Kind ist immer angespannt, auch finanziell», sagt Paul Castle. Er ist Vizepräsident der Stiftung für krebskranke Kinder, Regio Basiliensis.
Und auch hier kann das Bild der reichen Schweiz trügen. «Die ‹reiche Schweiz› hat ein grossartiges Gesundheitssystem», sagt er. «Viele Leute meinen, dass die Krankenkassen alle medizinischen und pflegerischen Kosten rund um eine Krebserkrankung übernehmen. Das ist bei weitem nicht so.» Die Kassen würden sich auf die zum Teil sehr teure direkte Behandlung des Krebses konzentrieren. Doch dies sind bei weitem nicht alle Herausforderungen, die eine Familie mit einem krebskranken Kind zu meistern hat. «Dabei geht es nicht um exotische Sondertherapien, sondern bspw. um den Kauf einer Matratze, die angepasst ist für ein Kind mit grossen Schmerzen», sagt er.
Hier springen Organisationen wie die Basler Stiftung ein. Wie diese helfen können und was eine Familie in dieser Situation braucht, weiss Paul Castle aus eigener Erfahrung. Als sein Sohn vor 16 Jahren an Krebs erkrankte, fand er noch wenig «Laien-Informationen» rund um kindliche Leukämie im Internet. So sagt er heute: «Schlüsselthemen für mich – und ich denke, dies ist nicht untypisch – waren mein Unwissen, Geld, zeitliche Organisation und die schulische Zukunft.» In der Schule konnte die Familie auf die Unterstützung des Klassenlehrers und einiger Freunde zählen, die insbesondere nach der Rückkehr halfen. Sechs Monate fehlte der Sohn im Unterricht. Paul Castle betont die Wichtigkeit der «Nachversorgung» bei Teenagern. Und natürlich belastete die finanzielle und organisatorische Situation die Familie. Das Spital seines Sohnes hatte noch keine Stiftung. Ein Haus für die Eltern ermöglichte ihm jedoch günstige Übernachtungen in der Nähe. Dennoch musste er über einen langen Zeitraum die Schulden abbauen. Bei der zeitlichen Organisation zeigten sich sein Chef und die ganze Firma sehr entgegenkommend. Das sei bei vielen Eltern nicht selbstverständlich. Und gerade in der Pandemiezeit kommen zusätzliche Herausforderungen für betroffene Familien dazu. «Als 2020 Kurzarbeit oder gar Entlassungen in einigen Branchen dazukamen, wurde die Lage einzelner Eltern noch prekärer», sagt Paul Castle.
Pandemie erhöht sozialen Druck
Monika Stampfli beobachtet, dass die Pandemie die Armut sichtbar gemacht hat. Gleichzeitig hat sie Menschen in die Armut getrieben respektive ihre fragile Situation zusätzlich verschärft. Sie erzählt von einer alleinerziehenden Mutter. Neben den Alimenten bestritt sie mit Reinigungsarbeiten den Lebensunterhalt. Als diese wegbrachen, wandte sich die Mutter an die Winterhilfe, weil sie nichts mehr zu essen hatte. Mit Lebensmittelgutscheinen und der Übernahme der Miete konnte das Hilfswerk unterstützen. «Der Fall ist exemplarisch für Personen, die vor der Pandemie ohne Unterstützung leben konnten. In vielen Fällen, wie auch in diesem, hat die Winterhilfe Nothilfe geleistet, welche die Zeit bis zur staatlichen Unterstützung überbrücken konnte.» Auch Walter von Arburg musste beobachten, wie Angst um die finanzielle Basis zu individueller Verunsicherung führte. Besonders gross war sie bei Menschen mit ungeregeltem Anstellungsverhältnis. «Und für bereits zuvor randständige Leute, Obdachlose, Suchtkranke oder Vereinsamte ist die Pandemie vor allem deshalb eine Herausforderung, weil auch Anlaufstellen Schutzkonzepte entwickeln und umsetzen mussten», sagt er. «Das bedeutet in der Realität weniger Platz für mindestens gleich viele Besucherinnen und Besucher.» Der soziale Druck auf diese hat sich somit zusätzlich erhöht: Anlaufstellen und Gassenküchen sind für sie gerade wegen der sozialen Kontakte essenziell. Um der Nachfrage gerecht werden zu können, hatte das Sozialwerk Pfarrer Sieber deswegen innert Tagen das Raumangebot der Notschlafstelle Pfuusbus pandemiegerecht umstrukturiert.
Flexibler als erwartet
Die Stiftung Züriwerk musste infolge der Pandemie ihre Wohn- und Arbeitsangebote situativ anpassen. Die Stiftung setzt sich für Menschen mit Beeinträchtigung in den Lebensbereichen Wohnen, Arbeiten und Ausbildung ein. Sie bietet an unterschiedlichen Standorten in der Stadt Zürich, der Agglomeration sowie im Zürcher Oberland eine Vielzahl von Angeboten. Zur Wahrung ihrer Gesundheit waren die Klientinnen und Klienten hinsichtlich ihrer Autonomie bezüglich dem selbstständigen Einkaufen oder der Nutzung des öffentlichen Verkehrs eingeschränkt. Als Ausgleich hat das Züriwerk mehr Bewegungsräume in begleiteten Gruppen organisiert. Wirkungsvoll haben die Teams Cluster gebildet, um die Durchmischung von verschiedenen internen und externen Personen weitgehend zu verhindern.
«Aber wir haben auch Klienten mit schweren Mehrfachbeeinträchtigungen», sagt Alexandra Elser, Leiterin Fundraising beim Züriwerk. «Sie sind beim Tragen der Masken auf die professionelle Hilfe angewiesen.» Nähe und Distanz waren ein grosses Thema, etwa beim Essen. Dennoch konnte Alexandra Elser feststellen: «Unsere Klienten waren flexibler als erwartet.» So gelang es auch, die Aufträge auszuführen und den Kunden und Kundinnen in ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Die Herausforderung war allerdings, dass die Umstellungen auch finanzierbar sein mussten.
Dabei konnte das Züriwerk auf ein grosse Solidarität zählen. Spenderinnen und Spender zeigten sich sehr oft grosszügiger in der Pandemie. Umgekehrt fielen Einnahmen weg, weil gewisse Aufträge ausblieben. Stabil blieb die Unterstützung durch den Kanton.
Nahe an der Wirtschaft
Ähnlich einschneidend erlebten die Bewohnerinnen und Bewohner der Stiftung Plankis die Veränderungen im Alltag. Plankis bietet Menschen mit Behinderung Arbeitsplatz und Wohnort in Chur.
Im ersten Lockdown durften sie während Monaten nicht mehr wie üblich über das Wochenende zu ihren Familien. «Und diese durften sie auch nicht besuchen», sagt Geschäftsleiter Beda Gujan. «Das war eine schlimme Situation. Mit dem Lockdown sahen sich unsere Klienten in Bezug auf die Teilhabe, Selbstbestimmung und Stellung in der Gesellschaft auf einen Schlag um Jahrzehnte zurückversetzt.» Das Umsetzen der neuen Regeln funktionierte für die Klienten dagegen fast automatisch. Sie sind sich auch im normalen Alltag gewohnt, Anweisungen zu befolgen.
«Dieses vorbildliche und geduldige Verhalten der Menschen mit einer Behinderung hat mich beeindruckt», sagt er. Dabei beobachtete er eine Diskrepanz zur Gesellschaft. Während sich diese in Kontroversen verlor, hatten die Menschen mit Behinderung kein Problem, sich flexibel auf die neue Situation einzustellen. Und einen positiven Effekt erlebte die Stiftung in der Pandemie in wirtschaftlicher Hinsicht. Sie verzeichnete einen bedeutenden Kundenzuwachs für ihre selbstproduzierten Lokalprodukte. Dass dies möglich war, verdankt Plankis ihrer gewollten Nähe zur Wirtschaft. So gelingt es Plankis, rund 60 Prozent des Budgets mit Produkt- und Leistungsverkauf zu erwirtschaften, Wohnerträge miteingerechnet. Diese Nähe erleichtert auch die Integration von Klienten in den ersten Arbeitsmarkt. «Das gelingt uns pro Jahr in der Regel in sechs bis neun Fällen.» Den Unterschied zwischen geschütztem und nichtgeschütztem Arbeitsplatz will die Stiftung sowieso möglichst abbauen. Mitarbeitende mit Behinderung werden so weit wie irgend möglich gleich behandelt wie andere Mitarbeitende. Erlaubt es die Situation, setzt Plankis Menschen mit Behinderung speziell auch in den Restaurants und Läden ein. «Für viele unserer Kunden oder Besucherinnen ist es oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen, wer Klient und wer Betreuer ist», sagt Beda Gujan. Entsprechend hoch ist die Akzeptanz in der Gesellschaft. Er erachtet es als die beste Kommunikation für ihre Arbeit, wenn die Klienten von Plankis in der Öffentlichkeit sichtbar sind. So präsentieren sie sich als fester Bestandteil der Gesellschaft. «Wer erlebt, was Menschen mit Behinderung leisten können, wird den Wert der geschützten Arbeitsplätze erkennen können», sagt Beda Gujan. Auch für Alexandra Elser ist unbestritten: «Wenn unsere Stiftung weiter wirtschaftlich Erfolg haben will, müssen auch wir uns nach dem Markt orientieren.» Sie darf feststellen, dass immer mehr Unternehmen ihre Corporate Social Responsibility (CSR) auf verschiedenen Ebenen wahrnehmen. Das zeigt sich an ihrer Auftragslage. «Stetig dürfen wir unser Angebot ausbauen», sagt sie und fügt an: «Besonders junge Unternehmerinnen und Unternehmer mit ihren Start-ups wollen ganz gezielt mit uns zusammenarbeiten.» Typische Aufgaben, die das Züriwerk dabei übernimmt, sind die Erstellung und Betreuung des Webshops oder die Übernahme der logistischen Leistungen. Generell besteht viel Goodwill seitens der Auftraggeber, sei dies im Bereich der integrierten Arbeitsplätze oder für industrielle Aufträge. Und es gibt eine Offenheit mit einem mentalen «Guthabenbonus» quasi – ohne dass die Erwartung an die Professionalität tiefer wäre. Eine Erfahrung, die Beda Gujan teilt: «Wir wissen, dass die soziale Komponente ein Argument bei den Kunden ist. Doch kein Kunde kauft ein zweites Mal, wenn die Qualität nicht stimmt.»
Sichtbar machen
Kooperationen mit der Wirtschaft sind unterdessen vielfältig. So profitiert das Züriwerk von einer Jelmoli-Aktion. Statt einer Preisaktion am Black Friday engagiert sich das Warenhaus am Giving Tuesday und spendet vom 26. November bis zum 30. November 2021 ab einem Einkaufswert von 50 Franken fünf Franken an die Stiftung Züriwerk. Ein besonderes Erlebnis bietet Züriwerk zudem mit der Möglichkeit eines Seitenwechsels. Unternehmen können ihre Komfortzone verlassen. Ihre Mitarbeitenden können einen Tag zusammen mit Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung erleben. Ziel ist, Ängste abzubauen. Aufzuklären. Inklusion zu leben. «Viele Firmen haben Angst vor diesem Tag, weil sie nicht wissen, wie sie auf diese Menschen zugehen sollen. Wenn sie es erlebt haben, kommen sie immer wieder zurück», sagt Alexandra Elser. Sie erleben, wie die Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung die Arbeit mit grosser Freude und Stolz erledigen. «Diese grosse Zufriedenheit fasziniert auch mich», sagt sie. Der Wert der Arbeit für das Selbstbewusstsein und für die Integration in die Gesellschaft ist das Thema von Powercoders. Der gemeinnützige Verein will Flüchtlinge und Migrantinnen und Migranten im Arbeitsmarkt platzieren. Die Bedeutung der Arbeit für diese Personen ist riesig.
«Sie wollen unbedingt arbeiten», sagt Christina Gräni, Kommunikationsverantwortliche bei Powercoders. Die Suche nach Wertschätzung, dazuzugehören, das eigene Potenzial zeigen zu können, motiviert sie. Und sie wollen unabhängig von der Sozialhilfe sein. Daran habe die Pandemie nichts geändert, erzählt sie. Aber die Arbeit wurde anspruchsvoller. Homeoffice erschwerte die soziale Integration in den Teams. Aber zusätzliche Herausforderungen können das Konzept von Powercoders nicht gefährden.
Denn es löst zwei Probleme gleichzeitig. «Es gibt einerseits viele Flüchtlinge in der Schweiz mit hohem Potenzial», sagt Christina Gräni und ergänzt: «Andererseits leidet der IT-Sektor an einem Fachkräftemangel.» Von Vorteil ist, dass Informatik als universelle Sprache dazu beiträgt, kulturelle Unterschiede zu überwinden.
Ein Selbstläufer
Das Powercoders-Programm besteht aus vier Phasen. In der Rekrutierung sucht der Verein die richtigen Kandidatinnen und Kandidaten. Viele der Programmteilnehmenden – der Frauenanteil liegt auch dank spezieller Anstrengungen bei über 25 Prozent – haben einen Bachelor oder Master in der IT oder in einem naturwissenschaftlichen Fach. Den Abschluss haben sie in ihrem Herkunftsland gemacht. «Diese Menschen haben oft adäquate Ausbildungen und hatten ein gutes Leben, bevor sie zur Flucht gezwungen wurden», sagt sie. Eine IT- oder naturwissenschaftliche Ausbildung ist jedoch nicht Voraussetzung für die Aufnahme. «Fast learners» haben ebenso eine Chance. In Tests wird ihre Lernkurve und Auffassungsgabe ermittelt. Im Programm aufgenommen, folgt ein Bootcamp. Dieses vermittelt IT-Kenntnisse. Unterrichtet werden zudem soziale und kommunikative Kompetenzen, die im Schweizer Arbeitsmarkt ebenso wichtig sind. In einem zwölfmonatigen Praktikum müssen sich die Powercoders-Teilnehmenden anschliessend im Arbeitsmarkt beweisen. Zum Schluss sucht Powercoders mit dem Praktikumsbetrieb nach einer langfristigen Lösung, sei es in Form einer Festanstellung oder einer IT-Lehrstelle, je nach Alter. «Die grosse Herausforderung ist, die geeigneten Kandidaten und Kandidatinnen zu finden», sagt Christina Gräni. Hierzu arbeitet Powercoders mit NGOs und Flüchtlingsorganisationen in der ganzen Schweiz zusammen. Auf Unternehmerseite funktioniert das Programm. Die Nachfrage ist vorhanden. «Es ist nach fünf Jahren zu einem Selbstläufer geworden. Mund-zu-Mund-Propaganda hilft hierfür sehr», sagt sie. Damit das Programm funktioniert, braucht es allerdings auch viele Freiwillige. Unter anderem kommen sie als Jobcoaches zum Einsatz. «Diese müssen den Schweizer Arbeitsmarkt gut kennen», sagt sie. Unterdessen hat sich auch bereits ein grosses Alumni-Netzwerk etabliert. Um dieses Projekt zu realisieren, war intensive Aufbauarbeit gefragt. Powercoders hat beispielsweise mit jedem Kanton eine Vereinbarung ausgehandelt. Die Kantone übernehmen einen Teil der Kosten.
Vernetzung
Dass Behörden und Sozialwesen gut funktionieren, bezeichnet Monika Stampfli als eine grosse Stärke unseres Landes. «Es gibt dennoch immer wieder Lücken. Hier springen wir ein.» Und sie betont: «Wir übernehmen keine Leistungen, zu denen eine andere Stelle, eine Behörde oder Versicherungen verpflichtet sind.» Auch Walter von Arburg sagt: «Als Hilfswerk, das Nothilfe leistet, wird das Sozialwerk Pfarrer Sieber dort aktiv, wo niemand mehr hilft – weder der Staat noch andere NPO.»
Das Ziel ist immer, den Betroffenen möglichst nachhaltig zu helfen. Monika Stampfli fügt an: «Da kommt es immer wieder vor, dass sich mehrere Hilfswerke an einer Hilfeleistung beteiligen.» Auf eine zielgerichtete Kooperation ist die Arbeit der Stiftung für krebskranke Kinder, Regio Basiliensis, ausgerichtet. «Alles, was wir tun, dreht sich in irgendeiner Form ums Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) und dort um die Onkologiestation. Gute Zusammenarbeit ist da sehr wichtig – verbunden allerdings mit der gebotenen Distanz und der Entscheidungsfreiheit in unserem Stiftungsrat». Erst die Zusammenarbeit ermöglicht die Hilfe für betroffene Eltern. «Wir legen es dem Spital immer wieder nahe, dafür zu sorgen, dass weder Unwissen noch Scham eine Familie davon abhält, um unsere Hilfe zu bitten», sagt Paul Castle. Dass die Stiftung einen sehr spezifischen Zweck hat, hilft auch beim Spendensammeln. «Gespräche mit potenziellen Spendern und Spenderinnen schweifen dadurch nicht ab, sondern bleiben bei einem Thema, das viele Menschen berührt», sagt Paul Castle. «Wer uns Geld gibt, weiss genau, wo es hinfliesst.»