13 Millionen Ukrainer:innen sind ein Jahr nach dem Angriff Russlands auf ihr Land auf der Flucht. UNHCR spricht von acht Millionen Geflüchteten, die in verschiedenen europäischen Ländern Zuflucht gefunden haben und fünf Millionen Binnenvertriebenen. Anhaltende Feinseligkeiten und die Zerstörung lassen kaum eine baldige Rückkehr erwarten. Dennoch möchte gemäss einer Umfrage des UNHCR die grosse Mehrheit, vier von fünf, in ihre Heimat zurückkehren. Allerdings planen lediglich zwölf Prozent diesen Schritt für die nächsten drei Monate.
Gelebte Solidarität
Die Schweizer Hilfswerke haben auf den Krieg reagiert. Mit zahlreichen Projekten unterstützen sie die Vertriebenen und Notleidenden vor Ort. Die Caritas hat mit rund 20 Millionen Franken 60 Projekte im In- und Ausland realisiert. In der Schweiz hat das Hilfswerk beispielsweise 2000 Gastfamilien vermittelt. Peter Lack, Direktor von Caritas Schweiz, sagt zu den Hilfsprogrammen: «Wir haben schnell, umfassend und unkompliziert helfen können.» Rund 35 Prozent der vertriebenen Ukrainer:innen in der Schweiz sind bei Gastfamilien untergebracht, schreibt die Schweizer Flüchtlingshilfe. Eine Umfrage der Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) gemeinsam mit der Hochschule Luzern (HSLU) und der Berner Fachhochschule (BFH) hat gezeigt, dass die Unterbringung in Gastfamilien funktioniert. Für den Erfolg ist neben der Solidarität der Familien die professionelle Begleitung durch die Behörden entscheidend. Helvetas baut sein Engagement aus. Das Hilfswerk konnte 50’000 Vertriebene in der Ukraine mit humanitärer Hilfe unterstützen. Einen Fokus legt Helvetas zudem auf Moldawien. Schon vor dem Krieg war sie als eine der wenigen Organisationen im Nachbarland der Ukraine engagiert. Mit mit Unterstützung der Glückskette und der DEZA konnte Helvetas unmittelbar auf den Krieg reagieren. 20’000 Geflüchteten konnte sie so in Moldawien mit dem Dringendsten unterstützen.
Grosse Spendenbereitschaft
Das Schweizerische Rote Kreuz SRK hat in der Ukraine 25 Kollektivunterkünfte renoviert, eingerichtet und mit rund 8000 Betten ausgestattet. 14’000 Vertriebene erhielt Bargeld, Brennholz oder Lebensmittel. Um die Unterstützung zu ermöglichen sammelte das SRK Spenden und erzielte die Rekordsumme von 51 Millionen Franken. Mit 37,7 Millionen Franken hat das SRK 2022 bereits konkrete Massnahmen umgesetzt. Insgesamt konnten Hilfsorganisationen im vergangenen Jahr 380 Millionen Franken an Spenden sammeln. Die Zertifizierungsorganisation ZEWO schreibt, dass dies der höchste je für eine einzelne Nothilfeoperation gesammelte Betrag sei. Der bisherige Höchstwert lag nach dem Seebeben in Asien bei 300 Millionen Franken. Mit 130 Millionen Franken sammelte die Glückskette einen Drittel der Gelder für die Ukraine. Bereits flossen 50 Millionen Franken in 90 Projekte. Unicef fokussiert sich mit seiner Hilfe auf die Kinder. Das Hilfswerk arbeitet mit der Regierung in der Ukraine zusammen, um den Kindern den Wiedereinstieg in die Schule zu ermöglichen.
Konkrete Forderungen
Amnesty international weist ein Jahr nach dem Beginn des Krieges auf die Kriegsverbrechen hin und dokumentiert diese. Zehntausende Fälle hat die Menschenrechtsorganisation bereits in einem Bericht erfasst und verknüpft dies mit einer Forderung. Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International sagt: «Die Forderungen der Opfer und Überlebenden nach Gerechtigkeit müssen Vorrang haben. Die internationale Gemeinschaft muss sicherstellen, dass Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht obsiegen werden.» Sie verlangt, dass die für die Menschenrechtsverletzungen Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Auch Caritas stellt konkrete Forderungen an die Schweizer Politik und Behörden. Nach zwei Jahren sollen Personen mit Schutzstatus S eine Aufenthaltsbewilligung B erhalten. Sie verlangt die Abschaffung der Asylsozialhilfe und eine Gleichbehandlung aller schutzbedürftigen Personen.