Bild: Sharon Pittaway, unsplash

Tole­ranz ist wich­tig – aber welche?

Eine Studie zeigt deutliche Unterschiede bei den Geschlechtern und politischen Wählergruppen, was das Thema Toleranz angeht. Dabei gehen auch die Definitionen, was Toleranz bedeutet, auseinander.

Das Forschungs­in­sti­tut Sotomo hat im Auftrag des Vereins Geschlech­ter­ge­rech­ter über 3500 Perso­nen aus der Schweiz zum Thema Tole­ranz befragt. Die vor Kurzem veröf­fent­lichte Studie «Tole­ranz & Meinungs­frei­heit»  zeigt: Für eine grosse Mehr­heit der Befrag­ten (91 Prozent) ist Tole­ranz ein wich­ti­ger Wert. Aller­dings verste­hen unter dem Begriff nicht alle das Glei­che. Frauen und Linke defi­nie­ren Tole­ranz eher als Akzep­tanz gegen­über Minder­hei­ten, ande­ren Reli­gio­nen oder sexu­el­len Orien­tie­run­gen. Rechte und Männer inter­pre­tie­ren sie hinge­gen eher als Meinungs­frei­heit und Offen­heit für Andersdenkende.

Junge Frauen am stärks­ten von Into­le­ranz betroffen

Das Bekennt­nis zu Tole­ranz und vor allem zur Bekämp­fung von Into­le­ranz sei für Perso­nen im linken Spek­trum tenden­zi­ell wich­ti­ger als für solche, die am rech­ten Rand des poli­ti­schen Spek­trums stehen, heisst es in der Studie. Ein deut­li­cher Geschlech­ter­gra­ben zeige sich dabei bei Erwach­se­nen unter 36 Jahren: Während über die Hälfte der jungen Frauen die Bekämp­fung von Into­le­ranz als sehr wich­tig bezeich­nen, gilt das nur für 26 Prozent der jungen Männer. Gemäss der Studie sei das wohl dadurch zu erklä­ren, dass junge Frauen selbst beson­ders häufig Into­le­ranz erfah­ren und dafür stär­ker sensi­bi­li­siert seien. Die Bereit­schaft, sich mit poli­tisch Anders­den­ken­den auszu­tau­schen, ist bei jungen Frauen am gerings­ten. Was andere Lebens­ent­würfe angeht, zeigen sie sich hinge­gen tole­ran­ter als Männer.

Gefahr durch soziale Medien

Das Span­nungs­feld zwischen Tole­ranz und Meinungs­frei­heit zeigt sich gemäss der Studie beson­ders ausge­prägt in den sozia­len Medien. Sie seien der einzige Bereich, in dem eine Mehr­heit der Befrag­ten in den letz­ten Jahren eine Zunahme der Meinungs­frei­heit fest­ge­stellt habe. «Zugleich erle­ben ausge­rech­net hier beson­ders viele Into­le­ranz. Anfein­dun­gen in den sozia­len Medien sehen die Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer als grösste Gefahr für die offene Gesell­schaft.» Eine klare Mehr­heit der Befrag­ten ist der Ansicht, dass Rassis­mus, Anti­se­mi­tis­mus oder Sexis­mus inak­zep­ta­bel sind und nicht durch Meinungs­frei­heit gedeckt sind. Gleich­zei­tig findet auch eine Mehr­heit, dass es in der Schweiz mehr Tole­ranz für andere poli­ti­sche Ansich­ten brau­che  und dass es auch Meinun­gen auszu­hal­ten gilt, die einem widerstreben.


Zur Studie «Tole­ranz und Meinungsfreiheit»

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