Der Aargauer Landammann Alex Hürzeler, Vorsteher des Departements Bildung, Kultur und Sport (BKS), hiess die Vertreter:innen der Philanthropie willkommen. In seiner Grussbotschaft betonte er die gute Zusammenarbeit zwischen dem Philanthropie-Sektor, der Privatwirtschaft und der öffentlichen Hand und erwähnte dabei das Stapferhaus in Lenzburg, das Hightech Zentrum in Aarau oder den Park Innovaare in Villigen. Allerdings hat der Kanton Aargau bei der Entwicklung als Stiftungsstandort noch Potential. Die Stiftungsdichte liegt bei 7 pro 10’000 Einwohner:innen. Im Vergleich dazu sind es in Basel, dem Kanton mit der höchsten Dichte, 46,3. Damit hat der Aargau die niedrigste Stiftungsdichte aller Kantone, schrieb Georg von Schnurbein, Professor am Center for Philanthropy Studies (CEPS) und Mitverfasser des Stiftungsreports 2021 in einem Post am 1. September.
Das weiss Alex Hürzeler. So betonte er – nicht ohne Stolz –, dass sie zurzeit zwar das schweizerische Schlusslicht bilden, jedoch, mit 3,7 Prozent Nettozuwachs, zu den am schnellsten wachsenden Kantonen gehören.
Die Philanthropie wird digitaler
Generell ist aufgefallen, dass der gemeinnützige Sektor in der Kommunikation digitaler geworden ist. So haben viele ihre Teilnahme am Symposium auf Social Media kundgetan. Auf LinkedIn konnte man sich während des ganzen Tages informieren, was in Aarau läuft. Dem Thema Digital Philanthropy in the (Grant)Making widmete sich ein Podiumsgespräch, moderiert von Katharina Guggi, Kommunikation & Digitale Strategie SwissFoundations. Die Teilnehmenden Gemma Bull, Direktorin und Co-Autorin von Modern Grantmaking, Siddhartha Jha, AI/Digital Program Manager bei Fondation Botnar, Stefan Schöbi, Leiter des Migros Pionierfons, Giuseppe Ugazio, Edmond de Rothschild Foundations Chair in Behavioral Philanthropy am Geneva Finance Research Institute waren sich in vielem einig. Nichts desto trotz brachten sie viele unterschiedlich Herangehensweisen ins Gespräch ein. So war sich Giuseppe Ugazio sicher, dass die Digitalisierung im Grantmaking ein grosses Verbesserungspotential bedeutet. Die jüngere Generation sei digital einfacher erreichbar, sagte er. Deren selbstverständlicher Umgang mit digitalen Daten sei eine grosse Chance. Und Siddhartha Jha betonte, wenn man in der Vergabepolitik erfolgreich sein wolle, müsse man sehr genau hinschauen, die Communities dort abholen, wo sie heute stehen und angemessen kommunizieren. Sich austauschen und teilen sei gefragt. Stefan Schöbi gab zu bedenken, dass das Zusammenarbeiten vieler Beteiligter mit der Digitalisierung viel einfacher werde. Und weiter führte er aus, dass es aber auch trügerisch sein könne. Es höre sich leicht an, sei es aber nicht immer. Digitale Zusammenarbeit sei komplex.
Zuerst die Transparenz
Dass es nicht einfach ist, betonte auch Giuseppe Ugazio. Er warf ein: «Wir reden immer von Kollaboration, bleiben aber immer in den gleichen Silos.» Und Gemma Bull meinte: «Wir sehen die Möglichkeiten, wir sollten uns öffnen, um ein grösseres Ökosystem zu erhalten.» Allerdings brauche es, bevor wir Lösungen schaffen, allgemein gültige Standards, die alle verstehen, hielt ihr Siddhartha Jha entgegen. Das sorge für Transparenz, für ein gemeinsames Verständnis und bilde die Grundlage für gute Kollaboration. Die Frage sei doch, wie man den digitalen Raum fassbar machen und die Partner mit unseren End Usern zusammenbringen könne. Zuerst die Transparenz. Das sollte der erste Schritt sein, war Giuseppe Ugazio überzeugt, dann können wir mit einer Datenbank starten. Die Technologie gebe es schon, aber dazu brauche es gute Daten. Die grundlegende Frage sei, wie können wir die Leute ändern, dass sie nicht mehr nach den alten Methoden arbeiten. Und das sei genau die Frage nach noch mehr Daten und mehr Transparenz. «Und genau dorthin gehen wir bei StiftungSchweiz», sagte Stefan Schöbi mit Hinblick auf seinen neuen Job als CEO bei StiftungSchweiz, den er im November antreten wird.
Sternstunde Philanthropie
Krönender Abschluss machte die Sternstunde Philanthropie. Lukas von Orelli ging den provokativen Aussagen von André Hoffmann in einem Anfang Jahr erschienenen NZZ-Interview nach. André Hoffmann sagte darin, die traditionelle Philanthropie habe versagt und nicht sehr viele Probleme gelöst. Am Stiftungssymposium führte er aus, dass seiner Meinung nach ein System, das nur auf Schenkung beruhe, nicht nachhaltig sei. Dabei haben die beiden seine Kritik und Lösungsvorschläge diskutiert.