Bild: Workshop: Restricted vs. Unrestricted Funding, von l. nach r., Fatiah Bürkner, Simon Sommer und Michael Arnold

Swiss­Foun­da­ti­ons: Unter­schied­lichste Blick­win­kel einnehmen

Am 1. September 2022 fand das jährliche Stiftungssymposium von SwissFoundations, dem Verband der Schweizer Förderstiftungen, statt. Zum ersten Mal live seit der Aufhebung der Massnahmen zur Coronapandemie. Das Bedürfnis und die Freude, sich wiederzusehen, war spürbar. 400 Teilnehmer:innen reisten nach Aarau, um sich von einem bunten, praxisnahen und vielfältigen Programm mit dem Titel «Perspektiven» inspirieren zu lassen.

Der Aargauer Land­am­mann Alex Hürze­ler, Vorste­her des Depar­te­ments Bildung, Kultur und Sport (BKS), hiess die Vertreter:innen der Phil­an­thro­pie will­kom­men. In seiner Gruss­bot­schaft betonte er die gute Zusam­men­ar­beit zwischen dem Phil­an­thro­pie-Sektor, der Privat­wirt­schaft und der öffent­li­chen Hand und erwähnte dabei das Stap­fer­haus in Lenz­burg, das High­tech Zentrum in Aarau oder den Park Inno­vaare in Villi­gen. Aller­dings hat der Kanton Aargau bei der Entwick­lung als Stif­tungs­stand­ort noch Poten­tial. Die Stif­tungs­dichte liegt bei 7 pro 10’000 Einwohner:innen. Im Vergleich dazu sind es in Basel, dem Kanton mit der höchs­ten Dichte,  46,3. Damit hat der Aargau die nied­rigste Stif­tungs­dichte aller Kantone, schrieb Georg von Schnur­bein, Profes­sor am Center for Phil­an­thropy Studies (CEPS) und Mitver­fas­ser des Stif­tungs­re­ports 2021 in einem Post am 1. September.

Aargauer Land­am­mann Alex Hürzeler 

Das weiss Alex Hürze­ler. So betonte er – nicht ohne Stolz –, dass sie zurzeit zwar das schwei­ze­ri­sche Schluss­licht bilden, jedoch, mit 3,7 Prozent Netto­zu­wachs, zu den am schnells­ten wach­sen­den Kanto­nen gehören.

Die Phil­an­thro­pie wird digitaler

Gene­rell ist aufge­fal­len, dass der gemein­nüt­zige Sektor in der Kommu­ni­ka­tion digi­ta­ler gewor­den ist. So haben viele ihre Teil­nahme am Sympo­sium auf Social Media kund­ge­tan. Auf Linke­dIn konnte man sich während des ganzen Tages infor­mie­ren, was in Aarau läuft. Dem Thema Digi­tal Phil­an­thropy in the (Grant)Making widmete sich ein Podi­ums­ge­spräch, mode­riert von Katha­rina Guggi, Kommu­ni­ka­tion & Digi­tale Stra­te­gie Swiss­Foun­da­ti­ons.  Die Teil­neh­men­den Gemma Bull, Direk­to­rin und Co-Autorin von Modern Grant­ma­king, Siddha­rtha Jha, AI/Digital Program Mana­ger bei Fonda­tion Botnar, Stefan Schöbi, Leiter des Migros Pionier­fons, Giuseppe Ugazio, Edmond de Roth­schild Foun­da­ti­ons Chair in Beha­vi­oral Phil­an­thropy am Geneva Finance Rese­arch Insti­tute waren sich in vielem einig. Nichts desto trotz brach­ten sie viele unter­schied­lich Heran­ge­hens­wei­sen ins Gespräch ein. So war sich Giuseppe Ugazio sicher, dass die Digi­ta­li­sie­rung im Grant­ma­king ein gros­ses Verbes­se­rungs­po­ten­tial bedeu­tet. Die jüngere Gene­ra­tion sei digi­tal einfa­cher erreich­bar, sagte er. Deren selbst­ver­ständ­li­cher Umgang mit digi­ta­len Daten sei eine grosse Chance. Und Siddha­rtha Jha betonte, wenn man in der Verga­be­po­li­tik erfolg­reich sein wolle, müsse man sehr genau hinschauen, die Commu­ni­ties dort abho­len, wo sie heute stehen und ange­mes­sen kommu­ni­zie­ren. Sich austau­schen und teilen sei gefragt. Stefan Schöbi gab zu beden­ken, dass das Zusam­men­ar­bei­ten vieler Betei­lig­ter mit der Digi­ta­li­sie­rung viel einfa­cher werde. Und weiter führte er aus, dass es aber auch trüge­risch sein könne. Es höre sich leicht an, sei es aber nicht immer. Digi­tale Zusam­men­ar­beit sei komplex. 

Zuerst die Transparenz

Dass es nicht einfach ist, betonte auch Giuseppe Ugazio. Er warf ein: «Wir reden immer von Kolla­bo­ra­tion, blei­ben aber immer in den glei­chen Silos.» Und Gemma Bull meinte: «Wir sehen die Möglich­kei­ten, wir soll­ten uns öffnen, um ein grös­se­res Ökosys­tem zu erhal­ten.»  Aller­dings brau­che es, bevor wir Lösun­gen schaf­fen, allge­mein gültige Stan­dards, die alle verste­hen, hielt ihr Siddha­rtha Jha entge­gen. Das sorge für Trans­pa­renz, für ein gemein­sa­mes Verständ­nis und bilde die Grund­lage für gute Kolla­bo­ra­tion. Die Frage sei doch, wie man den digi­ta­len Raum fass­bar machen und die Part­ner mit unse­ren End Usern zusam­men­brin­gen könne. Zuerst die Trans­pa­renz. Das sollte der erste Schritt sein, war Giuseppe Ugazio über­zeugt, dann können wir mit einer Daten­bank star­ten. Die Tech­no­lo­gie gebe es schon, aber dazu brau­che es gute Daten. Die grund­le­gende Frage sei, wie können wir die Leute ändern, dass sie nicht mehr nach den alten Metho­den arbei­ten. Und das sei genau die Frage nach noch mehr Daten und mehr Trans­pa­renz. «Und genau dort­hin gehen wir bei StiftungSchweiz», sagte Stefan Schöbi mit Hinblick auf seinen neuen Job als CEO bei StiftungSchweiz, den er im Novem­ber antre­ten wird.

Stern­stunde Philanthropie

Krönen­der Abschluss machte die Stern­stunde Phil­an­thro­pie. Lukas von Orelli ging den provo­ka­ti­ven Aussa­gen von André Hoff­mann in einem Anfang Jahr erschie­ne­nen  NZZ-Inter­view nach. André Hoff­mann sagte darin, die tradi­tio­nelle Phil­an­thro­pie habe versagt und nicht sehr viele Probleme gelöst. Am Stif­tungs­sym­po­sium führte er aus, dass seiner Meinung nach ein System, das nur auf Schen­kung beruhe, nicht nach­hal­tig sei. Dabei haben die beiden seine Kritik und Lösungs­vor­schläge diskutiert.

Stern­stunde Phil­an­thro­pie mit André Hoff­mann und Lukas von Orelli.
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