Das Geschäft mit Suchtmitteln floriert in der Schweiz. Äusserst problematisch ist dabei der Umstand, dass die Suchtmittelindustrie und die Anbieter von Aktivitäten, die Sucht generieren können, einen grossen Teil ihrer Gewinne mit Kund:innen machen, die ein problematisches Konsumverhalten aufweisen, heisst es im neuen Schweizer Suchtpanorama 2025. Herausgegeben wird es von der Stiftung Sucht Schweiz. So stammte bereits vor der Zulassung von Onlinegeldspielen in der Schweiz gut ein Drittel der Einnahmen der Geldspielanbieter von den fünf Prozent der Spielenden mit einem problematischen Nutzungsverhalten. Beim Alkohol sieht es ähnlich aus: Rund ein Viertel des konsumierten Alkohols geht aufs Konto von nur vier Prozent der Bevölkerung. Da es sich um ein Milliardengeschäft handelt, investieren die Unternehmen hohe Summen in die Lobbyarbeit. So bekämpfen sie gesundheitspolitische Massnahmen zur Regulierung und Suchtprävention oder schwächen sie ab, kritisiert das Suchtpanorama. Dabei verweisen die Unternehmen häufig auf die Selbstregulierung der Industrie und auf die Selbstverantwortung der Konsument:innen.
Schäden werden von der Allgemeinheit getragen
Süchtige können genau diese Selbstverantwortung aber nicht mehr wahrnehmen. Denn die Sucht hält die Betroffenen im Konsum gefangen und führt zur Einschränkung der Autonomie im Konsumverhalten, anders als bei gewöhnlichen Konsumgütern kann bei Suchtmitteln der freie Wille mit der Zeit eingeschränkt sein. Und je nach Suchtmittel können physische, psychische und finanzielle Schäden die Folgen sein. Ein problematischer Konsum von Suchtmitteln führt ebenfalls zu gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Schäden. Der Report geht von mindestens 7,9 Milliarden Franken pro Jahr aus. Diese werden von der Allgemeinheit getragen. «Es ist nicht akzeptabel, dass Gewinne privatisiert und die Schäden auf die Allgemeinheit abgewälzt werden», betont Tania Séverin, Direktorin von Sucht Schweiz. Aus diesem Grund fordert die Stiftung, dass es das Ziel der Politik sein muss, eine Suchtentwicklung zu verhindern. Sie zeigt auch einen weiteren heiklen Umstand auf: Vr allem die AHV, aber auch der Bund, die Kultur und der Sport profitieren von den durch die Steuern aus der Suchtmittelindustrie finanzierten Ausschüttungen von rund 3,5 Milliarden Franken pro Jahr. Ein Umstand, der schnell auch als Argument zum Widerstand gegen gesundheitspolitische Forderungen werden kann.