Katja Schönenberger, Direktorin SwissFoundations. Bild:Andri Kaufmann, A.K.JANUTIN Fotografie

Stif­tungs­sym­po­sium: «Gemein­sam können wir viel bewegen»

Auf dem Campus Sursee trafen sich am 12. September Vertreter:innen des Stiftungssektors am Stiftungssymposium 2024. Neben dem Vernetzen, um gemeinsam Veränderungen zu erzielen, war auch die Änderung der Steuerpraxis bei Gemeinnützigkeit im Kanton Zürich Thema.

«Connect to change», dem dies­jäh­ri­gen Motto des Schwei­zer Stif­tungs­sym­po­si­ums wurde am Bran­chen­tref­fen in Sursee auf unter­schied­lichste Art Rech­nung getra­gen. Die Teil­neh­men­den nutz­ten die Möglich­kei­ten, sich auszu­tau­schen und zu vernet­zen. Dafür bot der 1972 gegrün­dete und von der Stif­tung Campus Sursee geführte Bildungs­ort eine ideale Umgebung. 

Katja Schö­nen­ber­ger, Direk­to­rin von Swiss­Foun­da­ti­ons betonte in ihren einlei­ten­den Worten, «gemein­sam können wir viel bewe­gen». Sie eröff­nete das Sympo­sium mit einer Einstiegs­übung aus Beyond Leader­ship. Ein klarer Wech­sel zu voran­ge­gan­ge­nen Tagungs­er­öff­nun­gen. Die Anwe­sen­den wurden aufge­for­dert sich mit einem oder einer Nachbar:in nach klaren Vorga­ben zu unter­hal­ten: zuhö­ren, erzäh­len und respekt­vol­les Feed­back geben. 

Ferdi­nand Zehn­der, Kantons­rats­prä­si­dent des Luzer­ner Parla­ments, sieht in Stif­tun­gen Kata­ly­sa­to­ren des Wandels. Er sagte: «Stif­tun­gen schaf­fen Verbin­dun­gen, wo andere nur Gren­zen sehen.» Ange­sichts eines anspruchs­vol­len Umfelds voller Heraus­for­de­run­gen sieht er die Zusam­men­ar­beit zwischen Stif­tun­gen und Poli­tik als uner­läss­lich – als Part­ner, die gemein­sam Lösun­gen entwi­ckeln können. Der Kanton Luzern habe rund 300 gemein­nüt­zige Stif­tun­gen und damit im Vergleich zu ande­ren Stand­or­ten noch Poten­zial, gab er zu beden­ken. Aufge­fal­len sei ihm, dass es schwie­rig war, an verläss­li­che Zahlen über die Ausschüt­tung der Stif­tun­gen zu gelan­gen, und er verwies damit auf die immer noch geringe Trans­pa­renz. Das Thema Trans­pa­renz wurde auch später im gut besuch­ten Panel zum Zürcher Para­dig­men­wech­sel in der Steu­er­po­li­tik und zu den Auswir­kun­gen in der Praxis Thema wieder aufgebracht. 

Ferdi­nand Zehn­der, Kantons­rats­prä­si­dent des Luzer­ner Parla­ments, Bild. ZvG SwissFoundations

Wich­tige Rolle für die Philanthropie

Natha­lie Bernas­coni-Oster­wal­der zeigte in ihrem Refe­rat, mit Fokus auf den Abbau von Selte­nen Erden, wie ein Wech­sel weg von fossi­len Brenn­stof­fen gelin­gen kann. Es sei ein stei­ni­ger Weg, beson­ders wenn man versu­che, alle Stake­hol­der einzu­bin­den und unter­schied­li­che Perspek­ti­ven zu berück­sich­ti­gen. Sie zeigte auf, dass mit Koope­ra­tio­nen, der Verbin­dung von Menschen­rech­ten, Nach­hal­tig­keit und wirt­schaft­li­cher Entwick­lung lang­fris­tige Lösun­gen gefun­den werden können.

Natha­lie Bernas­coni-Oster­wal­der, Phil­an­thro­pic Colla­bo­ra­tion for a Sustainable Energy Tran­si­tion. Bild: Andri Kauf­mann, A.K.JANUTIN Fotografie

Grund­le­gende Trans­for­ma­tion vorantreiben

Alex­andre Giraud, COO der Fonda­tion de France, stellte dem Fach­pu­bli­kum die zentra­len Elemente des Programms #Inven­ter­De­main vor. Ein primä­res Ziel sei es, Silos abzu­bauen, um die volle Kraft des Netz­werks frei­zu­set­zen. Darüber hinaus betonte er die Wich­tig­keit einer gleich­be­rech­tig­ten Zusam­men­ar­beit zwischen Stif­tun­gen und gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tio­nen. Mit dem Programm «Schlüs­sel­ak­teure des Wandels» will die Stif­tung die Wirkung ihrer Projekte maxi­mie­ren. Das fünf­jäh­rige Expe­ri­ment zielt darauf ab, das phil­an­thro­pi­sche Handeln grund­le­gend zu trans­for­mie­ren und eine nach­hal­tige Verän­de­rung zu fördern.

Input­re­fe­rat Alex­andre Giraud, Fonda­tion de France. Bild Andri Kauf­mann, A.K.JANUTIN Fotografie

Eine Erfolgs­ge­schichte für den Kanton Zürich und für die ganze Schweiz

Am Ende des Tages gehe es darum, dass die Stif­tun­gen ihre immense Kraft für die Gesell­schaft entfal­ten können – in der Schweiz und darüber hinaus, sagte Carmen Walker Späh, Regie­rungs­rä­tin und Volks­wirt­schafts­di­rek­to­rin Kanton Zürich auf dem Podium zum Zürcher Para­di­men­wech­sel: «Es soll eine Erfolgs­ge­schichte für die Schweiz werden». Anfang Februar des laufen­den Jahres hat der Kanton Zürich einen Para­dig­men­wech­sel in der Praxis zur Steu­er­be­frei­ung gemein­nüt­zi­ger Stif­tun­gen kommu­ni­ziert. Er setzte damit eine zentrale Forde­rung der Initia­tive zur Stand­ort­för­de­rung um. Eine zentrale Hürde war die restrik­tive Ausle­gung der steu­er­li­chen Begüns­ti­gun­gen für Stif­tun­gen, basie­rend auf einem Kreis­schrei­ben der Eidge­nös­si­schen Steu­er­ver­wal­tung und der Schwei­ze­ri­schen Steu­er­kon­fe­renz. Diese restrik­tive Praxis stand laut Andrea Opel, Ordi­na­ria für Steu­er­recht an der Univer­si­tät Luzern, im Wider­spruch zu den eigent­li­chen Absich­ten des Gesetz­ge­bers und wurde zuneh­mend als hinder­lich empfunden. 

Hono­rie­rung führt zu Professionalisierung

Eben­falls auf dem Podium war Thomas Spre­cher, Experte im Stif­tungs­we­sen von der Kanz­lei Niede­rer Kraft Frey. Die Reform der Hono­rie­rung von Stif­tungs­rä­ten erach­tet er als beson­ders wich­tig. Er verwies darauf, dass in der Vergan­gen­heit von Stiftungsrät:innen oft Opfer erwar­tet wurden, während andere Akteur:innen fair entlohnt wurden. Dies führte zu absur­den Situa­tio­nen, die nun durch eine Profes­sio­na­li­sie­rung des Stif­tungs­sek­tors beho­ben werden sollen. «Eine Stif­tung soll gut geführt werden, mit einer guten Gover­nance, und das bedeu­tet auch eine ange­mes­sene Entloh­nung der Stif­tungs­räte», betonte Spre­cher. Bis die Schweiz Stif­tungs­land Nummer eins in Europa ist, müssen aller­dings noch einige Heraus­for­de­run­gen bewäl­tigt werden. Eine davon sei die genaue Defi­ni­tion von Gemein­nüt­zig­keit, die immer noch zu viel Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum lasse. Nach wie vor dauern Rulings zur Steu­er­be­frei­ung offen­bar zu lange, was gerade inter­na­tio­nale Philanthrop:innen abschre­cken kann. 

Die Trans­pa­renz im Stif­tungs­sek­tor bleibt ein zentra­les Thema. Nils Güggi, Leiter der Eidge­nös­si­schen Stif­tungs­auf­sicht ESA, forderte, dass der Sektor offen­lege, wie viel tatsäch­lich ausge­schüt­tet werde. Es sei nicht hinnehm­bar, dass Führungs­per­so­nen eines Kantons, wie Kantons­rats­prä­si­dent Zehn­der, die genauen Zahlen zu den Ausschüt­tun­gen nicht eruie­ren können. Einig ist sich die von Lukas von Orelli, Swiss­Foun­da­ti­ons, gelei­tete Runde auf dem Podium darüber, dass die gesunde, lang­same Entwick­lung den Sektor stabi­li­siert – auch wenn es manch­mal etwas schnel­ler gehen könnte.



Das reich­hal­tige Programm, mit unzäh­li­gen Möglich­kei­ten zur Vernet­zung endete mit der Auffor­de­rung von Katja Schö­nen­ber­ger, sich zusam­men zu tun und gemein­sam auf Augen­höhe an Lösung für eine nach­hal­tige Zukunft zu arbei­ten; Zivil­ge­sell­schaft, private gemein­nüt­zige Orga­ni­sa­tio­nen, Privat­wirt­schaft, Poli­tik und die öffent­li­che Hand. Sie unter­malte es mit der sympa­thi­schen Geschichte «Einfach Buddeln» von Wenda Shurety

Vernet­zungs­mög­lich­kei­ten am Schwei­zer Stif­tungs­sym­po­sium «Connect to change» Bild: Andri Kauf­mann, A.K.JANUTIN Fotografie

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