«Connect to change», dem diesjährigen Motto des Schweizer Stiftungssymposiums wurde am Branchentreffen in Sursee auf unterschiedlichste Art Rechnung getragen. Die Teilnehmenden nutzten die Möglichkeiten, sich auszutauschen und zu vernetzen. Dafür bot der 1972 gegründete und von der Stiftung Campus Sursee geführte Bildungsort eine ideale Umgebung.
Katja Schönenberger, Direktorin von SwissFoundations betonte in ihren einleitenden Worten, «gemeinsam können wir viel bewegen». Sie eröffnete das Symposium mit einer Einstiegsübung aus Beyond Leadership. Ein klarer Wechsel zu vorangegangenen Tagungseröffnungen. Die Anwesenden wurden aufgefordert sich mit einem oder einer Nachbar:in nach klaren Vorgaben zu unterhalten: zuhören, erzählen und respektvolles Feedback geben.
Ferdinand Zehnder, Kantonsratspräsident des Luzerner Parlaments, sieht in Stiftungen Katalysatoren des Wandels. Er sagte: «Stiftungen schaffen Verbindungen, wo andere nur Grenzen sehen.» Angesichts eines anspruchsvollen Umfelds voller Herausforderungen sieht er die Zusammenarbeit zwischen Stiftungen und Politik als unerlässlich – als Partner, die gemeinsam Lösungen entwickeln können. Der Kanton Luzern habe rund 300 gemeinnützige Stiftungen und damit im Vergleich zu anderen Standorten noch Potenzial, gab er zu bedenken. Aufgefallen sei ihm, dass es schwierig war, an verlässliche Zahlen über die Ausschüttung der Stiftungen zu gelangen, und er verwies damit auf die immer noch geringe Transparenz. Das Thema Transparenz wurde auch später im gut besuchten Panel zum Zürcher Paradigmenwechsel in der Steuerpolitik und zu den Auswirkungen in der Praxis Thema wieder aufgebracht.
Wichtige Rolle für die Philanthropie
Nathalie Bernasconi-Osterwalder zeigte in ihrem Referat, mit Fokus auf den Abbau von Seltenen Erden, wie ein Wechsel weg von fossilen Brennstoffen gelingen kann. Es sei ein steiniger Weg, besonders wenn man versuche, alle Stakeholder einzubinden und unterschiedliche Perspektiven zu berücksichtigen. Sie zeigte auf, dass mit Kooperationen, der Verbindung von Menschenrechten, Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Entwicklung langfristige Lösungen gefunden werden können.
Grundlegende Transformation vorantreiben
Alexandre Giraud, COO der Fondation de France, stellte dem Fachpublikum die zentralen Elemente des Programms #InventerDemain vor. Ein primäres Ziel sei es, Silos abzubauen, um die volle Kraft des Netzwerks freizusetzen. Darüber hinaus betonte er die Wichtigkeit einer gleichberechtigten Zusammenarbeit zwischen Stiftungen und gemeinnützigen Organisationen. Mit dem Programm «Schlüsselakteure des Wandels» will die Stiftung die Wirkung ihrer Projekte maximieren. Das fünfjährige Experiment zielt darauf ab, das philanthropische Handeln grundlegend zu transformieren und eine nachhaltige Veränderung zu fördern.
Eine Erfolgsgeschichte für den Kanton Zürich und für die ganze Schweiz
Am Ende des Tages gehe es darum, dass die Stiftungen ihre immense Kraft für die Gesellschaft entfalten können – in der Schweiz und darüber hinaus, sagte Carmen Walker Späh, Regierungsrätin und Volkswirtschaftsdirektorin Kanton Zürich auf dem Podium zum Zürcher Paradimenwechsel: «Es soll eine Erfolgsgeschichte für die Schweiz werden». Anfang Februar des laufenden Jahres hat der Kanton Zürich einen Paradigmenwechsel in der Praxis zur Steuerbefreiung gemeinnütziger Stiftungen kommuniziert. Er setzte damit eine zentrale Forderung der Initiative zur Standortförderung um. Eine zentrale Hürde war die restriktive Auslegung der steuerlichen Begünstigungen für Stiftungen, basierend auf einem Kreisschreiben der Eidgenössischen Steuerverwaltung und der Schweizerischen Steuerkonferenz. Diese restriktive Praxis stand laut Andrea Opel, Ordinaria für Steuerrecht an der Universität Luzern, im Widerspruch zu den eigentlichen Absichten des Gesetzgebers und wurde zunehmend als hinderlich empfunden.
Honorierung führt zu Professionalisierung
Ebenfalls auf dem Podium war Thomas Sprecher, Experte im Stiftungswesen von der Kanzlei Niederer Kraft Frey. Die Reform der Honorierung von Stiftungsräten erachtet er als besonders wichtig. Er verwies darauf, dass in der Vergangenheit von Stiftungsrät:innen oft Opfer erwartet wurden, während andere Akteur:innen fair entlohnt wurden. Dies führte zu absurden Situationen, die nun durch eine Professionalisierung des Stiftungssektors behoben werden sollen. «Eine Stiftung soll gut geführt werden, mit einer guten Governance, und das bedeutet auch eine angemessene Entlohnung der Stiftungsräte», betonte Sprecher. Bis die Schweiz Stiftungsland Nummer eins in Europa ist, müssen allerdings noch einige Herausforderungen bewältigt werden. Eine davon sei die genaue Definition von Gemeinnützigkeit, die immer noch zu viel Interpretationsspielraum lasse. Nach wie vor dauern Rulings zur Steuerbefreiung offenbar zu lange, was gerade internationale Philanthrop:innen abschrecken kann.
Die Transparenz im Stiftungssektor bleibt ein zentrales Thema. Nils Güggi, Leiter der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht ESA, forderte, dass der Sektor offenlege, wie viel tatsächlich ausgeschüttet werde. Es sei nicht hinnehmbar, dass Führungspersonen eines Kantons, wie Kantonsratspräsident Zehnder, die genauen Zahlen zu den Ausschüttungen nicht eruieren können. Einig ist sich die von Lukas von Orelli, SwissFoundations, geleitete Runde auf dem Podium darüber, dass die gesunde, langsame Entwicklung den Sektor stabilisiert – auch wenn es manchmal etwas schneller gehen könnte.
Das reichhaltige Programm, mit unzähligen Möglichkeiten zur Vernetzung endete mit der Aufforderung von Katja Schönenberger, sich zusammen zu tun und gemeinsam auf Augenhöhe an Lösung für eine nachhaltige Zukunft zu arbeiten; Zivilgesellschaft, private gemeinnützige Organisationen, Privatwirtschaft, Politik und die öffentliche Hand. Sie untermalte es mit der sympathischen Geschichte «Einfach Buddeln» von Wenda Shurety
Vernetzungsmöglichkeiten am Schweizer Stiftungssymposium «Connect to change» Bild: Andri Kaufmann, A.K.JANUTIN Fotografie