The Philanthropist: Die Pandemie hat das Reiseverhalten verändert. Spüren Sie dies bei der Nachfrage nach Ihrem Angebot?
Sarah Menegale: Ja, wir haben dies gemerkt. Allerdings zeigt es sich anders, je nach Zielgruppe.
TP: Das heisst?
SM: Bei den Schulen haben wir gemerkt, dass die Planung schwieriger wird. Die Schulen kennen viele Auflagen die je nach Kanton unterschiedlich sind und sich ändern. Sie melden sich deswegen erst sehr kurzfristig an oder können gar nicht kommen. Bei den Zivildienstleistenden hat sich dagegen wenig verändert.
TP: Und bei den erwachsenen Freiwilligen?
SM: Hier merken wir klar eine erhöhte Nachfrage. Unsere Ferienarbeitswochen waren sehr viel schneller ausgebucht als in den vergangenen zehn Jahren. Das ist doppelt positiv. Zum einen merken wir, wie sich die Menschen engagieren wollen. Zum anderen hilft es, weil viele Schulklassen ausfallen. Langjährige Partner haben Projekte, die wir nicht besetzen konnten. So ist es zumindest gelungen, einige Ausfälle mit Ferieneinsätzen kompensieren.
Tendenziell haben wir Freiwillige auf der Warteliste.
Sarah Menegale
TP: Steht bei diesen Teilnehmenden der Ferien- oder der Umweltgedanke im Vordergrund?
SM: Das ist ganz klar der Umweltgedanke. Wer Erholungsferien will ist bei uns falsch.
TP: Sie sind ausgebucht. Was ist die Vorlaufzeit? Nehmen Sie schon Reservationen für das kommende Jahr entgegen?
SM: Wir nehmen sie entgegen, allerdings steht das definitive Programm noch nicht. Aber wer sich jetzt schon anmeldet, den informieren wir sobald das Programm steht.
TP: Wann ist das?
SM: Im Dezember geben wir das Programm bekannt. Einzelne wenige Plätze haben wir übrigens auch jetzt noch frei. Zudem haben wir Zusatzangebote geschaffen.
TP: Was ist herausfordernder: Projekte zu finden oder Freiwillige zu rekrutieren?
SM: Eher dass wir genügend Projekte haben. Tendenziell haben wir Freiwillige auf der Warteliste. Projekte müssen sinnvoll, attraktiv, gut erreichbar sein und eine angemessene Unterkunftsmöglichkeit bieten.
TP: Haben Sie Stammkundinnen und ‑kunden?
SM: Es ist gemischt. Wir haben Kunden, die seit mehr als 20 Jahren wiederkommen. Zwei Drittel sind WiederholungstäterInnen. Sie wissen genau, welches Angebot sie wann wollen.
TP: Klima und Nachhaltigkeit sind allgegenwärtig. Ist das ein Vorteil oder bedeutet es übermässige Konkurrenz um Aufmerksamkeit?
SM: Es sind beide Seiten der Medaille. Für die Sache ist es wirklich toll. Das Thema ist präsent. Wenn wir mit Jugendlichen im Einsatz sind haben diese ein Vorwissen. Sie sind informiert. Und wir können ihnen erklären, weshalb es beispielsweise sinnvoll ist, einen Wald zurückzuschneiden weil sonnige Wiesen für viele Pflanzen und Tiere wichtig sind. Aber natürlich müssen wir auf der anderen Seite mehr leisten, um sichtbar zu bleiben, da wir nicht alleine sind.
TP: Heute ist das Thema allgegenwärtig. Aber was war 1976 der Auslöser zur Gründung der Stiftung?
SM: Ich musste nachschauen, da ich dann noch nicht geboren war. Es gab damals ein grosses Problem: Abfall. Man entsorgte den Abfall einfach in der Natur. Ich kenne das von meinen Grosseltern: Nach einem Wochenende im Chalet war es üblich, den Abfall einfach in eine Schlucht zu entsorgen.
TP: Das war der Auslöser zur Gründung?
SM: Die Stiftungsgründer waren der Ansicht, dass sie etwas unternehmen mussten. Im ersten Jahr organisierten sie eine riesige Frühlingsputzaktion. Mehr als 250 Tonnen Material haben sie eingesammelt. Seither hat sich die Aufgabe der Stiftung allerdings gewandelt. Sie ist schöner. Es ist attraktiver, Kastanienselven im Tessin zu pflegen als Autowracks aus einem See zu fischen.
Es ist attraktiver, Kastanienselven im Tessin zu pflegen als Autowracks aus einem See zu fischen.
Sarah Menegale
TP: Ein spezielles Augenmerk hat die Stiftung auf Trockenmauer. Lässt sich an diesen der Umweltschutz exemplarisch aufzeigen?
SM: Trockenmauern eignen sich exemplarisch, weil sie das Miteinander von Menschen und Natur demonstrieren. Menschen haben die Trockenmauern gebaut, um beispielsweise einen Weg zu sichern oder eine Weide zu teilen. Mit der Mauer haben sie gleichzeitig ein Biotop für Pflanzen und Tiere geschaffen. Spezielle Pflanzen und Tiere finden hier Schutz und einen einzigartigen Lebensraum.
Zwei Publikationen zum Thema Trockenmauern:
- Das umfassende Buch über Trockenmauern: «Trockenmauern – Grundlagen, Bauanleitung, Bedeutung.» Das Buch von 2014 bietet alles, vom Bau über die Geschichte schön illustriert. Es ist in Deutsch und Englisch erhältlich.
- Das kleine Werk von 1996 in Deutsch und Französisch: «Trockenmauern: Anleitung für den Bau und die Reparatur».