Seit 30 Jahren erfüllen Sie die Wünsche von Kindern und Jugendlichen mit Krankheit oder Behinderung – haben sich die Wünsche in dieser Zeit verändert?
Eigentlich nicht. Die Wünsche, die uns erreichen sind so unterschiedlich und besonders, wie unsere Sternschnuppe-Kinder, die sie träumen. Mal schlägt das Herz eines Kindes für Tiere, mal für ausgefallene Gefährte oder für einen Sport- oder Filmstar. Wir freuen uns auch immer sehr über aussergewöhnliche Wünsche: Einmal selbst Kirchenglocken läuten, auf einem Drachen fliegen oder einen Tag lang in einem möglichst hohen Gebäude Lift fahren. Die Wünsche der Kinder begeistern uns immer wieder von neuem und wir lassen uns gerne durch die Leidenschaft der Kinder, die sie träumen, anstecken. Unsere Mitarbeitenden setzen deshalb alles daran, Unmögliches möglich zu machen und dem Kind ein unvergessliches Erlebnis zu schenken.
Was wünschen sich die Kinder und Jugendlichen heute besonders?
Oft möchten Kinder einmal ihren Lieblingsberuf ausüben: Einen Tag lang Tierpflegerin, Postbote, Polizistin, Trampilot, Synchronsprecherin oder Entsorgungsfachkraft sein gehört zu den Wünschen, die wir oft organisieren. Viele Kinder sind auch von der Sport- und insbesondere der Fussballwelt fasziniert. Einmal ihre Lieblingsmannschaft live anzufeuern, davon träumen viele Kinder und Jugendliche. Aber auch einen Erlebnispark zu besuchen gehört zu häufig geäusserten Wünschen.
Einmal selbst Kirchenglocken läuten, auf einem Drachen fliegen oder einen Tag lang in einem möglichst hohen Gebäude Lift fahren.
Nicole Sami, Geschäftsleiterin Stiftung Sternschnuppe
Wie gelangen die Wünsche zu Ihnen?
Die Wünsche erreichen uns in der Regel durch ein Anmeldeformular auf unserer Website, das die Eltern ausfüllen können. Von unseren Angeboten erfahren die Eltern meistens durch Elternvereinigungen, dem Spitalpersonal oder durch Netzwerke von Organisationen, die sich für betroffene Kinder und Familien einsetzen.
Können Sie alle Wünsche erfüllen?
In den meisten Fällen schon 😊. Natürlich stossen wir an unsere Grenzen, wenn ein Kind auf den Mond fliegen oder im Lotto gewinnen möchte. Wir erfüllen Wünsche im Erlebnisbereich, machen also keine materiellen Geschenke. Unsere Mitarbeiterinnen, die «Wunschfeen» setzen alles daran, den grossen Tag für das Kind so detailgetreu wie möglich umzusetzen und überlassen nichts dem Zufall.
Oft ist diese Arbeit kreativ und ideenreich. Einen Wunsch zu organisieren, bedeutet aber auch sorgfältige Abklärungen und viel organisatorisches Geschick.
Im Stiftungsrat und Beirat sind Mediziner:innen stark vertreten. Weshalb dieser Fokus?
Auch wenn unsere Mitarbeitenden über das Wissen von vielen verschiedenen Diagnosen verfügen, sind wir doch keine ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte. Es kann vorkommen, dass wir schwer einschätzen können, ob wir eine bestimmte Diagnose unterstützen dürfen. In diesem Fall stehen uns die medizinischen Fachpersonen aus dem Stiftungsrat beratend zur Seite.
Zudem werden wir durch unseren Beirat unterstützt, der sich aus zehn Personen aus Spitälern und Institutionen bildet, die betroffene Kinder betreuen. Über ihr Netzwerk unterstützen sie uns dabei, die Angebote der Sternschnuppe bekannter zu machen.
Es freut uns, wenn sich auch Partner für die Begeisterung der Kinder anstecken lassen.
Nicole Sami
Auch der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin des Kindes kontaktieren wir jeweils vor einer Wunscherfüllung, um gesundheitliche Risiken bei der Wunscherfüllung auszuschliessen und die nötige medizinische Betreuung sicherzustellen.
Arbeiten Sie mit anderen Institutionen zusammen, um die Wünsche zu erfüllen?
Um Herzenswünsche zu erfüllen, sind wir auf Partner angewiesen, die uns bei der Organisation eines grossen Traums unterstützen. Wenn ein Kind sich einmal als Feuerwehrmann ausprobieren möchte, fragen wir bspw. die Flughafenfeuerwehr an, ob sie bereit sind, dem Sternschnuppe-Kind einen Einblick in ihre Arbeit zu geben. In der Regel öffnen sich viele Türen, wenn wir anklopfen. Dies erfüllt uns mit grosser Dankbarkeit und es freut uns, wenn sich auch Partner für die Begeisterung der Kinder anstecken lassen.
75 freiwillige Wunschbegleiter:innen helfen bei der Wunscherfüllung und anderen Arbeiten. Ist es heute schwierig, Freiwillige zu finden?
Wir sind in der glücklichen Lage, nie aktiv nach ehrenamtlichen Mitarbeitenden suchen zu müssen. Im Gegenteil: Wir können nicht alle in unser Freiwilligen-Team aufnehmen, die sich für unsere Arbeit interessieren. Verständlich, bei dieser wunderbaren Aufgabe. Bei einer Wunscherfüllung wird die Familie von einer freiwilligen Mitarbeiterin oder einem freiwilligen Mitarbeiter begleitet. Diese Wunschbegleitenden kümmern sich um Unvorhergesehenes und sorgen dafür, dass sich das Sternschnuppe-Kind und seine ganze Familie wohlfühlen und das langersehnte Erlebnis unbeschwert geniessen können.
Was war der Auslöser zur Gründung?
Ein Ehepaar aus der Region Zürich hatte ein betroffenes Kind in ihrem Bekanntenkreis. Inspiriert durch eine Stiftung aus den USA, die Kindern ein Herzenswunsch erfüllte, gründeten sie zuerst einen Verein, der dem Mädchen einen Wunsch erfüllte: Eine Reise ins Disneyland Paris. 1993 wurde aus dem Verein dann die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe, die am 24. Dezember 1993 ins Handelsregister eingetragen wurde.
Wenn Sie einen Wunsch für die nächsten 30 Jahre hätten, was würden Sie sich für die Stiftung wünschen?
Weitere 30 Jahre einzigartige, lustige, berührende, aussergewöhnliche und unvergessliche Wünsche zu erfüllen, die den Sternschnuppe-Kindern Kraft schenken und noch lange in ihren Erinnerungen und ihrem Herzen weiterleuchten.