The Philanthropist: Sie sind Präsident der Stiftung Mummenschanz. Wie kam es dazu?
Felix Wehrle: Als Leiter Kommunikation bei Coop durfte ich für die Detailhändlerin mit Mummenschanz, noch vor dem 40 Jahre Jubiläum, den Sponsoringvertrag unterschreiben. Als ich vor zehn Jahren teilpensioniert wurde, kam die Anfrage, ob ich Stiftungsrat werden möchte. Schliesslich wurde ich gleich Präsident des Stiftungsrates.
Wie ist das rechtliche Verhältnis der Stiftung zur Theatergruppe?
Die Stiftung ist Besitzerin von Mummenschanz.
Gegründet wurde sie 1988. Was gab den Auslöser?
Mummenschanz war finanziell stark von einer Person abhängig. Die Stiftung sollte das langfristige Bestehen von Mummenschanz sichern. Zweck ist, den künstlerischen Reichtum zu bewahren und junge Künstlerinnen und Künstler zu fördern.
Die Unterstützung des Bundes und des Heimatkantons von Mummenschanz St. Gallen haben es ermöglicht, die Pandemie bis jetzt zu überstehen.
Felix Wehrle, Präsident des Stiftungsrats der Stiftung Mummenschanz
Und jetzt zehn Jahre später startet das Jubiläumsprogramm: 50 years. Wie läuft der Vorverkauf?
Der Verkauf läuft schleppend. Corona bedingt. Wir liegen weit unter den Erwartungen. Das Programm vor zehn Jahren begeisterte alleine in der Schweiz 120’000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Aktuell wären Kapazitäten für ein Publikum von 100’000 möglich und auch zu erwarten. Doch die Pandemie gefährdet dies. Die Zurückhaltung des Publikums ist nachvollziehbar. Aber es ist schwierig für uns. Immerhin für Zürich, wo wir am 10. Dezember starten werden, ist die definitive Bewilligung vorhanden.
Lohnt es sich überhaupt, vor einem halbvollen Saal zu spielen?
Wir wollen spielen. Die ganze Vorarbeit soll sich lohnen. Und eine Verschiebung ins nächste Jahr ist aufgrund der anderen weltweiten Tourpläne nicht möglich. Zudem sind die Theater in den nächsten beiden Jahren komplett ausgebucht, da alle verschobenen Vorstellungen der letzten fast zwei Jahre nachgeholt werden.
Und macht es finanziell Sinn?
Wir hoffen, dass sich die Situation vor allem im Frühling 2022 etwas entspannt und wir finanziell gesehen mit einem blauen Auge davon kommen.
Jetzt startet Mummenschanz mit dem Jubiläumsprogramm in der Schweiz: Wie wichtig sind die Einnahmen der Aufführungen in der Schweiz?
Das Preisniveau der Theatertickets ist in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich und entsprechend sind die Einnahmen der Tourneen sehr unterschiedlich. In Ländern wie der Schweiz ist es deswegen entscheidend, einen Gewinn zu erzielen. Ein Jahr, das sich finanziell lohnt muss drei Jahre tragen, die sich finanziell nicht lohnen.
Welche Rolle nehmen Sponsoren ein?
Bei den Sponsoren schlägt Corona voll durch. Wir haben kein einziges Unternehmen, das sich mit einem klassischen Sponsoring mit Gegenleistungen engagiert. Wir haben vereinzelte Unterstützung von Gönnern und Stiftungen. Aber es ist klar, in einem anderen Land gebe es Mummenschanz heute nicht mehr.
Das heisst?
Die Unterstützung des Bundes und vor allem des Heimatkantons von Mummenschanz St. Gallen haben es ermöglicht, die Pandemie bis jetzt zu überstehen. Nur so ist das Jubiläumsprogramm überhaupt zustande gekommen und möglich.
Wie hilft die Stiftung?
Dass Mummenschanz eine gemeinnützige Stiftung ist, hilft beim Generieren von Mitteln. Aber es ist vor allem das Netzwerk des Stiftungsrates, das wirkt.
Mummenschanz hat das Ziel, in allen Ländern der Welt gespielt zu haben.
Felix Wehrle
Wie nah ist die Stiftung an der Produktion?
Im künstlerischen Bereich reden wir nicht drein. Unsere wichtigste Aufgabe als Stiftungsrat ist die Besetzung des Geschäftsführers. Vor drei Jahren mussten wir die Position neu besetzen. Wir hatten über 100 Bewerbungen. Das war die zeitaufwendigste Aufgabe. Aber das ist die Kernaufgabe des Stiftungsrates. Dann bin vor allem ich als Sitftungsratspräsident Sparringspartner für den Geschäftsführer Marc Reinhardt. Das ist wichtig, weil er ansonsten ziemlich alleine mit seinen Fragestellungen wäre. Und dann geben wir natürlich strategische Inputs, welche Länder besucht werden könnten. Mummenschanz hat das Ziel, in allen Ländern der Welt gespielt zu haben. Dank der künstlerischen Darbietung, die ohne Worte auskommt, ist das gut möglich.
So wie in Saudi-Arabien?
Genau. Das Angebot kam in einer Zeit, in der wir nirgends sonst auftreten konnten. Mummenschanz war dieses Jahr in Saudi-Arabien. Wir haben drei Mal das Theater fast ausverkauft und ein aufmerksames und begeisterungsfähiges Publikum angetroffen.
Aber jetzt startet die Tournee in Zürich.
Ab dem 10. Dezember spielen wir in Zürich. Die Tournee führt über 27 Standorte durch die ganze Schweiz. In der zweiten Hälfte 2022 geht es dann in die USA.