Im Bootcamp «Foresight-Werkstatt: Strategisch auf Zukunft eingestellt» von StiftungSchweiz am 2. Juni 2025 wird der Werkzeugkasten der Zukunft geöffnet, und zwar für Funders und Nonprofits gleichermassen. Die Referent:innen des Bootcamps zeigen auf, wie die Werkzeuge in der Praxis spezifisch auf die Fragestellungen der Philanthropie angewendet werden können. Dabei sind sie sich einig: Stiftungen sollten nicht nur reagieren, sondern die Zukunft aktiv mitgestalten – und dabei strategisch vorgehen.
Zwischen Tradition und Innovation
Eine jüngere Studie von Philea mit dem Titel Exploring 21st Century Philanthropy beleuchtet die künftige Relevanz der Philanthropie kritisch. Und sie unterlegt empirisch, was gemeinhin als bekannt gilt: Stiftungen werden oft als konservative Institutionen wahrgenommen, die primär die Vergangenheit bewahren. Ein Bild, das Fragen aufwirft: Ist der Sektor zu altmodisch, zu elitär? Ist er überhaupt fähig, den Wandel in eine zukunftsfähige Philanthropie zu gestalten?
Doch diese Wahrnehmung greift laut Katja Schönenberger, Geschäftsführerin von SwissFoundations, zu kurz: «Wir wollen als Stiftungen nicht die Vergangenheit verwalten, sondern die Zukunft gestalten.» SwissFoundations setzt mit dem Swiss Foundation Code dabei auf Rahmenbedingungen, die eine nachhaltige und verantwortungsvolle Zukunftsausrichtung fördern und schlägt die Brücke zwischen Tradition und Innovation.
Wir wollen als Stiftungen nicht die Vergangenheit verwalten, sondern die Zukunft gestalten.
Katja Schönenberger, SwissFoundations
Für Katja Schönenberger steht dabei der Strategieprozess im Fokus. «Foresight-Instrumente ergänzen die klassische Herangehensweise auf eine gute Weise. Im Bootcamp vermitteln wir konkret, wie Stiftungsrätinnen und ‑räte einen zeitgemässen Strategieprozess fruchtbar gestalten, dabei agiler werden und ihren Gestaltungsspielraum stärker ausnutzen.» Der Nachmittag des Bootcamps führt deshalb Schritt für Schritt in die konkrete Umsetzung. Leitend ist dabei die Frage: Wenn ich in fünf Jahren einen bestimmten Zielzustand erreichen will, wie gestalte ich dann die nächsten Monate?
Futures Literacy: Den Blick nach vorne richten
Diese Offenheit gegenüber der Zukunft begrüsst auch Martina Kühne, Trendforscherin des Zürcher Zukunftsbüros kühne wicki. Dabei erinnert sie an die Bedeutung einer starken Futures Literacy. «Laut UNESCO ist Futures Literacy zunehmend eine der wichtigsten Kompetenzen überhaupt», sagt sie.
Bei Futures Literacy geht es um einen proaktiven Umgang mit Unsicherheit.
Martina Kühne, kühne wicki
Ziel der Technik sei es, mit den richtigen Werkzeugen und Bausteinen den Blick nach vorn zu richten. «Dabei geht es darum, nicht zu lange im Strategieprozess zu verharren. Es geht um einen proaktiven Umgang mit Unsicherheit», so Kühne. Anstatt angstgetrieben in die Zukunft zu schauen, können sie Stiftungen mit der Methodik der Futures Literacy handlungsfähig gestalten.
Wie funktioniert das konkret? «In der Foresight-Werkstatt hinterfragen wir zuerst unsere eigene Haltung zur Zukunft», so Kühne, «und wir fragen: Welche Zukunft ist absehbar, welche vorstellbar – und welche ist wünschbar?»
Die wünschbare Zukunft zu kennen ist das Ziel des Bootcamps. Denn klar ist: Ihr Gestaltungsspielraum ist die grosse Stärke von Nonprofits und Funders. In drei Schritten und mit drei einfachen und in der Praxis erprobten Werkzeugen wird im Rahmen der Werkstatt der Boden dazu bereitet. Das Instrument der «Weak Signals» unterstützt dabei, die Zukunft bereits in der Gegenwart zu erkennen und zu beschreiben. Mit dem «Futures Wheel» gehen wir den Zusammenhängen auf den Grund und nähern uns damit der vorstellbaren Zukunft. Es geht dabei auch darum, den eigenen Vorstellungsraum zu erweitern. Schliesslich nehmen wir mit der Szenarien-Technik die wünschbare Zukunft aufs Korn. Welche Zukunft streben wir mit unserer Arbeit an – und welche Kompetenzen und strategischen Stossrichtungen bringen uns in diese Richtung?
Foresighting: Szenarien der Zukunft
Auch im Stiftungslabor steht die Frage im Mittelpunkt, wie Stiftungen sich strategisch auf die Zukunft vorbereiten können. Das Stiftungslabor, das als Experimentierraum für neue Stiftungsansätze gegründet wurde, will die Stiftungspraxis durch kollaborative Innovationsprozesse noch wirksamer machen.
Konrad Weber, Strategieberater im Bereich der digitalen Transformation, betont, dass Stiftungen moderne Methoden der Innovationstechnik und des Foresighting in ihrer Arbeit nutzen sollten. «Uns interessiert, wie Stiftungen ihren Zweck auch in Zukunft erfüllen können», sagt Weber. Die Foresight-Methodik erlaube es Stiftungen «Szenarien zu entwerfen, die ihnen helfen, proaktiv zu handeln und nicht nur auf externe Entwicklungen zu reagieren.» Indem Organisationen greifbare Zukunftszenarien bilden, würden sie Chancen und Herausforderungen für die eigene Organisation frühzeitig erkennen.
Foresight erlaubt es Stiftungen, Szenarien zu entwerfen, die ihnen helfen, proaktiv zu handeln und nicht nur auf externe Entwicklungen zu reagieren.
Konrad Weber, Stiftungslabor
Gemeinsam die Zukunft gestalten
Die Werkzeuge sind also vorhanden. Doch folgt man der Autorin der erwähnten Philea-Studie zur Relevanz der Philanthropie ist die Methodik des Foresight im Stiftungssektor noch kaum etabliert. «Wir haben bisher viel zu wenig damit gearbeitet», sagte Hanna Stähle Ende August im Webtalk #ImpulseStiften.
Konrad Weber vom Stiftungslabor ist deshalb überzeugt: Die auf die Zukunft ausgerichtete Zusammenarbeit und der Austausch im Sektor sind zentral für eine zukunftsfähige Philanthropie. «Nur wenn wir unser Wissen und unsere Erfahrungen teilen, können wir als Sektor resilient und zukunftsfähig bleiben», sagt Weber.
Den Start des Bootcamps macht deshalb eine strategische Analyse, bei der wir uns auf das PESTEL-Modell stützen. «Bereit für die Zukunft sein heisst auch, die Faktoren kennen, welche die Gegenwart beeinflussen», so Weber. Ein strategisches Gremium kennt auch die Rahmenbedingungen, innerhalb derer die Organisation etwas bewegen möchte. Entscheidungsträger:innen oder Mitglieder der Geschäftsstelle verfügen meist über ein in die Tiefe gehendes Wissen zu diesen Rahmenbedingungen. Mit dem PESTEL-Modell wird es in einfachen Schritten sichtbar gemacht und spannt damit den Handlungsspielraum auf.
Das Bootcamp «Foresight-Werkstatt» bietet Raum für Kooperation und gemeinsames Lernen. Es bietet Funders und Nonprofits die Möglichkeit, gemeinsam den Werkzeugkasten verschiedener zukunftsgerichteter Methoden zu durchstöbern – und so die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft ihrer Organisation zu stellen.
Foresight-Werkstatt: Strategisch auf Zukunft eingestellt
Um zukunftsfähig zu bleiben, suchen Stiftungen einen proaktiven Umgang mit aktuellen und künftigen Herausforderungen. Das Bootcamp nutzt die Foresight-Methodik, um sie dabei zu unterstützen, sich strategisch für die Zukunft zu positionieren. Die Teilnehmenden erkunden die Fähigkeiten und Haltungen, mit denen wir der Zukunft zuversichtlich begegnen und sie aktiv gestalten.
Neben kompakten Inputs und einem praktischen Werkstattteil zu «Weak Signals», «Futures Wheel» und «Szenarios» bringt dieses zusammen mit SwissFoundations, kühne wicki und dem Stiftungslabor ausgerichtete Bootcamp insbesondere auch praktische Unterstützung, wie Team und Stiftungsrat in eine Kultur der Zukunftsbereitschaft einbezogen werden können.
Nächste Durchführung: 2.6.2025, 9–15h, vor Ort in Basel oder via Livestream
Preis: CHF 690 (vor Ort) oder CHF 490 (Livestream) für Funders, 490 (vor Ort) oder CHF 290 (Livestream) für Nonprofit
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