Zum ZeitÂpunkt der GrünÂdung der Embolo FounÂdaÂtion stand Breel Embolo mit 17 Jahren am Anfang seiner FussÂballÂkarÂriere. Dank eines gut eingeÂspielÂten Teams kann die StifÂtung heute schnell reagieÂren und zielÂgeÂrichÂtet helfen.
2015 haben Sie Ihre eigene StifÂtung gegrünÂdet. Was war der Auslöser?
Breel Embolo: 2015 war ich noch in der Lehre beim FussÂballÂverÂband. Meine LehrÂmeisÂteÂrin war JeanÂnette Paolucci. Sie hatte die Idee, eine StifÂtung zu gründen.
Weshalb eine eigene StifÂtung? Um Gutes zu tun, hätten Sie auch einfach spenÂden können?
Meine FamiÂlie unterÂstützte bereits damals ein PatenÂkind mit Geld. Und JeanÂnette Paolucci war selbst gemeinÂnütÂzig engaÂgiert in Peru. Bei einem sponÂtaÂnen GedanÂkenÂausÂtausch stellÂten wir fest, dass wir mit dem gemeinÂnütÂziÂgen EngaÂgeÂment ein gemeinÂsaÂmes InterÂesse haben. Daraus ist die Idee entstanÂden, dass wir mit meinem Namen noch mehr beweÂgen könnÂten. ZugeÂgeÂben, ich war zu Beginn ein wenig skepÂtisch. Damals war ich erst 17 Jahre alt. In diesem Alter eine StifÂtung in meinem Namen zu grünÂden, war für mich eine HerausÂforÂdeÂrung. Was ändert sich jetzt für mich, habe ich mich gefragt.
Sie stanÂden noch am Anfang Ihrer FussÂbalÂlerÂkarÂriere und spielÂten noch beim FCB.
Ich war noch sehr jung. Ich war auch noch nicht NatioÂnalÂspieÂler. EigentÂlich war ich noch nicht einmal richÂtig StammÂspieÂler beim FCB und hatte noch nicht den Ruf und das Image, das ich heute habe.
Hat die StifÂtungsÂgrünÂdung mit dem eigeÂnen Namen nicht viel Mut gebraucht?
Doch, es hat mir sehr viel Mut abverÂlangt. Es hat in der ÖffentÂlichÂkeit ErwarÂtunÂgen geweckt. Ich konnte es nicht gleich wie JeanÂnette Paolucci abschätÂzen. Selber hätte ich mich das nicht getraut. Aber sie hat an mich geglaubt. Sie hat realiÂsiert, wie viele Menschen wir mit meinem Namen beweÂgen können, was wir erreiÂchen und wie wir damit Kindern helfen können. Heute muss ich sagen, die GrünÂdung der StifÂtung war die beste Idee. Die ersten Jahre haben mir vor allem die Augen geöffÂnet und gezeigt, was wir alles beweÂgen können. Den Menschen unkomÂpliÂziert zu helfen, ist sehr schön. Bisher läuft alles gut. Aber natürÂlich kann es immer noch besser laufen.
Wo ist die StifÂtung tätig?
Wir realiÂsieÂren Projekte in KameÂrun, wo ich herkomme, und in Peru, wo JeanÂnette Paolucci bereits zuvor engaÂgiert war. Sie ist im StifÂtungsÂrat. Und wir engaÂgieÂren uns in der Schweiz.
Wer über die Arbeit der StifÂtung liest, erhält den Eindruck, dass bei Ihnen das Machen im VorderÂgrund steht.
Das ist korrekt. Wir wollÂten etwas FamiÂliäÂres aufbauen, etwas andeÂres. Wir wollen allen, die etwas spenÂden, das Gefühl geben, dass jeder Rappen hilft. Egal, ob jemand fünf Rappen oder 5000 FranÂken spenÂdet, es ist wichÂtig. Wir sind nicht mit Geld gesegÂnet. Darum kämpÂfen wir um jeden Rappen. Wir sind sehr froh um jede Spende. Und wir wollen zeigen, wo jeder Rappen hingeht.
Haben Sie die Projekte selbst besucht?
Projekte in der Schweiz und in KameÂrun habe ich selbst besucht oder ich war bei AnläsÂsen dabei. In Peru war ich leider noch nicht. In meiner FeriÂenÂzeit bin ich immer ein paar Tage kariÂtaÂtiv unterÂwegs. Dann besuÂche ich die Projekte selbst. Es ist ein sehr schöÂnes ErlebÂnis zu sehen, wo die Hilfe ankommt und wie sich die Menschen selber helfen.
Was nehmen Sie von diesen BegegÂnunÂgen mit?
Sie geben mir Kraft. Und ich kann abschalÂten. Es ist wirkÂlich etwas ganz andeÂres. Das soll es auch sein. Das war unser grosÂses Ziel. Wir alle haben schon für ein Projekt gespenÂdet. Aber wenn man einen direkÂten Draht zu einem Projekt hat, es besucht und erleÂben darf, was geleisÂtet wird, und realiÂsiert, wie wir helfen können, dann berührt das. Es macht Lust, noch mehr zu helfen. Ich habe geseÂhen, was die Menschen brauÂchen. Und wir alle spüren eine ungeÂmeine DankÂbarÂkeit. Die Menschen freuen sich. Erstens zu sehen, dass die Hilfe funkÂtioÂniert, und zweiÂtens zu erkenÂnen, dass sie bei den EmpfänÂgern drinÂgend notwenÂdig ist, sind die beiden Punkte, die wir mit unseÂrer StifÂtungsÂgrünÂdung anviÂsiert haben.

«Wir wollen zeigen, wo jeder Rappen hingeht.»
Breel Embolo
Sie realiÂsieÂren beispielsÂweise einen FussÂballÂplatz in Peru. Wie entsteÂhen solche Projekte?
Das ist ganz unterÂschiedÂlich. Wir haben einen guten Draht zum FussÂballÂverÂband. Und durch unsere vielen Kontakte erhalÂten wir viele AnfraÂgen. Wir haben auch schon gemeinÂsam mit einem PartÂner eine Schule gebaut und die Mittel dazu zusamÂmen orgaÂniÂsiert. Bei den unterÂstützÂten ProjekÂten ist es uns wichÂtig, diesen Menschen eine PerspekÂtive zu geben. DesweÂgen engaÂgieÂren wir uns für Bildung, aber auch für gesunde ErnähÂrung und für die GesundÂheit. Dieses Projekt hat gut geklappt. GeneÂrell haben wir immer verschieÂdene Projekte am Laufen, auch kleiÂnere. Und wir realiÂsieÂren Hilfe auch kurzÂfrisÂtig, wie jetzt für die Ukraine.
Was haben Sie gemacht?
Wir haben HilfsÂgüÂter orgaÂniÂsiert und sind an die Grenze gefahÂren – JeanÂnette Paolucci ist auch selbst mitgeÂfahÂren. Auf dem RückÂweg haben wir FlüchtÂlinge mitgenommen.
Um so schnell zu reagieÂren, braucht es ein gut eingeÂspielÂtes Team.
Das sind wir defiÂniÂtiv. Wir sind ein Team, eine FamiÂlie. Aufgrund meiner AufgaÂben als ProfiÂfussÂbalÂler bei BorusÂsia MönchenÂgladÂbach kann ich nicht an jeder Sitzung dabei sein. Aber ich werde immer über alles inforÂmiert. Ich weiss, was läuft. So können wir immer flexiÂbel reagieren.
Wie auf den Krieg in der Ukraine?
Vor einem Jahr hätte noch niemand gedacht, dass es in einem euroÂpäiÂschen Land wieder Krieg gibt. Wir haben uns einfach zusamÂmenÂgeÂsetzt und besproÂchen, was wir machen können. Das können ganz einfaÂche Fragen sein wie, was das Benzin hin und zurück kostet. Wir überÂleÂgen, ob wir das Budget für das Projekt haben. Wenn wir uns entscheiÂden, ein Projekt zu realiÂsieÂren, dann geht das relaÂtiv schnell. Wir haben ein Team, das extrem flexiÂbel und fleisÂsig ist. Es ist mit ganzem Herzen und mit fester ÜberÂzeuÂgung dabei. Dabei verfolÂgen sie 0,0 Prozent eigene InterÂesÂsen. Es ist uns allen wichÂtig, dass diese Projekte nicht aus ImageÂgrünÂden realiÂsiert werden. Jeder hilft aus ÜberÂzeuÂgung. Dies zu erleÂben, gibt mir immer wieder GänseÂhaut. Da funkÂtioÂnieÂren wir wirkÂlich wie eine Familie.


Das InteÂgraÂtiÂonsÂturÂnier war das erste Projekt in der Schweiz. 2017 fand die zweite Ausgabe in
ReinÂach BL statt
Auch nach der FlutÂkaÂtaÂstroÂphe im deutÂschen Ahrtal im verganÂgeÂnen Jahr hat die StifÂtung schnell geholÂfen. Ihre Projekte zeichÂnen sich dadurch aus, dass Sie auf ein breiÂtes NetzÂwerk, gerade aus dem FussÂball, zurückÂgreiÂfen können. Macht das GemeinÂsame aus Ihrer Sicht die gemeinÂnütÂzige Arbeit aus?
Ja. In solchen SituaÂtioÂnen kann jeder sehen, was passiert, und sich in die Lage der BetrofÂfeÂnen versetÂzen. Über das InterÂnet und die soziaÂlen Medien ist es dann einfach, Menschen zu kontakÂtieÂren und zu mobilisieren.
Wie sah die Aktion aus?
Das Schöne war, dass die Aktion im Ahrtal mit FussÂball zu tun hatte. Wir wurden auf die HilfsÂakÂtion «FussÂball hilft FussÂball» eines FussÂbalÂlers aus AhrweiÂler aufmerkÂsam und haben uns entschieÂden, zu helfen. JeanÂnette Paolucci hat über die soziaÂlen Medien zu SachÂspenÂden aufgeÂruÂfen, und zahlÂreiÂche FussÂballÂclubs, UnterÂnehÂmen, aber auch anonyme SpenÂdeÂrinÂnen und SpenÂder haben sich beteiÂligt. So konnÂten wir auch hier schnell und flexiÂbel reagieÂren. Dabei hilft es, dass wir unsere StifÂtung nicht auf ein Projekt festÂgeÂlegt haben und wir jederÂzeit helfen können. Wir können Projekte in der StifÂtung bespreÂchen, Einwände diskuÂtieÂren und klären, ob wir die Mittel haben und wie wir helfen können. Oder ob wir uns besser in einem andeÂren Projekt engaÂgieÂren. Und dann setzen wir dies um – und schauen wieder nach vorne. Leider passieÂren zu viele Dinge, als dass wir immer helfen könnÂten. Wir funkÂtioÂnieÂren famiÂliär, wir stehen zusamÂmen und bereiÂten uns vor, damit wir reagieÂren können.
Haben Sie ein Projekt, das Ihnen speziÂell am Herzen liegt?
Ich wollte die Projekte der StifÂtung immer mit FussÂball verbinÂden. DesweÂgen bin ich besonÂders stolz auf unser FlüchtÂlings-FussÂballÂturÂnier, unser erstes Projekt in der Schweiz. Wir wollÂten den FlüchtÂlinÂgen das Gefühl geben, dass sie willÂkomÂmen sind. So ist die Idee entstanÂden, ein InteÂgraÂtiÂonsÂturÂnier zu orgaÂniÂsieÂren. Wir wollÂten den FlüchtÂlinÂgen einen Tag schenÂken. Sie sollÂten für diesen Tag nur den Sport geniesÂsen und Spass haben. Es war sehr speziÂell, als ich beim ersten Turnier dabei sein konnte. EhemaÂlige MitspieÂler, FussÂballÂspieÂler und andere PromiÂnente waren auch dabei. Das Turnier hat gezeigt, welche Kraft der Sport hat, wie er alle verbindet.
Wie stark spielt Ihre eigene Geschichte eine Rolle?
Auch mir hat der Sport stark geholÂfen, mich zu inteÂgrieÂren, als ich aus KameÂrun in die Schweiz kam. Das ist der HinterÂgrund, weshalb das Turnier für mich so speziÂell ist. Es ist uns gelunÂgen, den FlüchtÂlinÂgen einen Tag zu bieten, an welchem sie ihre Probleme auf die Seite legen können. Zehn, zwölf StunÂden konnÂten sie unbeÂschwert FussÂball spieÂlen. Aber wir sind uns auch bewusst, dass ihr Leben nach diesem Tag weitergeht.
Als Sie Ihre FussÂballÂlaufÂbahn beim FC NordÂstern in Basel angeÂfanÂgen haben, hatten Sie bereits das Ziel FussÂballÂprofi im Kopf?
Ich sage immer, FussÂball ist ein TraumÂbeÂruf, weil du erlebst, wie viele KultuÂren, wie viele Menschen mit unterÂschiedÂlichsÂten SpraÂchen sich trefÂfen und kein Problem miteinÂanÂder haben. Wenn man all die Menschen im Stadion erlebt, dann kann man gut versteÂhen, weshalb Sport diese VorbildÂfunkÂtion hat, um Menschen zu verbinÂden und zusamÂmenÂzuÂbrinÂgen. Das Ziel auf dem Platz ist ja relaÂtiv einfach: Der Ball muss ins Tor. DesweÂgen ist das Spiel für mich auch der einfachste Weg zur InteÂgraÂtion. Als ich beim FC NordÂstern angeÂfanÂgen habe, war ich nicht das RiesenÂtaÂlent, das locker zehn GegenÂspieÂler ausgeÂspielt hat. FussÂball war für mich vielÂmehr InteÂgraÂtion. Ich habe in der Schule FussÂball gespielt, ich hatte schon in KameÂrun FussÂball gespielt, ich habe in Basel in meinem WohnÂquarÂtier FussÂball gespielt. So habe ich Menschen kennenÂgeÂlernt und EmotioÂnen erlebt. NatürÂlich haben wir auch gestritÂten. Aber das war am nächsÂten Tag wieder vergessen.
Und wie sind Sie beim FC NordÂstern gelandet?
Ich ging zum FC NordÂstern, weil die meisÂten meiner KolleÂgen aus dem QuarÂtier dort spielÂten. An eine ProfiÂkarÂriere hatte ich nie gedacht. Der FussÂball war damals einfach der beste Teil meines Lebens. Ich konnte so sein, wie ich wollte. Ich durfte mit meinen KolleÂgen FussÂball spieÂlen. Das Schönste war, wenn wir am SonnÂtag gemeinÂsam auf dem Platz stanÂden. Und wenn wir gewonÂnen haben, war das am Montag GesprächsÂthema Nummer eins.
Mit Manuel Akanji haben Sie einen KolleÂgen aus der NatioÂnalÂmannÂschaft als BotschafÂter für die StifÂtung gewonÂnen. War es schwieÂrig, ihn von dieser Rolle zu überzeugen?
Nein. Es war toll, dass er sofort mitgeÂmacht hat. Manuel ist unterÂdesÂsen wie ein Bruder für mich. Wir sind stänÂdig in Kontakt. Wir wissen alles voneinÂanÂder. Auch er engaÂgiert sich stark für Projekte in NigeÂria. Da werde ich ihn auch unterÂstütÂzen. DesweÂgen war es relaÂtiv einfach, ihn zu begeisÂtern. Er kennt alle Leute hier. InsbeÂsonÂdere JeanÂnette Paolucci kennt er sehr gut.
Welche Projekte wollen Sie in Zukunft in Angriff nehmen?
In Bezug auf die StifÂtung möchÂten wir das Konzept etwas ändern. Wir wollen verschieÂdene Anlässe veranÂstalÂten und mehr nach aussen treten. Wir wollen das Team verjünÂgen und die Arbeit für sie einfaÂcher machen. Das ist mein grössÂtes Ziel: jenen Menschen, die schon so viel für die Kinder machen, das Leben zu vereinÂfaÂchen. Wir haben ganz viele UnterÂstütÂzeÂrinÂnen und UnterÂstütÂzer, die schon älter sind. Sie arbeiÂten mit viel HerzÂblut. Aber sie nehmen sehr viel auf sich. DesweÂgen wollen wir sie entlasÂten und auch jüngere HelfeÂrinÂnen und Helfer anspreÂchen, sie motiÂvieÂren, sich zu engaÂgieÂren. Es ist mein AnlieÂgen, mit der StifÂtung noch wichÂtiÂgere Projekte zu realiÂsieÂren. Das wäre eine riesige Ehre für mich, neben dem Sport. Nun müssen wir die verschieÂdeÂnen Ideen in der StifÂtung zusamÂmenÂbrinÂgen. Wir sind auf gutem Weg. Und hoffentÂlich gelingt es irgendÂwann, meinen grössÂten Traum zu realisieren.
Was wäre Ihr grössÂter Traum?
Ich möchte eine FussÂballÂakaÂdeÂmie grünÂden. Dort könnÂten wir Kinder aufnehÂmen, ihnen mit Sport und Bildung eine Zukunft ermögÂliÂchen. Dann könnte ich mich mit 35 oder 40 Jahren neben dem Platz für die Kinder engaÂgieÂren und von meiner ErfahÂrung etwas weiterÂgeÂben. Das ist mein grössÂter Traum.