Christoph Merian Stiftung
Wie verändert sich die Philanthropie aus Ihrer Sicht, und was bedeutet das für Ihre Organisation?
Philanthropie bedeutet heute, sich der Komplexität unserer Zeit zu stellen – interdisziplinär zu denken, partizipativ zu agieren und nicht zuletzt offen, reflektiert und mutig Experimente zu wagen. Die Christoph Merian Stiftung (CMS) wurde 1857 «zur Linderung der Noth» und «zur Förderung des Wohles der Menschen» errichtet. Weitsichtig enthielt sich unser Stifter, Christoph Merian, weiterer Bestimmungen, «um eine zeitgemässere Verwendung der Mittel nicht zu vereiteln». Sein Testament verpflichtet uns, unser Tun immer wieder zu hinterfragen, neu auszurichten – in Bewegung und à jour zu bleiben.
Was sehen Sie als die grösste Herausforderung in Ihrer neuen Position?
Mit dem Dreispitz besitzt die CMS ein rund 50 Hektaren umfassendes Entwicklungsgebiet in nächster Nähe zum Bahnhof Basel SBB. Im Norden dieses Areals soll ein neuer Stadtteil mit 800 Wohnungen, Grünflächen, Läden sowie Bildungs- und Freizeitangeboten entstehen. Auch auf den weiteren Dreispitz-Gebieten sowie den zahlreichen anderen Arealen unserer Stiftung sind zonenrechtliche Öffnungen oder bereits konkrete Bauprojekte in Planung.
Welche Rolle spielt Innovation in Ihrer Organisation, und wo sehen Sie Potenzial?Innovation heisst für uns, lernfähig zu bleiben. Dazu gehört der bewusste Umgang mit neuen Tools und Technologien. Potenzial sehen wir dort, wo Technologie uns hilft, Zeit für das Wesentliche zu gewinnen: den Dialog, neue Projektideen und das gemeinsame Weiterdenken.
Baschi Dürr
Direktor
Christoph Merian Stiftung
Stanley Thomas Johnson Stiftung
Welche langfristigen Ziele haben Sie in Ihrer neuen Rolle, und wie wollen Sie diese erreichen?
Es ist mein Ziel, den Zweck der Stiftung gemäss Stiftungsurkunde zu erfüllen, gleichzeitig neue Bedürfnisse aufzunehmen und Vergabeinstrumente weiterzuentwickeln. Um dies zu erreichen, braucht es das Verständnis des Willens der Stifter:innen und seine Übersetzung in die Gegenwart, aber auch die Kenntnis der Bedürfnisse der Gesellschaft in unseren Förderbereichen.
Welche Werte sind Ihnen in der Führung besonders wichtig?
Für mich war schon immer Mut ein Wert, der mir besonders wichtig war. Mut, um mich unbequemen Antworten auf meine (unbequemen) Fragen zu stellen. Mut, dorthin zu schauen, wo es weh tut und wo Erneuerungsbedarf besteht. Mut, schwierige Entscheidungen zu treffen und/oder umzusetzen und Risiken einzugehen, die etwas kosten. Und Mut, dass wir aus unseren Fehlern lernen und echte Innovationen integrieren können.
Wie sehen Sie die Zukunft der Philanthropie in den nächsten fünf bis zehn Jahren?
Das Volumen der Beiträge der öffentlichen Hand an Projekte und Programme, die das Zusammenleben und Weiterbestehen der weltweiten Gemeinschaft gemäss den UN-Entwicklungszielen fördern, sinkt im Moment. Dies verunsichert Projektträgerorganisationen und erhöht den Druck auf übrige Finanzgeber:innen, insbesondere philanthropische Stiftungen. In zehn Jahren gibt es hoffentlich neue Zukunftsperspektiven für das Zusammenleben auf diesem Planeten, auch dank dem weitsichtigen Handeln philanthropischer Stiftungen.
Andrea Nagel
Geschäftsführerin
Stanley Thomas Johnson Stiftung


