Sessel­rü­cken: Baschi Dürr, Andrea Nagel

Chris­toph Merian Stiftung

Wie verän­dert sich die Phil­an­thro­pie aus Ihrer Sicht, und was bedeu­tet das für Ihre Orga­ni­sa­tion?
Phil­an­thro­pie bedeu­tet heute, sich der Komple­xi­tät unse­rer Zeit zu stel­len – inter­dis­zi­pli­när zu denken, parti­zi­pa­tiv zu agie­ren und nicht zuletzt offen, reflek­tiert und mutig Expe­ri­mente zu wagen. Die Chris­toph Merian Stif­tung (CMS) wurde 1857 «zur Linde­rung der Noth» und «zur Förde­rung des Wohles der Menschen» errich­tet. Weit­sich­tig enthielt sich unser Stif­ter, Chris­toph Merian, weite­rer Bestim­mun­gen, «um eine zeit­ge­mäs­sere Verwen­dung der Mittel nicht zu verei­teln». Sein Testa­ment verpflich­tet uns, unser Tun immer wieder zu hinter­fra­gen, neu auszu­rich­ten – in Bewe­gung und à jour zu bleiben.

Was sehen Sie als die grösste Heraus­for­de­rung in Ihrer neuen Posi­tion?
Mit dem Drei­spitz besitzt die CMS ein rund 50 Hektaren umfas­sen­des Entwick­lungs­ge­biet in nächs­ter Nähe zum Bahn­hof Basel SBB. Im Norden dieses Areals soll ein neuer Stadt­teil mit 800 Wohnun­gen, Grün­flä­chen, Läden sowie Bildungs- und Frei­zeit­an­ge­bo­ten entste­hen. Auch auf den weite­ren Drei­spitz-Gebie­ten sowie den zahl­rei­chen ande­ren Area­len unse­rer Stif­tung sind zonen­recht­li­che Öffnun­gen oder bereits konkrete Baupro­jekte in Planung.

Welche Rolle spielt Inno­va­tion in Ihrer Orga­ni­sa­tion, und wo sehen Sie Poten­zial?Inno­va­tion heisst für uns, lern­fä­hig zu blei­ben. Dazu gehört der bewusste Umgang mit neuen Tools und Tech­no­lo­gien. Poten­zial sehen wir dort, wo Tech­no­lo­gie uns hilft, Zeit für das Wesent­li­che zu gewin­nen: den Dialog, neue Projekt­ideen und das gemein­same Weiterdenken.


Baschi Dürr
Direk­tor
Chris­toph Merian Stiftung

Stan­ley Thomas John­son Stiftung

Welche lang­fris­ti­gen Ziele haben Sie in Ihrer neuen Rolle, und wie wollen Sie diese errei­chen?
Es ist mein Ziel, den Zweck der Stif­tung gemäss Stif­tungs­ur­kunde zu erfül­len, gleich­zei­tig neue Bedürf­nisse aufzu­neh­men und Verga­be­instru­mente weiter­zu­ent­wi­ckeln. Um dies zu errei­chen, braucht es das Verständ­nis des Willens der Stifter:innen und seine Über­set­zung in die Gegen­wart, aber auch die Kennt­nis der Bedürf­nisse der Gesell­schaft in unse­ren Förderbereichen.

Welche Werte sind Ihnen in der Führung beson­ders wich­tig?
Für mich war schon immer Mut ein Wert, der mir beson­ders wich­tig war. Mut, um mich unbe­que­men Antwor­ten auf meine (unbe­que­men) Fragen zu stel­len. Mut, dort­hin zu schauen, wo es weh tut und wo Erneue­rungs­be­darf besteht. Mut, schwie­rige Entschei­dun­gen zu tref­fen und/oder umzu­set­zen und Risi­ken einzu­ge­hen, die etwas kosten. Und Mut, dass wir aus unse­ren Fehlern lernen und echte Inno­va­tio­nen inte­grie­ren können.

Wie sehen Sie die Zukunft der Phil­an­thro­pie in den nächs­ten fünf bis zehn Jahren?
Das Volu­men der Beiträge der öffent­li­chen Hand an Projekte und Programme, die das Zusam­men­le­ben und Weiter­be­stehen der welt­wei­ten Gemein­schaft gemäss den UN-Entwick­lungs­zie­len fördern, sinkt im Moment. Dies verun­si­chert Projekt­trä­ger­or­ga­ni­sa­tio­nen und erhöht den Druck auf übrige Finanzgeber:innen, insbe­son­dere phil­an­thro­pi­sche Stif­tun­gen. In zehn Jahren gibt es hoffent­lich neue Zukunfts­per­spek­ti­ven für das Zusam­men­le­ben auf diesem Plane­ten, auch dank dem weit­sich­ti­gen Handeln phil­an­thro­pi­scher Stiftungen.


Andrea Nagel
Geschäfts­füh­re­rin
Stan­ley Thomas John­son Stiftung

-
-