Erst wenn ich schreibe, fühle ich mich wirklich zu Hause, ist auf Ihrer Webseite zu lesen. Wo ist zuhause für Sie oder müsste ich besser fragen: «Was ist es, das zu Hause?»
Der Satz auf der Webseite zielt auf einen inneren Zustand, der sich beim Schreiben einstellen kann, es ist etwas zwischen Versinken, Abhauen und Fliegen. In diesem Zustand ist keine Rechtfertigung vor der Welt nötig, denn die Welt ist vergessen – und damit ich. Was für einen Erleichterung! Es übernehmen neue Geschichten. Und ich folge ihnen.
Sie sind dem Kanton Graubünden stark verbunden. Sie leben im Engadin. Und sie waren jahrelang Gymnasiallehrerin. Was bedeutet Ihnen der Lebens- und Arbeitsort Graubünden?
Die Frage könnte genauso gut lauten: Was bedeutet Ihnen der kleine Finger? Mögliche Antwort 1: Alles. Mögliche Antwort 2: Viel. Mögliche Antwort 3: Keine Ahnung. Ich bin so sehr mit diesem Kanton verbunden und verwachsen, dass ich gar nicht so recht weiss, wie ich mich von dieser Landschaft abgrenzen soll. Also erkläre ich mich hiermit zu einem Teil der Landschaft.
Sie schreiben Romanisch und Deutsch. Sie sind gewissermassen in zwei Kulturen unterwegs. Was bedeutet das für Ihre schriftstellerische Tätigkeit?
Bewegung. Dynamik. Manchmal auch Druck. Wenn Menschen vorwurfsvoll auf mich zukommen und fragen, weshalb ich nicht mehr Texte auf rätoromanisch schreibe. Nun, ich schreibe ja in dieser Sprache, in zwei Idiomen, sie ist mir genauso nah wie das Deutsche. Den Leuten, die mir Vorwürfe machen, sage ich: Meine Mutter und mein Vater waren übrigens Deutschbündner. Das Romanische ist auch eine Erstsprache, aber eben nicht die einzige. Das ist vielen nicht bewusst. Und auch nicht, dass ich die Sprache nicht immer frei wählen kann. Sie kommt, gerade bei Gedichten, oft zusammen mit Thema und Sound in meinen Kopf.
Stiftungen fördern mit Preisen und Auszeichnungen Kultur. Wie wichtig sind für Sie als Schriftstellerin solche Preise? Was bewirken diese in der Kultur?
Preise sind wunderbar. Ein Stiftungs-Preis, für den ich mich nicht bewerben konnte, der mir zufliegt, als Geschenk, bedeutet eine ganz besondere Anerkennung meiner Arbeit.
Was bedeutet für Sie, ganz spezifisch, der Erhalt des Preises der Stiftung Familie Georg Aliesch-Davaz?
Grosse Freude und ein Atelier in Zürich, das ich mir nun mit dem grosszügigen Preisgeld, das mit der Ehre kam, leisten kann.
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