Die engadiner Schriftstellerin Romana Ganzoni, Bild: Anna Positano

Romana Ganzoni: Erst wenn ich schreibe, fühle ich mich wirk­lich zu Hause

Romana Ganzoni, Engadiner Schriftstellerin, wurde am 6. Oktober 2022 mit dem Kulturpreis der Stiftung Familie Georg Aliesch-Davaz ausgezeichnet. Mit dem jährlich vergebenen Kultur-Preis unterstützt die Stiftung die Kultur in Graubünden. Sie wollen hervorragende Leistungen unterstützen.

Erst wenn ich schreibe, fühle ich mich wirk­lich zu Hause, ist auf Ihrer Webseite zu lesen. Wo ist zuhause für Sie oder müsste ich besser fragen: «Was ist es, das zu Hause?»

Der Satz auf der Webseite zielt auf einen inne­ren Zustand, der sich beim Schrei­ben einstel­len kann, es ist etwas zwischen Versin­ken, Abhauen und Flie­gen. In diesem Zustand ist keine Recht­fer­ti­gung vor der Welt nötig, denn die Welt ist verges­sen – und damit ich. Was für einen Erleich­te­rung! Es über­neh­men neue Geschich­ten. Und ich folge ihnen.

Sie sind dem Kanton Grau­bün­den stark verbun­den. Sie leben im Enga­din. Und sie waren jahre­lang Gymna­si­al­leh­re­rin. Was bedeu­tet Ihnen der Lebens- und Arbeits­ort Graubünden?

Die Frage könnte genauso gut lauten: Was bedeu­tet Ihnen der kleine Finger? Mögli­che Antwort 1: Alles. Mögli­che Antwort 2: Viel. Mögli­che Antwort 3: Keine Ahnung. Ich bin so sehr mit diesem Kanton verbun­den und verwach­sen, dass ich gar nicht so recht weiss, wie ich mich von dieser Land­schaft abgren­zen soll. Also erkläre ich mich hier­mit zu einem Teil der Landschaft.

Sie schrei­ben Roma­nisch und Deutsch. Sie sind gewis­ser­mas­sen in zwei Kultu­ren unter­wegs. Was bedeu­tet das für Ihre schrift­stel­le­ri­sche Tätigkeit?

Bewe­gung. Dyna­mik. Manch­mal auch Druck. Wenn Menschen vorwurfs­voll auf mich zukom­men und fragen, weshalb ich nicht mehr Texte auf räto­ro­ma­nisch schreibe. Nun, ich schreibe ja in dieser Spra­che, in zwei Idio­men, sie ist mir genauso nah wie das Deut­sche. Den Leuten, die mir Vorwürfe machen, sage ich: Meine Mutter und mein Vater waren übri­gens Deutsch­bünd­ner. Das Roma­ni­sche ist auch eine Erst­spra­che, aber eben nicht die einzige. Das ist vielen nicht bewusst. Und auch nicht, dass ich die Spra­che nicht immer frei wählen kann. Sie kommt, gerade bei Gedich­ten, oft zusam­men mit Thema und Sound in meinen Kopf.

Stif­tun­gen fördern mit Prei­sen und Auszeich­nun­gen Kultur. Wie wich­tig sind für Sie als Schrift­stel­le­rin solche Preise? Was bewir­ken diese in der Kultur?

Preise sind wunder­bar. Ein Stif­tungs-Preis, für den ich mich nicht bewer­ben konnte, der mir zufliegt, als Geschenk, bedeu­tet eine ganz beson­dere Aner­ken­nung meiner Arbeit.

Was bedeu­tet für Sie, ganz spezi­fisch, der Erhalt des Prei­ses der Stif­tung Fami­lie Georg Aliesch-Davaz?

Grosse Freude und ein Atelier in Zürich, das ich mir nun mit dem gross­zü­gi­gen Preis­geld, das mit der Ehre kam, leis­ten kann.

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