«Die Digitalisierung ist eine Chance, die politische Macht in der Schweiz auf mehr Schultern zu verteilen», sagt Daniel Graf, Gründer der Plattform WeCollect. Diese hilft dabei, Unterschriften in der Zivilgesellschaft für politische Initiativen zu sammeln. Jetzt will er gemeinsam mit Che Wagner in Basel eine Demokratie-Stiftung gründen. Die Digitalisierung soll dazu beitragen, der Zivilgesellschaft eine Stimme zu geben. Daniel Graf will nichts weniger, als die Schweizer Demokratie weiter entwickeln. «Die Zeit ist reif», sagt er. Und nennt den politischen Vorstoss für die Gletscherinitiative als Beleg: In nur vier Monaten sammelten die Initianten mit Unterstützung der Plattform WeCollect über 120’000 Unterschriften. Dabei hat sich gezeigt, dass viele nicht nur unterschreiben, sondern das Anliegen auch finanziell unterstützen wollen. Der nächste Schritt wäre, mehr Bürgerinnen und Bürger zur Beteiligung an Initiativen und Referenden zu motivieren. Denn heute haben viele Stimmberechtigte noch nie im Leben einen Unterschriftenbogen unterschrieben.
Parteipolitisch neutral
Jetzt soll eine Stiftung die Weiterentwicklung der Demokratie vorantreiben. Parteipolitisch neutral und unabhängig. Ein schlanker Stiftungsrat soll sie leiten. Dieser entscheidet über die Unterstützung von Initiativen und Referenden, verwaltet Projektfonds und betreibt Online-Plattformen wie WeCollect. Um diese Idee umzusetzen, soll die Stiftungsform neu gedacht werden. «Natürlich wird die Stiftung einen Zweck haben, der nicht anders ausgelegt werden kann», sagt Daniel Graf. «Aber wir wollen eine Schwarm-Stiftung schaffen.» Das Geld kommt wie beim Crowdfunding aus der breiten Bevölkerung. Rund 1000 Unterstützerinnen und Unterstützer sind das Ziel. «Wenn wir dies Erreichen, gehen wir davon aus, dass ein öffentliches Interesse für diese Stiftung besteht.» Mit der Stiftung soll die Zivilgesellschaft eine Stimme erhalten. Insbesondere auch junge Stimmberechtigte soll die Stiftung abholen und zu einer aktiven Beteiligung an der Demokratie mobilisieren. Dass sie unabhängig von bestehenden Parteistrukturen funktioniert, sieht Graf als Vorteil, weil die Stiftung neue Allianzen an einen Tisch bringen kann und unabhängig von einer politischen Agenda eigene Prioritäten setzen kann. Ein wichtiges Werkzeug dafür wird die Plattform WeCollect sein. Sie wird ausgebaut und ist in Zukunft offen für nationale, kantonale und kommunale Anliegen. Die Demokratie-Plattform ist ein Inkubator: «Sie hilft, politische Anliegen auf die Startrampe zu bringen und zu lancieren», sagt Daniel Graf. Am 13. September ist das Crowdfunding gestartet. Anfang Oktober war das Ziel von 1000 Unterstützerinnen und Unterstützern erreicht und über 100’000 Franken mit Kleinspenden zusammengetragen.