In der Provenienzforschung werden die Herkunft und die Geschichte von Kunstobjekten untersucht. Vor allem durch den Zweiten Weltkrieg und der damit verbundenen NS-Raubkunst kommt der Aufarbeitung von Provenienzen eine bedeutende Rolle zu. Auch die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte SKKG in Winterthur nimmt sich nun vertieft diesem Thema an.
Leitfaden und Glossar
Seit Mitte dieses Jahres erstellen Expert:innen aus der Provenienzforschung einen Leitfaden und ein Glossar. Die Unterlagen sollen die SKKG bei der Aufarbeitung der Provenienzen ihrer Gemälde und Objekten unterstützen. Im Leitfaden wird unter anderem der Umgang mit belastetem Kulturgut durch die SKKG geregelt. Alle Mitglieder des Expert:innengremiums haben den Leitfaden und seine Prämissen anzunehmen.
Expert:innengremium
Aus fünf bis acht Personen wird die SKKG das neue Expert:innengremium zusammensetzen. Die Amtsdauer beläuft sich auf zwei Jahre und die Arbeit der Expert:innen erfolgt ehrenamtlich. Das Gremium wird die «just and fair solutions» erarbeiten. Die SKKG achtet auf eine auf den Zweck des Expert:innengremiums abgestimmte Zusammensetzung. So soll es mindestens zu einem Drittel aus Jurist:innen und maximal zur Hälfte aus Akademiker:innen bestehen. Auch sucht die SKKG Holocaust-Expert:innen, Fachleute in Restitution und Wirtschaftsgeschichte sowie Rechtsphilosoph:innen der vergleichenden Genozid- und Traumaforschung. Die SKKG möchte das Gremium zudem ausgewogen mit Frauen und Männern sowie religiös divers besetzen. In den kommenden Monaten werden die Mitglieder des Expert:innengremiums ausgewählt.
Erstcheck in der Initiierungsphase
Gestartet wird mit einem Provenienz-Erstcheck. In der Initiierungsphase von 2022 bis 2023 untersucht das Expert:innengremium vor allem Gemälde. In der Sammlung der SKKG befinden sich rund 4200 Gemälde, die vor 1945 entstanden sind und damit für die Provenienzforschung von besonderer Bedeutung sind. 700 Gemälde werden dem Erstcheck unterzogen. Für die Auswahl dieser Gemälde wurden klare Kriterien definiert. Beispielsweise soll der Ankaufspreis über 20’000 Franken liegen. Welche Werke in der Tiefenrecherche untersucht werden, wird sich im Verlauf des Erstchecks zeigen. Bis Ende 2023 kann die SKKG die Provenienzen von bis zu acht Werken komplett untersuchen. Von weiteren Kunstobjekte, wie Zeichnungen und Skulpturen, werden etwa 100 Erstchecks durchgeführt und wo sinnvoll auch eine Tiefenrecherche durchgeführt. Die Hauptphase des Projekt beginnt 2024. Sie wird auf den Erfahrungen aus der Initiierungsphase aufbauen.