Fast jede dritte Person wird im Alter mindestens einmal Opfer von Gewalt oder von einem Missbrauch. Die Entwicklung der Fallzahlen ist negativ. Sie hat sich innert zehn Jahren auf 7400 Fälle verdoppelt. Es ist ausserdem von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Die Weltgesundheitsorganisation spricht von nur vier Prozent der Fälle, die überhaupt gemeldet würden. Pro Senectute sieht Handlungsbedarf. Insgesamt «sollen jährlich 300 000 bis 500 000 über 60-Jährige von irgendeiner Form der Misshandlung betroffen sein», heisst es im Bericht des Bundesrates «Gewalt im Alter verhindern». Alain Huber, Direktor von Pro Senectute, sagt: «Hinter diesen Zahlen stehen tragische Schicksale und grosses Leid. Das muss mit allen Mitteln verhindert werden.»
Betreuung
Dieses Tabu müsse nun gebrochen und angegangen werden, fordert die Altersfachorganisation. Es brauche in allen Landesteilen die Möglichkeit, Verdachtsmomente zu melden. Dabei hebt Pro Senectute die Bedeutung von Prävention besonders hervor. Eine Schlüsselrolle sieht Pro Senectute hier bei den Betreuungs- und Unterstützungsangeboten. Wichtig sei, dass diese Angebote von allen in Anspruch genommen werden können, auch von Menschen mit wenig finanziellen Mitteln. Denn geschulte Betreuungspersonen spielen eine wichtige Rolle in der Früherkennung. Alain Huber sagt: «Mit gezielter Unterstützung kann zudem einer Überlastung des betreuenden privaten Umfelds entgegengewirkt werden», betont Alain Huber.
Mit gezielter Unterstützung kann zudem einer Überlastung des betreuenden privaten Umfelds entgegengewirkt werden.
Alain Huber, Direktor Pro Senectute
Zwei politische Vorstösse
Pro Senectute verweist auf zwei aktuelle politische Vorstösse. Die Motion «Impulsprogramm zur Prävention von Gewalt im Alter mit Fokus auf Betreuung» (21.3715) von Nationalrätin Ida Glanzmann-Hunkeler verlangt ein Impulsprogramm zur Prävention von Gewalt im Alter zu realisieren. Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Im Rat ist sie noch nicht behandelt. Bereits erledigt ist die Interpellation «Gewalt im Alter. Blinder Fleck in der Roadmap häusliche Gewalt» (21.3708) von Flavia Wasserfallen, in der sie Auskunft über die Roadmap verlangt hatte.