Ende NovemÂber fand die «TaxaÂtion and Philanthropy»-Konferenz des Geneva Center for PhilÂanÂthropy statt. WissenÂschafÂteÂrinÂnen und WissenÂschafÂter refeÂrierÂten zu zahlÂreiÂchen Themen an der SchnittÂstelle von PhilÂanÂthroÂpie und SteuÂern. «Worin besteht die RechtÂferÂtiÂgung von SteuÂerÂanÂreiÂzen im GemeinÂnütÂzigÂkeitsÂbeÂreich?» oder «Welche Rolle spieÂlen SteuÂerÂanÂreize bei soziaÂlem UnterÂnehÂmerÂtum?». Solche und weitere Fragen wurden von einer erfriÂschenÂden VielÂfalt wissenÂschaftÂliÂcher DisziÂpliÂnen beleuchÂtet. Neben WirtÂschaft, Recht oder PolitÂwisÂsenÂschafÂten waren philoÂsoÂphiÂsche aber etwa auch neuroÂwisÂsenÂschaftÂliÂche Beiträge enthalÂten. Das Center for PhilÂanÂthropy Studies der UniverÂsiÂtät Basel (CEPS) war mit einem Beitrag zur AnwenÂdung von EU-WettÂbeÂwerbsÂrecht auf gemeinÂnütÂzige OrgaÂniÂsaÂtioÂnen im steuÂerÂrechtÂliÂchen Sinne vertreten.
Report der OECD
Im Zentrum der KonfeÂrenz stand die PräsenÂtaÂtion des OECD-Reports «TaxaÂtion and PhilÂanÂthropy», welcher die steuÂerÂliÂche BehandÂlung gemeinÂnütÂziÂger OrgaÂniÂsaÂtioÂnen und SpenÂden in den MitgliedÂstaaÂten der OECD unterÂsucht [1]. Von den insgeÂsamt sechs ErkenntÂnisÂsen des Reports wurden an der PräsenÂtaÂtion drei besonÂders hervorgehoben:
- StaaÂten sollÂten SteuÂerÂanÂreizÂsysÂteme regelÂmäsÂsig darauf überÂprüÂfen, ob sie noch mit den damit anviÂsierÂten poliÂtiÂschen Zielen übereinstimmen.
- Die zunehÂmenÂden wirtÂschaftÂliÂchen TätigÂkeiÂten durch gemeinÂnütÂzige UnterÂnehÂmen machen eine sorgÂfälÂtige AnpasÂsung bei deren steuÂerÂliÂchen BehandÂlung notwenÂdig, um FairÂness gegenÂüber profitÂoriÂenÂtierÂten UnterÂnehÂmen sicherzustellen.
- Die TransÂpaÂrenz im GemeinÂnütÂzigÂkeitsÂsekÂtor soll verbesÂsert werden, bspw. mit Registern.
Dass gerade dieser letzte Punkt ein grosÂses BedürfÂnis der OECD darstellt hat sich in der Schweiz jüngst darin gezeigt, dass auch gemeinÂnütÂzige StifÂtunÂgen im Rahmen des AutoÂmaÂtiÂschen InforÂmaÂtiÂonsÂausÂtauÂsches den strenÂgen ReguÂlaÂrien für InvestÂmentÂunÂterÂnehÂmen hätten unterÂstellt werden müssen – was für zahlÂreiÂche von diesen kaum stemmÂbare MehrÂausÂgaÂben bedeuÂtet hätte. Ein Plan, von dem erst nach starÂker GegenÂwehr abgeÂkehrt wurde [2]. BezügÂlich TransÂpaÂrenz muss sich die Schweiz allerÂdings auch an die eigene Nase fassen. Hier wurde kürzÂlich durch die weitÂgeÂhende AblehÂnung des VorentÂwurfs zum «BundesÂgeÂsetz über die StärÂkung des StifÂtungsÂstandÂorts Schweiz» eine Chance verpasst. Dieses hat unter andeÂrem die SchafÂfung eines GemeinÂnütÂzigÂkeitsÂreÂgisÂters geforÂdert, um genau solchen FordeÂrunÂgen nach TransÂpaÂrenz auch für die Zukunft proakÂtiv vorzuÂgreiÂfen. Das GemeinÂnütÂzigÂkeitsÂreÂgisÂter wurde inzwiÂschen, insb. aufgrund der BefürchÂtung von MehrÂkosÂten der Kantone, aus dem gesetzÂliÂchen VorentÂwurf gestriÂchen [3].
DynaÂmik durch Austausch
AbschliesÂsend lässt sich festÂhalÂten, dass die KonfeÂrenz dank der grosÂsen InterÂdisÂziÂpliÂnaÂriÂtät aufgeÂzeigt hat, dass sich nicht nur ein regelÂmäsÂsiÂger Blick über die LandesÂgrenÂzen lohnt. Auch ein PerspekÂtiÂvenÂwechÂsel zwischen wissenÂschaftÂliÂchen DisziÂpliÂnen kann das VerständÂnis für die verschieÂdeÂnen BedürfÂnisse fördern, welche bei der anspruchsÂvolÂlen Aufgabe zu beachÂten sind, SteuÂern und PhilÂanÂthroÂpie unter einen Hut zu bringen.
[1] OECD, TaxaÂtion and PhilÂanÂthropy, in: OECD Tax Policy Studies (Nr. 27), Paris 2020 (Link)
[2] Jakob DomiÂniÂque / TrajÂkova Renata, EntwickÂlunÂgen im Vereins- und StifÂtungsÂrecht, in: SJZ 116/2020, S. 705 f.
[3] RechtsÂkomÂmisÂsion des StänÂdeÂraÂtes der SchweiÂzeÂriÂschen EidgeÂnosÂsenÂschaft, ErgebÂnisÂbeÂricht VernehmÂlasÂsungsÂverÂfahÂren zum VorentÂwurf «BundesÂgeÂsetz über die StärÂkung des StifÂtungsÂstandÂorts Schweiz», Bern 2020 (Link)