Um die Chancen und Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Philanthropie zu beleuchten, haben das Geneva Centre for Philanthropy (GCP) und die Botnar Foundation die Schnittstelle zwischen den beiden Bereichen untersucht. Eine internationale Konferenz in Genf und The Routledge Handbook of Artificial Intelligence and Philanthropy legen den Grundstein für einen konstruktiven Dialog.
Genfer Konferenz: Die Schnittstelle zwischen KI und Philanthropie
Die internationale Konferenz in Genf zeigte die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen KI und Philanthropie auf. Im Fokus standen KI-gestützte Werkzeuge zur Umweltüberwachung, Gesundheitsprojekte in abgelegenen Regionen und die Optimierung philanthropischer Entscheidungen mithilfe von maschinellem Lernen. Gleichzeitig waren verschiedene Herausforderungen wie Voreingenommenheit, mangelnde Transparenz und Datenschutzrisiken Thema. Experten betonten, dass KI nicht allein durch Technik erfolgreich ist – Organisationen müssen ihre Strukturen anpassen, um das volle Potenzial auszuschöpfen.
KI verantwortungsvoll einsetzen
Die Integration von KI in die Philanthropie bringt gleichzeitig Chancen und Risiken mit sich. In der Konferenz wurden innovative Ansätze vorgestellt wie KI-basierte Karten gegen Umweltzerstörung, Gesundheitslösungen für schwer erreichbare Regionen und Algorithmen zur effizienteren Mittelvergabe. Gleichzeitig wiesen Expert:innen auf Herausforderungen wie Verzerrungen, fehlende Transparenz und Sicherheitsrisiken hin, insbesondere für kleinere Organisationen.
Für nachhaltige Erfolge ist laut Expertenmeinung mehr als der blosse Einsatz von Technologie nötig: Nonprofits müssen ihre Strukturen überdenken und KI verantwortungsvoll nutzen. Dabei sollte nicht nur die Effizienz im Fokus stehen, sondern vor allem das Gemeinwohl – auch um Risiken wie Datenschutzverletzungen und Diskriminierung zu minimieren.
Philanthropie als Wegbereiter für ethische KI
Philanthropie spielt nicht nur als Anwenderin, sondern auch als Gestalterin von ethischer und inklusiver KI eine Schlüsselrolle. Sie kann zwischen Wirtschaft und Politik vermitteln, um Rahmenbedingungen zu fördern, die Vertrauen, soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Fortschritt in den Mittelpunkt stellen.
Denn KI beeinflusst Entscheidungen mit weitreichenden, ethischen Konsequenzen für Gemeinschaften und Umwelt. Philanthropie kann dazu beitragen, gerechte Regularien zu etablieren, die Zivilgesellschaft in die Entwicklung und Steuerung von KI einzubinden und den Dialog über Vertrauen und Identität im digitalen Zeitalter zu stärken. Gleichzeitig muss der Sektor auf den Wandel hin zu neuen Arbeits- und Wirtschaftsmodellen vorbereitet sein, den KI mit sich bringen könnte.
Das Routledge Handbook: Eine umfassende Ressource
Die im Jahr 2024 erschienene Publikation The Routledge Handbook of Artificial Intelligence and Philanthropy vertieft die Erkenntnisse der Konferenz und bietet eine interdisziplinäre Perspektive auf das Zusammenspiel von KI und Philanthropie. In vier Abschnitte unterteilt, bietet es eine solide Grundlage für Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen.
1. KI verändert die Philanthropie:
Teil 1 des Handbooks zeigt, wie KI die Branche revolutioniert: von effizienteren Abläufen und besserer Wirkungsmessung bis hin zu innovativen Ansätzen in Fundraising, Governance und Spenderkommunikation. Stefan Schöbi, CEO von StiftungSchweiz, betont in seinem Kapitel die Dringlichkeit, KI zügig in der Philanthropie zu verankern. Das Kapitel präsentiert praktische Anwendungsbeispiele wie die unterstützte Bewertung von Anträgen.
2. Globale Perspektiven und Herausforderungen:
Das Handbuch analysiert im zweiten Teil die Schnittstelle zwischen KI und Philanthropie in verschiedenen geografischen Regionen. Die Fallstudien aus den USA, China, der Schweiz und dem Balkan bereichern die theoretischen Analysen und geben Einblicke in regionale Unterschiede bei der Anwendung von KI in der Philanthropie.
3. Philanthropie verändert KI:
Der dritte Teil untersucht, wie Philanthropie ethische KI vorantreiben kann. Der Abschnitt thematisiert «Data Philanthropy». Themen sind unter anderem Datenphilanthropie, der Einsatz von KI zur Überwindung globaler Herausforderungen und die Förderung demokratischer Entscheidungsprozesse in der KI-Governance. Die Autoren schlagen Strategien für klare Regulierungen vor und geben Empfehlungen für eine inklusivere und verantwortungsvollere Zukunft mit KI.
4. Ethik und Werte in der KI:
Abschliessend betont das Handbook die Bedeutung von Inklusivität, Fairness und Transparenz für den Einsatz von KI. Es werden Strategien vorgestellt, um KI mit philanthropischen Werten in Einklang zu bringen und eine offene, verantwortungsvolle KI zu fördern.
Aufruf zu Dialog und Weiterentwicklung
Die Konferenz und das Handbook setzen wichtige Impulse für die Schnittstelle zwischen Philanthropie und KI, sind aber nur der Anfang. Die Forschung zu Themen wie Cybersicherheit oder KI-gestützte Kooperation in der Philanthropie muss aber weiter vertieft werden. Ziel des Projekts ist es, Grundlagen zu schaffen, die weitere Forschung anregen und eine verantwortungsvolle Nutzung von KI zu fördern. Mit dem Anstoss zur Weiterentwicklung der Forschung zeigt das GCP-Projekt einen Leitfaden auf, wie KI der Gesellschaft dienen und gleichzeitig die zentralen Werte der Philanthropie berücksichtigen kann.
Bootcamp: Künstliche Intelligenz (KI) für Nonprofits und Funders
Künstliche Intelligenz (KI) erweist sich als zweischneidiges Schwert: Die deutliche Erleichterung und Unterstützung im Arbeitsalltag wird getrübt durch Fragen zur Verlässlichkeit, zum Energieverbrauch oder durch ethische Bedenken. Unser Bootcamp baut auf den Erkenntnissen der Learning Journey auf, führt kompakt ins Thema ein und zeigt Chancen und Risiken des KI-Einsatzes. Wir untersuchen, wie Nonprofits dank KI effektiver Förderanträge stellen und wie Funder diese dank KI präziser bewerten. Wir zeigen, wie die Zugänglichkeit erhöht und die wesentlichen Fragen ins Zentrum gestellt werden können – aber auch, wo die Grenzen eines verantwortungsvollen KI-Einsatzes liegen und was KI aus Sicht des Datenschutzes bedeutet.
Nächste Durchführung: 09.05.2025, 9–15h, vor Ort in Basel oder im Livestream
Preis: CHF 690 für Funders, CHF 490 für Nonprofits
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