Sarah Gonzalez Arza und Curdin Duschletta, Bild: zVg

Phil­an­thro­pie ist ein Teamsport

Die UBS Optimus Foundation feiert ihr 25-Jahre-Jubiläum. Curdin Duschletta, Head Social Impact & Philanthropy UBS, und Sarah Gonzalez Arza, Philanthropy Advisor UBS, sagen, was sich in diesen Jahren verändert hat und weshalb gerade die Wirkungsmessung zentral ist.

Vor 25 Jahren wurde die UBS Opti­mus Foun­da­tion gegrün­det. Wie hat sich die Stif­tung seit­her verändert?

Curdin Dusch­letta: Die Stif­tung ist 1999 im klei­ne­ren Rahmen als recht klas­si­sche Förder­stif­tung gestar­tet und vor allem in den letz­ten zehn Jahren stark gewach­sen. Während der Themen-Schwer­punkt zu Beginn auf Kindern lag, ist der Fokus heute deut­lich brei­ter. Im letz­ten Jahr allein wurden über 320 Millio­nen US-Dollar an Spen­den­gel­dern einge­nom­men sowie 370 Projekte aktiv gema­nagt. Sämt­li­che Kosten der Stif­tung wurden von Beginn weg durch die Bank über­nom­men, sodass Spen­den von Kundin­nen und Kunden seit jeher voll­stän­dig in die ausge­wähl­ten Projekte flies­sen. Über die Jahre hat sich die Stif­tung substan­zi­ell weiter­ent­wi­ckelt – insbe­son­dere bei Förder- und Finan­zie­rungs­mo­del­len wurde Pionier- und Inno­va­ti­ons­ar­beit geleis­tet. Auch die Koope­ra­tion mit exter­nen Akteu­ren, wie beispiels­weise Projekt- und Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen, ande­ren Stif­tun­gen oder auch mit Regie­run­gen, wurde stetig verbes­sert. Unser Anspruch an Wirkung sowie die entspre­chende Exper­tise ist signi­fi­kant gewach­sen. Phil­an­thro­pie darf nicht nur gut gemeint sein, sie muss auch gut gemacht sein.

Mit welcher Stra­te­gie verfol­gen sie dieses Ziel?

CD: Die Stif­tung ist konse­quent auf Wirkung ausge­rich­tet. Wir arbei­ten kompro­miss­los evidenz­ba­siert und mit syste­mi­schen und kolla­bo­ra­ti­ven Ansät­zen, die eigens dafür entwi­ckelt wurden. Unsere Über­zeu­gung lautet, dass ein Enga­ge­ment, das Wirkung zeigen und Freude machen soll, auf Daten und Fakten basiert. Es muss darauf ausge­rich­tet sein, Probleme nach­hal­tig zu lösen. Um das zu errei­chen, arbei­ten wir mit geeig­ne­ten Part­nern zusammen.

Phil­an­thro­pie darf nicht nur gut gemeint sein, sie muss auch gut gemacht sein.

Curdin Dusch­letta, Head Social Impact & Phil­an­thropy UBS

Können Sie ein konkre­tes Beispiel nennen?

CD: Wir fokus­sie­ren auf Themen, bei denen unse­rer Beur­tei­lung nach viel Wirkungs­po­ten­zial besteht, die jedoch noch unter­fi­nan­ziert sind. So zum Beispiel im Gesund­heits­be­reich auf Commu­nity Health Worker. Dabei handelt es sich um Gesund­heits­per­so­nal, welches dank mini­ma­ler Ausbil­dung und ausge­stat­tet mit den wich­tigs­ten Medi­ka­men­ten sicher­stellt, dass auch in entle­ge­nen Gebie­ten eine medi­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung gewähr­leis­tet ist.

Das Gesund­heits­we­sen birgt also beson­ders viel Wirkungspotenzial?

Sarah Gonza­lez Arza: Ja, denn trotz gros­ser Fort­schritte im Gesund­heits­be­reich ster­ben jedes Jahr welt­weit sechs Millio­nen Kinder vor ihrem 16. Geburts­tag an leicht vermeid­ba­ren Krank­hei­ten. Mit einfa­chen Mitteln, wie Hebam­men für eine sichere Geburt, einer besse­ren Ernäh­rung zur Verhin­de­rung von Unter­ernäh­rung und einfa­chen Medi­ka­men­ten, können viele dieser Tode verhin­dert werden. Nach der Unter­stüt­zung einzel­ner Orga­ni­sa­tio­nen, wie zum Beispiel von «Last Mile Health» in Libe­ria, arbei­tet die UBS Opti­mus Foun­da­tion inzwi­schen mit ande­ren Stif­tun­gen an der «Africa Front­line First»-Initiative, die in Zusam­men­ar­beit mit loka­len Part­nern und Regie­run­gen 200’000 Commu­nity Health Worker in zehn verschie­de­nen afri­ka­ni­schen Ländern profes­sio­nell ausbil­den wird. Phil­an­thro­pie ist ein Team- und kein Einzel­sport. Keine Person und keine Stif­tung kann Probleme alleine lösen. Deshalb gehen wir Part­ner­schaf­ten ein: um Probleme lang­fris­tig und syste­misch ange­hen zu können.

Was wäre ein Beispiel einer solchen Partnerschaft?

CD: Unsere «Climate Coll­ec­tive» fokus­siert auf den Erhalt und die Auffors­tung von Mangro­ven in Südost­asien. Aus der Klima­schutz­op­tik gilt: Mangro­ven nehmen vier­mal so viel CO2 auf, wie Wälder an Land. Sie leis­ten aber auch einen wich­ti­gen Beitrag zur Biodi­ver­si­tät und dienen als Erosi­ons­schutz an den Küsten. Für die Gemein­schaf­ten, die dort leben, stel­len sie eine wich­tige wirt­schaft­li­che Grund­lage dar. Wenn also verschie­dene Akteure je mit ihrem indi­vi­du­el­len Fokus – sei es Klima­schutz, Küsten­schutz oder die ökolo­gi­sche Crevet­ten­zucht – an einem Strang ziehen, gewin­nen letzt­lich alle. Wird zudem ein funk­tio­nie­ren­der Markt für den so gesi­cher­ten «blue carbon» aufge­baut, flies­sen zusätz­li­che Mittel in die lokale Gemein­schaft und der Erhalt intak­ter Mangro­ven wird belohnt. So kann die Wirkung nach­hal­tig gesi­chert werden, weil eine Unab­hän­gig­keit von Spen­den und Phil­an­thro­pie entsteht.

Zuerst stellt sich die Frage: Wissen wir genau, was wir bewir­ken wollen und wie die finan­zier­ten Akti­vi­tä­ten zur gewünsch­ten Wirkung führen?

Sarah Gonza­lez Arza, Phil­an­thropy Advi­sor UBS

Wann merken Sie, dass eine Part­ner­schaft nicht funktioniert?

 CD: Einer der Moto­ren einer guten Part­ner­schaft sind ein gemein­sa­mes Ziel und eine Vision. Es muss Einig­keit darüber herr­schen, was man bewe­gen will. Ehrlich­keit, Offen­heit und Trans­pa­renz sind entschei­dend. Wie in der Phil­an­thro­pie insge­samt braucht es auch in einer Part­ner­schaft Mess­grös­sen, um zu erken­nen, wann eine Part­ner­schaft funk­tio­niert oder wo Inter­es­sen­kon­flikte bestehen.

Welche Rolle spielt die Zusam­men­ar­beit mit loka­len Akteuren?

CD: Es ist wich­tig, lokale Kräfte einzu­bin­den. Nur so passen Lösun­gen und funk­tio­nie­ren lang­fris­tig. Bei prak­tisch all unse­ren Program­men geschieht die Imple­men­tie­rung durch Part­ner vor Ort. Wenn dank phil­an­thro­pi­schen Geldern erfolgs­ver­spre­chende Lösun­gen lokal erfolg­reich getes­tet wurden, sehen wir als unse­ren Auftrag, diese Projekte in andere Geogra­phien und Kontexte zu vermitteln. 

SGA: Selbst­ver­ständ­lich ist die Wahl der rich­ti­gen Part­ner auch hier­zu­lande entschei­dend. So unter­stüt­zen wir mit dem Schwei­ze­ri­schen Insti­tut für Kinder- und Jugend­me­dien das Projekt «Schenk mir eine Geschichte». Dank Geschich­ten­stun­den in ihrer Mutter­spra­che werden mehr­spra­chige Kinder im Vorschul­al­ter im Spre­chen und Lesen geför­dert. Dies kommt ihnen in ihrer weite­ren Schul­lauf­bahn und auch beim Lesen und Schrei­ben zugute.

Phil­an­thro­pie soll den Weg auch für klas­si­sches Inves­ti­ti­ons­ka­pi­tal bereiten.

Curdin Dusch­letta

Sie erwäh­nen im Zusam­men­hang mit Ihrem Jubi­läum, dass die Opti­mus Foun­da­tion bereits 6,7 Millio­nen Menschen gehol­fen hat. Woraus ergibt sich eine solche Zahl?

SGA: Unsere Wirkungs­mes­sung haben wir über die Jahre stetig weiter­ent­wi­ckelt. Den grös­se­ren Bezugs-Rahmen bilden die Sustainable Deve­lo­p­ment Goals der Verein­ten Natio­nen. Unser mit exter­nen und inter­nen Exper­ten entwi­ckel­tes Impact-Rating-Tool hat drei Dimen­sio­nen. Zuerst stellt sich die Frage: Wissen wir genau, was wir bewir­ken wollen und wie die finan­zier­ten Akti­vi­tä­ten zur gewünsch­ten Wirkung führen? Die zweite Dimen­sion betrifft die Breite und Tiefe unse­rer Wirkung: Errei­chen wir wirk­lich dieje­ni­gen, die unsere Unter­stüt­zung am meis­ten benö­ti­gen? Und zuletzt geht es darum, diese Wirkung zu skalie­ren und eine nach­hal­tige, lang­fris­tige Verbes­se­rung zu messen. Für alle Dimen­sio­nen braucht es klare Krite­rien, die vorab fest­ge­legt und danach regel­mäs­sig über­prüft werden. So können wir fest­le­gen, wie viele Menschen tatsäch­lich von unse­ren Projek­ten profi­tiert haben.

Sollte eine solche Wirkungs­mes­sung nicht selbst­ver­ständ­lich sein?

SGA: Unser Ziel ist es, dass dies selbst­ver­ständ­lich wird. Wir wissen aber, dass es nach wie vor sehr viele Projekte gibt, die Symptome mindern, statt bei den eigent­li­chen Ursa­chen anzu­set­zen, und deshalb keine tatsäch­li­che Verbes­se­rung bewir­ken. Wir sehen es auch als unse­ren Auftrag, unser Know-how zu teilen, damit in der Phil­an­thro­pie eine Lern­kul­tur entsteht.

Aber spätes­tens wenn man andere von einer Idee über­zeu­gen will, muss man bele­gen können, dass diese funktioniert.

Sarah Gonza­lez Arza

Über­for­dern Sie damit nicht auch klei­nere Organisationen?

SGA:  Wenn wir etwas nicht messen, können wir am Ende nicht sagen, ob ein Projekt erfolg­reich ist. Aber natür­lich gilt es, eine Balance zu finden, um die Orga­ni­sa­tio­nen nicht zu über­for­dern. Aber spätes­tens wenn man andere von einer Idee über­zeu­gen will, muss man bele­gen können, dass diese funktioniert.

Der Kanton Zürich fördert mit einer Initia­tive den Stif­tungs­stand­ort. Hat diese einen Einfluss auf ihre Arbeit?

CD: Wir begrüs­sen die Initia­tive des kanto­na­len Steu­er­am­tes. Unter­neh­me­ri­sche Förder­mo­delle stehen einer Steu­er­be­frei­ung nun nicht mehr im Weg. Diese Entwick­lung haben wir in den letz­ten Jahren über Invest­ments wie Deve­lo­p­ment Impact Bonds und Impact Loans der UBS Opti­mus Foun­da­tion aktiv voran­ge­trie­ben. So hat die UBS Opti­mus Foun­da­tion seit 2018 Impact Invest­ments in der Höhe von über 20 Millio­nen US-Dollar in selber ausge­wählte und beglei­tete Projekte getä­tigt. Wir sind froh, dass sich die Pionier­leis­tun­gen in diesem Feld nun auszah­len. Phil­an­thro­pie soll den Weg auch für klas­si­sches Inves­ti­ti­ons­ka­pi­tal berei­ten. So arbei­ten wir aktiv an weite­ren Impact Invest­ments und «Blen­ded Finance»-Vehikeln, in enger Zusam­men­ar­beit auch mit ande­ren Berei­chen der UBS. Wenn phil­an­thro­pi­sches Kapi­tal nicht bloss als Spen­den­geld sondern als Inves­ti­tion einge­setzt und im Erfolgs­fall wieder­ver­wen­det werden kann – allen­falls sogar immer und immer wieder – ist dies für alle Betei­lig­ten ein Gewinn.

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