Dieses Jahr findet das Bundeslager der Pfadi (Bula) statt. Ist die Pfadistiftung auch involviert?
Selbstverständlich! Wir unterstützen das Bula einerseits finanziell mit einem substantiellen sechsstelligen Betrag. Viele von uns engagieren sich aber auch persönlich im Lager selber. Die meisten Mitglieder des geschäftsführenden Ausschusses der Stiftung sind während des ganzen Lagers vor Ort – auch in der Auf- und Abbauphase. Die Schweizerische Pfadistiftung hilft auf allen Ebenen.
Arbeitet die Stiftung immer so eng mit der Pfadibewegung zusammen?
Die Pfadistiftung führt im Auftrag der Pfadibewegung Schweiz (PBS) gemeinsame Spendensammlungen durch. Dafür sind wir in stetem Austausch mit der Pfadi, aber natürlich, ohne inhaltlich Einfluss zu nehmen. Die Hälfte des Spendenertrags geht direkt an die PBS. Mit der anderen Hälfte unterstützen wir spezielle Projekte lokaler Pfadi-Abteilungen, etwa die Renovation eines Pfadiheimes, besondere Lager, oder die Ausbildung von Leiter*innen.
Wie viel Fördergeld können Sie pro Jahr sprechen?
In einem normalen Jahr vergeben wir knapp eine Million Franken. Mit dem Bula ist es dieses Jahr mehr.
Waren Sie selbst auch in der Pfadi?
Ja. Mich kennen viele noch unter meinem Pfadinamen Funke. Als kleines Kind habe ich angefangen, später engagierte ich mich als Abteilungs- und Kantonsleiterin, im Bundesvorstand der PBS, und ich war 15 Jahre Stiftungsrätin der Pfadistiftung. Diese Erfahrung hilft natürlich ungemein bei der Geschäftsführung der Stiftung. Pfadierfahrung gehörte auch zum Wunschprofil der Stiftung bei der Bestimmung der neuen Geschäftsstelle.
Wird man Sie am Bula antreffen?
Natürlich! Ich freue mich sehr darauf; das Bula ist eine einmalige Sache. Im Gegensatz zu 2008, wo ich operativ sehr stark involviert war, werde ich diesmal nur ein paar Tage und nur für die Pfadistiftung im Einsatz sein, die dieses Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiern darf.
Wie präsent ist die Stiftung bei den Pfadi selbst?
Auf Bundesebene bei der Pfadibewegung Schweiz sind wir präsent und pflegen einen regen Austausch. Es ist mir wichtig, dass wir thematisch am Ball bleiben. Auch kantonal und lokal kennt man uns, besonders wenn eine Abteilung Unterstützung sucht. Gerade heute konnten wir das Gesuch einer lokalen Abteilung positiv beantworten. Wir unterstützen drei Familien, die den Lagerbeitrag für das Bula nicht selbst aufbringen können, und ermöglichen damit vier Kindern die Teilnahme. Ohne uns hätten die Familien sie wieder abmelden müssen.
Erhalten Sie viele solcher Anfragen?
Ein Bundeslager hat die Grösse einer Stadt wie Neuenburg. Da muss vieles extra aufgebaut werden, etwa sanitäre Anlagen oder die Wasserver- und entsorgung, es gibt eine eigene Post – das kostet mehr als ein normales Sommerlager. Deswegen sind die Beiträge höher als sonst. Wenn eine Familie dadurch in Not kommt, können die Abteilungen oft selber helfen. Und sonst springt die Pfadistiftung ein. Dafür sind wir da, unter anderem.
Umgekehrt können Sie bei Ihrer Arbeit auf das Pfadinetzwerk zurückgreifen.
Ja, das hilft. Die Pfadibewegung Schweiz hat wieder über 50’000 Mitglieder, Tendenz zunehmend. Gerade im aktuellen Zeitalter, in dem die digitale Kommunikation bei Kindern und Jugendlichen omnipräsent ist, steigt die Bedeutung der Pfadi, von gemeinsamen Aktivitäten im Freien, von wichtigen Werten. In der Schweiz geht man von einer halben Millionen Menschen aus, die einen Bezug zur Pfadi haben, sei es, weil sie selber in der Pfadi waren oder Eltern, Grosseltern, Gotte oder Götti von Pfadi sind. ‘Pfadi’ ist eine bekannte Marke.
Ein Bundeslager hat die Grösse einer Stadt wie Neuenburg.
Brigitt Küttel
Das hilft auch beim Spendensammeln?
Klar. Wir sind dankbar für eine breite Basis von Spender*innen mit kleineren und grösseren Beträgen – wertvoll sind sie alle. Aber auch Legate, viele von ehemaligen Pfadi mit guten Erinnerungen an ihre zum Teil lange zurückliegende Pfadizeit, helfen uns. Regelmässig wird zudem an Geburtstagen und anderen Anlässen zu Spenden an unsere Stiftung aufgerufen, und Vereine und Förderstiftungen unterstützen uns. Das ist nicht selbstverständlich, das wissen wir sehr zu schätzen.
Die Stiftung wurde 1981 gegründet. Was war der Auslöser?
Die Jugendunruhen 1980 in der Schweiz bewegten die vier Stifter, die Stiftung ins Leben zu rufen. Sie wollten eine tolle Jugendorganisation unterstützen und damit einen aktiven Beitrag zu einer sinnvollen Jugendpolitik leisten. Von Anfang an stand die Ausbildung der Leiter*innen im Fokus, dazu kam das Thema der Sicherung von Lagerplätzen für künftige Lager. Die Stiftung hat klein angefangen und ist kontinuierlich gewachsen. Das ist ein ermutigendes Zeichen für die Pfadi und für unsere Gesellschaft.