Die Delegiertenversammlung von Pro Infirmis hat am 20. Juni entschieden, dass der Vorstand zukünftig zu mindestens 40 Prozent mit Menschen mit Behinderungen besteht. Diese Statutenänderung unterstreicht den Anspruch der Organisation, nicht nur für Menschen mit Behinderungen zu arbeiten, sondern gemeinsam mit ihnen. Sie geht auf einen Antrag des Ausschusses «Partizipation und Inklusion» zurück, der im Zuge des 100-jährigen Bestehens von Pro Infirmis ins Leben gerufen wurde. Ziel des Ausschusses ist es, die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention auf struktureller Ebene voranzutreiben.
Governance neu gedacht
Mit der Annahme dieser Mindestquote verpflichtet sich Pro Infirmis, die Perspektiven von Menschen mit Behinderungen dauerhaft und systematisch in die strategische Steuerung einzubinden. Diese Massnahme steht exemplarisch für einen wachsenden Trend in der Zivilgesellschaft, Betroffene nicht nur als Zielgruppe, sondern als Mitgestaltende zu verstehen.
Ein weiteres Zeichen für den verstärkten Einbezug von Menschen mit Behinderungen ist die Gründung des Netzwerks «Forum 22». Dieses richtet sich an politisch engagierte Personen mit Behinderungen und fördert ihre Sichtbarkeit und Wirkung im öffentlichen Diskurs. An der Delegiertenversammlung diskutierten unter anderem Sébastien Kessler, Mitglied des Grossen Rats des Kantons Waadt, und Nicole Tille, Gemeinderätin aus Châtel-Saint-Denis, über nächste Schritte zur Förderung politischer Teilhabe.
Neue Köpfe im Vorstand
Im Zuge des Rücktritts von Alexandre Bouchardy ergänzen zwei neue Mitglieder den Vorstand: Michael Markovich bringt umfassende Expertise in den Bereichen Finanzen, Anlagen und Portfoliomanagement mit. Rolf Olmesdahl stärkt mit seiner Erfahrung in IT-Strategie, Projektmanagement und Change-Prozessen die digitale Weiterentwicklung der Organisation.
Finanziell blickt die Organisation auf ein solides Jahr zurück: 2024 schloss Pro Infirmis mit einem Überschuss von 3,3 Millionen Franken ab. Die Reduktion des strukturellen Defizits gelang durch konsequente Fokussierung auf Kernaufgaben, Kostendisziplin und positive Entwicklungen auf den Finanzmärkten.