Photos: Guillaume Perret

Offene Redak­tio­nen schaf­fen Vertrauen

Sie ist Professorin und Direktorin des Masterstudiengangs Journalismus an der Universität Neuenburg: Nathalie Pignard-Cheynel forscht zu Fake News und partizipativem Journalismus und sieht die Journalist:innen in der Verantwortung, ihre Arbeit zu erklären.

Braucht unsere Gesell­schaft Journalismus?

Jede Gesell­schaft braucht geprüfte Infor­ma­tio­nen. Das leis­tet Jour­na­lis­mus. Er bietet den Zugang zu Infor­ma­tio­nen, die möglichst nahe an der Wahr­heit sind. Das macht ihn zu einem zentra­len Element für das Funk­tio­nie­ren einer Demo­kra­tie. Jour­na­lis­mus ist das Herz­stück. Er ermög­licht es den Bürger:innen, aufge­klärt zu sein, die Viel­falt verschie­de­ner Stand­punkte zu verste­hen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Eine zweite Dimen­sion wird oft herun­ter­ge­spielt. Für mich ist sie aber genauso zentral: Journalist:innen stel­len die Verbin­dung zwischen den Bürger:innen, zwischen verschie­de­nen Bevöl­ke­rungs­grup­pen in unse­rem Land und zwischen verschie­de­nen Gemein­schaf­ten her. Schliess­lich gibt es eine dritte Dimen­sion. Der Jour­na­lis­mus hilft den Menschen, sich im Alltag zurecht­zu­fin­den, indem er Themen aufgreift, die manch­mal als weni­ger seriös gelten, aber den Erwar­tun­gen des Publi­kums entspre­chen; sie sind übri­gens Themen, über die in der Fami­lie, unter Freund:innen oder an der Kaffee­ma­schine disku­tiert wird. Es ist auch eine der Aufga­ben des Jour­na­lis­mus, Debat­ten anzuregen.

Dennoch: Heute können Unter­neh­men, Behör­den und Politiker:innen über diverse eige­nen Kanäle direkt kommunizieren. 

In der Tat sind die Medien heute nur noch ein Infor­ma­ti­ons­ka­nal unter vielen. Die Komple­xi­tät hat zuge­nom­men. Die Frage aber ist, wie kann sich dieser Kanal von ande­ren unterscheiden?

Hat der Jour­na­lis­mus noch ein Alleinstellungsmerkmal?

Ja, denn er erfüllt Ziele und Anfor­de­run­gen, die sich von denen ande­rer Produ­zen­ten von Inhalt unter­schei­den. Insbe­son­dere ist dies in dem grund­le­gen­den Unter­schied zwischen Infor­ma­tion und Kommu­ni­ka­tion. Der Jour­na­lis­mus defi­niert sich über eine Reihe von indi­vi­du­el­len und kollek­ti­ven ethi­schen und deon­to­lo­gi­schen Grund­sät­zen, die ihn von ande­ren Akteu­ren unter­schei­den. Dies darf jedoch nicht dazu führen, dass andere Kanäle, die zum Reich­tum unse­res Infor­ma­ti­ons­öko­sys­tems beitra­gen, disqua­li­fi­ziert werden.

Das heisst? 

Ich denke da zum Beispiel an die Infor­ma­ti­ons­prak­ti­ken der jungen Gene­ra­tion, die manch­mal dazu neigt, diskre­di­tiert zu werden. Sie infor­mie­ren sich zwar weni­ger über die soge­nann­ten tradi­tio­nel­len Medien, stüt­zen sich aber auf ansons­ten sehr rele­vante Quel­len wie popu­lär­wis­sen­schaft­li­che Inhalte, Debat­ten­ka­näle usw., die sie in den sozia­len Netz­wer­ken finden. Diese Art von Inhal­ten kann die von Journalist:innen produ­zier­ten Inhalte ergän­zen. Sie werden unter ande­ren Bedin­gun­gen und außer­halb des klas­si­schen jour­na­lis­ti­schen Kreis­laufs erstellt, nähern sich diesem aber inhalt­lich und sogar in ihren Zielen stark an. 

Einige Medien arbei­ten mit dem Format der Leser:innenjournalist:innen. Braucht es keine jour­na­lis­ti­sche Ausbil­dung mehr?

Dies ist ein sehr inter­es­san­tes Thema, das man mit dem in Verbin­dung brin­gen kann, was als parti­zi­pa­ti­ver Jour­na­lis­mus bezeich­net wurde. Eine Praxis, die älter ist als die Digi­ta­li­sie­rung. Sie hat sich aber in diesem Zusam­men­hang mit einer wach­sen­den Nach­frage der Öffent­lich­keit nach Teil­habe an Infor­ma­tio­nen beschleu­nigt. Die Medien erkann­ten dieses Bedürf­nis schnell und versuch­ten auf verschie­dene Weise darauf zu reagie­ren, mit Leserreporter:innen, der Einrich­tung von Blogs etc. Sie sahen jedoch auch die Gefahr, dass der Eindruck entste­hen könnte, es gäbe keinen Bedarf mehr an ausge­bil­de­ten Journalist:innen.  

Braucht es sie?

Ich bin davon über­zeugt, dass Journalist:innen einen wesent­li­chen Platz einneh­men; sie müssen hinge­gen ihre Rolle und ihren Mehr­wert in einem para­do­xen Kontext von Kritik und Infra­ge­stel­lung, aber auch der Aner­ken­nung ihrer Beson­der­heit besser erklä­ren, wie die ersten Wochen der Covid-19-Pande­mie mit einem deut­li­chen Anstieg ihrer Einschalt­quo­ten deut­lich gezeigt haben. Um auf den parti­zi­pa­ti­ven Jour­na­lis­mus zurück­zu­kom­men: Er bedeu­tet nicht, dass die Bürger:innen an die Stelle der Journalist:innen treten. Es geht viel­mehr darum, gemein­sam über mögli­che Formen der Zusam­men­ar­beit nachzudenken.

Wie kann das funktionieren?

Das Beispiel von Correc­tiv in Deutsch­land ist ein gutes Beispiel dafür, wie Bürger:innen an der Herstel­lung von Infor­ma­tio­nen betei­ligt werden können, in diesem Fall an den Recher­chen von inves­ti­ga­ti­ven Journalist:innen. Das Team von Correc­tiv hat Wege gefun­den, wie die Öffent­lich­keit und Journalist:innen zusam­men­ar­bei­ten können, ohne die Rollen zu vermi­schen, und wie sie die verschie­de­nen Stim­men aufwer­ten können. Dies ist einer der Schlüs­sel, verbun­den mit einem besse­ren Verständ­nis dessen, was die Öffent­lich­keit erwar­tet und wie Journalist:innen und Medien darauf reagie­ren können. Die Forschung hat nämlich gezeigt, dass zwischen den Vorstel­lun­gen der Journalist:innen und denen der Bürger:innen erheb­li­che Diskre­pan­zen bestehen. Dies führt zu Unkennt­nis und gegen­sei­ti­gem Miss­trauen. Sich für die Erwar­tun­gen des Publi­kums zu inter­es­sie­ren bedeu­tet im Übri­gen nicht, sich damit zu begnü­gen, verein­fachte Unter­hal­tungs­in­halte anzubieten.

Ist parti­zi­pa­ti­ver Jour­na­lis­mus eine Art des Commu­nity Managements?

Der parti­zi­pa­tive Jour­na­lis­mus, wie er viele Jahre lang prak­ti­ziert wurde, basierte auf dem einfa­chen Prin­zip, dass die Menschen an der Produk­tion von Infor­ma­tio­nen betei­ligt sind, indem sie bspw. Fotos, Videos oder Texte einsen­den, Arti­kel kommen­tie­ren etc. Diese Vision des parti­zi­pa­ti­ven Jour­na­lis­mus hat auf beiden Seiten zu Enttäu­schun­gen geführt. Die Erneue­rung der Bezie­hun­gen zwischen Journalist:innen und Publi­kum erfor­dert heute neue Formen: Zuhö­ren, direk­ter Austausch, aber auch Bemü­hun­gen der Redak­tio­nen, Medien und Journalist:innen, ihre Arbeit besser bekannt zu machen und zu erklä­ren. Dies kann zum Beispiel durch das Öffnen der Türen von Redak­tio­nen geschehen.

Was heisst das?

Journalist:innen müssen mehr und besser erklä­ren, was sie tun und wie sie vorge­hen: Warum ein bestimm­ter Arti­kel wie produ­ziert wurde, warum eine bestimmte Person oder Insti­tu­tion kontak­tiert wurde und eine andere nicht. Es geht also darum, die Leser:innen dafür zu sensi­bi­li­sie­ren, was es bedeu­tet, Infor­ma­tio­nen zu produ­zie­ren, mit all ihren Beson­der­hei­ten, aber auch mit ihren Zwän­gen. Dieser Ansatz soll dazu beitra­gen, den Jour­na­lis­mus auf zugäng­li­che Weise zu vermit­teln. Für die Journalist:innen bedeu­tet dies, dass sie die Gesell­schaft, über die sie berich­ten, noch stär­ker berück­sich­ti­gen. Es ist eine Form des Jour­na­lis­mus, die darauf abzie­len kann, das gegen­sei­tige Verständ­nis zwischen den Bürger:innen auf der einen Seite und den Journalist:innen und Medien auf der ande­ren Seite zu verbessern.

Kann dies verhin­dern, dass sich die Menschen von den Nach­rich­ten­me­dien abwenden?

Ja. Teils hört man, dass sich Menschen nicht mehr für Infor­ma­tio­nen inter­es­sie­ren. Es stimmt. Es gibt diese Nach­rich­ten­mü­dig­keit. Menschen, welche die düste­ren Nach­rich­ten nicht mehr ertra­gen – und seit eini­gen Jahren reiht sich Krise an Krise. Dennoch ist es falsch zu glau­ben, dass die Menschen nicht mehr an Nach­rich­ten und Infor­ma­tio­nen inter­es­siert sind, dass sie nicht mehr wissen wollen, was in ihrer Nach­bar­schaft und in der Welt passiert. Im Gegen­teil. Mit der Digi­ta­li­sie­rung hat sich der Zugang zu einer Viel­zahl an Quel­len unge­mein vergrös­sert. Der Infor­ma­ti­ons­kon­sum ist heute enorm. Im Gegen­zug hat sich der Zugang zu Infor­ma­tio­nen über tradi­tio­nelle Medien verrin­gert. Hier müssen wir anset­zen, um die Verbin­dung wieder herzu­stel­len. Wir müssen uns bewusst machen, dass sie ein wesent­li­ches Teil des Infor­ma­ti­ons­puz­zles sind für jene, die sich über Fakten, über zirku­lie­rende Meinun­gen, Debat­ten und Diskus­sio­nen infor­mie­ren wollen. Zu sagen: Die Leute infor­mie­ren sich nicht mehr, sie haben sich von den Medien abge­wandt, ist zu einfach. So wird die Verant­wor­tung auf die Medi­en­kon­su­mie­ren­den abge­scho­ben. Aber ja, die Verbin­dung wurde zum Teil unter­bro­chen und muss wieder­her­ge­stellt werden. 

Aber gerade weil die Menschen heute viele Infor­ma­ti­ons­ka­näle nutzen und sich in den Sozia­len Medien infor­mie­ren, besteht die Gefahr von Filter­bla­sen und Fake-News. Wo steht die Schweiz bei diesem Thema?

Die Wirkung von Fake-News gibt Grund zur Sorge vor allem für die klas­si­schen Medien. Die Forschung zeigt aber auch, dass wir das Thema in der Schweiz, und global, überschätzen.

«Die Medien soll­ten erklä­ren, was sie tun.»

Natha­lie Pignard-Cheynel

1Wir über­schät­zen Fake-News?

Das ist ein heik­les Thema, bei dem sich persön­li­che Eindrü­cke, öffent­li­che und poli­ti­sche Diskurse mit wissen­schaft­li­cher Forschung vermi­schen. Letz­tere, insbe­son­dere in den Sozi­al­wis­sen­schaf­ten, zeigen, dass dieses Phäno­men komple­xer ist als die Vorstel­lung einer Flut von Fake News, die uns über­rollt und uns mecha­nisch beein­flusst. Es handelt sich zwar um ein wach­sen­des Phäno­men. Aber viele Studien zeigen, dass Fake News einen begrenz­ten Perso­nen­kreis errei­chen und auf ihn einwir­ken, oft über die von Algo­rith­men erzeug­ten Filter­bla­sen. Sie errei­chen Menschen, die bereits empfäng­lich oder sogar von den Theo­rien, die sie verbrei­ten, über­zeugt sind. Deshalb müssen wir darauf achten, dieses Phäno­men nicht zu über­schät­zen und unbe­ab­sich­tigt an seiner Verstär­kung mitzuwirken.

Trifft das auch auf die Schweiz zu?

Unmit­tel­bar vor der Covid-Pande­mie hatten wir eine Studie initi­iert, die uns gezeigt hatte, dass die Desin­for­ma­tion in der Schweiz weni­ger massiv war als in ande­ren Ländern, insbe­son­dere in den Nach­bar­län­dern. Covid hat diese Beob­ach­tung etwas erschüt­tert, da sich insbe­son­dere in der Schweiz verschie­dene Verschwö­rungs­theo­rien, beispiels­weise im Zusam­men­hang mit Impfun­gen, entwi­ckelt haben. 

Wie kann man diese Fake News bekämpfen?

Für die tradi­tio­nel­len Medien stellt dies eine große Heraus­for­de­rung dar. Der Kampf gegen Fake News muss ihnen so sinn­los erschei­nen, als würde man versu­chen, einen Ozean mit einem Teelöf­fel auszu­schöp­fen, auch wenn es sich dabei um den Kern ihres Berufs handelt: die Suche nach der Wahr­heit. Der Fakten­check, der darauf abzielt, das Wahre vom Falschen zu entwir­ren, ist eine Praxis, die in den Medien immer weiter entwi­ckelt wird. Im Rahmen meiner Recher­chen habe ich jedoch fest­ge­stellt, dass sich junge Menschen kaum für das reine Prüfen der Fakten inter­es­sie­ren. Sie sind der Meinung, dass ein Thema oft komple­xer ist, als es scheint, und dass es nicht ausreicht, es als wahr oder falsch zu bezeich­nen. Was sie inter­es­siert, ist in die Komple­xi­tät des Verständ­nis­ses für das Phäno­men einzu­tau­chen. Sie erwar­ten von den Journalist:innen mehr, die verschie­de­nen Meinun­gen aufzu­zei­gen, zu erklä­ren, dass von dieser Seite Fake-News kommen und einzu­ord­nen, weshalb jemand Fake-News verbrei­tet. Hier gibt es für die Medien viel zu tun. Sie haben bereits begon­nen, diese komple­xen Phäno­mene zu entschlüsseln. 

Aber besteht nicht die Gefahr, dass Fake-News Glaub­wür­dig­keit erhal­ten, wenn man sich zu stark mit ihnen beschäftigt?

Es ist in der Tat eine heikle Aufgabe, zu vermei­den, dass man Fake News Glaub­wür­dig­keit verleiht, indem man die Fakten über­prü­fen will. Studien, vor allem aus den USA, zeigen, dass Fake News gerade dann an Bedeu­tung und Legi­ti­mi­tät gewin­nen, wenn die tradi­tio­nel­len Medien sie aufgrei­fen. Selbst wenn es darum geht, sie zur Diskus­sion zu stel­len und einen Fakten­check durch­zu­füh­ren, wird das Thema para­do­xer­weise in den Vorder­grund gerückt. Fake News errei­chen die breite Öffent­lich­keit durch die Bericht­erstat­tung in den Medien, während sie im digi­ta­len Raum auf bestimmte Kreise beschränkt blei­ben können. Dies ist beson­ders proble­ma­tisch, wenn einige poli­ti­sierte Medien sich dafür entschei­den, Fake News «rein­zu­wa­schen», indem sie sie als klas­si­sche Nach­rich­ten behandeln. 

Was können die Medien sonst noch tun, um Fake News zu bekämpfen?

Eine Mass­nahme, die zuneh­mend einge­setzt wird und an der sich die Medien betei­li­gen, ist die Stär­kung der litter­acies, insbe­son­dere der Medien- und Infor­ma­ti­ons­kom­pe­tenz. Dabei geht es darum, die Bürger:innen dabei zu unter­stüt­zen, einen kriti­schen Blick auf Inhalte zu entwi­ckeln. Und auch ihr Wissen über die Infor­ma­ti­ons­pro­duk­tion zu verbes­sern, wie die Medien funk­tio­nie­ren, wie sie finan­ziert werden, etc. Unwis­sen­heit nährt Miss­trauen. Die Medien müssen erklä­ren, was sie tun. Sie dürfen Vertrauen nicht als selbst­ver­ständ­lich ansehen. 

Ist das neu?

Das war auch früher schon so, aber durch die explo­si­ons­ar­tige Verviel­fäl­ti­gung der Infor­ma­ti­ons­quel­len wird diese Anfor­de­rung noch stär­ker. Bei der Viel­zahl an Versio­nen ein und dersel­ben Infor­ma­tion wird man dazu ange­hal­ten, stän­dig zu zwei­feln. Die Medien müssen daher ihre Arbeits­weise trans­pa­rent machen. Was ist ihre redak­tio­nelle Linie, wie werden die Themen ausge­wählt und aus welchem Blick­win­kel werden sie behan­delt? Menschen, die mit der Welt der Medien nicht beson­ders vertraut sind, haben sehr unter­schied­li­che Vorstel­lun­gen davon, wie der Jour­na­lis­mus funk­tio­niert. Wenn man auf die Öffent­lich­keit zugeht und sie einbe­zieht, kann dies dazu beitra­gen, dass die Menschen erken­nen, dass der Jour­na­lis­mus unver­zicht­bar ist und dass die von ihm produ­zier­ten Infor­ma­tio­nen wich­tig und rele­vant sind.

Welche Rolle spie­len die Eigentümer:innen von Medi­en­un­ter­neh­men? Wäre eine Stif­tung als Eigen­tü­me­rin ideal, um unab­hän­gi­gen Jour­na­lis­mus zu garantieren?

Es gibt eine Debatte über staat­li­che Hilfen für den Sektor. Dies ist ein inter­es­san­ter Weg, aber er erfor­dert Leit­plan­ken, insbe­son­dere im Hinblick auf die redak­tio­nelle Unab­hän­gig­keit. Die Trans­pa­renz muss erhöht werden, insbe­son­dere um zu erklä­ren, wie und von wem die Infor­ma­tio­nen finan­ziert werden. Es ist auch wich­tig, die Gren­zen der Trans­pa­renz inner­halb der Medien und mit der Öffent­lich­keit zu diskutieren.

Welche Art von Grenzen?

Jour­na­lis­ti­sche Arbeit ist nicht per Defi­ni­tion ein trans­pa­ren­ter Akt. Einige Prin­zi­pien, wie der Quel­len­schutz, können sogar von der Trans­pa­renz abgren­zen. Unter­su­chun­gen haben auch gezeigt, dass Trans­pa­renz in eini­gen Fällen das Verständ­nis der Öffent­lich­keit beein­träch­ti­gen kann. Es handelt sich also um eine Praxis, die in den Redak­tio­nen eindeu­tig verstärkt werden kann, wobei ihre Umset­zung und ihre Auswir­kun­gen hinter­fragt werden müssen. 

Haben die Medien ihre Rele­vanz durch Info­tain­ment nicht selbst beschädigt?

Diese Behaup­tung vertritt die Idee eines poli­ti­schen Jour­na­lis­mus, der als vierte Gewalt im Staat wie ein Wach­hund agiert. Das ist natür­lich eine sehr wich­tige Aufgabe. Aller­dings gibt es nicht den Jour­na­lis­mus, sondern eine Viel­zahl von Jour­na­lis­men. Bestimmte Formen des Jour­na­lis­mus, die eher dienst­leis­tungs­ori­en­tiert, volks­tüm­lich und alltags­ori­en­tiert sind, sind ebenso nütz­lich und wich­tig, insbe­son­dere für die Öffent­lich­keit. Bei der Art und Weise, wie Infor­ma­tio­nen aufbe­rei­tet werden, bin ich eben­falls davon über­zeugt, dass es möglich ist, bestimmte Themen äußerst ernst­haft anzu­ge­hen, aber mit einem ande­ren Ton, der leich­ter, mensch­li­cher und inten­si­ver sein kann. Diese neuen Wege können dazu führen, dass die Unter­schei­dung zwischen Unter­hal­tung und Infor­ma­tion neu über­dacht wird. Diese Unter­schei­dung ist natür­lich von entschei­den­der Bedeu­tung und bildet die Grund­lage für die Arbeit von Journalist:innen, die darin besteht, Infor­ma­tio­nen zu produ­zie­ren. Aber viel­leicht sollte man eher Brücken in Betracht ziehen. 

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

StiftungSchweiz engagiert sich für eine Philanthropie, die mit möglichst wenig Aufwand viel bewirkt, für alle sichtbar und erlebbar ist und Freude bereitet.

Folgen Sie StiftungSchweiz auf

-
-