Mit der Publikation des ersten Stiftungsreports will der Verband für gemeinnütziges Stiften dem in den letzten Jahren dynamischer gewordenen Stiftungssektor in Österreich Rechnung tragen. Seit der Gründung des Verbandes 2014 wurden über 100 neue gemeinnützige Stiftungen gegründet. Der Report zählt 769 gemeinnützige Stiftungen, wobei für diese in Österreich unterschiedliche rechtliche Regelungen gelten. Nach BundesStiftungs- und Fondsgesetz (BStFG) zählt der Report 235 Stiftungen auf. Stiftungen nach neun LandesStiftungs- und Fondsgesetzen (LStFG) gibt es 200. Dazu Stiftungen nach Privatstiftungsgesetz (PSG) 298 sowie 36 Sparkassenstiftungen. Seit 1999 wurden aufgrund des Sparkassengesetzes zusehends Sparkassenstiftungen gegründet. Diese sind eng mit der jeweiligen Sparkasse verbunden und verstehen sich als regionale Impulsgeber.
Wechselhafte Geschichte
Der Stiftungssektor in Österreich blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts florierte der Sektor. Rund 5700 gemeinnützige Stiftungen und Fonds gab es in Österreich. Eine grosse Zahl viel der Weltwirtschaftskrise zum Opfer. Ihre Mittel reichten nicht mehr aus, um ihren Zweck zu erfüllen. Zudem zerstörte oder enteignete das Naziregime 2400 Stiftungen. «Ein Großteil der philanthropischen Kultur ging damit verloren oder konnte nicht mehr etabliert werden», heisst es im Report. 1993 führte Österreich die Privatstiftung ein. Rund 4000 wurden seither gegründet. Ein Viertel davon ging wieder ein. Dieses Gesetz hatte bei seiner Einführung wirtschaftliche Ziele: Das Vermögen sollte mit den Stiftungen in Österreich bleiben und zusammengehalten werden. Nur bei 298 dieser Privatstiftungen geht der Stiftungsreport von einer Gemeinnützigkeit aus. Bei den Zwecken, welche diese Stiftungen verfolgen, dominieren mit 290 Stiftungen die sozialen Dienste. 265 setzen sich für Bildung und Forschung ein und 135 für Kultur, Sport und Erholung. Der Schweizer Stiftungsreport zählt 13’790 gemeinnützige Stiftungen. Mit Kultur und Freizeit mit 22,3 Prozent vor Soziale Dienste mit 21,8 Prozent und Bildung und Forschung mit 20,8 Prozent bilden dieselben Themen in anderer Reihenfolge die Spitze.
Neuer Impuls
2014 wollte die Regierung der Philanthropie einen neuen Implus geben. Das neue BStFG sollte 2015 die Gründung neuer Stiftungen vereinfachen und fördern. Nun zeigen sich erste positive Entwicklungen. Seit 2015 ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Dennoch urteilt der Report, ist der Sektor im Vergleich mit anderen Ländern nach wie vor klein. Der Report hebt insbesondere das Fehlen von Daten Aussagen über den Sektor hervor. Schätzungen von 2010 gingen von 20 bis 40 Millionen Euro Fördergelder aus. 2022 schätzte der Fundraising Verband Austria die Unterstützungsleistungen an Sozial- und Nonprofit-Organisationen auf rund 90 Millionen Euro. Allerdings, so der Report, dürften für die Hälfte davon ausländische Stiftungen verantwortlich sein.
Der Bericht ist in Zusammenarbeit mit dem Verband für gemeinnütziges Stiften und dem Kompetenzzentrum für Nonprofit-Organisationen und Social Entrepreneurship der WU Wien entstanden.