«In Österreich, Deutschland und der Schweiz sind die Vermögen besonders ungleich verteilt», sagt Moritz Gartiser. «Medien müssen hierüber komplexer und differenzierter, jenseits einzelner Personen berichten.» Zusammen mit Hendrik Theine und Carlotta Verita hat er für die deutsche Otto Brenner Stiftung die Kommunikationsstrategie des «Guten Rats für Rückverteilung» analysiert.
Personenbezogene Berichterstattung
Marlene Engelhorn hatte 2024 den «Guten Rat für Rückverteilung» lanciert. 50 zufällig ausgewählte Personen konnten entscheiden, welche Organisationen Gelder erhalten würde, die Engelhorn aus ihrem Erbe zur Verfügung stellt. Dieser Fakt bot den Medien Gelegenheit, über die ungleiche Verteilung von Vermögen und Macht zu berichten. In einem Arbeitspapier legt die Otto Brenner Stiftung nun dar, wie der Gute Rat sachlich fundierte über das komplexe Thema Vermögensungleichheit berichtete. «Der Gute Rat hat ein gesellschaftlich hoch relevantes Thema auf innovative Weise kommuniziert», sagt Studienautorin Carlotta Verita. Allerdings hätten die Medien nur oberflächlich über den Rat und das Thema berichtet. Diese stellten die Person Marlene Engelhorn ins Zentrum. Kapitalismuskritische Aspekte oder die Lösungsorientierung des Rates nahmen sie dagegen nur oberflächlich auf. Und Studienautor Hendrik Theine sagt: «Der Gute Rat zeigt ganz praktisch, dass die Demokratisierung von Umverteilungsprozessen ein wegweisender Ansatz für mehr soziale Gerechtigkeit und für eine Auseinandersetzung mit undemokratischen Vermögens- und Machtungleichheiten ist.»
Die Autor:innen haben 162 Artikel aus 26 deutschsprachigen Medien sowie die Website, Pressemitteilungen und Social-Media-Postings des Guten Rates ausgewertet. Die Otto Brenner Stiftung ist die Wissenschaftsstiftung der IG Metall mit Sitz in Frankfurt.