Bild: Stiftung Doppeltür

Neue Stif­tung: Doppel­tü­ren als Sinn­bild des Zusam­men­le­bens viel­fäl­ti­ger Gesellschaften

Im aargauischen Endingen und Lengnau sind unzählige Doppeltürhäuser zu finden, die auf das einzigartige Zusammenleben von Christen- und Judentum im 18. und 19. Jahrhundert schliessen. Die Stiftung Doppeltür möchte diese Geschichte des gegenseitigen Respekts aufzeigen.

«Zwischen 1776 und der Einfüh­rung der Nieder­las­sungs­frei­heit 1866 durf­ten sich Jüdin­nen und Juden der dama­li­gen Eidge­nos­sen­schaft nur in den beiden Aargauer Dörfern Endin­gen und Lengnau nieder­las­sen», erklärt Lukas Keller, Präsi­dent der Stif­tung Doppel­tür. Chris­ten- und Juden­fa­mi­lien lebten dort Seite an Seite. Die Stif­tung und der Verein Doppel­tür möch­ten Einblick in die ausser­ge­wöhn­li­che Geschichte ermög­li­chen und gleich­zei­tig Anknüp­fungs­punkte zu aktu­el­len Gesell­schafts­the­men wie Respekt und Zusam­men­le­ben von Menschen unter­schied­li­cher reli­giö­ser und kultu­rel­ler Herkunft bieten.

Ein Haus, zwei Haustüren

Das Surb­tal war während rund 100 Jahren das Zentrum des jüdi­schen Lebens in der Schweiz. Die Gemein­den Endin­gen und Lengnau verfü­gen beide über Synago­gen, ein Bethaus, jüdi­sche Schul­häu­ser und viele andere Gebäude mit jüdi­schem Hinter­grund. Vor allem Doppel­tür­häu­ser sind in den beiden Dörfern über­all zu sehen. Man nimmt an, dass Chris­ten- mit Juden­fa­mi­lien und Juden unter einem Dach lebten. «Ob die mit zwei iden­ti­schen, neben­ein­an­der liegen­den Eingän­gen ausge­stat­te­ten Häuser notwen­dig auf jüdi­sche und christ­li­che Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner schlies­sen lassen, ist histo­risch strit­tig, es lassen sich aber auch keine Beweise dafür finden, dass dies zeit- und fall­weise nicht so gewe­sen sein könnte», sagt Lukas Keller.

Im Unter­schied zu städ­ti­schen Orten in Europa wurden Jüdin­nen und Juden im dörf­li­chen Leben im aleman­ni­schen Kultur­raum nicht ghet­toi­siert, sondern lebten verteilt in den Häusern eines Dorfes.

Lukas Keller, Präsi­dent der Stif­tung Doppeltür

Doppel­tür­häu­ser als inno­va­tive Lösungen

Die jüdi­sche Gemein­schaft sollte eigent­lich ghet­toi­siert, also von der christ­li­chen Gemein­schaft abge­son­dert werden. Laut «Juden­ge­setz» durf­ten Jüdin­nen und Juden dazu­mal kein eige­nes Land oder Wohn­raum erwer­ben oder selber Häuser bauen. Auch in den beruf­li­chen Möglich­kei­ten waren sie stark einge­schränkt. Die Menschen im Surb­tal umgin­gen diese Beschrän­kun­gen mit dem Bau von Doppel­tür­häu­sern. «Im Unter­schied zu städ­ti­schen Orten in Europa wurden Jüdin­nen und Juden im dörf­li­chen Leben im aleman­ni­schen Kultur­raum nicht ghet­toi­siert, sondern lebten verteilt in den Häusern eines Dorfes», sagt Lukas Keller, «auch wenn behörd­li­che Vorschrif­ten oft verlang­ten, dass sie abge­son­dert und nicht mit Chris­tin­nen und Chris­ten beiein­an­der zu wohnen hätten.» Und so kam es, dass sich im Laufe der Zeit die Doppel­tür­häu­ser zu einem einzig­ar­ti­gen Symbol entwi­ckel­ten und zum Sinn­bild für das Zusam­men­le­ben in einer viel­fäl­ti­ger Gesell­schaft wurden.

Das Zentrum in Lengnau ist das Herz­stück des Projekts Doppeltür.

Lukas Keller, Präsi­dent der Stif­tung Doppeltür

Wo sich Geschichte und Gegen­wart begegnen

Die Stif­tung Doppel­tür plant den Bau eines Begeg­nungs­zen­trums, mit dem anfangs 2023 gestar­tet werden soll. «Das Zentrum in Lengnau ist das Herz­stück des Projekts Doppel­tür», sagt Lukas Keller. «Hier können Menschen allen Alters und verschie­de­ner Herkunft, dank einer packen­den, inter­ak­ti­ven Szen­o­gra­fie ins histo­ri­sche Surb­tal ab- und in der Welt der Gegen­wart auftau­chen.» Ziel ist es, dass sich Besucher:innen des Begeg­nungs­zen­trums mit persön­li­chen Werten und Erfah­run­gen ausein­an­der­set­zen und sich mit Themen wie Ritua­len von Reli­gio­nen, Verhal­ten im öffent­li­chen Raum, Respekt vor Anders­den­ken­den oder mit der Meinungs­bil­dung befas­sen. Das Zentrum dient zudem als Lern­ort und ist offen für Work­shops und Veran­stal­tun­gen ande­rer Orga­ni­sa­tio­nen», erklärt Lukas Keller. Eine wich­tige Ziel­gruppe sind Schu­len, denen die Stif­tung Führun­gen, Work­shops oder Unter­richts­ma­te­ria­lien anbietet.

Stif­tung und Verein

2017 wurde der Verein Doppel­tür gegrün­det. Er sollte unter ande­rem die Stif­tungs­grün­dung ermög­li­chen. Der Stif­tungs­prä­si­dent sagt zur Grün­dung der Stif­tung: «In dieser (der Stif­tung) können die Inhalte und Umset­zungs­ideen des Vermitt­lungs­pro­jekts besser geschützt werden, zudem ist auch die Glaub­wür­dig­keit dieser Orga­ni­sa­ti­ons­form höher.» Die Stif­tung enga­giert sich stra­te­gisch und ist für die Immo­bi­lien, das Fund­rai­sing und das Stake­hol­der-Rela­ti­onship-Manage­ment zustän­dig. Der Verein über­nimmt opera­tive Tätig­kei­ten, wie Ausstel­lun­gen oder Veran­stal­tun­gen im Begeg­nungs­zen­trum oder den Betrieb des Jüdi­schen Kultur­wegs, der viele der jüdi­schen Origi­nal­schau­plätze mitein­an­der verbindet.


Neu gegrün­det und neu auf der Phil­an­thro­pie-Platt­form StiftungSchweiz

Nebst der Stif­tung Hockey­traum in Murten gab es die folgen­den Neuzu­gänge auf der Plattform.

  • Fonda­zione de Salis, Bregaglia
  • Platt­form Mäan­der, Zürich
  • Fonda­tion fribour­geoise pour la conser­va­tion de la maison d’habitation de S. Nico­las de Flüe, à Flüeli, Fribourg
  • Stif­tung ClimeIm­pact, Stans
  • Odsy Stif­tung, Zug
  • CPD Stif­tung, Zug
  • Stif­tung Gstaad Concert Hall, Saanen
  • Pfar­rer-Kilchör-Stif­tung, Ueberstorf
  • Stif­tung Mehsana, Baar
  • Fonda­tion de L’Église ortho­doxe russe Sainte-Barbara de Vevey, Vevey
  • FONDATION DES RETRAITES SPIRITUELLES DE LA COMMUNAUTE DE GRANDCHAMP, Boudry
  • Fonda­tion B Lab (Suiss), Genève
  • BK Atlan­tis Stif­tung, Lüterswil-Gächliwil
  • Kurt Bürki-Stif­tung, Zürich
  • Renn­bahn Rese­arch Foun­da­tion, Muttenz
  • Centre of Excel­lence for rese­arch and fight against docu­ment fraud, Châtel-Saint-Denis
  • Stif­tung Boldern, Männedorf
  • Ever­s­cale Foun­da­tion, Zug
  • Fonda­tion Roger MONNEY, Vully-les-Lacs
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