Hans Schöpflin (l.) und Martin Kotynek | Fotos: Felix Groteloh, Peter Rigaud

Nach­hal­tige Geschäfts­mo­delle fördern

Hans Schöpflin, Vorstandsvorsitzender der Schöpflin Stiftung, und Martin Kotynek, Gründungsgeschäftsführer des Media Forward Fund, erläutern ihr Engagement für einen unabhängigen Journalismus und wie sie gegen die fortschreitende «Steppenbildung» vorangehen wollen.

Publix bezeich­net sich als «neue Heimat für alle, die Jour­na­lis­mus machen, Öffent­lich­keit gestal­ten und die Demo­kra­tie stär­ken wollen». In Berlin wurde im Septem­ber ein Ort für jour­na­lis­ti­sche Inno­va­tion eröff­net, der eine unab­hän­gige und viel­fäl­tige Medi­en­land­schaft sichern soll. 

Was hat Sie dazu bewegt, Publix zu gründen?

Hans Schöpf­lin: Vor rund 20 Jahren – ich lebte damals in den USA – enga­gierte ich mich als Grün­dungs­mit­glied von Voice of San Diego. Schon damals zeigte sich der mit der Digi­ta­li­sie­rung einher­ge­hende Rück­gang der Werbe­ein­nah­men und damit der Zerfall des Geschäfts­mo­dells. Etablierte Medien stan­den zuse­hends unter gros­sem Druck.

Wie zeigte sich das?

HS: Aufgrund der Kosten­sen­kun­gen kam es zu einem gros­sen Verlust beim loka­len Jour­na­lis­mus, sprich bei zuver­läs­si­ger, glaub­wür­di­ger Infor­ma­tion. Diese Erkennt­nisse haben mich veran­lasst, mich 2005 in San Diego für gemein­nüt­zige Jour­na­lis­mus­pro­jekte zu enga­gie­ren. Diese Erfah­rung und ein E‑Mail von David Schra­ven, Grün­der der gemein­nüt­zi­gen Recher­che­or­ga­ni­sa­tion Correc­tiv, mit der Anre­gung, gemein­nüt­zi­gen Jour­na­lis­mus nach Deutsch­land zu brin­gen, waren die Geburts­stunde der Publix-Idee. 

Wie entstand daraus das konkrete Projekt?

HS: Gestar­tet sind wir wirk­lich mit einem leeren Blatt Papier. Es folgte ein mehr­jäh­ri­ger, inten­si­ver parti­zi­pa­ti­ver Entwick­lungs­pro­zess, an dem Medi­en­schaf­fende und jour­na­lis­ti­sche, gemein­wohl­ori­en­tierte Orga­ni­sa­tio­nen betei­ligt waren, bis wir Publix diesen Septem­ber eröff­nen konnten. 

Welches lang­fris­tige Ziel verfol­gen Sie mit Publix?

Stif­tun­gen können hier einen wich­ti­gen Beitrag leis­ten, indem sie unab­hän­gige Bericht­erstat­tung fördern.

Hans Schöpf­lin

HS: Das lang­fris­tige Ziel, das wir mit Publix und übri­gens auch mit der Stif­tung verfol­gen, ist der Erhalt einer leben­di­gen Demo­kra­tie. Das ist das Thema, dem wir alles unter­ord­nen. Die Demo­kra­tie ist heute einem noch nie dage­we­se­nen Druck ausge­setzt. Wir sehen Kräfte, die demo­kra­ti­sche Struk­tu­ren syste­ma­tisch hinter­fra­gen und schwä­chen, ob das nun aus Russ­land, China oder durch popu­lis­ti­sche Regie­run­gen inner­halb Euro­pas geschieht. Wir sind an einem Punkt, an dem es nicht mehr ausreicht, ledig­lich verbal zu vertei­di­gen – wir müssen proak­tiv handeln. Stif­tun­gen können hier einen wich­ti­gen Beitrag leis­ten, indem sie unab­hän­gige Bericht­erstat­tung fördern, Bildungs­an­ge­bote im Bereich Medi­en­kom­pe­tenz ausbauen und für ein kriti­sches Bewusst­sein in der Gesell­schaft sorgen. 

Das heisst?

HS: Wir müssen erken­nen, dass wir uns nicht mehr in der opti­mis­ti­schen Nach­kriegs­zeit befin­den, sondern in einer Ära, die von viel­schich­ti­gen Bedro­hun­gen geprägt ist. Es geht darum, Werte wie Demo­kra­tie aktiv zu schüt­zen und weiterzuentwickeln.

Ein Ziel, das auch der Anfang Juni in Berlin, Wien und Zürich von mehre­ren Stif­tun­gen gegrün­dete Media Forward Fund MFF verfolgt. Gestar­tet wurde der Fund mit dem Aufruf zur Eingabe von Projek­ten aus dem Raum Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz. Die Projekte sollen den Quali­täts­jour­na­lis­mus fördern. Sind Sie auf Reso­nanz gestossen?

Martin Koty­nek: Und wie. 136 span­nende Anträge sind einge­gan­gen, mit inno­va­ti­ven Ansät­zen für neue Geschäfts­mo­delle. Und wir stel­len fest: Oft fehlt das Kapi­tal in der Wachs­tums­phase. Das wollen wir ein Stück weit ändern. Wir unter­stüt­zen dort, wo ein star­kes Modell entwi­ckelt wurde, das Produkt markt­fä­hig ist und bereits erste Umsätze gene­riert werden. 

Sie wollen mit dem MFF diese Lücke in der Medi­en­för­der­land­schaft schliessen?

MK: Genau, nach der Ideen­phase ist es entschei­dend, dass viel­ver­spre­chende gemein­wohl­ori­en­tierte Projekte eine Brücke zum Kapi­tal­markt finden – und genau hier setzen wir an. Unser Ziel ist es, inno­va­tive Medien nicht dauer­haft von Förder­mit­teln abhän­gig zu machen. Sie sollen ein nach­hal­ti­ges Geschäfts­mo­dell aufbauen können. Damit können sie ihren Fokus auf den Kern­auf­trag legen, auf den Jour­na­lis­mus, und so wiederum etwas zur Stär­kung der Demo­kra­tie beitragen.

Sie sind mit sechs Millio­nen Euro Kapi­tal gestar­tet. Sind weitere Gelder hinzugekommen? 

MK: Ja, erfreu­li­cher­weise haben wir in den letz­ten drei Mona­ten zusätz­li­che drei Millio­nen Euro erhal­ten, sodass der Fund nun mit neun Millio­nen Euro von 13 Geldgeber:innen geäuf­net ist. Ich bin zuver­sicht­lich, dass bald weitere Förder­mit­tel hinzu­kom­men. Es ist erfreu­lich, dass viele private Geld­ge­ber und Stif­tun­gen die Notwen­dig­keit sehen, Kräfte zu bündeln und Förder­mit­tel in einem gemein­sa­men Pool bereitzustellen.

Was ist der Vorteil dieser Bündelung? 

MK: In der aktu­el­len komple­xen Trans­for­ma­ti­ons­krise des Jour­na­lis­mus in der DACH-Region bietet der Pool den gros­sen Vorteil, das Risiko gegen­über Einzel­me­di­en­för­de­run­gen zu mini­mie­ren. Mit der Förde­rung eines einzel­nen Medi­ums besteht das Risiko für Philanthrop:innen und Stif­tun­gen, bei Fehlern des Medi­ums mit drin zu hängen, während der MFF hinge­gen zentral die Verant­wor­tung für die Förde­rung übernimmt.

Die Inves­ti­tion wird poli­tisch weni­ger brisant …

MK: Ja, genau.

Herr Schöpf­lin, Sie expo­nie­ren sich stark mit Publix. Gibt es Reak­tio­nen auf diese Aktion?

HS: Wir haben sehr viel posi­tive Reso­nanz auf die Grün­dung von Publix bekom­men. Finan­zi­ell sind wir ja unab­hän­gig, das ist ein gros­ser Vorteil, und es verleiht Stärke. Wir haben unsere Werte defi­niert und zu denen stehen wir.

Und damit wollen Sie die Medi­en­land­schaft gestalten?

HS: Wir wollen Menschen, die in der Vertei­di­gung der Demo­kra­tie tätig sind, zusam­men­brin­gen. Das sind neben Journalist:innen auch Orga­ni­sa­tio­nen, die digi­tale Kompe­ten­zen und Trans­pa­renz fördern. Bei Publix schaf­fen wir einen Raum, in dem diese Inter­es­sen aufein­an­der-tref­fen. Unser Ansatz ist, nicht nur finan­zi­elle Unter­stüt­zung zu leis­ten, sondern die Medi­en­land­schaft aktiv mit neuen Impul­sen mitzu­ge­stal­ten und den Kontakt inner­halb der Commu­nity zu stärken. 

Wie gelingt das bis jetzt?

HS: Wir hören oft, dass das, was wir hier bei Publix tun, einzig­ar­tig ist – und das zeigt uns, dass wir auf dem rich­ti­gen Weg sind. Die ersten Veran­stal­tun­gen aus der Reihe «Publix Thurs­days» waren ausge­bucht. Das freut uns und ist vielversprechend. 

Ist phil­an­thro­pi­sche Medi­en­för­de­rung eine notwen­dige Geld­quelle, um die Medi­en­land­schaft lang­fris­tig zu erhalten?

Oft fehlt das Geld in der Wachstumsphase

Martin Koty­nek

HS: Die Verant­wor­tung soll nicht allein auf Stif­tun­gen abge­wälzt werden. Es gibt zuneh­mend Privat­per­so­nen und Unternehmer:innen, die bereit sind, sich im NGO-Sektor zu enga­gie­ren. In Berlin beispiels­weise brin­gen wir Start-up-Unternehmer:innen zusam­men, die erfolg­reich ihre Unter­neh­men verkauft haben und nun über­le­gen, wie sie im gemein­nüt­zi­gen Bereich wirken können. Dieser Dialog ist viel­ver­spre­chend und zeigt neue Möglich­kei­ten auf, wie solche Akteure in gesell­schaft­lich rele­vante Projekte inves­tie­ren können. Mit dieser Initia­tive konn­ten wir bereits einige Millio­nen mobi­li­sie­ren; etwa zur Unter­stüt­zung von Projek­ten wie Correc­tiv. Das zeigt, dass es immer neue Geld­quel­len und Förder:innen gibt, die vorher nicht aktiv waren – und das ist ein wert­vol­ler Wandel!

Wie garan­tie­ren Sie, dass Stif­tun­gen als Förde­rin­nen keinen Einfluss auf die jour­na­lis­ti­sche Arbeit nehmen?

MK: Der MFF ist so aufge­baut, dass eine klare Tren­nung besteht. Eine unab­hän­gige Jury entschei­det allein, welche Projekte geför­dert werden – die finan­zie­ren­den Stif­tun­gen und auch Impact-Investor:innen haben keiner­lei Einfluss darauf, welche Medien die Mittel erhal­ten. Hans Schöpf­lin weiss also nicht, wer sich bewor­ben hat. Diese strikte Unab­hän­gig­keit, oder «Staats­ferne», ist zentral, damit der MFF lang­fris­tig auch öffent­li­che Unter­stüt­zung einbe­zie­hen kann. 

Also leis­tet der MFF aktu­ell eine Übergangsfinanzierung?

MK: Unser Ziel ist es, private Mittel als Vorleis­tung einzu­set­zen, um zu zeigen, dass eine unab­hän­gige Medi­en­för­de­rung funk­tio­niert und Top-Ergeb­nisse liefert. Lang­fris­tig könnte dies ein Modell für die öffent­li­che Hand sein – etwa Bund, Länder oder Kantone –, um eigene Förder­mit­tel in den Fund einzu­brin­gen, ohne die Medi­en­un­ab­hän­gig­keit zu gefähr­den. Öster­reich zeigt uns, wie wich­tig diese Struk­tur ist: Dort entschei­den staat­li­che Stel­len oft direkt über die Vergabe öffent­li­cher Förder­gel­der und lukra­ti­ver Regie­rungs­wer­bung, was zu Abhän­gig­kei­ten und Korrup­tion führen kann. Unser Modell hinge­gen soll eine klare Alter­na­tive bieten und bewei­sen, dass es auch anders geht. 

Funk­tio­niert das für alle drei Länder?

MK: Ja, abso­lut. Aller­dings mit einer ange­pass­ten Stra­te­gie. In Deutsch­land könn­ten sowohl Bund als auch Länder als Förder­part­ner infrage kommen, während in der Schweiz aufgrund des 2022 abge­lehn­ten Medi­en­pa­kets durch das Stimm­volk die kanto­nale Ebene aktu­ell der viel­ver­spre­chen­dere Ansatz ist. Wir führen bereits Gesprä­che mit zwei Kanto­nen. In Öster­reich hinge­gen ist eine Zusam­men­ar­beit mit dem Bund kompli­zier­ter, weshalb wir uns hier eher auf die regio­nale Ebene fokus­sie­ren, konkret gerade auf die Stadt Wien. 

Wo steht der MFF mit den Kanto­nen in der Schweiz?

MK: Der jüngste ange­kün­digte Perso­nal­ab­bau bei Tame­dia gefähr­det die Nach­rich­ten­viel­falt in der West­schweiz stark. Um zu verhin­dern, dass sich die Roman­die in ein Nach­rich­ten­wüste verwan­delt, wollen wir proak­tiv eine eigene regio­nale Förder­li­nie aufbauen. Dafür führen wir bereits erste Gesprä­che mit loka­len Geldgeber:innen. Geplant ist, die Kantons­re­gie­run­gen in den Prozess einzu­be­zie­hen. Gleich­zei­tig spre­chen wir direkt mit Medienmacher:innen. Es werden alle Bewer­bungs- und Antrags­pro­zesse voll­stän­dig auf Fran­zö­sisch zugäng­lich sein. Am 19. Novem­ber haben wir den Fund bei einem Event in Lausanne vorge­stellt. Gleich­zei­tig haben gezielte Tref­fen zur Vernet­zung mit Geldgeber:innen und Medienmacher:innen der Roman­die statt­ge­fun­den. Ähnlich gehen wir übri­gens auch in Ostdeutsch­land vor, wo wir gezielt Medien in struk­tur­schwa­chen Regio­nen anspre­chen. In beiden Gebie­ten – der Roman­die und Ostdeutsch­land – beob­ach­ten wir zuneh­mend eine Art jour­na­lis­ti­sche «Step­pen­bil­dung». Deshalb legen wir einen beson­de­ren Fokus darauf, die Medi­en­viel­falt in diesen Regio­nen zu stär­ken und zu fördern.

Inwie­fern könnte man die Leser­schaft in die Verant­wor­tung nehmen, wenn sie nicht bereit ist zu zahlen? 

MK: Für viele ist es Selbst­ver­ständ­lich­keit, Nach­rich­ten kosten­los zu konsu­mie­ren. Inhalte zu erstel­len, ist heute so güns­tig wie nie. Das hat sich mit der Einfüh­rung von KI grund­le­gend verän­dert. Doch Quali­tät, Verläss­lich­keit und Fair­ness, also jour­na­lis­ti­sche Tugen­den, kosten nach wie vor Geld. Das sind auch Fragen der Medi­en­kom­pe­tenz. Welches sind die verläss­li­chen Quel­len? Das müssen wir stär­ker vermit­teln, damit Leser:innen besser zwischen vertrau­ens­wür­di­gen und weni­ger verläss­li­chen Quel­len unter­schei­den können. Heute ist das eine echte Herausforderung.

Wäre dann das Geld nicht besser in Medi­en­schu­lung investiert?

MK: Das tradi­tio­nelle Print-Modell ist unter Druck. Es kann nicht einfach 1:1 durch digi­tale E‑Pa­per-Abos mit glei­chem Inhalt ersetzt werden. Wir brau­chen einen inno­va­ti­ven Online-Jour­na­lis­mus mit diver­sen Forma­ten. Dazu braucht es neue Geschäfts­mo­delle und ein brei­tes Spek­trum an Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten, um eine nach­hal­tige Basis für quali­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Jour­na­lis­mus zu schaf­fen. Genau hier setzen wir an: Wir wollen die Viel­falt im gemein­wohl­ori­en­tier­ten Jour­na­lis­mus fördern und die Erkennt­nisse aus unse­ren Förder­pro­jek­ten öffent­lich zugäng­lich machen. So können sich andere Medienmacher:innen inspi­rie­ren lassen und neue, trag­fä­hige Finan­zie­rungs­quel­len erschliessen.

Was ist die Kraft eines gemein­nüt­zi­gen Journalismus? 

MK: In den USA beispiels­weise ist der gemein­nüt­zige Jour­na­lis­mus heute etabliert. Auf der Online News Asso­cia­tion Konfe­renz in Atlanta, die ich kürz­lich besuchte, war Non-Profit-Jour­na­lis­mus als Modell selbst­ver­ständ­lich – im Gegen­satz zu vor zehn Jahren. Damals galt er noch als Nischen­lö­sung. Heute hat er ein brei­tes Spek­trum an Erlös­quel­len, von Abos und Spen­den über Stif­tungs­för­de­rung bis hin zu inno­va­ti­ven Ideen wie Café-Betrie­ben oder Theaterformaten. 

Wo steht der gemein­nüt­zige Jour­na­lis­mus bei uns?

MK: Es gibt Pioniere wie etwa Bajour in der Schweiz, Dossier in Öster­reich oder Correc­tiv in Deutsch­land. Mit der Gemein­nüt­zig­keit kann der Jour­na­lis­mus auch in der DACH-Region von zusätz­li­chen Erlös­quel­len profi­tie­ren, um die nötige finan­zi­elle Stabi­li­tät zu errei­chen und die Trans­for­ma­tion zu überstehen. 

Eine funk­tio­nie­rende Demo­kra­tie braucht Pres­se­frei­heit. Auch in der Schweiz gibt es immer wieder Vorstösse, um diese einzu­schrän­ken. Steht sie einem unter­neh­me­ri­schen Modell entgegen?

MK: Pres­se­frei­heit ist heute leider von vielen Seiten unter Druck – und nicht nur von staat­li­cher Seite. Das macht es umso wich­ti­ger, dass Jour­na­lis­mus finan­zi­ell nach­hal­tig aufge­stellt ist, denn die kommer­zi­elle Unab­hän­gig­keit ist die Basis für inhalt­li­che Unab­hän­gig­keit. Wenn Medien nicht auf eine einzige Einnah­me­quelle ange­wie­sen sind, sondern aus viel­fäl­ti­gen Erlös­strö­men schöp­fen können, haben sie den Frei­raum, unab­hän­gig und kritisch zu berich­ten. Unsere Förde­rung für mehr Medi­en­viel­falt ist genau darauf ausge­legt: Pres­se­frei­heit zu sichern und damit die Demo­kra­tie zu stär­ken. Ohne Pres­se­frei­heit gerät die Demo­kra­tie in Gefahr, denn wo es keine frei zugäng­li­che Infor­ma­tion gibt und eine Diskus­sion nicht mehr möglich ist, kann es auch keine infor­mier­ten Entschei­dun­gen geben.

Ist die libe­rale Demo­kra­tie eine Voraus­set­zung für die Entwick­lung und Weiter­ent­wick­lung von unab­hän­gi­gem Jour­na­lis­mus, oder braucht es umge­kehrt unab­hän­gi­gen Jour­na­lis­mus, damit sich die libe­rale Demo­kra­tie entfal­ten kann?

MK: Eine libe­rale Demo­kra­tie ohne freie Presse ist genauso undenk­bar wie das Umge­kehrte. Jour­na­lis­mus schafft die Grund­lage, auf der wir in einer Demo­kra­tie über­haupt eine fundierte Meinung bilden und die rich­ti­gen Entschei­dun­gen für den Alltag tref­fen können. Er bietet eine Platt­form für die gesell­schaft­li­che Debatte und stellt sicher, dass die Fakten, die dieser Debatte zugrunde liegen, verläss­lich und zugäng­lich sind. Eine Demo­kra­tie lebt ja vom stän­di­gen Austausch mit sich selbst, und dafür braucht es einen freien Jour­na­lis­mus, der diesen Dialog ermöglicht. 

Also im Sinne des Gemeinwohls?

HS: Genau das war einer der Kern­punkte bei der Über­le­gung zum MFF. Wir haben erkannt, dass im Medi­en­be­reich lange Zeit wenig Inno­va­ti­ons­freude herrschte. Das lag viel­leicht auch daran, dass die Gewinne in den tradi­tio­nel­len Geschäfts­mo­del­len über viele Jahre stabil blie­ben und so ein gewis­ser struk­tu­rel­ler Still­stand entstand. Jetzt aber haben wir die Chance, das digi­tale Zeit­al­ter im Sinne einer leben­di­gen und demo­kra­tisch funk­tio­nie­ren­den Medi­en­land­schaft zu gestal­ten und zu fördern. Wenn wir es schaf­fen, diese neuen Tech­no­lo­gien sinn­voll zu inte­grie­ren, kann das eine unglaub­lich posi­tive Dyna­mik für den Jour­na­lis­mus und die Demo­kra­tie entfalten. 

Enga­ge­ment für Jour­na­lis­mus
Im 20. Jahr­hun­dert stand die Fami­lie Schöpf­lin für ein Versand­haus, das von Lörrach bei Basel aus Deutsch­land mit Texti­lien belie­ferte. Nach der schritt­wei­sen Über­nahme durch Quelle wurde der Stand­ort Lörrach 1999 geschlos­sen. Hans Schöpf­lin trat nie in die Firma ein, sondern star­tete in den 70ern eine eigene erfolg­rei­che Unter­neh­mer­kar­riere in den USA. Der Tod seines Sohnes bewegte ihn, einen Teil seines Vermö­gens in phil­an­thro­pi­sches Enga­ge­ment zu inves­tie­ren. So grün­dete er 1998 die Panta Rhea Foun­da­tion in den USA und 2001 mit Bruder Albert und Schwes­ter Heidi Jung­hanss die Schöpf­lin Stif­tung in Lörrach-Brom­bach. Jour­na­lis­mus und Gesell­schaft sind Förder­schwer­punkte der Stif­tung. Sie eröff­nete im Septem­ber 2024 in Berlin das Haus Publix als Heimat für den Jour­na­lis­mus und gehört zu den Initi­an­tin­nen des 2024 lancier­ten Media Forward Fund. Grün­dungs­ge­schäfts­füh­rer des Funds ist Martin Koty­nek. Seine Karriere führte den Jour­na­lis­ten über die Süddeut­sche Zeitung, Zeit Online und Die Zeit als Chef­re­dak­teur zur Tages­zei­tung Der Stan­dard in Wien. Martin Koty­nek ist studier­ter Biologe und stammt aus Wien. Der Media Forward Fund will den Jour­na­lis­mus in der gegen­wär­ti­gen Trans­for­ma­ti­ons­krise fördern. Ziel ist es, eine nach­hal­tige Finan­zie­rung zu entwi­ckeln, damit die Medien ihre demo­kra­tie­tra­gende Rolle wahr­neh­men können. 

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