Seit 15 Jahren besteht Con Corazón; eine lange Zeit. Was genau hält Sie beim Projekt?
Dankbarkeit und Demut spielen eine zentrale Rolle. Denn nur mit dem unglaublichen Privileg, in der Schweiz geboren zu sein, mit den Möglichkeiten zur Ausbildung und ein gutes Gesundheitswesen, ermöglichen mir die diese Arbeit. Mit meinem Engagement will ich meinen persönlichen Beitrag leisten, etwas weiterzugeben und weniger privilegierten Menschen Chancen auf ein besseres Leben zu ermöglichen.
Zudem macht die Zusammenarbeit und der Austausch vor Ort mit meinem Geschäftsführer, Doktor Saulo Gamarra, Spass und es ist persönlich sowie zwischenmenschlich bereichernd.
Con Corazón – mit Herz – ist der Name Ihres Hilfswerk. Wie ist es zum Namen gekommen?
Vor genau 15 Jahren hatte ich in Cusco spontan bei einer Naturkatastrophe die Leute vor Ort unterstützt und mit angepackt. Dies war der Ursprung unserer NGO. Der Name impliziert den menschlichen Aspekt und auch, dass bei unseren Aktivitäten stets der Mensch im Zentrum steht. Als herzliche und emotionale Person fand ich den Namen «Con Corazón» sehr passend für unsere neue NGO. Somit war schon nach wenigen Tagen der Name gegeben. Auch mit der Weiterentwicklung der NGO in den letzten Jahren und der Vision der Andenbevölkerung Perspektiven und Lebensqualität mittels Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen sowie Bildung zu ermöglichen, passt die Namensgebung weiterhin hervorragend.
Welche Rolle spielen die lokalen Partnerinnen?
Dies ist der zentrale Schlüssel zum Erfolg. Denn ohne professionelle Tätigkeiten und Engagement vor Ort kann aus der Schweiz nichts bewirkt werden. Die Zusammenarbeit mit unserem Geschäftsführer und seinem Team ist ein absoluter Glücksfall. Es ist sehr wertvoll, dass er die schweizerische und die peruanische Kultur kennt, was vieles vereinfacht. Zudem legt er Wert auf Qualität und Transparenz. Er nutzt Chancen, setzt die Projekte jeweils erfolgreich um und hat einen sehr wertschätzenden Umgang mit unseren Mitarbeitenden. Vor Ort unterstützen uns zum zehnköpfigen Team auch Volontären und Volontärinnen und die Begünstigten.
Eine erfolgreiche Zusammenarbeit benötigt, nebst gemeinsam gelebter Vision und Zielen, auch ein grosses Verständnis, gegenseitiges Vertrauen, regelmässige Kommunikation sowie ein gutes Controlling.
Gibt es besonders wichtige Meilensteine in den letzten 15 Jahren?
Ein erstes Highlight war sicherlich die Professionalisierung der Strickproduktionen in Zusammenarbeit mit dem schweizerischen Fair Trade Produzenten El Tucan vor rund zehn Jahren. Denn dies ermöglicht Müttern bis heute ein ganzjähriges Einkommen.
Ein klares Leuchtturmprojekt war die Eröffnung des Medical Centers auf über 4000 m.ü.M., um den Bewohnerinnen und Bewohnern in einer sehr abgelegenen Andenregion Zugang zu medizinischen Behandlungen zu ermöglichen.
Mein persönliches Highlight war vor fünf Jahren der Start der Zusammenarbeit mit Saulo Gamarra und der darauffolgenden Fusion von unseren beiden NGOs. Ein grosser Meilenstein, auch bezüglich Wachstums und Impact, war anschliessend die Möglichkeit, mit der mobilen Zahnklinik zu starten.
Seit zwei Jahren ist die mobile Zahnklinik hinzugekommen, weshalb genau Zahnmedizin?
Die Nähe zur Zahnmedizin ist durch Saulo Gamarra mit seinem Beruf als Zahnarzt und der Zahnklinik in Cusco gegeben. Aus diesem Grund sind wir beide auch über die schweizerische Stiftung Secours Dentaire International sehr gut in der Medizinalbranche vernetzt. Dies führte dazu, dass die liechtensteinische Firma Ivoclar vor etwas über zwei Jahren auf uns zukam. Aus Anlass ihres 100-jährigen Jubiläums stellen sie uns während drei Jahren eine mobile Zahnklinik zur Verfügung – inkl. Material und Entschädigung für Zahnärztinnen und Zahnärzte und Dentalassistenz. Dieses Projekt Ivoclar Joy ist ein absoluter Glücksfall und eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Denn dank diesem können wir unsere Präventionseinsätze und Untersuchungen in Schulen markant intensivieren.
Was gab den Ausschlag, ein Hilfswerk zu gründen und aus der Schweiz hinaus in Peru zu agieren?
Auf meiner Weltreise war ich Ende Januar 2010 aufgrund von starken Regenfällen in Cusco gestrandet und engagierte mich spontan, um der notleidenden Bevölkerung zu helfen. Denn rund 80’000 Personen hatten in der Region Cusco ihr Zuhause verloren. Parallel dazu hatte dies mein privates Umfeld in der Schweiz mitgekriegt und beherzigt Geld überwiesen. Mit diesem Betrag hatte ich mich mit Personen vor Ort zusammengeschlossen, und ich bin selber aktiv geworden. Dies war sozusagen der Grundstein für Con Corazón.
Zurück in der Schweiz hatte es mich immer wieder beeindruckt, mit wie wenig Geld in Peru wirklich viel bewirkt werden kann. Für mich war es gleich klar, dass ich, solange ich gute sowie vertrauenswürdige Ansprechpersonen vor Ort habe, mich in meiner Freizeit für Con Corazón engagiere.
Wie plant Con Corazón, das 15-jährige Jubiläum im Jahr 2025 zu feiern, und welche Ziele hat sich die Organisation für die Zukunft gesetzt?
In der Schweiz ist als Dankeschön ein Apéro im kleinen Rahmen angedacht, um auf unser Jubiläum anzustossen. Das Team in Cusco wird sich zeitgleich in der Mittagspause mit einem Video-Call hinzuschalten.
Da wir die Gesundheit sehr ganzheitlich betrachten, spielt die Ernährung auch zukünftig eine wichtige Rolle. In den letzten 15 Jahren hatten wir gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung immer wieder Gewächshäuser gebaut. Denn jedes zusätzliche Gewächshaus ermöglicht eine gesündere und pflanzenbasierte, vitaminreichere Ernährung für Familien. Dies wirkt sich auf deren Gesundheit aus. Deshalb haben wir uns entschieden, dass die Zusatzspenden aus dem Jubiläumsjahr für weitere Gewächshäuser auf über 4000 m.ü.M. eingesetzt werden. Die Kosten belaufen sich dabei auf rund 650 Franken pro Gewächshaus.