Die Social Return on Investment (SROI)-Analyse bewertet die Wirkung einer Massnahme oder Organisation in Geld. Kann eine solche Vereinfachung der Wirkung einer sozialen Organisation gerecht werden?
Die SROI verdichtet das Ergebnis einer komplexen Analyse. Es ist verlockend, am Ende nur diesen Wert zu betrachten. Aber auch bei einer SROI-Analyse sollte man die ganze Analyse betrachten und schauen, wie dieser Wert hergeleitet wird. Nicht jede Wirkung lässt sich monetarisieren. Die Kritik, dass eine Zahl zu stark vereinfacht, lässt sich bei jeder Analysemethode anbringen, die mit Kennzahlen arbeitet.
Auch bei einer SROI-Analyse sollte man die ganze Analyse betrachten und schauen, wie dieser Wert hergeleitet wird.
Olivia Rauscher, Leiterin des Bereichs Wirkungsanalyse am Kompetenzzentrum für Nonprofit Organisationen und Social Entrepreneurship der Wirtschaftsuniversität Wien
Was ist denn der Vorteil der SROI?
Eine Wirkung monetär abzubilden ist leicht verständlich. Ausserdem kann die Wirkung mit dem Input, den Aufwendungen in Euros, in Relation gesetzt werden. Vergleiche mit anderen Organisationen oder anderen Massnahmen sind leichter möglich. Es stärkt die Position bspw. von sozialen Institutionen. Sie können den Wert ihrer Arbeit beziffern und müssen nicht mit einem vagen «wir tun Gutes» argumentieren.
Kann die Arbeit mit einer konkreten Währung nicht eine falsche Einfachheit suggerieren? Gibt es Ansätze, mit einer theoretischen Währung zu arbeiten?
Ich glaube nicht, dass dies einen Nutzen bringen würde. Die Herausforderung bei der Methode ist nicht die Wahl der Währung. Aktuell fehlen oft noch breit abgestützte Standardisierungen, wie man einzelne Wirkungen monetär bewertet. Wie lassen sich Geborgenheit, Integration in den Arbeitsmarkt oder höheres Lebensglück monetär bewerten? Es gibt bereits viele Initiativen, die daran arbeiten. Datenbanken entstehen. SROI-Analyst:innen schliessen sich zusammen. Es tut sich viel, aber wir sind noch nicht ganz am Ziel.
Fehlende Standardisierungen sind die grösste Herausforderungen?
Ja, das ist die grösste Crux. Es gibt ein Rahmenkonstrukt. Wir wissen, wie eine Analyse erfolgt. Aber innerhalb dieses Konstrukts fehlen in vielerlei Hinsicht Standardisierungen, vor allem was die Monetarisierung betrifft. Wir haben noch nicht die Tradition der Bewertung wie etwa die Buchhaltung. Wie der Wert eines Hauses oder eines Autos über die Jahre abgeschrieben wird, ist heute breit akzeptiert.
Für welche Organisationen eignet sich die SROI-Analyse?
Die Analyse ist ein gutes Mittel, um sich nach aussen hin zu legitimieren. Die ganz grosse Stärke ist, dass sie das Ergebnis verdichtet. Es ist leicht verständlich. Das macht es auch medientauglich. Und bei der Suche von Geldgeber:innen ist es ein gutes Mittel: Es ist die Sprache der Wirtschaftswelt. Bei der Wahl einer Wirkungsanalyse ist aber der Zweck entscheidend. Deswegen fragen wir immer zuerst, wofür die Analyse gebraucht werden soll.
Die Analyse ist ein gutes Mittel, um sich nach aussen hin zu legitimieren.
Olivia Rauscher
Gibt es eine SROI-Analyse für den gesamten Philanthropiesektor?
Ich kenne keine. Für den gesamten Sektor wäre es eine riesige, sehr komplexe Aufgabe. Wir haben bereits grössere Teilbereiche analysiert, bspw. für Organisationen, die Menschen niederschwellig in den Arbeitsmarkt integrieren. Ihre Arbeit haben wir über mehrere Bundesländer in Österreich analysiert. Das gelingt ganz gut. Das ermöglicht, die Ergebnisse zusammen zu nutzen. Voraussetzung ist, dass die Organisationen ähnlich agieren und die Interaktionen zusammengefasst werden können.
Weiterführende Literatur:
- Social Return on Investment Analysis Measuring the Impact of Social Investment von Volker Then/ Christian Schober/ Olivia Rauscher/ Konstantin Kehl (Hrsg.), 2017.
- Praxishandbuch Social Return on Investment von Christian Schober/Volker Then (Hrsg.), 2015.