Michael Kesselring. Bild: Jasmin Frei

Mikro­kre­dite: Chan­cen für Frauen in der Stadt und länd­li­che Kleinbetriebe

Menschen für Menschen, Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe Switzerland vergibt insbesondere an Frauen und Kleinbauern in ländlichen Gebieten Mikrokredite. Wir haben mit Michael Kesselring, dem Co-Geschäftsführer, über das Vergabeinstrument gesprochen.

Mikro­kre­dite sind ein wich­ti­ges Instru­ment zur Förde­rung von Unter­neh­mer­tum und Armuts­be­kämp­fung gerade auch im globa­len Süden. Die Stif­tung Menschen für Menschen setzt dieses Instru­ment gezielt ein. 

Welche Menschen sind die Hauptempfänger:innen dieser Kredite?

Bei der Stif­tung Menschen für Menschen unter­schei­den wir zwischen städ­ti­schen und länd­li­chen Mikro­kre­di­ten. In städ­ti­schen Gebie­ten verge­ben wir die Kredite fast ausschliess­lich an Frauen, vor allem an allein­er­zie­hende Mütter, die damit die Möglich­keit erhal­ten, eigene Kleinst­un­ter­neh­men zu grün­den. Auf dem Land hinge­gen erhal­ten sowohl Klein­bäue­rin­nen als auch Klein­bau­ern Kredite, die sie haupt­säch­lich für land­wirt­schaft­li­che Projekte nutzen.

Wie hoch sind typi­scher­weise die Beträge, die Sie im Rahmen dieser Mikro­kre­dite vergeben?

In städ­ti­schen Gebie­ten star­ten die Kredite oft bei etwa 90 Fran­ken pro Person. Diese Beträge können in weite­ren Runden anstei­gen, je nach­dem, wie sich das Geschäft entwi­ckelt und wie die Grup­pen vor Ort entschei­den. Auf dem Land verge­ben wir in eini­gen Fällen bereits in der ersten Runde grös­sere Kredite, etwa 200 bis 300 Fran­ken, da land­wirt­schaft­li­che Inves­ti­tio­nen häufig höhere Anfangs­kos­ten erfordern.

In welchen Bran­chen werden diese Mikro­kre­dite haupt­säch­lich eingesetzt?

In den Städ­ten inves­tie­ren die Frauen die Kredite oft in den Aufbau klei­ner Geschäfte. Einige betrei­ben Gemü­se­han­del, andere eröff­nen einen Kiosk oder inves­tie­ren in eine Nähma­schine, um als Schnei­de­rin zu arbei­ten. Auf dem Land flies­sen die Kredite häufig in land­wirt­schaft­li­che Unter­neh­mun­gen wie die Vieh­zucht oder in den Kauf von verbes­ser­tem Saat­gut. Beson­ders beliebt ist die Ochsen­zucht, da sie sich als nach­hal­tige Einkom­mens­quelle bewährt hat.

Wie unter­schei­den sich die Zins­sätze für Mikro­kre­dite von denen tradi­tio­nel­ler Bankkredite?

Die Zins­sätze für unsere Mikro­kre­dite liegen in der Regel bei etwa 5 Prozent. Sie werden von den Kredit­grup­pen selbst fest­ge­legt, was den Grup­pen eine gewisse Auto­no­mie und Kontrolle gibt. Für Kreditnehmer:innen, die oft keinen Zugang zu regu­lä­ren Bank­kre­di­ten haben und statt­des­sen auf private Geldverleiher:innen mit extrem hohen Zins­sät­zen ange­wie­sen wären, ist dies eine wesent­lich fairere Alternative.

Können Sie uns den Prozess der Rück­zah­lung dieser Mikro­kre­dite näher erläutern?

Der Rück­zah­lungs­pro­zess ist unkom­pli­ziert. Bereits nach weni­gen Mona­ten haben die Kreditnehmer:innen in der Regel genug verdient, um den Kredit zurück­zu­zah­len. Die Rück­zah­lung erfolgt zusam­men mit einem klei­nen Zins­satz, was dazu führt, dass das Kapi­tal der Gruppe stetig wächst. So können sie in der Zukunft höhere Kredite verge­ben und weitere Frauen in die Gruppe aufneh­men. Dieses System schafft einen Kreis­lauf, der es den Kreditnehmer:innen ermög­licht, lang­fris­tig erfolg­reich zu sein.

Gibt es neben der Kredit­ver­gabe auch weitere unter­stüt­zende Massnahmen?

Abso­lut. Wir legen gros­sen Wert auf beglei­tende Mass­nah­men. Beispiels­weise bieten wir Schu­lun­gen in einfa­cher Betriebs­wirt­schaft und Buch­hal­tung an. Diese sind Teil des gesam­ten Mikro­kre­dit­pro­gramms und helfen den Kreditnehmer:innen, ihre Geschäfts­mo­delle zu verfei­nern und erfolg­reich umzu­set­zen. Auf dem Land bieten wir zudem spezi­elle Schu­lun­gen in den Berei­chen Vieh­zucht und moderne Anbau­me­tho­den an.

Welche Heraus­for­de­run­gen sehen Sie in der Vergabe von Mikrokrediten?

Die grösste Heraus­for­de­rung liegt oft im Vorfeld, da viele Menschen Angst haben, sich zu verschul­den. Durch unsere Schu­lun­gen und die schritt­weise Einfüh­rung in das Programm können wir jedoch viele dieser Ängste abbauen.

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