Der Media Forward Fund MFF wird das Investigativmedium «Reflekt» aus Bern und das regionale Online-Medium «Tsüri» aus Zürich fördern. Die unabhängige Jury hat zudem zwei Medien aus Österreich für die Förderung ausgewählt. Das werbefreie Investigativmedium «Dossier» und das «Medienhaus andererseits» aus Wien konnten mit ihren Anträgen überzeugen.
Vier ausgewählte Projekte
«Aus 136 Bewerbungen unterstützt der Media Forward Fund vier vielversprechende Projekte, die allesamt wertvolle Erkenntnisse bringen werden, wie der gemeinwohlorientierte Journalismus durch zusätzliche Vertriebskanäle tragfähiger finanziert werden kann», sagt Martin Kotynek. Der Gründungsgeschäftsführer des MFF fügt an: «Mit unserem finanziellen Beitrag sowie zusätzlich mit Coaching, Capacity Building und Ausbildung können die vier Medien ihre Geschäftsmodelle zum Wachstum bringen, um so ihre finanzielle und damit ihre inhaltliche Unabhängigkeit zu stärken.» Es war der erste Call, den der neu gegründete MFF in diesem Herbst durchgeführt hat. Insgesamt 1,5 Millionen Euro hat er nun gesprochen.
Neue Ansätze für grössere Reichweite
«Tsüri», das soeben sein zehnjähriges Jubiläum feiern konnte, erhält 400’000 Euro. Die Jury begründet die Wahl von Tsüri damit, dass das Online-Medium schon bisher beispiellos für finanziell nachhaltigen und profitablen Lokaljournalismus stehe, der auf einem authentischen und glaubwürdigen Narrativ basiere. «Sich in Zukunft einem zusätzlichen hyperlokalen Thema zu widmen, um zusätzliche Mitglieder zu gewinnen, ist ein spannendes Experiment, das bisher nur wenige gewagt haben.» In Workshops und mit Prototypen will «Tsüri» herausfinden, wie sie ein hyperlokales Nischenthema bespielen können. Konkret will das Online-Magazin mit einem neuen hyperlokalen Newsletter das Thema Wohnkrise in der Stadt beleuchten. Damit will «Tsüri» die Anzahl zahlender Mitglieder verdoppeln. Durch eine höhere Reichweite in den Sozialen Medien will «Reflekt» die Anzahl ihrer zahlenden Mitglieder steigern. Seit mehr als fünf Jahren deckt das Investigativmedium «Reflekt» mit seinen Recherchen Missstände auf. Es erhält 300’000 Euro, um seine Vertriebskanäle zu erweitern. Reichweitenstarke Hosts sollen die Recherchen in Social Videos vertreiben. Diese Verbindung hat die Jury überzeugt. Sie interessiert sich dafür, «wie künftig Host-Strategien effektiv genutzt werden können, um auch ein jüngeres Publikum mit Investigativjournalismus zu erreichen.» «Dossier» erhält 390’000 Euro und das «Medienhaus andererseits» 400’000.
Mehrstufiger Vergabeprozess
136 Bewerber:innen hatten sich in der ersten Förderrunde mit Projekte beworben. Sie umfassten einen Förderbedarf von 40 Millionen Euro. Mit 52 Einzelgesprächen wurde eine engere Auswahl getroffen. 26 Bewerber:innen mit einem Förderbedarf von neuen Millionen Euro wurden zur Antragstellung zugelassen. Drei Medien aus Deutschland, zwei aus Österreich und fünf aus der Schweiz konnten schliesslich in Berlin ihre Konzepte der fünfköpfigen MFF-Jury präsentieren. Diese setzt sich zusammen aus dem Schweizer Journalisten Yves Daccord, der Intendantin von Publix Maria Exner, Lucy Kueng, Professorin und Senior Visiting Research Associate am Reuters Institute for the Study of Journalism an der Oxford University und Verwaltungsrätin der «Neuen Zürcher Zeitung», Innovationamanagerin Evelyn Hemmer sowie der Politikjournalistin Eva Schulz. Zukünftig sollen drei Calls pro Jahr durchgeführt werden.