«Wenn mir jemand sagt, etwas ist nicht möglich, dann muss ich verstehen weshalb und eine Lösung finden», sagte Ursula Keller anlässlich der Preisverleihung des Marcel Benoist Preises. Der Schweizer «Nobelpreis», wie die Auszeichnung auch genannt wird, ist mit 250’000 Franken dotiert und zeichnet wegweisende wissenschaftliche Arbeiten aus. Physikprofessorin Ursula Keller wurde mit dem Preis 2022 ausgezeichnet für ihre Forschungsleistungen in der Lasertechnik. Dank der sogenannte SESAM-Technologie (Semiconductor Saturable Absorber Mirror) gelang es, das Einsatzgebiet von Lasern zu erweitern. Die Technik kommt heute beim Schneiden von Materialien, in der Produktion von Smartphones oder bei Augenoperationen zum Einsatz.
Die Auszeichnungsurkunde konnte sie von Bundesrat und Präsident der Stiftung Marcel Benoist Guy Parmelin entgegennehmen. Er hob den beeindruckenden Werdegang von Ursula Keller hervor, die 1997 zur ordentlichen Professorin für Experimentalphysik an der ETH und damit zur ersten Physik-Professorin gewählt wurde. Ursula Keller betonte, dass es besonders sei, einen solchen bedeutenden Preis «zu Hause» in der Schweiz zu erhalten. Und sie sagte: «Es ist wichtig, dass wir niemanden dazu pushen, ihre oder seine Träume aufzugeben.»
Nachwuchspreis
«Den Mut zu haben, der eigenen Passion nachzugehen», hob auch Kerstin Noëlle Vokinger hervor. Sie erhielt von John Latsis, Stiftungsrat der Fondation Latsis, die Urkunde für den Wissenschaftspreis Latsis für Nachwuchsforschende. Der mit 100’000 Franken dotiert Wissenschaftspreis Latsis erhielt Kerstin Noëlle Vokinger für ihre hervorragende interdisziplinäre Forschung. Die Rechtsprofessorin hat Humanmedizin und Rechtswissenschaften parallel studiert und das Anwaltspatent und das medizinische Staatsexamen abgelegt. Bei der Preisübergabe bedanke sie sich bei den Frauen der vorangegangenen Generationen, dank deren Einsatz sie ihren Traum verwirklichen konnte. Sie betonte, dass Wissenschaft eine Arbeit in Teams sei, und dass diese inklusiv zusammengesetzt sein müssten. Kerstin Noëlle Vokinger sagte: «Der Erfolg in der Wissenschaft ist nie eine One-Man- oder One-Woman-Show.»
Schweizer Wissenschaftspreise
Der Humanist Marcel Benoist vermachte sein Vermögen nach seinem Tod 1918 der Regierung der helvetischen Republik. Mit den Erträgen sollten Wissenschaftler:innen in der Schweiz für ihre Errungenschaften ausgezeichnet werden. Seit 1920 zeichnet Stiftung Marcel Benoist herausragende Forschung aus. Aussergewöhnliche Leistungen von Nachwuchsforschenden zeichnet seit 1983 der Wissenschaftspreis Latsis der 1975 gegründeten Fondation Latsis aus.