Wie nimmt die Zürcher Kantonalbank ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr?
Als öffentlich-rechtliches Institut des Kantons Zürich nehmen wir gesellschaftliche Verantwortung seit unserer Gründung vor über 150 Jahre wahr. Wir sind die Bank der Zürcherinnen und Zürcher. Wirtschaftliches Handeln im Einklang mit Umwelt und Gesellschaft sind für unsere Bank nicht nur leere Worthülsen. Der vom Zürcher Volk gesetzlich erteilte Leistungsauftrag schreibt uns gesellschaftliche Verantwortung vor. Nachhaltig zu handeln zum Wohle der Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft bildet eine integrierte Dimension unseres Geschäftsmodell.
Unternehmen engagieren sich unterschiedlichst für die Gesellschaft. Sie sprechen den gesetzlich vorgegebenen Leistungsauftrag an. Was umfasst dieser?
Eine einfache Übersetzung unseres Leistungsauftrages ist – wir nehmen gesellschaftliche Verantwortung wahr. Konkret unterteilt er sich in drei Aufträge: Die Bevölkerung und die Unternehmen kontinuierlich mit Anlage- und Finanzierungsdienstleistungen zu versorgen, zur Lösung von wirtschaftlichen und sozialen Aufgaben beizutragen und verantwortungsvoll mit der Umwelt und der Gesellschaft umzugehen. Nehmen wir zum Beispiel den Unterstützungsauftrag: Hier helfen wir dem Kanton Zürich bei der Lösung seiner Aufgaben in den Bereichen Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. Darunter summieren wir auch alle Sponsoringaktivitäten, notabene über 400 Partnerschaften. Und Sponsoring ist für uns mehr als ein reines Marketinginstrument. Unser Engagement soll etwas bewirken.
Nachhaltig zu handeln zum Wohle der Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft bildet eine integrierte Dimension unseres Geschäftsmodell.
Dominique Friedli, Leiter Corporate Citizenship der Zürcher Kantonalbank
Fallen auch gemeinnützige Aktivitäten unter diesen Auftrag?
Ja, wir engagieren uns mit gemeinnützigen Aktivitäten für den Kanton Zürich. Zwar basiert auch bei uns das Sponsoring auf dem Prinzip von Leistungen und Gegenleistungen. Aber wir legen auch Wert auf die Förderung. Und dieser kann man im weitesten Sinn auch mäzenatische Aspekte zusprechen.
Wie sind die Mitarbeitenden involviert?
Rund 125 Mitarbeitende engagieren sich in politischen Ämtern und werden bei ihrer gemeinnützigen Tätigkeit beispielsweise durch bezahlte Absenztage von unserer Bank unterstützt. Daneben engagieren sich viele weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Ehrenamt, sei es für einen Verein oder eine Stiftung. Im Weiteren leisten ganze Teams unsere Bank Hilfseinsätze. So haben beispielsweise Kadermitarbeitende unserer Bank unter Anleitung von Entsorgung und Recycling der Stadt Zürich im November letzten Jahres Kleber in der Zürcher Innenstadt entfernt und damit Zürich etwas zum Glänzen gebracht.
Die Bank gehört dem Kanton. Die Gründung wurde in einer Volksabstimmung entschieden. Den Leistungsauftrag muss die Bank gegenüber der Bevölkerung und den Unternehmen im Kanton erfüllen. Sie müssen die Anliegen der Kund:innen erfüllen und als Unternehmen erfolgreich sein: Engt das ihren Spielraum ein oder sehen Sie dies mehr als Potenzial?
Ich sehe viel Potenzial. Die Thematik einer gesellschaftsorientierten Unternehmensführung hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Nehmen wir uns Banken: Einerseits verfügen die Universalbanken über Einfluss auf die gesamte Palette der Geld‑, Kredit- und Kapitalmärkte und sind aufgrund ihrer zentralen volkswirtschaftlichen Stellung besonders exponiert. Andererseits verfügt der Staat nicht mehr über ausreichende Mittel, um alle sozialen und gesellschaftlichen Probleme befriedigend zu lösen. Die Gesellschaft hat darum implizite Erwartungen an die Haltung der Banken. Insofern beinhaltet Bankpolitik die permanente Aufgabe, ökonomische und gesellschaftliche Ansprüche im Gleichgewicht zu halten mit dem Ziel, gesellschaftliche Akzeptanz zu gewinnen und zu erhalten. Nur wenn dies gelingt, wird man als Unternehmen im Markt erfolgreich bleiben. Der Leistungsauftrag ist deshalb für uns kein Korsett, sondern wirkt als Katalysator für verantwortungsvolles Handeln.
Wie wählen Sie die Projekte aus, welche die Bank fördert?
Grundsätzlich konzentrieren sich unsere Engagements auf den Kanton Zürich und auf positive Themen. Die eingereichten Projekte müssen in der Wahrnehmung qualitativ hochstehend, vertrauenswürdig, innovativ und mehrwertstiftend sein und werden nur mit Partnern eingegangen, deren Ziele, Kultur und Philosophie mit den Werten unserer Bank vereinbar sind. Engagements, welche wir eingehen, setzen in der Regel auf Kontinuität und sind langfristig angelegt. In unseren Richtlinien halten wir zudem weitere Einschränkungen fest. Dann haben natürlich auch wir Budgetvorgaben, das heisst, wir können nur solange unterstützen, wie budgetierte Mittel verfügbar sind. Wir prüfen jede Anfrage sorgfältig und entscheiden anschliessend, ob für uns ein Engagement in Frage kommt oder nicht.
Wir arbeiten fast nur mit gemeinnützigen Organisationen zusammen. Aktuell mit über 400.
Dominique Friedli
Wie arbeiten Sie mit gemeinnützigen Organisationen zusammen?
Wir arbeiten fast nur mit gemeinnützigen Organisationen zusammen. Aktuell mit über 400. Gemeinnützigkeit stipuliert, dass eine Institution oder Organisation dem Gemeinwohl dient. Daraus muss auch eine Nachfrage mit entsprechenden Angeboten resultieren. Als Bank steht für uns der rein mäzenatische Aspekt nicht im Vordergrund. Wir haben eine Verantwortung gegenüber unserem Eigentümer und den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern des Kantons Zürich. Denn jeder ausgegebene Franken muss zuerst verdient sein. Aber ganz konkret zwei Beispiele: Wir versuchen Inklusionsprojekte bei unseren Partnern zu fördern oder wie Menschen mit Demenz Kultur vermittelt werden kann. Diese Aufzählung könnte ich beliebig mit vielen weiteren Projekten aus Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft erweitern.
Die Bank wurde vor über 150 Jahren gegründet: Wie hat sich ihr Engagement in dieser Zeit verändert?
Das Sponsoring wie auch das Spendenwesen hat sich in den letzten Jahren stark professionalisiert. Auch bei uns. Ein Mäzen möchte heute konkret wissen, wie seine Mittel eingesetzt werden. Dazu gehört auch ein Return on Investment. Nur das Image mit Geschenken aufzupolieren wie es früher beispielsweise Könige oder gut situierte Bürger getan haben, genügt heute nicht mehr. Wo früher noch ein freundlicher Brief genügte, regeln heute umfassende Verträge die Zusammenarbeit. Unsere Bank unterstützt heute sicher mehr Organisationen wie früher. Wir machen das gezielt entlang einer Strategie. Und was darin keinen Platz hat, das findet auch mit den besten Argumenten keine Unterstützung.