Im September letzten Jahres hat der Bund seine Ernährungsempfehlungen so angepasst, dass sie vermehrt auch Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Mit gutem Grund, schliesslich möchte der Bundesrat den Klima-Fussabdruck der Ernährung bis 2030 um einen Viertel im Vergleich zu 2020 und bis 2050 um mindestens zwei Drittel senken. Eine Berechnung der auf Ökobilanzen spezialisierte Firma ESU-Services im Auftrag von Greenpeace und WWF Schweiz zeigt nun, dass die neuen Ernährungsempfehlungen durchaus dazu beitragen können, dieses Klimaziel zu erreichen – sofern die strengste Variante bevorzugt wird. Denn die neuen Empfehlungen rücken zwar einzelne Lebensmittelgruppen wie pflanzliche Proteine in den Vordergrund, bieten aber weiterhin eine grosse Spannbreite: So reicht etwa die empfohlene Menge an Fleisch von 0 bis 360 Gramm pro Woche. Die Berechnungen von Greenpeace und WWF vergleichen deshalb zwei Szenarien: einerseits die «Maximal-Ausprägung», bei der alle umweltbelastenden Lebensmittel wie Fleisch und Milchprodukte in der maximal empfohlenen Menge konsumiert werden, und andererseits die «Minimal-Ausprägung» mit einer rein vegetarischen Ernährung.
Politik, Handel und Private in der Pflicht
Die Berechnungen zeigen, dass eine Ernährung gemäss der Minimal-Ausprägung zu einer deutlichen Reduktionen der Klimabelastung führen würde: «Diese Ernährung belastet das Klima nur rund halb so stark wie bei der Maximal-Ausprägung und rund zweieinhalb Mal weniger als die derzeitige Ernährung», schreibt Greenpeace Schweiz in einer Mitteilung. Die strengste Ernährungsform wäre sogar weniger belastend für Klima und Umwelt als die «Planetary Health Diet», eine gesunde und umweltverträgliche Ernährungsempfehlung, die von einem Zusammenschluss internationaler Ernährungs- und Klimawissenschaftler entwickelt wurde. «Unsere Berechnung zeigt, dass ein umweltfreundliches Ernährungssystem innerhalb der Ernährungsempfehlungen möglich ist», sagt Barbara Wegmann, Konsumexpertin bei Greenpeace Schweiz. Die Umweltorganisationen nehmen dafür Politik, Wirtschaft und private Konsument:innen gleichermassen in die Verantwortung: «Am meisten belasten Fleisch und Milchprodukte das Klima und die Umwelt. Wer sich umweltbewusst ernähren möchte, sollte von diesen Lebensmitteln weniger konsumieren», fasst Mariella Meyer, Spezialistin nachhaltige Ernährung beim WWF, zusammen. Gleichzeitig müssten aber auch die Politik und die Lebensmittelbranche handeln. Dazu gehöre die Abschaffung von Fehlanreizen, die Politik, Handel und Gastronomie aktuell setzen, heisst es in der Mitteilung. Diese fördern ein Essverhalten, das einer nachhaltigen und gesunden Ernährung – und damit auch den Klimazielen des Bundes – zuwiderläuft.