Bild: Swisscom

Kontrolle über die eige­nen Daten

Neue Internettechnologien ermöglichen es Nutzer:innen die Kontrolle über ihre Daten und damit Datensouveränität zurückzugewinnen. Dabei will Swisscom sie begleiten.

Sie setzt sich dafür ein, mit den neuen tech­no­lo­gi­schen Möglich­kei­ten eine stabile Vertrau­ens­ba­sis zu etablie­ren, damit Hand­lun­gen und verbind­li­che Trans­ak­tio­nen online genauso sicher und einfach möglich werden wie offline.

«Wir wollen die letzte digi­tale Vertrau­ens­meile schlies­sen», sagt Andreas Tölke. Als Head FinTech und Digi­tal Trust verant­wor­tet er bei Swiss­com die Initia­ti­ven rund um Vertrau­ens­bil­dung im digi­ta­len Raum. «Die Menschen sollen im digi­ta­len Raum ebenso unkom­pli­ziert und sicher einkau­fen oder Verträge abschlies­sen können, wie sie das in der analo­gen Welt gewohnt sind.» Dazu müssen grund­sätz­lich drei Krite­rien erfüllt sein. Die Nutzer:innen müssen sich erstens digi­tal eindeu­tig iden­ti­fi­zie­ren können. Zwei­tens sollen die für die Trans­ak­tion rele­van­ten Infor­ma­tio­nen auf Echt­heit über­prüf­bar sein, um drit­tens je nach Bedarf eine recht­lich verbind­li­che digi­tale Willens­äus­se­rung, in Form einer quali­fi­zier­ten elek­tro­ni­schen Signa­tur erbrin­gen zu können. Was umständ­lich klingt, ist in der Tat auch nicht ganz einfach. Eine digi­tale und benut­zer­freund­li­che Lösung kann aber dafür sorgen, dass diese Komple­xi­tät nicht auf den Kunden über­wälzt wird. Swiss­com will den Nutzer:innen diesen möglichst einfa­chen Zugang verschaf­fen. Andreas Tölke sagt: «Wir sehen unsere Aufgabe darin, das Vertrauen in digi­tale Inno­va­tio­nen aufzu­bauen. Deshalb möch­ten wir den Nutzer:innen die entspre­chen­den Fähig­kei­ten vermitteln.» 

Das digi­tale Vertrauen ist als grosse gesell­schaft­li­che Chance und weni­ger als Tech­no­lo­gie­pro­jekt zu betrachten.

Andreas Tölke

Swiss­com zeigt, wie Geschäfte, Trans­ak­tio­nen und Hand­lun­gen mit diesen neuen Tech­no­lo­gien zum Vorteil aller Betei­lig­ter verbes­sert und verein­facht werden. Denn es ist kein einzel­ner Akteur, der den Wandel bringt. Es braucht alle betei­lig­ten Unter­neh­men, Dienstleister:innen und Endnutzer:innen. Andreas Tölke spricht von einem digi­ta­len Vertrau­ens­öko­sys­tem, in dem sich die Akteure bewe­gen. «Um dieses aufzu­bauen, ist die Benut­zer­freund­lich­keit entschei­dend», sagt er. Swiss­com über­nimmt dabei eine rele­vante Rolle. «Wir inves­tie­ren viel, um die Lösun­gen so benut­zer­freund­lich wie möglich zu gestal­ten und die Bevöl­ke­rung darauf zu sensi­bi­li­sie­ren, wie die Vertrau­ens­ele­mente funk­tio­nie­ren, wie die Sicher­heit der Daten gewähr­leis­tet wird und weshalb diese gut vor Miss­brauch geschützt sind», sagt er. Swiss­com will die Nutzer:innen auf diesem Weg mitneh­men. Andreas Tölke wirft ein: «Das digi­tale Vertrauen ist als grosse gesell­schaft­li­che Chance und weni­ger als Tech­no­lo­gie­pro­jekt zu betrachten.»

Meine Daten

Die Kontrolle über die eige­nen Daten ist eine tragende Säule des Vertrau­ens. In der aktu­el­len Inter­net­rea­li­tät spei­chern aber meist Platt­for­men oder Unter­neh­men wie Google, Face­book oder Apple Benut­zer­name und Pass­worte, aber auch Geburts­da­tum und Adresse. Im Zentrum der Iden­ti­fi­zie­rungs­pro­zesse stehen die Unter­neh­men. Sie gelan­gen so meist an eine Menge persön­li­cher Daten und stel­len diese dann zentral zur Verfü­gung. Neue dezen­trale Tech­no­lo­gien ermög­li­chen Nutzer:innen die Kontrolle über solche Daten. Ein Konzept, das auf Dezen­tra­li­tät aufbaut, ist Self Sove­reign Iden­tity (SSI). Dieses stellt das Indi­vi­duum ins Zentrum, sodass es selbst­be­stimmt und ohne Abhän­gig­kei­ten von Drit­ten seine Iden­ti­tät und Daten verwal­ten kann. Andreas Tölke vergleicht die Funk­ti­ons­weise mit der eines moder­nen Passes. Dieser verfügt über zahl­rei­che Sicher­heits­merk­male, die das Doku­ment als echt auswei­sen. In einer Pass­kon­trolle werden diese Sicher­heits­merk­male über­prüft. Sind sie intakt, belegt dies, dass der vorge­wie­sene Pass nicht abge­än­dert wurde. Die Kontroll­stelle muss die Daten nicht mit einer zentra­len Daten­bank abglei­chen, sondern nur die Sicher­heits­merk­male prüfen, um sicher­zu­stel­len, dass die Infor­ma­tio­nen im vorge­leg­ten Doku­ment korrekt sind. In der digi­ta­len Welt werden Verschlüs­se­lungs­ele­mente als Sicher­heits­merk­male im dezen­tra­len Vertrau­ens­netz­werk gespei­chert. Die Daten blei­ben so bei den Nutzer:innen  in einer Wallet, einer digi­ta­len Brief­ta­sche. Bei jeder Trans­ak­tion wird mit den Verschlüs­se­lungs­ele­men­ten veri­fi­ziert, ob die Infor­ma­tio­nen in der Wallet unver­än­dert und somit korrekt sind. Auch die Schwei­zer E‑ID als staat­lich aner­kann­ter elek­tro­ni­scher Iden­ti­fi­ka­ti­ons­nach­weis soll auf diese Weise funk­tio­nie­ren. Sie soll auf dem Konzept der Self Sove­reign Iden­tity aufbauen. Der Bund wird die Infra­struk­tur als Basis für das Vertrau­ens­netz­werk zur Verfü­gung stel­len. «Wir gehen aber davon aus, dass im inter­na­tio­na­len Kontext verschie­dene digi­tale Vertrau­ens­netz­werke entste­hen werden», sagt Andreas Tölke. «Swiss­com arbei­tet daran als Infra­struk­tur­be­trei­ber die Zugänge und Verbin­dun­gen zu solchen Netz­wer­ken sicherstellen.»

Nur die rele­van­ten Daten

In einer Self Sove­reign Iden­tity Welt verblei­ben die Daten also grund­sätz­lich bei den Nutzer:innen. Wer sich iden­ti­fi­zie­ren will, muss dafür notwen­dige Daten preis­ge­ge­ben. Künf­tig sollen aber nur die Daten über­mit­telt werden, die für eine Trans­ak­tion zwin­gend sind. «Need to know», nennt Andreas Tölke diesen Ansatz. Er erklärt, dass heute meis­tens mehr als die notwen­di­gen Daten verlangt werden. «Wer beispiels­weise eine Flasche Wein kaufen will und sein Alter auswei­sen muss, teilt dafür das Geburts­da­tum», erklärt er. Eigent­lich nicht nötig. Denn verlangt ist einzig der Nach­weis, dass jemand älter als 18 Jahre alt ist. Ob der Geburts­tag im Mai oder August liegt, ob der Käufer 20 oder 55 Jahre alt ist, ist für die Trans­ak­tion und den Anbie­ter irrele­vant. Dass heute zu viele Infor­ma­tio­nen verlangt werden, hat oft mit dem Stand der tech­no­lo­gi­schen Möglich­kei­ten zu tun, mit der Heraus­for­de­rung der eindeu­ti­gen Iden­ti­fi­ka­tion im digi­ta­len Raum. Um Verwechs­lun­gen zu vermei­den, werden viele, zum Teil zu viele Daten erho­ben. Weil Menschen mit demsel­ben Namen in dersel­ben Ortschaft leben, werden heute auch Wohn­ort und Geburts­da­tum zur Iden­ti­fi­ka­tion verlangt. 

Die Nutzer:innen haben das Recht zu wissen, was mit ihren Daten geschieht.

Andreas Tölke

Die neuen Konzepte gewähr­leis­ten die Eindeu­tig­keit der Infor­ma­tio­nen. Deshalb wünscht sich Andreas Tölke ein Umden­ken beim Umgang mit den Daten, gerade auch bei den Nutzer:innen. «Viele Daten werden also erho­ben, um Verwechs­lungs­ge­fah­ren zu redu­zie­ren. Und die Nutzer:inenn teilen sie, weil sie sonst das Geschäft nicht täti­gen können.» Künf­tig wird der Bedarf, Daten leicht­fer­tig zu teilen, nicht mehr vorhan­den sein. Das glei­che Geschäft wird mit weni­ger Daten veri­fi­ziert werden. Dies wird die Trans­ak­tion verein­fa­chen, ist Andreas Tölke über­zeugt. «Wenn man mit weni­ger Daten Trans­ak­tio­nen abschlies­sen kann und die Daten nicht sammeln muss, erleich­tert das für die Unter­neh­men den Umgang mit Daten und entspricht moder­nen Daten­schutz­grund­sät­zen der Daten­spar­sam­keit.» Aber auch die Nutzer:innen sind in der Verant­wor­tung. Sie müssen sich ihrer Daten­sou­ve­rä­ni­tät bewusst sein und die Kontrolle über ihre Daten aktiv über­neh­men. Dazu gilt es, sie zu befä­hi­gen. Andreas Tölke sagt: «Die Nutzer:innen haben das Recht zu wissen, was mit ihren Daten geschieht.»

So einfach wie offline

Die Benut­zer­freund­lich­keit ist entschei­dend für die Akzep­tanz der neuen Tech­no­lo­gien. Trans­ak­tio­nen und Geschäfte, die offline funk­tio­nie­ren, sollen auch online möglich sein. Swiss­com arbei­tet im Rahmen der digi­ta­len Vertrau­ens­stra­te­gie darauf hin, dass alle Hand­lun­gen, die an ein «physi­sches Vertrau­ens­ele­ment» gekop­pelt sind, künf­tig digi­tal möglich sein werden. Die quali­fi­zierte elek­tro­ni­sche Signa­tur wird beispiels­weise bereits heute genutzt und ist gesetz­lich gere­gelt. «Aber wir wollen auch Hand­lun­gen, die eine physi­sche Begeg­nung oder einen Pass voraus­set­zen, digi­ta­li­sie­ren», sagt Andreas Tölke. Die Hand­lun­gen und Trans­ak­tio­nen im digi­ta­len Raum sollen möglichst ohne Medi­en­bruch funk­tio­nie­ren. «Bei einem Bewer­bungs­pro­zess sollen die Nach­weise digi­tal möglich sein, wie auch Vertrags­ab­schlüsse. Digi­tale Willens­äus­se­run­gen sollen in quali­fi­zier­ter Form möglich werden und nicht am Ende eine physi­sche Hand­lung (bspw. Ausdruck, Unter­schrift und posta­li­scher Versand) zum Abschluss der Trans­ak­tion erfor­dern», sagt er. Die grösste Heraus­for­de­rung ist dabei, diese Möglich­kei­ten sowie ihre Vorteile und Hand­ha­bung den Menschen verständ­lich zu erklä­ren. Insbe­son­dere dann, wenn sie weni­ger affin für digi­tale Dienst­leis­tun­gen sind. Das Ziel ist, mehr Kontrolle über die eige­nen Daten und mehr Zeit für Wert­vol­les und Wert­schöp­fen­des. Andreas Tölke ist über­zeugt, dass das Covid­zer­ti­fi­kat gehol­fen hat, die Akzep­tanz von digi­ta­len Zerti­fi­ka­ten zu erhö­hen. Viele haben gelernt, ein digi­ta­les Zerti­fi­kat zu nutzen und sie haben erlebt, wie es sich anfühlt. Andreas Tölke sieht es als Aufgabe von Swiss­com, der Bevöl­ke­rung die einfa­che Nutzung für weitere Anwen­dungs­fälle näher­zu­brin­gen und die Vorteile aufzu­zei­gen. Ein Digi­ta­li­sie­rungs­schritt der, gemäss Andreas Tölke, gerade von jünge­ren und digi­tal affi­nen Menschen erwar­tet oder sogar gefor­dert wird. Sie bewe­gen sich schon heute in der Online-Welt. Ist ein Prozess analog, kann das für die digi­tale Gene­ra­tion ein Hinder­nis darstel­len, weil sie eine digi­tale Lösung erwar­ten und gewohnt sind. «Fehlt dies, kann das die Parti­zi­pa­tion an gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Prozes­sen, wie beispiels­weise bei Abstim­mun­gen oder Bewer­bungs­pro­zes­sen, erschwe­ren.» Dass Nutzer:innen online diesel­ben Hand­lun­gen durch­füh­ren können wie offline wird in Zukunft immer bedeu­ten­der. «Die wich­tigste Botschaft ist, dass die digi­ta­len Möglich­kei­ten Hand­lun­gen und Trans­ak­tio­nen einfa­cher, siche­rer und effi­zi­en­ter machen können», sagt Andreas Tölke. «Wir wollen dazu beitra­gen, die letzte digi­tale Vertrau­ens­meile zu schliessen.»


Andreas Tölke ist seit 2020 bei Swiss­com tätig, seit vergan­ge­nem Jahr verant­wor­tet er den Bereich FinTech & Digi­tal Trust. Zuvor war er bei der Credit Suisse in verschie­de­nen leiten­den Funk­tio­nen tätig. Seine beruf­li­che Lauf­bahn hat er als Poly­mech­ni­ker beim Indus­trie­un­ter­neh­men Georg Fischer in Schaff­hau­sen gestar­tet und ist Mitgrün­der eines Medien-Start­ups. Er verfügt über einen Abschluss in Betriebs­wirt­schaft von der ZHAW School of Manage­ment and Law und hat an der Univer­si­tät St. Gallen einen Execu­tive MBA erworben.

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