KI und Phil­an­thro­pie: «Der Fokus liegt heute auf konkre­ten Mehrwerten»

Nonprofits und Förderorganisationen haben die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) längst entdeckt. Während Funders noch zögerlich sind, experimentieren gemeinnützige Organisationen offensiv mit KI-Tools. Inzwischen klärt sich, wo KI Nutzen stiftet und wo nicht. Im Bootcamp Anfang Mai zeigen PeakPrivacy und StiftungSchweiz, wo sich der Einsatz lohnt und wie ein verantwortungsvoller Umgang mit den neuen Möglichkeiten gelingt. 

Der Hype ist verflo­gen – geblie­ben ist die Tech­no­lo­gie. Im Sommer 2023, als wir uns bei StiftungSchweiz erst­mals mit den Möglich­kei­ten der neuen Sprach­mo­delle ausein­an­der­setz­ten, war die Stim­mung noch von heller Aufre­gung geprägt, aber auch viel Wunsch­den­ken. Schon damals war klar: Künst­li­che Intel­li­genz (KI) kann Nonpro­fits und Funders bei alltäg­li­chen Aufga­ben unter­stüt­zen. Heute wissen wir genauer, wo KI echten Mehr­wert bringt – und wo sie Prozesse eher verlän­gert als verein­facht.

Einige Hürden – und der lange Aufstieg zu PeakPrivacy

Schon das Stif­tungs­ba­ro­me­ter vom Herbst 2023 zeigte: Die Zuver­sicht war vor allem unter mittel­su­chen­den Nonpro­fits verbrei­tet, die dem Thema wesent­lich aufge­schlos­se­ner gegen­über­stan­den als Funders, die gene­rell vorsich­ti­ger agier­ten. Zwar nutzte damals erst eine Minder­heit KI aktiv (18 % nutz­ten KI für Gesuchs­texte – heute dürfte es die über­wie­gende Mehr­heit sein), doch KI war auf dem Vormarsch. Hinter der Aufbruchs­stim­mung steckte vor allem das Motiv, zeit­auf­wän­dige Prozesse zu verbes­sern und das Matching effi­zi­en­ter zu gestal­ten. Gemein­sam mit Swiss­Foun­da­ti­ons, dem Bran­chen­ver­band der Förder­stif­tun­gen, stell­ten wir eine «AI Lear­ning Jour­ney» auf die Beine, die im Dezem­ber 2023 star­tete. Die Initia­tive schuf Raum für fakten­ba­sierte Diskus­sio­nen und gemein­same Erfah­run­gen unter Peers.

Schnell war klar: Die neuen Tech­no­lo­gien bargen neben gros­sen Chan­cen auch wesent­li­che Gefah­ren – für den Daten­schutz genauso wie für den Schutz des geis­ti­gen Eigen­tums. Fabio Duo, als «Techie» Mitglied der Faculty, hat damals nicht lange gezö­gert: «Den Teilnehmer:innen war klar: US-ameri­ka­ni­sche KI-Modelle stell­ten ein zu gros­ses Risiko dar – eine euro­päi­sche Lösung musste her.» Die Antwort heisst Peak­Pri­vacy, ein Frame­work für sichere, in der Schweiz gehos­tete und auf Wunsch anony­mi­sierte Künst­li­che Intel­li­genz. Seit Sommer 2024 ist dieses Frame­work im Einsatz, auch auf stiftungschweiz.ch

Fabio Duo, PeakPrivacy

US-ameri­ka­ni­sche KI-Modelle stell­ten ein zu gros­ses Risiko dar – eine euro­päi­sche Lösung musste her.

Fabio Duo


Tech­nisch möglich – aber auch sinn­voll? 

Früh zeigte sich, dass nicht jeder tech­nisch mach­bare KI-Einsatz auch echten Mehr­wert stif­tet – entschei­dend ist vor allem ein sinn­stif­ten­der Einsatz von Künst­li­cher Intel­li­genz, der auch ethi­schen Ansprü­chen genü­gen konnte. Mit einer praxis­na­hen Empfeh­lung und fünf einfa­chen Grund­sät­zen entstand im Rahmen der Lern­reise ein Kompass für einen verant­wor­tungs­vol­len KI-Einsatz. 
Gemein­sam mit den IT-Spezialist:innen von Peak­Pri­vacy und StiftungSchweiz arbei­te­ten die 50 an der Lern­reise betei­lig­ten Orga­ni­sa­tio­nen an konkre­ten und praxis­na­hen Anwen­dungs­fäl­len für den Stif­tungs­all­tag. So wurde etwa ein KI-gestütz­ter Begleit­brief-Gene­ra­tor entwi­ckelt, der Anschrei­ben zu Förder­ge­su­chen auto­ma­tisch formu­liert, indi­vi­du­ell zuge­schnit­ten auf Projekt, Spra­che und Ziel-Stif­tung. Ein ande­rer Proto­typ prüft einge­reichte Anträge auf Optimierungspotenzial. 

Diese Werk­zeuge machen deut­lich, wie sich die Spiel­re­geln der Phil­an­thro­pie mit KI verän­dern. Wenn alle Begleit­briefe von Nonpro­fits perfekt formu­liert sind, macht das die Evalua­tion durch die Funders anspruchs­voll. Ein weite­rer Proto­typ dient als Pre-Check für Förder­an­fra­gen, der Gesu­che vorab analy­siert und auto­ma­tisch auf Über­ein­stim­mung mit den Förder­kri­te­rien vorprüft. Was früher viel Zeit in Anspruch nahm, erle­digt KI nun in Sekun­den – stets unter Wahrung hoher Daten­schutz­stan­dards und mit dem Menschen in der Entschei­dungs­rolle. Auch dieser Hands-on-Ansatz gab den Betei­lig­ten einen greif­ba­ren Eindruck der Möglich­kei­ten – und Gren­zen – von KI im Arbeits­all­tag der Phil­an­thro­pie. 

KI-Assis­ten­ten verän­dern den Alltag 

Seit dem Sommer 2024 finden die in der Lern­reise erprob­ten KI-Inno­va­tio­nen nach und nach den Weg in die digi­tale Praxis. Die erar­bei­te­ten ethi­schen Grund­sätze finden dabei Anwen­dung – zum Beispiel behal­ten sämt­li­che KI-Assis­ten­ten auf stiftungschweiz.ch den Menschen in der Entschei­der­rolle und unter­stüt­zen ihn ledig­lich bei der rasche­ren Erfas­sung der Grund­la­gen. Ein Assis­tent erstellt beispiels­weise aus einem hoch­ge­la­de­nen Projekt­dos­sier auto­ma­tisch ein voll­stän­di­ges Projekt­pro­fil auf stiftungschweiz.ch – tref­fend formu­liert und auf den Punkt. Das erleich­tert die Arbeit von Nonpro­fits und Funders glei­cher­mas­sen, es setzt aber weiter­hin voraus, dass als Grund­lage ein soli­des Dossier erar­bei­tet wurde. Die Beispiele zeigen auch: Die Unter­stüt­zung durch Künst­li­che Intel­li­genz ist damit vom Pilot­pro­jekt zu einem festen Bestand­teil des digi­ta­len Ökosys­tems gewor­den. 

Wie lernen Mitar­bei­tende im drit­ten Sektor – sei es auf der Seite von Nonpro­fits oder Förder­or­ga­ni­sa­tio­nen – die neuen Spiel­re­geln an der Schnitt­stelle von Tech­no­lo­gie und Phil­an­thro­pie rasch und ziel­stre­big kennen? Dieses Ziel verfolgt das Boot­camp «KI für Nonpro­fits und Funders», das in kompak­ter Form anwen­dungs­ori­en­tiert die Grund­la­gen vermit­telt – live vor Ort im Bahn­hof Basel oder via Live­stream. 

Grund­la­gen, erste Schritte und nöti­ges Hand­werks­zeug

Wir vermit­teln im Rahmen des Boot­camps, wo Künst­li­che Intel­li­genz wirk­lich Nutzen stif­tet und wie man Hypes von realen Chan­cen unter­schei­det. Statt abstrak­ter Theo­rie erle­ben die Teil­neh­men­den anhand konkre­ter Beispiele, wie KI den Förder­all­tag effi­zi­en­ter und effek­ti­ver machen kann. 
Gleich­zei­tig disku­tie­ren wir, welche Trade-offs, Gren­zen und Risi­ken zu beach­ten sind, etwa wenn es um Trans­pa­renz, ethi­sche Leit­plan­ken oder Daten­qua­li­tät geht. Am Ende gewin­nen sowohl Nonpro­fit-Vertre­ter wie auch Funders einen praxis­na­hen, realis­ti­schen Ausblick: Sie wissen genauer, was KI heute in der tägli­chen Arbeit leis­ten kann – und was nicht. Die im Rahmen der Lern­reise erar­bei­te­ten Haltun­gen und Grund­sätze bilden festen Bestand­teil des Programms und beglei­ten die Teilnehmer:innen bei ersten (oder weite­ren) Schrit­ten in der Praxis. Vorkennt­nisse im Expe­ri­men­tie­ren mit Tools wie ChatGPT sind hilf­reich, aber keine Voraus­set­zung für eine Teil­nahme. 

Mit Peak­Pri­vacy stel­len wir im Boot­camp auch ein Frame­work zur Verfü­gung, das inter­es­sierte Orga­ni­sa­tio­nen auf ihrem Weg zu einer produk­ti­ven Nutzung von Künst­li­cher Intel­li­genz beglei­tet – und dies in einem siche­ren Rahmen. Fabio Duo: «Ein konkre­ter Mehr­wert entsteht dann, wenn eine Orga­ni­sa­tion eigene Ideen entwi­ckelt, wie Künst­li­che Intel­li­genz sie im Alltag konkret unter­stüt­zen kann.»

Ein konkre­ter Mehr­wert entsteht dann, wenn eine Orga­ni­sa­tion eigene Ideen entwi­ckelt, wie Künst­li­che Intel­li­genz sie im Alltag konkret unter­stüt­zen kann.

Fabio Duo, PeakPrivacy

Auf fort­ge­schrit­tene KI-Anwender:innen zuge­schnit­ten ist das Boot­camp «Next Hori­zon AI & Phil­an­thropy». Es bietet Absolvent:inenn des KI-Boot­camps eine Gele­gen­heit für Vertie­fung und Erfah­rungs­aus­tausch für Praktiker:innen, welche schon länger eigene Erfah­run­gen mit künst­li­cher Intel­li­genz gesam­melt haben und die jüngs­ten tech­no­lo­gi­schen Entwick­lun­gen wie agen­ti­sche Netz­werke oder Konstruk­tu­ren im Alltag frucht­bar machen wollen.

KI-Boot­camps von StiftungSchweiz 

Boot­camp «KI für Nonpro­fits und Funders»
Dieser Work­shop-Tag wendet sich an Fach­leute von Förder­stif­tun­gen und ande­ren Geld­ge­ber-Orga­ni­sa­tio­nen, die das Poten­zial von KI in ihren Förder­pro­zes­sen auslo­ten wollen. Im Mittel­punkt stehen KI-gestützte Lösun­gen, die den Arbeits­all­tag von Funders erleich­tern. Die Teil­neh­men­den erfah­ren aus erster Hand, wie KI die Effi­zi­enz in der Förder­pra­xis stei­gern kann, ohne dabei den Menschen aus der Verant­wor­tung zu nehmen. 

Nächste Durch­füh­rung: Frei­tag, 9. Mai 2025, 9–15h, vor Ort in Basel oder im Live­stream
Preis: CHF 690 für Funders, CHF 490 für Nonpro­fits
Anmel­dung

Boot­camp «Next Hori­zon AI & Phil­an­thropy»
Dieses Boot­camp rich­tet sich an Alumni der AI Lear­ning Jour­ney oder des AI für Funders & Nonpro­fits Boot­camps. Es präsen­tiert aktu­elle Anwen­dun­gen von KI in der Praxis von Nonpro­fit- oder Förder­or­ga­ni­sa­tio­nen und zeigt auf, in welche Rich­tung die aktu­el­len Entwick­lun­gen einer gesell­schaft­lich orien­tier­ten Nutzung von KI führen. Neben kurzen Inputs, viel konkre­ter Praxis und span­nen­den Diskus­si­ons­run­den wird auch dem Austausch unter den Teilnehmer:innen genü­gend Raum gege­ben. Beiträge in Deutsch und Englisch, in Koope­ra­tion mit Fach­hoch­schule Bern, Univer­si­tät Genf, Cari­tas Schweiz und Peak­Pri­vacy.

Nächste Durch­füh­rung: Mitt­woch, 27. August, 9–15h, vor Ort in Basel oder im Live­stream
Preis: CHF 250 vor Ort in Basel, CHF 150 Live­stream
Anmeldung

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