Jede Stif­tung soll poli­tisch aktiv sein

Die Rolle der Philanthropie

Romy Krämer ist «Ship Captain» der Guer­rilla Foun­da­tion. Die Stif­tung in Berlin unter­stützt Akti­vis­tin­nen und Akti­vis­ten, Bürger­initia­ti­ven und soziale Bewe­gun­gen. Sie zielt auf einen syste­mi­schen Wandel in Europa. Marlene Engel­horn ist «Radi­cal Phil­an­thropy Advi­sor» der Stif­tung. Sie wird einst ein Millio­nen­ver­mö­gen erben und hat bereits ange­kün­digt, den Gross­teil davon zu spenden.

Sie wollen die Phil­an­thro­pie radi­kal ändern: Was ist das Problem mit der heuti­gen Philanthropie?

Marlene Engel­horn: Ich kann die Phil­an­thro­pie nicht ändern. Es wäre Wahn­sinn, wenn ich behaup­ten würde, ich könnte das. Aber ich würde einfach gerne diese ganze Selbst­ver­ständ­lich­keit, wie gege­ben wird und wer über­haupt hat, hinter­fra­gen. So wie ich es sehe, verfes­tigt die tradi­tio­nelle Phi-lanthro­pie die Ungleichheit. 

Was läuft falsch?

ME: Es gibt ein riesi­ges Macht­pro­blem. Es ist ganz klar: Wer das Geld hat, macht die Regeln. Aber spen­den ersetzt keine soziale Gerech­tig­keit, keine Gerech­tig­keit über­haupt. Die Phil­an­thro­pie hat ein proble­ma­ti­sches Selbst­ver­ständ­nis, auch weil sie gebo­ren ist aus einer Struk­tur, die grund­sätz­lich schwie­rig ist, wenn es um Vertei­lungs- und Ungleich­heits­fra­gen geht.

Romy Krämer: Es gibt zwei Haupt­pro­bleme. Das erste ist die Herkunft des Geldes aus extrak­ti­vem Kapi­ta­lis­mus, Kolo­nia­lis­mus und was daran hängt. Wir müssen uns also fragen, wie wir das ändern können. Es sollte gar nicht mehr möglich sein, dass Menschen in Zukunft so unglaub­lich reich werden, dass sie sich als Phil­an­thro­pen enga­gie­ren müssen. Das zweite sind die Prak­ti­ken, wie Phil­an­thro­pie geschieht und mit welchem Ziel.

Welche Ziele sollte sie verfolgen?

RK: Phil­an­thro­pie sollte versu­chen, die Ursa­chen anzu­ge­hen.
Syste­misch anzu­schauen, was eigent­lich die Wurzeln der Probleme sind. Diese Fragen werden sehr schnell poli­tisch – und davor schreckt Phil­an­thro­pie zurück. Statt­des­sen fokus­siert sie auf die Symptom­be­kämp­fung. Das ist immer noch ihr Haupt­tä­tig­keits­feld. Doch ist das eigent­lich Aufgabe von Regierungen. 

Aber ist Symptom­be­kämp­fung nicht die Stärke der Phil­an­thro­pie? Dort aktiv zu sein, wo Wirt­schaft und Staat es nicht schaffen?

RK: Diese Aussage baut auf dem Mythos auf, der Staat sei schlecht orga­ni­siert. Er wird von der Privat­wirt­schaft immer wieder gestreut, um irgend­wann Staats­auf­ga­ben in privat­wirt­schaft­li­che Hände zu über­füh­ren. Betrach­ten wir Symptom­be­kämp­fung bspw. im Bildungs­be­reich. Viele Stif­tun­gen beschäf­ti­gen sich mit den Proble­men, die Menschen am Über­gang von Schule zu Beruf haben. Aber das sollte die Regie­rung machen. 

ME: Diese Symptom­be­kämp­fung, diese Mangel­ver­wal­tung ist eigent­lich ein Skan­dal. Das ist wie mit den Lebens­mit­tel­ta­feln. Sie machen eine sehr wich­tige Arbeit. Aber in unse­rer wohl­ha­ben­den Gesell­schaft kann es doch nicht sein, dass wir Tafeln brau­chen, weil Menschen kein Geld haben, um essen kaufen zu können. Weshalb haben sie kein Geld?

«Ich würde eher von Rück­ver­tei­lung sprechen»


Marlene Engel­horn

Weshalb?

ME: Weil wir es ihnen wegge­nom­men haben – oder weil man es ihnen nie ausge­teilt hat. Und das geschieht, weil wir ein Verständ­nis davon haben, dass manche Arbei­ten quasi wert­los sind. Hier geht es um die Primär­ver­tei­lung von Ressour­cen, die schief­ge­gan­gen ist. Jetzt liegt das Kind im Brun­nen. Ich kann mein Beispiel nehmen. Ich werde viel Geld erben. Ich habe es nicht verdient. Woher kommt es? Wer hat es nicht bekom­men, damit ich es bekomme? Jene, die Geld haben, können sich schlecht fühlen und nichts tun oder ein gutes Gewis­sen kaufen. Oft geschieht dies über Stif­tun­gen. Für mich ist es logisch, dass ich es der Struk­tur zurück­gebe, der ich es verdanke, der Gesell­schaft. Steu­ern wären hilfreich.

Was ist der Vorteil von Steuern?

ME: Wenn wir schon die Vertei­lung nicht am Anfang hinbe­kom­men, so korri­gie­ren wir zumin­dest, was hinten raus­kommt. Aber diese Aufgabe gehört demo­kra­tisch gere­gelt. Das ist nicht Philanthropiearbeit. 

Was wäre deren Aufgabe?

ME: Sie sollte in die poli­ti­sche Akti­vi­tät gehen. Die Menschen mobi­li­sie­ren. Das ist Demo­kra­tie. Ich darf mitma­chen, ich bin sogar dazu aufge­for­dert. Phil­an­thro­pie sollte sie unter­stüt­zen. Die klei­nen Projekte in der Region. Es braucht Grassroots‑, Basis­be­we­gun­gen. Wir müssen nicht top-down aus Berlin erklä­ren, was im hinters­ten Winkel laufen soll. Wir sollen nicht die Symptome, die über­all aufschei­nen, mit Geld bewer­fen, bis wir sie nicht mehr sehen. Wir soll­ten keine Struk­tur erhal­ten, die so viel Macht bündelt, wie es in der Phil­an­thro­pie leider der Fall ist.

RK: Phil­an­thro­pi­sche Orga­ni­sa­tio­nen soll­ten sich mehr mit den Rech­ten von Minder­hei­ten ausein­an­der­set­zen. Sie können Grup­pen sicht­bar machen, die von den demo­kra­ti­schen Struk­tu­ren vernach­läs­sigt werden, weil sie so klein sind. Hier ist Phil­an­thro­pie wich­tig, als gesell­schaft­li­cher Regu­la­ti­ons­me­cha­nis­mus. Wir helfen Menschen, sich für ihre eige­nen Rechte einzu­set­zen. Diese Selbst­re­gu­lie­rung zu unter­stüt­zen, die in jeder Demo­kra­tie notwen­dig ist, das wäre eine Aufgabe für die Philanthropie.

Stif­tun­gen sollen sich poli­tisch einbringen? 

RK: Jede Stif­tung, die das nicht macht, ist es nicht wert, eine Stif­tung zu sein. Ich meine damit nicht partei­po­li­ti­sche Tages­po­li­tik. Aber ihre Ziele soll eine Stif­tung auch mit poli­ti­schen Mitteln umset­zen dürfen. Das ist essen­zi­ell. Jede Stif­tung, die sich nicht als poli­ti­scher Akteur versteht, lügt sich in die Tasche. Sie fördert einen bestimm­ten Zweck. Sie macht es aus einem bestimm­ten Grund. Das ist politisch. 

ME: Sobald eine Orga­ni­sa­tion eine gewisse Grösse erreicht hat, ist ihre Tätig­keit immer in einer gewis­sen Weise poli­tisch verknüpft. Viele machen dies über die Hinter­tür. Die Phil­an­thro­pie hat die Möglich­keit, diese gemein­nüt­zig zu orga­ni­sie­ren und Lobby­ar­beit in trans­pa­ren­tes­ter Art und Weise zu machen. Ich würde hinzu­fü­gen, dass die Arbeit von den Grass­roots­be­we­gun­gen gemacht wird. Sie haben die Ideen, die Projekte und die Menschen. Es fehlt das Geld. Stif­tun­gen sind Geld­au­to­ma­ten, aber nicht nur. Sie bieten Unter­stüt­zungs­leis­tun­gen, die über das Finan­zi­elle hinaus­ge­hen können, sie helfen beim Vernetzen. 

«Viel­leicht ist eine Commu­nity-Phil­an­thor­pie ein Ansatz.»


Romy Krämer

Also haben Stif­tun­gen eine Verteilerfunktion?

ME: Nur ist das System der Vertei­lung marode. Mein Lieb­lings­bei­spiel ist die Bezos-Stif­tung gegen den Klima­wan­del. Es ist herr­lich plaka­tiv. Die Stif­tung verfügt über zehn Milli­ar­den Dollar Stif­tungs­ka­pi­tal. Das Geld ist ange­legt. Am Finanz­markt. Gepark­tes Geld. Es ist weg von den Steu­ern. Es liegt da und gene­riert Rendite. Doch wo liegt es? Ist es in Amazon-Aktien ange­legt? In einem Konzern, der struk­tu­rell Menschen und Umwelt auf der ganzen Welt ausbeu­tet und vernich­tet? Mit dieser Rendite wird das Problem, das man mit den Anla­gen schafft, gelöst. Dieser Teufels­kreis ist fast schon so absurd, dass ich ihn komisch finde. Geld ist als Schmier­mit­tel zu verste­hen, das perma­nent erneu­ert werden und im Fluss blei­ben muss. Es sollte nicht abge­zweigt und in Sümp­fen geparkt werden. 

Seine Exfrau MacKen­zie Scott verfolgt einen neuen Ansatz des Spendens.

RK: Sie macht viele Sachen rich­tig, deren Mangel ich an der tradi­tio­nel­len Phil­an­thro­pie kriti­sie­ren würde, wie Lang­zeit­för­de­rung oder die Gelder nicht an Kondi­tio­nen zu knüp­fen. Man könnte sie als super Beispiel für eine neue Art von Phil­an­thro­pie sehen. Geht man jedoch etwas tiefer und betrach­tet die abso­lut intrans­pa­rente Entschei­dungs­fin­dung, dann zeigt sich eine Macht­kon­zen­tra­tion, die eigent­lich verbo­ten sein sollte. Die Phil­an­thro­pie sollte einen Selbst­re­gu­lie­rungs­pro­zess haben. Weil sie so viel Geld vergibt und das auch nicht schlecht macht, wird sie in den Medien gehypt. Die riesi­gen Beträge verblen­den. Das Geld kommt aus der von Amazon verur­sach­ten Ausbeu­tung und fliesst dann in Zwecke, über die von ihr und ihren Bera­tern entschie­den wird. Es ist ironisch, dass unter Umstän­den die Kinder eines Working-Poor-Amazon-Verteil­la­ger-Arbei­ters, dem es verbo­ten ist, eine Gewerk­schaft zu grün­den, phil­an­thro­pi­sche Bildungs- oder Gesund­heits­leis­tun­gen erhal­ten müssen, die von MacKen­zie Scott finan­ziert werden.

Ist es bei diesen Summen realis­tisch, dass sich die Phil­an­thro­pie aus sich heraus erneu­ern kann?

ME: Wir haben ein Geld­sys­tem. Aber wie wir damit umge­hen, ist nicht so selbst­ver­ständ­lich, wie wir meinen. Es ist offen­sicht­lich, dass das Geld auf eine Art verteilt wird, die mass­geb­lich schäd­lich ist für die Gesell­schaft, sonst hätten wir keine Working Poor. Das ist eine Kata­stro­phe. Es wird wohl immer eine Art von Ungleich­ver­tei­lung geben, aber die muss nicht hoch sein und kann durch Steu­ern korri­giert werden. Wir müssen uns fragen, ob die Vertei­lung intrans­pa­rent und die Vermö­gen in priva­ter Hand sein müssen, sodass wir von priva­tem Wohl­wol­len abhän­gig sind. Phil­an­thro­pie muss verste­hen, was ihre Rolle in der Vertei­lungs­frage ist.

Und die wäre?

ME: Ihr eigent­li­ches Ziel muss sein, auf die eigene Abschaf­fung hinzu­ar­bei­ten, hin zu zivil­ge­sell­schaft­li­chen Enga­ge­ments, die auf brei­ter Ebene funk­tio­nie­ren. In diesen wird trans­pa­rent mit öffent­li­chen Geldern umgegangen. 

Dann braucht es in einer idea­len Gesell­schaft keine Philanthropie?

ME: Was ist eine ideale Gesellschaft?

Eine Gesell­schaft, in der die Ungleich­hei­ten zumin­dest mini­miert wurden.

ME: Ist das dann ideal? Was die Frage beinhal­tet: Was ist unsere Utopie von gesell­schaft­li­chem Zusam­men­le­ben, regio­nal oder global? Worum geht es? Warum grup­pie­ren sich Menschen in diesen gros­sen Gesell­schaf­ten, in denen sie einan­der nicht mehr kennen und sich orga­ni­sie­ren müssen? Dafür braucht es ja dann Poli­tik und öffent­li­che Geld­ver­wal­tung. Diesen Fragen müssen wir uns stel­len und sie mit den Fragen verknüp­fen, woher das Geld kommt, wohin es gehen soll und wer das entschei­den darf. So können wir uns gemein­schaft­lich einer Utopie und dem, was wir dazu brau­chen, annähern.

RK: Das gute Leben für alle. Wie sieht das über­haupt aus? Wer kann dazu beitra­gen, auf welche Art und Weise? Viel­leicht ist eine Commu­nity-Phil­an­thro­pie ein Ansatz. 

Wie funk­tio­niert diese?

RK: Eine Commu­nity kommt zusam­men. Sie haben mehr, als sie brau­chen. Das werfen sie in einen Topf und bestim­men, was sie unter­stüt­zen wollen. Viel­leicht ist eine junge Person in der Commu­nity, die sich künst­le­risch betä­ti­gen will, und alle wollen sie mit einem Grund­ge­halt unter­stüt­zen. Es läuft über Bezie­hun­gen. Es ist trans­pa­rent. Dies würde dem Begriff der Phil­an­thro­pie näher kommen.

ME: Eine gute Freun­din hat den Begriff des idea­len phil­an­thro­pi­schen Gebens als Lager­feuer beschrie­ben. Man kommt zusam­men, bespricht sich, leis­tet Bezie­hungs­ar­beit, lässt die Ideen über Nacht wirken und am nächs­ten morgen – bild­lich gespro­chen – beginnt die gemein­same Arbeit. So gelingt es, das Ungleich­ge­wicht gemein­sam zu lösen. Wir müssen auch jenen, die Macht abge­ben und das nicht wollen, eine gesichts­wah­rende Möglich­keit bieten, die Macht ohne Bedeu­tungs­ver­lust abzu­ge­ben. Bedeu­tungs­ver­lust bringt Menschen dazu, sich an Macht zu klam­mern. Das hat mit Status zu tun. Wer bin ich in der Gesell­schaft? Wer sich nicht über seine Macht defi­nie­ren muss, dem fällt es nicht schwer, diese aufzugeben. 

RK: Es gibt verschie­dene Initia­ti­ven in der Phil­an­thro­pie, die darüber nach­den­ken, ob es nicht eine neue Bezeich­nung braucht, wenn man Phil­an­thro­pie anders machen will. Junge wollen viel­leicht anders spen­den als ihre Eltern. Sie wollen keine Stif­tung grün­den. Viel­leicht braucht es ein neues Wort, das bezeich­net, was an Umver­tei­lung passiert, aber das nicht so poli­tisch konno­tiert ist – oder viel­leicht sollte es das gerade sein.

ME: Ich würde eher von Rück­ver­tei­lung spre­chen statt Umverteilung.

RK: Es sind aber nicht nur die Jünge­ren. Es kommen immer mehr Impulse von Menschen, die in der Phil­an­thro­pie arbei­ten. Sie sehen, dass vieles schief­läuft. Sie suchen eine Commu­nity. Es läuft viel in Europa mit Parti­ci­pa­tory Grant­ma­king, dem Einbe­zug der betrof­fe­nen Commu­nity in die Verteil­ent­schei­dung, und Power Sharing, dem Teilen von Macht. Hier läuft viel. 

Wie offen erle­ben Sie die Phil­an­thro­pie für die neuen Ansät­zen? Schon der Name Guer­rilla Foun­da­tion dürfte provozieren?

RK: Das ist nur unser Marken­name. Wir durf­ten die Stif­tung in Deutsch­land nicht unter diesem Namen anmel­den. Der Rich­ter, der die Eintra­gung beim Handels­ge­richt vorneh­men sollte, lehnte dies ab. Er asso­zi­ierte ihn mit Gewalt. Dabei gibt es bereits andere Unter­neh­men bspw. im Marke­ting, die mit diesem Namen regis­triert sind. 

Und wie offen ist der Sektor?

RK: Wir erfah­ren mehr Zuspruch, als wir bedie­nen können. Das Inter­esse ist gross.

ME: Wenn ich sage, was ich mache, ist das Inter­esse riesig. Die Menschen sehen, da gibt es etwas, das funk­tio­niert. Es hat zum Teil auch eine Menta­li­tät dahin­ter, die ich schwie­rig finde: Gib mir die Antwort. Dann denke ich: Setze dich doch damit auseinander. 

RK: Aber es gibt eine kriti­sche Masse an Menschen, die in der Phil­an­thro­pie für Erneue­rung sorgen können. Deswe­gen habe ich auch die Hoff­nung, dass sich aus dem Sektor etwas ändern kann. Aber das Problem ist, dass die Entschei­dungs­macht oft an der falschen Stelle ist.

ME: Das ist ein wich­ti­ger Punkt. Es gibt ganz viele Menschen, die in diesen Stif­tun­gen die Stif­tungs­ar­beit machen. Diese sind meist regu­läre Ange­stellte. Und es gibt jene, die das Geld in eine Stif­tung geben und mit einem Aufsichts­rats­pos­ten die Entschei­dungs­ge­walt haben, aber weit weg sind. Hier geht es um Geld und Eigen­tum. Gebe ich Eigen­tum, muss ich eigent­lich auch die ganze Entschei­dungs­ge­walt abge­ben. Deswe­gen haben wir das auch mit Vertrags­ze­re­mo­nien ritua­li­siert. Das ist bei Geld nicht anders. Aber oft ist es mit einem Anspruch verbun­den. Ich gebe dir dieses Geld, aber mache damit das, so wie ich es will. Bei Stif­tun­gen ist es ähnlich. Sie geben Stif­tungs­geld für die Arbeit an eine Gruppe und dann wird ihnen noch mitge­teilt, wie sie es machen sollen. Deswe­gen soll­ten wir in der öffent­li­chen Debatte disku­tie­ren, was bedeu­tet eigent­lich Eigen­tum. In Deutsch­land ist es ganz klar: Eigen­tum verpflich­tet. Im Grund­ge­setz folgt der Satz, den ich so genial finde und der selten zitiert wird: Der Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allge­mein­heit dienen. Das bedeu­tet, das Geld soll im Fluss sein, es soll aktiv sein. 

RK: In diese Rich­tung spielt der Gedanke des Impact Measu­re­ment. Stif­tun­gen über­tra­gen quasi die Arbeit zu doku­men­tie­ren und zu messen zusätz­lich zum Geld dem Empfän­ger. Der Grund­ge­danke, dass man wissen will, wie viel Gutes man geschaf­fen hat, ist verständ­lich. Aber der Ansatz, der aus dem Entwick­lungs­sek­tor kommt, funk­tio­niert eigent­lich nur dort, wo die Phi-lanthro­pie nicht aktiv sein sollte. Will ich aber bspw. die Menschen befä­hi­gen, ihre Rechte einzu­for­dern, kann ich das nicht messen. Ich habe 5000 Menschen an einer Demons­tra­tion. Hat das mehr gebracht, als wenn 300 Menschen drei Wochen im Hunger­streik sind? Das kann ich nie messen. 

ME: Es zeigt einen rigi­den Kontroll­zwang der Mäch­ti­gen, rück­wir­kend zu kontrol­lie­ren, was passiert ist. 

Was wäre der bessere Ansatz?

RK: Es wäre inter­es­sant darüber nach­zu­den­ken, Grup­pen Geld zu geben, weil einen das über­zeugt, was sie bis jetzt erreicht haben und welche Werte und Ziele der Arbeit zugrunde liegen. Wenn die Förder­stra­te­gie sich auf die Menschen konzen­triert, die direkt von Proble­men betrof­fen sind, haben wir mit der Mittel­ver­gabe schon mal Geld umver­teilt. Wenn die Gruppe dann mit dem Geld zusätz­lich noch poli­tisch wirk­sam sein kann, super, dann freue ich mich. Dann bekomme ich noch etwas Zusätzliches! 

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