Am 18. Mai 2001 schlossen sich elf Stiftungen, grössere und kleinere, zum Verband der Schweizer Förderstiftungen zusammen. Die Gründung von SwissFoundations (SF) spiegelte die makroökonomische Situation und den Zeitgeist um die Jahrhundertwende.
Befeuert durch eine Börsenhausse erleb-te die Schweiz in den 90er Jahren eine ausgeprägte Welle von Stiftungsgründungen. Gleichzeitig verstärkte das junge Internet wachsende Trends wie Vernetzung unter seinesgleichen und Transparenz unter Gleichgesinnten. Förderstiftungen, lange unter den Fittichen von Banken und Kanzleien, mauserten sich zu einer Branche mit eigenem Profil.
Die Mitgliedstiftungen von SF verpflichteten sich untereinander zu einer Offenlegung ihrer Förderpolitik und ihrer Kennzahlen. So bildete sich bald ein Vertrauensraum, der wiederum den Austausch förderte. Konkrete Mehrwerte entstanden dank der Professionalisierung der Arbeitsweise bei den Stiftungen und durch Kooperationen unter den Stiftungen. Ob es um die gemeinsame Entwicklung von konkreten Arbeitsinstrumenten, um fördertechnische Weiterbildung oder um Wissensvermittlung in eigenen Publikationsorganen ging: Immer waren die Anspruchsgruppen der Stiftungen im Fokus (Gesuchstellerinnen, Geförderte etc.) Die Gemeinwohlorientierung von SF zeigt sich in Förderkooperationen, die Mitgliedstiftungen untereinander (und manchmal mit weiteren Förderinnen und Förderern) eingegangen sind. Das Start-up-Förderprogramm Venture Kick oder die Schweizerische Beratungsstelle für Künstlernachlässe sind Beispiele solcher strategischer Förderpartnerschaften, die ohne ein vereinsbasiertes Vertrauensverhältnis in dieser Form kaum zustande gekommen wären.
Früh entschied sich SF für eine ambitionierte Positionierung des Themas Förderstiftungswesen und behielt dabei die Szene ausserhalb des eigenen Mitglieder-
spektrums stets im Auge. Der Verband tat dies mit der Erarbeitung und Propagierung eines Verhaltenskodex für gute Stiftungsführung – der 2005 erstmals publizierte Swiss Foundation Code –, der Anfang Juni 2021 in seiner vierten Auflage erscheint. Dieser setzt international Massstäbe und hat ausserhalb der Schweiz schon viele Nachahmer gefunden. Es folgte die Initiative zur Gründung eines Universitätsinstituts für Stiftungen und Philanthropie, das 2008 als Center for Philanthropy Studies an der Universität Basel seine erfolgreiche Tätigkeit in Forschung, Lehre und Weiterbildung aufgenommen hat.
SF verdankt seine gestaltende Kraft nicht nur seinen präzisen Vorstellungen, seinem Einstehen für ideelle Werte oder seinem grossen Netzwerk, sondern auch seiner guten Mittelausstattung, welche Investitionen in Forschung und Entwicklung des Dritten Sektors erleichtert. Denn die Verbandsmitglieder entrichten vergleichsweise hohe Eintrittsgebühren und Jahresbeiträge. Und etliche Mitgliedstiftungen, die aufgrund ihrer Förderzwecke dazu in der Lage sind und sich zusätzlich engagieren wollen, schiessen weitere Mittel in gemeinnützige Kooperationsprojekte oder in die Branchenentwicklung ein.
Mittlerweise umfasst SF 194 Mitglieder in allen Landesteilen. Kumuliert geben diese jährlich mehr als eine Milliarde Förderfranken aus, wodurch der Verband für mehr als einen Drittel der gesamten jährlichen Ausschüttungen gemeinnütziger Stiftungen in der Schweiz steht. Mit diesen Mitteln privater Herkunft lässt sich ordentlich etwas bewegen.
Freilich wachsen auch bei SF die Bäume nicht in den Himmel. Der Organisationsgrad der Stiftungen über Mitgliedschaften bei SF und proFonds (der bereits 1990 gegründeten Dachverband gemeinnütziger Stiftungen und Vereine) liegt bei knapp vier Prozent – deutlich unter demjenigen etwa in Deutschland. Und bei der laufenden Stiftungsrechtsrevision (vor sieben langen Jahren angestossen durch die parlamentarische Initiative «Schweizer Stiftungsstand-
ort. Stärkung» des damaligen Ständerats Werner Luginbühl) erzielte das Lobbying der beiden Verbände für eine Modernisierung der Stiftungsgesetzgebung bisher bloss bescheidenste Zwischenresultate. Zu diesem Bild passt die sang- und klanglose Auflösung der parlamentarischen Gruppe Philanthropie und Stiftungswesen zu Beginn der laufenden Legislatur. Es bleibt im Schweizer Stiftungswesen Bedarf nach Bewegung.