Randy Mellaerts, Direktor der Impact Licensing Initiative, Bild zVg

Impact Licen­sing Initia­tive: Vom Schutz des geis­ti­gen Eigen­tums zum Einsatz für das gesell­schaft­li­che Wohl

Die Impact Licensing Initiative will, dass Technologie dem Wohl der Menschheit und des Planeten dient. Direktor Randy Mellaerts erklärt, wie der oder die Besitzer:in der Technologie mit Impact Licensing wirtschaftlichen Ertrag erwirtschaften und gesellschaftliche Wirkung erzielen kann.

Was ist das Ziel der Impact Licen­sing Initia­tive (ILI)?

Wir leben in Zeiten rasan­ter tech­no­lo­gi­scher ( R )Evolu­tio­nen. Die Heraus­for­de­rung besteht darin, diese Entwick­lun­gen so in Gemein­schaf­ten und die Gesell­schaft einzu­bet­ten, dass sie die Leben­dig­keit fördern. Sie soll den Menschen nicht auf Daten­punkte redu­zie­ren. Bei ILI wollen wir, dass die Tech­no­lo­gie der Mensch­heit und dem Plane­ten dient. Es geht nicht nur um den Einsatz von Tech­no­lo­gie. Es geht auch darum, neue Wege der Zusam­men­ar­beit zu schaf­fen, kolla­bo­ra­ti­ves Lernen zu fördern und zu über­den­ken, wie geis­tige Eigen­tums­rechte zum gesell­schaft­li­chen Wert beitragen.

Sie sagen, dass viele Tech­no­lo­gien, die eine nach­hal­tige Entwick­lung fördern würden, noch nicht ausrei­chend genutzt werden. Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Die Frage, die wir uns bei ILI stel­len, lautet: Wie können Tech­no­lo­gien zu florie­ren­den Gemein­schaf­ten und einem sich rege­ne­rie­ren­den Plane­ten beitra­gen? Nach­hal­tig­keit steht im Mittel­punkt unse­res Ansat­zes für die Ertei­lung von Geneh­mi­gun­gen. Es geht darum, Tech­no­lo­gie mit gesell­schaft­li­chem Wert in einer bewuss­ten, mess­ba­ren Weise zu verbinden. 

Wahre Wirkung entsteht, wenn Gemein­schaf­ten die Tech­no­lo­gie so gestal­ten, dass sie für sich selbst einen sinn­vol­len Wert schaffen.

Randy Mellaerts, Direk­tor der Impact Licen­sing Initiative

Nehmen Sie IKIC. Das Startup begann mit einer Kühl­tech­no­lo­gie, die ursprüng­lich von einem kommer­zi­el­len Unter­neh­men für passive Kühl­ket­ten im Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del entwi­ckelt worden war. ILI erkannte jedoch ein viel grös­se­res Poten­zial und begann, mit Part­nern zusam­men­zu­ar­bei­ten. Es wollte die Tech­no­lo­gie für Anwen­dun­gen im Gesund­heits­we­sen, insbe­son­dere in unter­ver­sorg­ten Regio­nen, anpas­sen. Dabei entdeck­ten wir einen weite­ren drin­gen­den Bedarf: Klein­bau­ern in Äthio­pien und Sene­gal hatten Probleme, weil sie keine geeig­ne­ten Kühl­räume hatten, um ihre Milch frisch zu halten. Ohne die Kühl­räume konn­ten sie keine fairen Preise erzie­len. Es nicht nur um Tech­no­lo­gie. Die loka­len Bedürf­nisse galt es zu verste­hen und gemein­sam mass­ge­schnei­derte Lösun­gen zu entwi­ckeln. Die Kern­tech­no­lo­gie war ein Wegbe­rei­ter. Aber es waren weitere Inno­va­tio­nen erfor­der­lich, um die Lücken zu schlies­sen. Und das erfor­dert Geduld, Risi­ko­be­reit­schaft und echte mensch­li­che Bezie­hun­gen. Wahre Wirkung entsteht, wenn Gemein­schaf­ten die Tech­no­lo­gie so gestal­ten, dass sie für sich selbst einen sinn­vol­len Wert schaffen.

Sie ermu­ti­gen die Inha­ber von Tech­no­lo­gien, sich an Impact Licen­sing zu betei­li­gen. Wie funk­tio­niert das?

Aus der Sicht eines Tech­no­lo­gie­in­ha­bers ist Impact Licen­sing ein inno­va­ti­ver Weg, um aus geis­ti­gem Eigen­tum Wert zu schöp­fen. Dabei stellt er ein Gleich­ge­wicht zwischen wirt­schaft­li­chem Ertrag und gesell­schaft­li­cher Wirkung her. Es ist wich­tig zu erwäh­nen, dass wir den Begriff Tech­no­lo­gie breit verste­hen. Sie umfasst nicht nur Patente, sondern auch Metho­den, Daten und Ansätze, die ein beson­de­res Know-how erfor­dern. Sehr oft sind sich Orga­ni­sa­tio­nen wie Unter­neh­men oder Stif­tun­gen nicht bewusst, welches Poten­zial sie in dieser Hinsicht haben. Eine Impact-Lizenz ist eine zeit­lich begrenzte Geneh­mi­gung, die es dem Eigen­tü­mer einer Tech­no­lo­gie erlaubt, geis­ti­ges Eigen­tum (sei es ein Produkt, eine Dienst­leis­tung oder ein Verfah­ren) auf einem bestimm­ten Markt für einen bestimm­ten gesell­schaft­li­chen Zweck einzu­füh­ren. Es handelt sich dabei um einen hybri­den Ansatz für geis­ti­ges Eigen­tum. Es ist nicht voll­stän­dig öffent­lich zugäng­lich, aber auch nicht in konven­tio­nelle Eigen­tums­mo­delle eingebunden. 

So wie Impact Inves­t­ing einen Raum zwischen tradi­tio­nel­ler Finan­zie­rung und Phil­an­thro­pie geschaf­fen hat, bewegt sich Impact Licen­sing zwischen konven­tio­nel­ler Lizen­zie­rung und Zwangslizenzierung. 

Randy Mellaerts

So wie Impact Inves­t­ing einen Raum zwischen tradi­tio­nel­ler Finan­zie­rung und Phil­an­thro­pie geschaf­fen hat, bewegt sich Impact Licen­sing zwischen konven­tio­nel­ler Lizen­zie­rung und Zwangs­li­zen­zie­rung. Sie ermög­licht es Unter­neh­men, mit Tech­no­lo­gien gezielt zu arbei­ten und sicher­zu­stel­len, dass sie auf echte Bedürf­nisse einge­hen, einen gesell­schaft­li­chen Wert schaf­fen und eine gerechte Rendite erzie­len. Damit Impact Licen­sing erfolg­reich ist, braucht es die rich­ti­gen Part­ner­schaf­ten und mensch­li­chen Bezie­hun­gen. Das ist in unse­rem Ethos bei ILI veran­kert. Nicht nur die Inha­ber von Tech­no­lo­gien sollen unter­stützt werden, sondern auch der Lizen­zie­rungs­an­satz mitge­stal­tet und die für das Funk­tio­nie­ren notwen­di­gen Koope­ra­tio­nen etablie­ren werden. Das ILI verfügt auch über einen eige­nen Impact Invest­ment Fund. Es arbei­tet mit einer Mischung aus Finanz­strö­men, um das Scree­ning von Tech­no­lo­gien zu unter­stüt­zen, Part­ner­schaf­ten für das Gemein­wohl zu schaf­fen und spar­same Inno­va­tio­nen zu fördern, während es gleich­zei­tig eine Lern­ge­mein­schaft aufbaut. 

Wie defi­niert und trennt man soziale Märkte von kommer­zi­el­len Märkten?

Die Verein­ba­rung über die Lizen­zie­rung von Auswir­kun­gen ist hier der Schlüs­sel. Sie legt einen klaren Zweck für die Tech­no­lo­gie fest. Und sie beschreibt die beab­sich­tig­ten Ergeb­nisse und Auswir­kun­gen. Ausser­dem wird der Umfang der sozia­len Märkte durch die Angabe von geogra­fi­schen Regio­nen, Ziel­grup­pen und Nutzungs­kon­tex­ten defi­niert. Um die Rechen­schafts­pflicht zu gewähr­leis­ten, enthält es mess­bare Schlüs­sel­in­di­ka­to­ren, welche die Wirk­sam­keit der Tech­no­lo­gie in diesen Berei­chen bewer­ten. Es ist ein struk­tu­rier­ter und doch flexi­bler Ansatz. Impact Licen­sing wird im Rahmen und als Ergeb­nis eines Co-Design-Prozes­ses sinn­voll, der alle Inter­es­sen­grup­pen einbe­zieht und mehrere Dimen­sio­nen inte­griert, darun­ter geis­ti­ges Eigen­tum, Wert­schöp­fung und Social Busi­ness Mode­ling. In vielen Fällen nutzen wir Social-Fran­chi­sing-Modelle, um die Wirkung zu skalie­ren und dabei den ange­streb­ten gesell­schaft­li­chen Zweck nicht aus den Augen zu verlie­ren. Die Verein­ba­rung umfasst auch Mecha­nis­men zur Inte­gra­tion von Erfah­run­gen, sowohl aus tech­ni­scher als auch aus gesell­schaft­li­cher Sicht. Auf diese Weise können wir die Einbet­tung der Tech­no­lo­gie in die Gemein­schaf­ten und die Wert­schöp­fung konti­nu­ier­lich anpas­sen und verfeinern.

Können Sie Beispiele erfolg­rei­cher Projekte nennen?

Ja, eine ganze Reihe! Das ILI ist in den Berei­chen Gesund­heit, saubere Ener­gie, nach­hal­tige Land­wirt­schaft, Bildung und KI tätig. Ein weite­res Unter­neh­men ist COOSHA. Es entwi­ckelt Lösun­gen für erneu­er­ba­ren Wasser­stoff. Ihre Tech­no­lo­gie erzeugt Wasser­stoff aus Luft und Sonnen­licht und ermög­licht es Haus­hal­ten, mit Wasser­stoff als Ener­gie­quelle zu kochen, und zwar auf gesunde, erschwing­li­che und umwelt­freund­li­che Weise. Auch zu nennen ist READ. Diese Orga­ni­sa­tion behebt die Nicht­ein­hal­tung von Medi­ka­tio­nen mit Hilfe von intel­li­gen­ten Low-Tech-Gesund­heits­rat­ge­bern. Durch ihre Platt­form verbes­sert sie die Gesund­heits­kom­pe­tenz, die Über­wa­chung und die Thera­pie­treue. Auf diese Weise hilft sie, ein gros­ses globa­les Gesund­heits­pro­blem anzugehen. 

Sie verbin­det hand­werk­li­ches Können mit Technologie.

Randy Mellaerts

Als letz­tes Beispiel möchte ich die Future Foot­wear Foun­da­tion nennen. Die gemein­nüt­zige Orga­ni­sa­tion arbei­tet mit indi­ge­nen Gemein­schaf­ten zusam­men. Sie enga­giert sich, um das tradi­tio­nelle Wissen über die Schuh­her­stel­lung zu bewah­ren. Gleich­zei­tig soll die moderne Forschung über die mensch­li­che Bewe­gung inte­griert werden. Sie verbin­det hand­werk­li­ches Können mit Tech­no­lo­gie, um auf nach­hal­tige Weise Inno­va­tio­nen zu schaf­fen. Jedes dieser Projekte zeigt, wie Impact Licen­sing greif­bare Verän­de­run­gen herbei­füh­ren kann, indem es Lösun­gen skaliert und gleich­zei­tig seinen sozia­len Auftrag erfüllt. In all diesen Beispie­len über­nimmt das ILI die Rolle des Vermitt­lers und erleich­tert den Start der zweck­ori­en­tier­ten Orga­ni­sa­tio­nen mit einer klaren Ziel­vor­gabe. ILI stellt auch sicher, dass diese Zweck­bin­dung durch recht­li­che Mecha­nis­men durch­setz­bar ist.

Wie messen Sie die Auswir­kun­gen dieser Projekte?

Die Verein­ba­rung über die Wirkungs­li­zenz spielt hier eine entschei­dende Rolle. Er umfasst Quali­täts­über­wa­chung, Mass­nah­men zur Rechen­schafts­pflicht und Schutz­mass­nah­men, um sicher­zu­stel­len, dass die Tech­no­lo­gie wie vorge­se­hen genutzt wird. Wenn ein geis­ti­ges Eigen­tum nicht effek­tiv einge­setzt wird oder von seinem gesell­schaft­li­chen Zweck abweicht, kann die Lizenz wider­ru­fen werden. Aber die Messung der Auswir­kun­gen ist mehr als das Abha­ken von vorde­fi­nier­ten KPIs. Es geht um kolla­bo­ra­ti­ves Lernen. Wir brin­gen alle Betei­lig­ten an einen Tisch –Tech­no­lo­gie­in­ha­ber, Inves­to­ren und Prak­ti­ker vor Ort –, um einen konti­nu­ier­li­chen Prozess der Bewer­tung und Anpas­sung einzu­lei­ten. Anstatt nur Zahlen zu verfol­gen, konzen­trie­ren wir uns darauf, Metho­den zu verfei­nern und Annah­men durch eine trans­dis­zi­pli­näre Denk­weise zu hinter­fra­gen. Unab­hän­gige Bewer­tun­gen durch Dritte, bspw. durch in diesem Bereich tätige Wissens­in­sti­tute, tragen zur Glaub­wür­dig­keit bei. 

Letzt­end­lich wollen wir die Notwen­dig­keit gesell­schaft­li­cher Wirkung mit der Möglich­keit konti­nu­ier­li­cher Inno­va­tion verbinden. 

Randy Mellaerts

Es geht auch darum, eine Kultur des Lernens zu schaf­fen. Letzt­end­lich wollen wir die Notwen­dig­keit gesell­schaft­li­cher Wirkung mit der Möglich­keit konti­nu­ier­li­cher Inno­va­tion verbin­den. Deshalb inte­grie­ren wir die Wirkungs­mes­sung in unsere Part­ner­schaf­ten und Social-Fran­chi­sing-Modelle. Es nicht nur um das Abha­ken von Käst­chen. Der lang­fris­tige Erfolg soll gesi­chert werden, indem wir ihm sozu­sa­gen eine evolu­tio­näre Flexi­bi­li­tät verleihen.

Wie können sich Orga­ni­sa­tio­nen, die solche Tech­no­lo­gien nutzen wollen, einbringen?

Spre­chen Sie uns an! Die Diskus­sion um geis­ti­ges Eigen­tum entwi­ckelt sich weiter: vom Schutz zum Einsatz für das gesell­schaft­li­che Wohl. Die Schweiz, die im Inno­va­ti­ons­in­dex des EPA (Euro­päi­sches Patent­amt) an erster Stelle steht, hat die Möglich­keit, zu diesem Wandel beizu­tra­gen. Das ILI rich­tet in ganz Europa Clea­ring­stel­len ein und will dies auch in der Schweiz tun. Wir konzen­trie­ren uns auf Länder mit nied­ri­gem und mitt­le­rem Einkom­men und arbei­ten an globa­len Initia­ti­ven mit, bei denen Impact Licen­sing einen Mehr­wert schafft. Durch unser euro­päi­sches Projekt bauen wir eine Commu­nity of Prac­tice auf und laden Tech­no­lo­gie­in­ha­ber, Stif­tun­gen, gemein­nüt­zige Orga­ni­sa­tio­nen, Phil­an­thro­pen und Impact-Inves­to­ren ein, zu erkun­den, wie sie sich der Bewe­gung anschlies­sen können. Es bietet eine einzig­ar­tige Gele­gen­heit, den System­wan­del gemein­sam voranzutreiben.


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