Die Bundesinitiative Impact Investing (BIII) hat 2022 ihre zweite Marktstudie zum Stand von Impact Investing in Deutschland durchgeführt. Im Jahr 2020 zeigte die erste Studie ein Volumen der Impact Investments in Deutschland von rund 6,5 Milliarden Euro. 2022 betrug das durch die Teilnehmenden der zweiten BIII-Marktstudie selbst deklarierte Volumen schon knapp 39 Milliarden Euro. Der Impact-Investing-Markt in Deutschland kann für die letzten Jahre also einen grossen Zuwachs an Investoren und Volumina vermelden. Der Anstieg ist unter anderem auf eine breitere Akzeptanz und Integration von Impact Investing in verschiedenen Anlageklassen zurückzuführen. Die Befragung hat zudem gezeigt, dass konventionelle Assets – eingeschlossen Assets mit ESG-Bezug – immer noch über 90 Prozent des gesamten Investitionsvolumens der befragten Akteure ausmachen.
Marktübliche Renditen
Über alle Gruppen hinweg möchten 65 Prozent der Teilnehmenden mit ihren Impact Investments mindestens marktübliche Renditen erzielen, nur 16 Prozent geben sich mit tieferen Renditen zufrieden. Dass Impact Investments mit marktüblichen Renditen keine Utopie sind, haben verschiedene Erhebungen aufgezeigt: Die finanziellen Erwartungen wurden bei einer Mehrheit der Impact-Investoren erfüllt. Bei den verschiedenen Akteuren zeigen sich aber tendenzielle Unterschiede. Auch wenn die Mehrheit über alle Gruppen hinweg marktübliche Renditen erwartet, tendieren 19 Prozent der Gruppierung Asset Manager zu höheren Renditen, während 18 Prozent der Asset Owner, 28 Prozent der kleineren Impact- Investoren sowie 19 Prozent der Privatanleger mehr Bereitschaft zeigen, auch tiefere Renditen zu akzeptieren. Dies ist auch damit erklärbar, dass sich unter der Gruppierung Asset Owner viele Stiftungen und Family Offices finden, bei welchen neben rein finanziellen Anreizen der Investments auch philanthropische Aspekte eine Rolle spielen können.
«Das Chapter Schweiz des BIII befindet sich aktuell in der Entwicklungsphase.»
BIII-Geschäftsführerin Susanne Bregy
Es muss festgehalten werden, dass heute alle Beträge, die im Zusammenhang mit Impact Investing genannt werden, interpretiert werden müssen. Eines der grössten Mankos der Branche stellt die fehlende Standardisierung im Bereich Impact-Messung und ‑Management (IMM) dar. Die Autor:innen der Studie schreiben dazu: «Es gibt verschiedene Ansätze, nach denen Impact-Investoren realwirtschaftliche Veränderungen messen und managen können. Allerdings hat sich noch kein einheitlicher Standard gebildet und in der Praxis werden unterschiedliche Mess- und Management-Tools verwendet.» Auch wenn die Mehrheit der Teilnehmenden angibt, eine auf Wirkungsziele ausgerichtete Investmentstrategie zu verfolgen, berücksichtigen weniger als die Hälfte die Wirkung ihrer Investments über den gesamten Investmentprozess hinweg – und jede achte der befragten Parteien gab an, die Wirkung ihrer Investments gar nicht zu messen. Aber «ohne ein gutes Monitoring bleibt ungewiss, ob realwirtschaftliche Veränderungen tatsächlich eingetreten sind», schreiben die Studienautor:innen.
Der Impact muss messbar sein
Aufgrund der Uneinheitlichkeit bei der Bewertung und Dokumentation von Impact schauten sich die Autor:innen der Marktstudie die von den Teilnehmenden rapportierten 38,9 Milliarden Euro genauer an und klassifizierten sie anhand der vorhandenen Informationen in wirkungseffektive Investitionen, bei denen der Impact klar messbar ist, und in wirkungskompatible Investments, die durch ihr spezifisches Nachhaltigkeitsziel ebenfalls eine realwirtschaftliche Wirkung erzeugen, die aber sehr viel schwieriger quantifizierbar ist. Die Studie kommt zum Schluss, dass nur 32 Prozent der von den Teilnehmenden deklarierten Impact Assets einer der beiden Kategorien zugeordnet werden können. Nach diesen Berechnungen beträgt das Volumen der wirkungseffektiven Investitionen noch knapp zehn Milliarden Euro. Die Autor:innen stellen klar: «Dieses Ergebnis besagt nicht, dass es sich bei den verbleibenden 68 Prozent um Assets ohne Impact-Bezug handelt.» Vielmehr sind die uneinheitliche Datenerfassung und fehlende Standards der Grund, dass keine Klassifizierung vorgenommen werden konnte.
«Ohne ein gutes Monitoring bleibt ungewiss, ob realwirtschaftliche Veränderungen tatsächlich eingetreten sind.»
Zweite BIII-Marktstudie
Ein Markt mit viel Potenzial
Diese Heterogenität schmälert auch die Attraktivität von Impact Investing, eine klare Abgrenzung gegenüber anderen nachhaltigen Investitionsansätzen ist notwendig. Klare Rahmenbedingungen haben neben den vielen positiven Aspekten aber auch eine Kehrseite: «Es besteht die Gefahr, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen überkomplex, zu spezifisch und dadurch nicht praktikabel am Markt sind.» Impact Investment hat das Potenzial, einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der globalen Herausforderungen zu leisten, indem es zu einer nachhaltigen Transformation der Realwirtschaft beiträgt. «Sollten sich die prognostizierten Fortschritte des Impact Investing in der nahen Zukunft bewahrheiten, sieht die grosse Mehrheit der Teilnehmenden die Chance, dass Impact Investing in den kommenden drei Jahren zu einem bedeutenden Marktsegment aufsteigt», schliesst die Marktstudie.
BIII-Expansion in die Schweiz
Um eine effektive Koordination der Aktivitäten auf lokaler Ebene sicherzustellen, hat die Bundesinitiative Impact Investing ein Netzwerk regionaler Chapter etabliert. Neben fünf in Deutschland besteht auch ein Chapter Österreich und die Expansion in die Schweiz – das letzte Bauteil, um als DACH-Organisation fungieren zu können – ist in Planung. «Das Chapter Schweiz befindet sich aktuell in der Entwicklungsphase, in der wir die Grundsteine für die zukünftige Struktur ausarbeiten», sagt die BIII-Geschäftsführerin Susanne Bregy und führt weiter aus: «Die Schweiz als führender Finanzplatz spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Impact Investing, da auch der Schweizer Kapitalmarkt diesem Bereich stetig mehr Bedeutung beimisst.»