Axel Roduit, Verantwortlicher Migros-Kulturprozent, Migros Genève, Bild: Olivier Lovey

Ideen­wett­be­werb: Das Thema Viel­falt findet vor allem im Sozia­len Anklang

Ab sofort kann die Bevölkerung beim Ideenwettbewerb «Vielfältige Schweiz» des Migros-Kulturprozent abstimmen. Aus 25 Projekten, welche die Jury zur Auswahl stellt, gilt es jene 15 auszuwählen, die je mit 10'000 bis 50'000 Franken gefördert werden sollen. Axel Roduit, Verantwortlicher Migros-Kulturprozent Migros Genève, spricht über die Arbeit der Jury und was die eingereichten Projekte über die Vielfalt aussagen.

Als Mitglied der Jury für den Ideen­wett­be­werb der #viel­falts­in­itia­tive haben Sie die 25 Projekte für das Publi­kums­vo­ting mitaus­ge­wählt. War für die Jury eindeu­tig klar, welche Projekte es sein werden?

Die Diskus­sio­nen waren respekt­voll aber ebenso sehr enga­giert und tief­grün­dig. Diese Quali­tät und Inten­si­tät des Dialogs war notwen­dig. Denn die Jury war bestrebt, die besten Projekte zu unter­stüt­zen und gleich­zei­tig eine Auswahl zu tref­fen, welche die Themen, Sprach­re­gio­nen, Stadt- und Land­re­gio­nen glei­cher­mas­sen reprä­sen­tie­ren. Der Austausch war spannend.

Wie viele Projekte sind insge­samt eingegangen?

164 Projekte sind auf die Ausschrei­bung eingegangen.

Wie waren die Landes­teile unter den Gesu­chen vertreten?

Wir erhiel­ten einen etwas gerin­ge­ren Anteil an Einsen­dun­gen aus dem Tessin und der Roman­die im Vergleich zu den deutsch­spra­chi­gen. Bei glei­cher Quali­tät der Projekte konnte die Jury nach Diskus­sion und im Konsens die Auswahl ausglei­chen bei den Vorschlä­gen, die dem Publi­kum zur Abstim­mung vorge­legt wurden.

Erken­nen Sie Unter­schiede, wie das Thema Viel­falt in der Roman­die oder der Deutsch­schweiz verstan­den wird?

Nicht wirk­lich. Von den 164 Anträ­gen betref­fen 130 soziale Themen und 34 die Kultur. Die Anteile unter diesen Berei­chen sind in jeder Sprach­re­gion gleich. Es bestehen also keine gros­sen Unter­schiede zwischen den Sprachregionen.

Viel­falt wird in der Stadt anders gelebt als auf dem Land. 

Axel Roduit, Verant­wort­li­cher Migros-Kultur­pro­zent, Migros Genève

Zwei Dinge lassen sich jedoch festel­len: Das Thema Viel­falt war vor allem ein Thema, das im sozia­len Bereich Anklang fand. Ein grös­sere Anteil der Vorschläge nahmen diese Themen auf. Ein Unter­schied, der hervor­ge­ho­ben werden sollte, ist die Art der Projekte, die in sehr städ­ti­schen oder in eher länd­li­chen Kontex­ten vorge­schla­gen wurden. Viel­falt wird in der Stadt anders gelebt als auf dem Land. Heraus­for­de­run­gen werden nicht auf die glei­che Art und Weise ange­gan­gen, egal ob es beispiels­weise um Herkunft, Alter oder sexu­elle Orien­tie­rung geht, wenn man sich in einer Stadt oder in einer eher länd­li­chen Gemeinde befin­det. Das ist eines der hervor­ste­chen­den Merk­male der Viel­falt in der Schweiz. Dieses Stadt-Land-Verhält­nis stellt man sich viel­leicht immer ein wenig flies­sen­der vor.

Sie haben die Projekte geprüft. Gibt es ein Rezept, wodurch erfolg­rei­che Projekte überzeugen?

Nein, es gibt kein Rezept! Einmal ist es die Rele­vanz, das Thema zu behan­deln, die über­zeugt, ein ander­mal die Origi­na­li­tät des Projekts, die sehr starke Glaub­wür­dig­keit der Betei­lig­ten oder die Bedeu­tung in einem bestimm­ten Kontext, zu diesem bestimm­ten Zeit­punkt. Das ist letzt­lich ziem­lich beruhigend!

Für den Wett­be­werb konn­ten die Teil­neh­men­den ihre Gesu­che über das Online-Gesuch­s­por­tal einrei­chen. Halten sich Aufwand für die Orga­ni­sa­tio­nen und gefor­derte Quali­tät die Waage oder sehen Sie noch Optimierungspotenzial?

Die Zugangs­schwelle wurde absicht­lich so nied­rig ange­setzt, um eine möglichst grosse Viel­falt an Projekt­rei­fe­gra­den zu gewähr­leis­ten! Die Jury war immer sehr darauf bedacht, auch klei­nere Projekte oder Projekte, die weni­ger «normiert» präsen­tiert wurden als jene von Orga­ni­sa­tio­nen mit profes­sio­nel­len Fund­rai­sern, ange­mes­sen und fair zu berücksichtigen.

Gibt es Themen oder Projekt­ar­ten, die bei den einge­reich­ten Projek­ten unter­ver­tre­ten waren, wo Sie noch Poten­zial sehen für eine noch grös­sere Vielfalt?

Die über­wie­gende Mehr­heit der Projekte setzte auf Schlüs­sel­per­so­nen, um den Zugang zu ihren Ange­bo­ten für bestimmte Ziel­grup­pen zu stär­ken. Das Ange­bot wird in der Regel mit den Begüns­tig­ten auf glei­cher Augen­höhe gestal­tet und die Bedürf­nisse können geäus­sert werden.

Ich sehe jedoch noch Poten­zial, die Viel­falt in den Struk­tu­ren (Direk­tio­nen, Ausschüsse usw.) und Projekt­teams zu verbes­sern, um sie inklu­si­ver zu gestalten. 

Axel Roduit

Ich sehe jedoch noch Poten­zial, die Viel­falt in den Struk­tu­ren (Direk­tio­nen, Ausschüsse usw.) und Projekt­teams zu verbes­sern, um sie inklu­si­ver zu gestal­ten. Auch wenn wir in letz­ter Zeit Rück­schritte bei der Unter­neh­mens­po­li­tik im Bereich Viel­falt und Inklu­sion beob­ach­ten konn­ten, ist es umfas­send doku­men­tiert, dass viel­fäl­ti­gere und inklu­si­vere Teams wirkungs­vol­lere Mass­nah­men hervor­brin­gen! Dies muss ein star­kes Ziel im gemein­nüt­zi­gen Bereich bleiben.

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