Gut inves­tiert

Messbarkeit ist im Impact Investing die grosse Herausforderung. Für welche Themen, Organisationen und Ziele eignet sich das Instrument?

Es ist mehr als nur eine Form des Inves­tie­rens. Impact Inves­t­ing stellt den tradi­tio­nel­len Einweg­geld­fluss der Phil­an­thro­pie in Frage. Es bricht das Selbst­ver­ständ­nis auf, was Förde­rung ist und wie sie sich von der Kapi­tal­an­lage abgrenzt. Diese Frage beschäf­tigt den Sektor. Neue Möglich­kei­ten stel­len Bewähr­tes in Frage. 

«Das Phäno­men des Impact Inves­t­ing hilft, vieles in der klas­si­schen Phil­an­thro­pie auf den Prüf­stand zu stel­len», sagt Maxi­mi­lian Martin, Global Head of Phil­an­thropy bei der Lombard Odier Gruppe, Gene­ral­se­kre­tär der Fonda­tion Lombard Odier und Vorstands­mit­glied von Swiss­Foun­da­ti­ons. Die Phil­an­thro­pie erhält ein neues Instru­ment, um gesell­schaft­li­che Probleme anzugehen. 

Mit dem Markt­an­satz entwi­ckelt sich in der Phil­an­thro­pie ein gewich­ti­ger Gegen­pol zur À‑fonds-perdu-Phil­an­thro­pie. Er ersetzt diese nicht. Viel­mehr ergänzt er sie und kann ihre Wirkung verstär­ken. Martin ist über­zeugt, dass die Bedeu­tung der tradi­tio­nel­len Förde­rung für gewisse Themen blei­ben wird. Menschen werden sich weiter­hin mit ihrer Persön­lich­keit und ihren Mitteln enga­gie­ren wollen. Markt­an­sätze brin­gen aber neue Impulse. Denn für die Lösung der aktu­el­len gesell­schaft­li­chen und ökolo­gi­schen Heraus­for­de­run­gen reichen die bestehen­den Ansätze nicht voll­um­fäng­lich aus. «Darum gestal­ten wir jetzt den nächs­ten Schritt, so wie unsere Vorfah­ren das seit 300’000 Jahren getan haben», sagt er und fügt an: «Wich­tig ist es, sowohl Phil­an­thro­pie als auch Impact Inves­t­ing dort zu betrei­ben, wo der entspre­chende Ansatz am sinn­volls­ten ist.»

Neue Impulse

Impact Inves­t­ing fordert den Phil­an­thro­pie-Sektor auch, weil dieser keinen Exklu­siv­an­spruch auf den Ansatz hat. Dass Impact Inves­t­ing von einer Viel­falt von Orga­ni­sa­tio­nen auch ausser­halb des Sektors betrie­ben wird, führt laut Georg von Schnur­bein, Profes­sor am Center for Phil­an­thropy Studies CEPS an der Univer­si­tät Basel, dazu, dass gewisse Gelder, die früher in die Phil­an­thro­pie flos­sen, heute über andere Kanäle und Produkte zum Errei­chen von nach­hal­ti­gen oder gesell­schaft­li­chen Zielen beitragen. 

Für die Förder­tä­tig­keit von Stif­tun­gen bedeu­tet dies Konkur­renz. Gründe für diese Entwick­lung sieht er verschie­dene. Er nennt die starke Regu­lie­rung im ameri­ka­ni­schen Stif­tungs­sek­tor, die es attrak­tiv macht, das Geld auf andere Weise für die gewünsch­ten Zwecke einzu­set­zen. Und auch die Finanz­krise habe Impact Inves­t­ing einen Schub verlie­hen, so von Schnur­bein. Weil mit Anla­gen zu dieser Zeit nichts zu verdie­nen war – jeden­falls nicht ohne Risiko –, sahen Anleger:innen verstärkt einen Sinn, mit dem Geld wenigs­tens eine posi­tive Wirkung für die Gesell­schaft zu erzielen.

Eigene Vorstel­lung

Die junge Gene­ra­tion gelangt zuneh­mend in die Verant­wor­tung von gros­sen Vermö­gen. Dass sie nach eige­nen Vorstel­lun­gen mit diesen Geldern umgeht, ist ein zusätz­li­cher Trei­ber für die Entwick­lung. Für diese jungen Investor:innen ist Impact Inves­t­ing ausser­halb des Stif­tungs­sek­tors eine inter­es­sante Option. Sie können damit eine nach­hal­tige oder soziale Wirkung nach ihren Vorstel­lun­gen erzie­len. Gleich­zei­tig ist das Geld nicht defi­ni­tiv inves­tiert. Zu einem späte­ren Zeit­punkt können sie es wieder anders einset­zen. Georg von Schnur­bein sagt: «Das Poten­zial von Impact Inves­t­ing ist viel grös­ser als ‹nur› die Gelder, die früher in Stif­tun­gen geflos­sen sind». Er erach­tet es als sehr wahr­schein­lich, dass künf­tig private Gelder verstärkt für allge­meine, gemein­nüt­zige Inter­es­sen und das Gemein­wohl inves­tiert werden. Die Gesell­schaft profi­tiere, so von Schnur­bein, denn dass für soziale und nach­hal­tige Anlie­gen mehr Gelder zur Verfü­gung stehen, sei insbe­son­dere für die Projekt­trä­ger posi­tiv. Für sie bietet sich eine neue Möglich­keit, Gelder zu erhalten.

Umden­ken ist gefragt

Doch ein Selbst­läu­fer ist das nicht. Die Projekt­trä­ger müssen umden­ken. «Gerade die klas­sisch spen­den­ba­sier­ten Non-Profit-Orga­ni­sa­tio­nen in der Schweiz und in Europa haben noch einen langen Weg vor sich», sagt er. Sie müssen sich jetzt so aufstel­len, dass sie über­haupt für Impact Inves­t­ing in Frage kommen. Projekte müssen klar abgrenz­bar sein, um aufzu­zei­gen, was die Geld­rück­fluss­mög­lich­kei­ten sind. «Schaf­fen sie dies nicht, gehen diese Gelder an ihnen vorbei», sagt von Schnur­bein. In der Entwick­lungs­zu­sam­men­ar­beit und in ande­ren Ländern sei man weiter. Hier fliesst denn auch schon viel Geld. Grund­sätz­lich sieht es Georg von Schnur­bein posi­tiv, dass mit Impact Inves­t­ing neue private Gelder inves­tiert werden. Dabei geht es nicht nur um den finan­zi­el­len Aspekt. Wenn verschie­dene Akteure mit Impact Inves­t­ing Wirkung erzie­len, befruchte das insge­samt den Sektor, ist er über­zeugt. Es gibt neue Impulse. Als konkre­tes Beispiel nennt er den Global Health Invest­ment Fund. Dieser inves­tiert in gemein­nüt­zige Projekte ebenso wie in Start-ups im Bereich von Public Health. Die Bill & Melinda Gates Foun­da­tion über­nimmt 50 Prozent aller Verluste des Funds. Für andere Inves­to­ren redu­ziert diese Absi­che­rung das Risiko und die Schwelle sinkt, einzusteigen.

Etablier­tes Instrument

Das Thema Impact Inves­t­ing ist längst kein Nischen­thema mehr. Es hat sich etabliert. «Vor eini­gen Jahren frag­ten sich noch viele, ob wirk­lich neue Modelle zur Förde­rung einer stär­ke­ren Zusam­men­ar­beit zwischen Impact-Inves­to­ren und huma­ni­tä­ren Helfen­den vor Ort erfor­der­lich seien», sagt Maxi­mi­lian Martin und stellt fest, dass wir heute weiter sind. «Die Einschät­zung, dass Wirkungs­in­ves­ti­tio­nen entschei­dend dazu beitra­gen können, Chan­cen in fragi­len Umge­bun­gen zu eröff­nen, wird über­wie­gend geteilt.» Die Fonda­tion Lombard Odier setzt sich dafür ein, dass sich der Impact-Inves­t­ing-Markt insge­samt entwi­ckelt. Sie will weitere Hürden abbauen. Mit dem «Programme for Huma­ni­ta­rian Impact Invest­ment» des Inter­na­tio­na­len Komi­tees vom Roten Kreuz (IKRK) hat sie 2017 den ersten Impact Bond im huma­ni­tä­ren Sektor geschaf­fen, an dem sich neben der Schweiz auch andere Länder betei­ligt haben. Das IKRK wollte damals einen neuen Weg zur Finan­zie­rung von Forschungs- und Entwick­lungs­in­ves­ti­tio­nen erpro­ben, um die betrieb­li­che Produk­ti­vi­tät durch die Ergän­zung seines Jahres­bud­gets mit priva­tem Kapi­tal zu stei­gern. Dazu iden­ti­fi­zierte das IKRK länger­fris­tige Akti­vi­tä­ten, bei denen zusätz­li­ches Wirkungs­ka­pi­tal ausser­halb des Rahmens der tradi­tio­nel­len Finanz­pla­nung von Nutzen sein könnte, beispiels­weise die Ausbil­dung von Spezialist:innen für physi­sche Reha­bi­li­ta­tion. Maxi­mi­lian Martin sagt: «Die Struk­tu­rie­rung, die Impact Invest­ment neben einer drin­gend benö­tig­ten zusätz­li­chen Finan­zie­rungs­quelle bot, war eine Chance, die Heraus­for­de­rung mittels einer Inves­ti­ti­ons­lo­gik anzu­ge­hen, und die Möglich­keit, länger­fris­tige Projekte zu unterstützen.»

Förde­rung und Investition

Solche Förder­mo­delle erach­tet Maxi­mi­lian Martin als sinn­voll. Voraus­set­zung ist, dass es die Stif­tung stra­te­gisch angeht. So kann Impact Inves­t­ing die Anla­gen in die Erfül­lung des Stif­tungs­zwecks einbin­den. «Stif­tun­gen können mit ihrem Stif­tungs­ver­mö­gen selbst mehr Wirkung erzie­len», sagt er. «Ferner bietet gerade die Band­breite der Instru­mente und Rendi­te­ziele gepaart mit dem Ziel, einen empi­risch nach­voll­zieh­ba­ren Beitrag zum Gemein­wohl zu leis­ten, eine ausser­or­dent­li­che Chance, die eigene Verga­be­pra­xis zu dyna­mi­sie­ren und so die Mission der Stif­tung besser umzu­set­zen.» Wich­tig ist, sich damit ausein­an­der­zu­set­zen, was Impact Inves­t­ing ausmacht. Gemäss der Defi­ni­tion des Global Impact Inves­t­ing Network (GIIN) gehört neben der Absicht, mittels Inves­ti­tio­nen eine posi­tive gesell­schaft­li­che oder ökolo­gi­sche Wirkung zu schaf­fen, das Erzie­len einer finan­zi­el­len Kapi­tal­ren­dite dazu. Das Spek­trum der Anla­ge­klas­sen ist breit, wobei die Rendi­ten risi­ko­an­ge­passt oder unter den markt­üb­li­chen Kapi­tal­kos­ten liegen können. Zentral ist zudem, die Wirkung zu messen und darüber zu berichten.

Mess­bar­keit ist zentral

Als natür­li­che Erwei­te­rung der program­ma­ti­schen Förde­rung hat die Jacobs Foun­da­tion das Impact Inves­t­ing 2015 für sich entwi­ckelt. «Ursprüng­lich lag dabei unser Haupt­au­gen­merk auf der Vergabe von Zuschüs­sen zur Unter­stüt­zung des öffent­li­chen Bildungs­sys­tems», sagt Fabio Segura, Co-CEO Jacobs Foun­da­tion.

Mit weite­ren priva­ten Akteu­ren konn­ten sie die Wirkung ihrer Enga­ge­ments verstär­ken. Diese erkann­ten Leis­tungs­de­fi­zite als Geschäfts­mög­lich­kei­ten, die sie in ressour­cen­schwa­che Regio­nen einbrin­gen konn­ten. Mit Inno­va­tio­nen entstan­den neue Lösungs­an­sätze. «EdTech-Unter­neh­men – tech­no­lo­gi­sche Ansätze im Bildungs­be­reich – können etwa wirk­same Lösun­gen brin­gen. Diese unter­stüt­zen die Lehrer:innen im Umgang mit sehr unter­schied­li­chen Klas­sen, um mehr Zeit mit dem Unter­rich­ten zu verbrin­gen und Daten zu nutzen, die die Leis­tun­gen und Bedürf­nisse des Einzel­nen verste­hen», sagt er. Dabei sind die Förder- und Inves­ti­ti­ons­tä­tig­kei­ten eng mitein­an­der verwo­ben. Sie sollen sich gegen­sei­tig verstär­ken. Für die Jacobs Foun­da­tion gelten sowohl Förder­gel­der als auch Inves­ti­tio­nen als program­ma­ti­sche (zweck­ge­bun­dene) Finan­zie­run­gen. Alle zielen darauf ab, mess­bare Prak­ti­ken im Bildungs­we­sen zu fördern. Dabei stellt Fabio Segura sowohl im öffent­li­chen als auch im priva­ten Sektor einen Mangel an Evidenz­ba­sie­rung fest. Oft würden Inves­ti­tio­nen getä­tigt, ohne dass ein Wirkungs­nach­weis vorliege. Um die Gesamt­wir­kung zu verstär­ken, stimmt die Jacobs Foun­da­tion ihre Förder­tä­tig­keit an gemein­nüt­zige Orga­ni­sa­tio­nen und Impact-Inves­ti­tio­nen in gewinn­ori­en­tierte Unter­neh­men aufein­an­der ab. Wich­tig ist, dass sie neben finan­zi­el­len Erträ­gen auch mess­bare soziale Ergeb­nisse erzie­len. «Die Inves­ti­tio­nen und Förder­tä­tig­kei­ten erfol­gen nach unse­ren stra­te­gi­schen Prio­ri­tä­ten und müssen eine klare Theo­rie der Verän­de­rung haben», sagt er. Dieser duale Ansatz ermög­licht es, ein brei­te­res Spek­trum an Lösun­gen zu unter­stüt­zen und verschie­dene Arten von Kapi­tal zu nutzen, um den Zweck voranzutreiben. 

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Neue Leis­tungs­in­di­ka­to­ren

Der duale Ansatz verlangt Sorg­falt. Gerade bei À‑fonds-perdu-Förder­gel­dern ist Zurück­hal­tung gefragt. Fabio Segura betont: «Stif­tun­gen müssen darauf achten, dass sie aufstre­bende Märkte nicht stören.» Wenn kommer­zi­el­les Kapi­tal entwi­ckelt werden kann, konzen­triert sich die Jacobs Foun­da­tion darauf, ein Umfeld zu schaf­fen, das private Inves­ti­tio­nen fördert. «Auf diese Weise stel­len wir sicher, dass unsere Beiträge markt­ge­trie­bene Lösun­gen ergän­zen und nach­hal­ti­ges Wachs­tum und Inno­va­tion unter­stüt­zen», sagt er. Dabei steht immer die Wirkung im Vorder­grund. Auch wenn bei den Inves­ti­tio­nen eine Rendite berück­sich­tigt wird, heisst der Ansatz: «Impact first.» Mit dieser Fokus­sie­rung geht die Jacobs Foun­da­tion über­durch­schnitt­li­che Risi­ken ein, um im Gegen­zug eine grös­sere Wirkung zu erzie­len. Der Stif­tung kommt dabei zugute, dass sie bereits vor dem Impact Inves­t­ing die Wirkungs­mes­sung etabliert hatte. «Wir verwen­den weiter­hin etablierte Rahmen­werke, um die sozia­len Ergeb­nisse unse­rer Inves­ti­tio­nen zu bewer­ten und zu verfol­gen, indem wir klare Wirkungs­ziele fest­le­gen und die Ergeb­nisse anhand vorde­fi­nier­ter Kenn­zah­len bewer­ten», sagt er. Impact Inves­t­ing hat dazu geführt, dass die Jacobs Foun­da­tion ihren Ansatz erwei­tert hat. Sie hat neue KPIs und Leis­tungs­in­di­ka­to­ren etabliert. So misst sie heute neben der Quali­tät der Ergeb­nisse und deren Umset­zung auch die Viel­falt und die Gerech­tig­keit bei der Kapi­tal­ver­tei­lung und über­prüft tradi­tio­nelle Finanz- und Investitionskennzahlen. 

Gestie­gene Verantwortung

Nicht für jede Stif­tung eignet sich Impact Inves­t­ing. Es stel­len sich Heraus­for­de­run­gen, denen die Gremien gewach­sen sein müssen. Wer das Stif­tungs­ver­mö­gen mit dem Fokus auf die Wirkung anlegt, muss mehr Verant­wor­tung über­neh­men. Damit sind die Stif­tungs­räte stär­ker gefor­dert. Für solche Inves­ti­tio­nen braucht es eine Ausein­an­der­set­zung mit der Wirkung. «Diese Aufgabe lässt sich nicht an eine Bank oder einen Vermö­gens­ver­wal­ter dele­gie­ren», sagt Georg von Schnur­bein: «Eine Wirkung kann nicht nur ange­nom­men werden. Sie muss belegt und gemes­sen werden.» Der Stif­tungs­rat braucht die Kompe­ten­zen, ansons­ten wird das Risiko zu gross. «Die Verbin­dung von Anla­ge­stra­te­gie und Zweck­erfül­lung können Externe nur schwer vorneh­men», sagt er. Für kleine Stif­tun­gen sind die Möglich­kei­ten entspre­chend beschränkt. Sie können kaum selbst im Private Market aktiv werden. Allen­falls sind Produkte einer Bank, beispiels­weise in einen Social Bond, eine Inves­ti­ti­ons­mög­lich­keit. So würde das Geld für die Finan­zie­rung sozia­ler Insti­tu­tio­nen einge­setzt. Bei einem Stra­te­gie­wech­sel sollte die Aufnahme von Impact Inves­t­ing schritt­weise erfol­gen. «Helfen kann es, eine Allo­ka­tion des Stif­tungs­ka­pi­tals von beispiels­weise fünf Prozent fest­zu­le­gen, mit der die Stif­tung sich zunächst auf Wirkungs­in­ves­ti­tio­nen konzen­trie­ren kann, die vom Wirkungs­ziel her zu ihr passen und die ferner den Risiko- und Rendi­te­kri­te­rien auf der Anla­ge­seite genü­gen», sagt Maxi­mi­lian Martin. Über die Zeit kann die Stif­tung Exper­tise aufbauen und ambi­tio­nier­ter werden. Dieses Vorge­hen lässt sich auch auf die Verga­be­seite anwen­den. Für den Aufbau von Kompe­ten­zen empfiehlt er beispiels­weise die Anlässe von Swiss­Foun­da­ti­ons. Für Georg von Schnur­bein ist es auch wich­tig, dass man, wie bei ande­ren Vermö­gens­an­la­gen, die Grund­la­gen schafft: «Wenn ich Impact Inves­t­ing machen will, dann muss ich das in meinem Anla­ge­re­gle­ment so fest­hal­ten. Und die Anla­gen müssen ausge­wo­gen sein. Eine Stif­tung kann nicht mit dem ganzen Kapi­tal ins Risiko gehen.»

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Regel­kon­form

Die Regel­kon­for­mi­tät betont auch Nils Güggi, Leiter der Eidge­nös­si­schen Stif­tungs­auf­sicht ESA. «Die Stif­tung muss bei Invest­ments sicher die eige­nen Regeln zur Anla­ge­tä­tig­keit beach­ten, also ihr Anla­ge­re­gle­ment, ihr Verga­be­re­gle­ment oder häufig sogar die statu­ta­ri­schen Vorga­ben, die viel­leicht noch von der Stif­te­rin oder dem Stif­ter stammen.» 

Güggi unter­schei­det zwischen der Anlage- und  der Förder­op­tik und hält fest: Aus Anla­ge­sicht darf die Stif­tung kein Geld verlie­ren. Gilt die Förder­op­tik, muss die Inves­ti­tion mit der statu­ta­ri­schen Zweck­be­stim­mung im Einklang stehen. Und wich­tig: «Schliess­lich muss sie das Ganze trans­pa­rent entschei­den, proto­kol­lie­ren und in der Jahres­rech­nung korrekt auswei­sen.» Ist dies erfüllt, ist Impact Inves­t­ing für die ESA nicht viel aufwän­di­ger in der Kontrolle. Güggi sagt: «Für uns als Stif­tungs­auf­sicht wird es aber meist dann rich­tig aufwän­dig, wenn es kompli­zierte, intrans­pa­rente Konstrukte sind, die Masse an Invest­ments unüber­sicht­lich ist oder das Ganze finan­zi­ell zu einem Problem für die Stif­tung werden kann.» Das Anwen­den von unter­neh­me­ri­schen Förder­an­sät­zen ist auch in der Frage der Steu­er­be­frei­ung rele­vant. Dabei zeigen sich Unter­schiede bei den kanto­na­len Behör­den, die darüber entschei­den. Allge­mein lässt sich gemäss Güggi sagen: «Je mehr Einfluss eine Stif­tung auf eine mit Markt­an­sät­zen geför­derte Orga­ni­sa­tion nehmen kann, umso kriti­scher sehen das einige Steuerbehörden.»

Um allen Anfor­de­run­gen gerecht zu werden, gilt es, die Aufnahme von Impact-Inves­ti­tion detail­liert zu planen. Die Jacobs Foun­da­tion hat ihre Impact-Inves­t­ing-Stra­te­gie sorg­fäl­tig aufge­baut. Neben dem Beizug von Rechts- und Finanzexpert:innen pfleg­ten sie auch die Zusam­men­ar­beit mit den Behör­den. So stell­ten sie sicher, dass ihre Richt­li­nien und Verfah­ren sowohl dem Zweck der Stif­tung entspre­chen wie auch den regu­la­to­ri­schen Stan­dards gerecht werden. Fabio Segura sagt: «Wir sind als eine der trans­pa­ren­tes­ten Stif­tun­gen in der Schweiz aner­kannt und unser proak­ti­ver Ansatz stellt sicher, dass unsere Impact-Inves­ti­tio­nen sowohl effek­tiv als auch voll­stän­dig regel­kon­form sind.»

Es ist die Wirkung

Die Regel­kon­for­mi­tät ist die Grund­lage. Doch das Ziel, der Impact, muss nicht nur benannt, er muss auch gemes­sen werden. Impact Inves­t­ing ist nur dann wirkungs­voll, wenn mit der Wirkungs­mes­sung der Einsatz der Gelder beur­teilt wird. Die Fonda­tion Lombard Odier macht dies auf zwei Ebenen. Auf der Stif­tungs­ebene ermit­telt sie den Impact mit einem Report­ing. Auf der Projekt- oder Instru­men­ten­ebene mit mess­ba­ren Daten. Im IKRK-Case heisst das, die Produk­ti­vi­tät der Mitar­bei­ten­den in den physi­schen Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren in Maidu­guri (Nige­ria), Mopti (Mali) und Kinshasa (Kongo) nach­hal­tig zu stei­gern, sodass die Mitar­bei­ten­den mehr Patient:innen besser versor­gen können. Maxi­mi­lian Martin sagt: «Dazu wird die ‹Staff Effi­ci­ency Ratio› erho­ben.» Diese erfasst, wie viele und welche Prothe­sen, Orthe­sen, Roll­stühle etc. von wie vielen Mitar­bei­ten­den mit welchem Ausbil­dungs­grad in wie viel Zeit und mit welchem Ergeb­nis ange­passt werden. Er hebt hervor, dass sinn­vol­les Messen bedeu­tet, bewusst auf Berei­che zu fokus­sie­ren, die nicht zu viele Annah­men erfor­dern. Ansons­ten sind die Ergeb­nisse kaum nach­prüf­bar oder der Aufwand würde die Erkennt­nisse über­stei­gen. «Ferner gilt es, jede Inves­ti­tion auf der Grund­lage eines ESG- und Impact-Manage­ment-Rahmens auszu­wäh­len», sagt er. «Welche Wirkungs­be­rei­che anzu­steu­ern sind, erschliesst sich aus dem Zweck und den durch die Stif­tung fest­ge­leg­ten Handlungsfeldern.» 

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