Philanthropische Bemühungen können dringend benötigte Ressourcen zur Bewältigung dieser Herausforderungen bereitstellen, aber auch Partnerschaften und kollektives Handeln zwischen verschiedenen Akteuren fördern. Trotz der zunehmenden Wichtigkeit von Globaler Philanthropie sind Zahlen zum Umfang dieser internationalen Geldflüsse rar. Der kürzlich zum elften Mal erschienene «Global Philanthropy Tracker» der Indiana Universität wirft Licht ins Dunkle und beleuchtet die globalen philanthropischen Tätigkeiten von 47 Ländern.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
Laut dem Global Philanthropy Tracker wurden im Jahr 2020 Landesgrenzen überschreitende Spenden – von Privatpersonen und Organisationen – in der Höhe von 70 Milliarden Dollar getätigt. Bildung und Gesundheit waren dabei jene Bereiche, die am häufigsten mit grenzüberschreitenden Spenden unterstützt wurden. Der Grossteil dieser grenzüberschreitenden Spenden kommt aus den USA. Sowohl in absoluten Zahlen wie auch gemessen am Anteil des BIP, 0.23 Prozent, sind sie auf Platz eins, gefolgt von Grossbritannien mit 0.22 Prozent, Qatar 0.19 Prozent und der Schweiz 0.16 Prozent. Das Nachbarland Deutschland hat es mit 0.08 Prozent des BIP noch auf den achten Platz geschafft und Österreich liegt mit 0.04 Prozent des BIP auf Platz 19.
Ein Blick auf die Empfänger:innen dieser Zuwendungen zeigt, dass Länder in Afrika und Asien am häufigsten unterstützt werden. Aber auch europäische und nordamerikanische Länder profitieren von grenzüberschreitenden Spenden. Seit Beginn der Datenaufzeichnung im Jahre 2004 lässt sich eine deutliche Zunahme im Spendenvolumen verzeichnen. Aufgrund der COVID-19 Pandemie brachen diese Spenden gegenüber den Zahlen von 2019 nur um 0.5 Prozent ein.
Neben Zahlen zu Spenden von privaten Personen und Organisationen präsentiert der Report auch Zahlen zur staatlichen Entwicklungshilfe, zu Rücküberweisungen – bspw. von Emigrant:innen zurück ins Heimatland – und zu privaten Kapitalinvestitionen. 8 Prozent des Volumens sind Spenden, 21 Prozent staatliche Entwicklungshilfe und 70 Prozent Rücküberweisungen.
Empfehlungen und Herausforderungen
Erfordern Probleme wie der Klimawandel internationale Kollaboration, braucht es in den jeweiligen Ländern natürlich auch robuste lokale Strukturen, um die empfangenen Hilfeleistungen möglichst effektiv einzusetzen. Der Report unterstreicht deshalb die Wichtigkeit von lokalen philanthropischen Akteur:innen, die das philanthropische Ökosystem durch Wissensaustausch, capacity building und Lobbyarbeit fördern können. Solche lokale philanthropische Ökosysteme sollten nicht isoliert bleiben, sondern sich aktiv regional und international vernetzen. Um Auslandsspenden zu fördern, sollten die lokalen Akteur:innen die Spender:innen bei der Bewältigung der regulatorischen und administrativen Hürden unterstützen, indem sie Richtlinien und bewährte Verfahren für grenzüberschreitende Spenden bereitstellen.
Als eine der zentralen Herausforderungen wird die mangelnde Datenlage genannt. Der Mangel an Daten macht es schwierig, Muster und Trends der globalen Philanthropie zu erfassen. Dies schränkt wiederum unser Verständnis der Rolle der globalen Philanthropie ein, insbesondere bei globalen Krisen wie der COVID-19 Pandemie und dem Klimawandel. Um diesen Datenmangel zu beheben, braucht es nicht nur die nötige Infrastruktur, sondern auch ein Verständnis für den Wert solcher Daten. Denn schliesslich erlauben solche Daten fundierte, datengestützte Spendenentscheidungen zu treffen, und die begrenzten philanthropischen Mittel somit möglichst effizient und effektiv einzusetzen.