Vor 16 Jahren hat Peter Wuffli zusammen mit seiner Frau Susanna Wuffli elea gegründet. Die Stiftung setzt auf unternehmerisches Denken und Handeln als wirkungsvolle Massnahme im Kampf gegen die Armut.
«Besonders berührend ist es, dass unsere Tätigkeit die Lebensverhältnisse der Menschen vor Ort massgeblich verbessert», sagt Peter Wuffli. Der ehemalige UBS-CEO hat 2006 zusammen mit seiner Frau Susanna Wuffli die Stiftung elea gegründet. Seither kämpft elea mit Unternehmertum gegen Armut. Menschen mit weniger als drei Dollar Tageseinkommen will die Stiftung Zugang zu Globalisierungschancen ermöglichen. In den Themen Landwirtschaft, Detailhandel und berufliche Fähigkeiten arbeitet sie in Ländern wie Kenia, Simbabwe oder Südafrika, ebenso in Peru und Bolivien sowie in Indien oder den Philippinen.
«Wir treffen keine Investitionsentscheidung ohne mehrtägigen Augenschein eines Teammitglieds vor Ort.»
Peter Wuffli
Kampf gegen die Armut
Um zu zeigen, wie sie arbeiten, nennt Peter Wuffli ein Unternehmen in den peruanischen Anden. elea ist an der Firma Inka Moss beteiligt. Sie handelt mit einem Moos, das nur auf über 3000 m ü. M wächst und sich für die Blumenzucht eignet. Inka Moss hat das jährliche Einkommen vieler Kleinbauern von
ca. 150 Dollar um 50 Prozent gesteigert. Dank dieser Verbesserung können die Bauernfamilien mehr Kinder in die Schule schicken. Für Peter Wuffli sind die Projekte nicht nur theoretische Projektbeschriebe. Er kennt sie. «Die weitaus meisten habe ich persönlich vor Ort besucht», sagt er. Bei 40 Impact Ventures hat sich die Stiftung seit ihrer Gründung engagiert. Jedes dieser Engagements wurde sorgfältig ausgewählt. Aus mehreren 100 Ideen resultieren eine Handvoll Investitionen pro Jahr. «Wir treffen keine Investitionsentscheidung ohne mehrtägigen Augenschein eines Teammitglieds vor Ort», sagt Peter Wuffli. Ist der Entscheid für eine Organisation gefällt, bleibt elea in der Regel fünf bis sieben Jahre als aktive Investorin engagiert und ist meist auch in den Verwaltungsräten der Partnerfirmen vertreten. Spätestens dann sollte das Unternehmen Gewinn erzielen. Im Kampf gegen die Armut zielt elea auf eine nachhaltige Wirkung: langfristiges unternehmerisches Denken statt Projektarbeit mit begrenztem Zeithorizont. «Gewinne und gemeinnützige Wirkung sind also bei unserer Arbeit keine Gegensätze, im Gegenteil», sagt Peter Wuffli. Doch er ist sich bewusst, dass sich dieser Ansatz nicht für alle Themen eignet. «Etwa für Nothilfe, kulturelle Anliegen oder wissenschaftliche Forschung behält traditionelle Philanthropie einen wichtigen Platz», sagt er.
Susanna und Peter Wuffli mit Alumni des Bagosphere-Ausbildungsprogramms auf den Philippinen. Das Trainingsprogramm bereitet Jugendliche ohne Berufsabschluss auf den Arbeitsmarkt vor.
Liberale Ethik
Fragen zu Armut, Ethik und Globalisierung beschäftigen Peter Wuffli schon seit 40 Jahren. Er studierte in St. Gallen Entwicklungsökonomie und schrieb in Mexiko seine Dissertation zum Thema Direktinvestitionen. Eine erfolgreiche Karriere brachte ihn jung an die Konzernspitze der UBS. Er ist sich bewusst, dass er dadurch finanziell sehr privilegiert ist. «Wie viele in unserem Land profitierte ich davon, hier geboren zu sein und meinen beruflichen Weg zu gehen», sagt er. Daraus hat er für sich die Verantwortung abgeleitet, sich für jene einzusetzen, die weniger Glück hatten. Als Vertreter einer liberalen Ethik sagt er, dass jeder seinen Lebensweg in Freiheit gestalten soll. «Wer mehr Freiheit hat, etwa in Form von Führungsverantwortung, Expertise oder Vermögen, soll ein höheres Mass an Verantwortung wahrnehmen», sagt er. Auch für Susanna Wuffli sind christlich-ethische und soziale Fragen von zentraler Bedeutung. Die Anwältin und ihr Mann haben diese Verantwortung übernommen. Ein beachtlicher Teil ihres Vermögens ist in die Stiftung geflossen. Doch Geld ist nur die eine Hälfte, mit der elea Wirkung erzielt. Peter Wuffli: «Damit eine Impact- Unternehmung langfristig erfolgreich sein kann, braucht es beides, eine gesicherte Finanzierung und die Unterstützung mit Expertise.» Darin sieht er die Stärke des elea-Ansatzes. Die Stiftung stellt Finanzkapital zur Verfügung. Gleichzeitig investiert sie in das unternehmerische Wissen und Können. Beides wird durch Zuwendungen externer philanthropischer Investoren ermöglicht. Unterstützte Projekte werden so in der Strategieentwicklung oder Organisationsgestaltung, aber auch im Krisenmanagement gestärkt. Das Modell ist aufwändig. Die geltende Faustregel lautet: Für jeden Franken Risikokapitalbeteiligung setzt elea zusätzlich einen Franken für die professionelle Begleitung eines Venture-Partners ein. Als philanthropische Impact-Investorin agiert elea deswegen wie eine gemeinnützige Stiftung. Mit seiner Arbeit will Peter Wuffli einen Akzent für unternehmerische Philanthropie setzen. Er will andere inspirieren, selbst aktiv zu werden. Vor allem aber will er zusammen mit elea selbst wirken. Langfristig.
«Wir pflegen einen Kreis philanthropischer Investoren von aktuell rund 40 Persönlichkeiten, Stiftungen und Unternehmen.»
Peter Wuffli
Starkes Netzwerk
Um die Wirkung zu vergrössern, baut elea ihr Netzwerk kontinuierlich aus. «Wir pflegen einen Kreis philanthropischer Investoren von aktuell rund 40 Persönlichkeiten, Stiftungen und Unternehmen, den wir kontinuierlich erweitern, um Wachstumschancen zu nutzen und unsere Nachhaltigkeit als Stiftung zu sichern», sagt Peter Wuffli. Bereits vertrauen mehrere Stiftungen elea Kapital an. Aber auch hier ist Geld nur ein Teil. «Wir schätzen den inhaltlichen Dialog», sagt Peter Wuffli. Neben Stiftungen zählt elea seit vielen Jahren auf die Unterstützung von Unternehmen wie Accenture Schweiz und Julius Bär. «Als Brückenbauerin zwischen der Welt international tätiger Unternehmen einerseits und Impact-Unternehmen in Entwicklungsländern anderseits bieten wir eine Plattform für innovative strategische Partnerschaften sowie für eine glaubwürdige und wirksame Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen.» Auch diese Brücke baut elea nicht nur aus finanziellen Überlegungen. Accenture-Mitarbeitende unterstützen mit ihrer fachlichen Expertise in Einsätzen vor Ort die Partnerunternehmen. Ein Engagement, von dem beide Seite profitieren. Damit ein Wissensaustausch auch unter den Unternehmern funktioniert, hat die Stiftung die elea Entrepreneurs’ Community eingerichtet. Diese bietet einen Rahmen, in dem elea-Unternehmer interagieren, Ideen austauschen, sich gegenseitig unterstützen und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln können.
Peter Wuffli besucht einen lokalen Franchisepartner von Copia, einem Impact-Unternehmen im elea-Portfolio, im ländlichen Kenia.
«Wir möchten auch in Zukunft immer einen Schritt voraus sein.»
Peter Wuffli
Wirkung messen
elea ist Pionierin auf ihrem Gebiet. Und wenn es nach Peter Wuffli geht, soll dies auch so bleiben. «Wir möchten auch in Zukunft immer einen Schritt voraus sein», sagt er. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist elea offen für weitere Investoren und Partnerschaften. Gerade grosse, internationale Konzerne können helfen, eine systemische Wirkung zu erzielen. Eine Chance für die Zukunft sieht Peter Wuffli auch in der Technologie. «Die Blockchain-Technologie könnte einen wichtigen Beitrag zur Demokratisierung des Zugangs zu Impact-Investitionen liefern», sagt er. Schliesslich sieht er den Bedarf für Standards in der Wirkungsmessung. Diese können dazu beitragen, dass Impact Ventures eine höhere Bewertung erzielen. Am Ende könne dies mehr Kapital für die Projekte mobilisieren, ist er überzeugt. Was elea mit diesen Geldern anstrebt, zeigt das jüngste Engagement. elea ist in Atec investiert. Die australische Firma ist in Kambodscha und Bangladesch aktiv. «Atec vertreibt Elektrokochherde mit digitalem Abzahlungssystem, die auch für finanzschwache Haushaltungen erschwinglich sind», sagt Peter Wuffli. Der Ersatz von Kohle und Holz mache das Kochen günstiger, weniger gefährlich und leiste zusätzlich einen Beitrag gegen die globale Erwärmung. «Präzise Datenerhebungen werden über Zeit Einkommen durch den Vertrieb von CO2-Zertifikaten ermöglichen», erklärt er das Geschäftsmodell. Was geschieht, wenn ein Projekt sich erfolgreich entwickelt, zeigt das Beispiel Dharma Life in Indien. elea hat 2014 in das Impact-Unternehmen investiert. Heute erreicht dieses 13 Millionen Menschen in 40’000 Dörfern mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen sowie mit nützlichen Informationen. Um weiterhin solch wirkungsvolle Projekte gegen die Armut zu realisieren, begleiten Peter Wuffli und seine Familie die Stiftung mit viel Engagement und grosser Begeisterung. Und auch Susanna Wuffli nimmt eine aktive Rolle in der Stiftung wahr. Peter Wuffli sagt: «Meine Frau ist als Stiftungsrätin bei allen wichtigen Entscheidungen involviert und trägt diese mit.»
Buchtipp
Von der Praxis in die Lehre
Um der praktischen Arbeit von elea einen entsprechenden akademischen Reflexions- und Entwicklungsrahmen zu geben, wurde an der IMD Business School in Lausanne der «elea Chair for Social Innovation» geschaffen. Im Einklang mit der Tätigkeit von elea befasst sich dieser in der Schweiz neuartige Lehrstuhl insbesondere mit der Wirkung unternehmerischer Aktivitäten und marktwirtschaftlicher Mechanismen zur Lösung gesellschaftlicher Probleme. Professorin Vanina Farber, Inhaberin des «elea Chair for Social Innovation» am IMD in Lausanne, und Peter Wuffli haben gemeinsam ein Buch verfasst, in dem sie für eine engere Verknüpfung von Kapital und Unternehmertum im Kampf gegen absolute Armut plädieren.