Jede neunte Person ab 60 Jahren hat in der häuslichen Betreuung bereits Gewalt erlebt oder beobachtet. Das zeigt eine neue repräsentative Umfrage von Pro Senectute Schweiz. Gleichzeitig gibt rund ein Fünftel der Befragten an, Gewalt in der Betreuung älterer Menschen nicht einordnen zu können. Pro Senectute Schweitz ordnet dies als deutliches Zeichen für mangelnde Sensibilisierung ein.
Laut Bund sind, zum Vergleich, bis zu 500’000 Personen ab 60 Jahren in der Schweiz jährlich von Gewalt oder Vernachlässigung betroffen – sowohl zu Hause als auch in Heimen. Am häufigsten wird psychische Gewalt genannt, etwa durch Demütigung, Einschüchterung oder Manipulation. Danach folgen körperliche und verbale Gewalt. Vernachlässigung spielt ebenfalls eine Rolle, während Finanzmissbrauch kaum wahrgenommen wird.
Bewusstsein fehlt
Besonders alarmierend erachtet Pro Senectute, dass jede fünfte befragte Person nicht weiss, was unter Gewalt in der häuslichen Betreuung zu verstehen ist. «Gewalt im Alter wird oft nicht als solche erkannt», warnt Alain Huber, Direktor von Pro Senectute Schweiz. Auch aus der Beratungspraxis sei bekannt, dass Betroffene Übergriffe oft erst im Gespräch als Gewalt erkennen, ergänzt Paolo Nodari, Direktor von Pro Senectute Ticino e Moesano.
Pro Senectute fordert verstärkte Sensibilisierung
Ältere Menschen nennen Überforderung, Stress und Zeitdruck als häufigste Ursachen für Gewalt. Gefordert werden daher mehr Beratungsangebote, Coachings und Schulungen zur Gewaltprävention.
Zur Studie
Die repräsentative Befragung wurde vom Markt- und Sozialforschungsinstitut gfs-zürich unter der Leitung von Andrea Umbricht durchgeführt. Zwischen dem 6. und 30. Juni 2025 wurden 1204 telefonische Interviews mit Personen ab 60 Jahren in der Schweiz geführt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung ab 60 Jahren.
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