Symbolbild: Jan Kopriva; unsplash

Gewalt im Alter: Sensi­bi­li­sie­rung unzureichend

Gewalt im häuslichen Betreuungsalltag älterer Menschen bleibt ein Tabuthema: Jede neunte Person ab 60 Jahren hat bereits Gewalt erlebt oder beobachtet – viele erkennen sie jedoch nicht als solche.

Jede neunte Person ab 60 Jahren hat in der häus­li­chen Betreu­ung bereits Gewalt erlebt oder beob­ach­tet. Das zeigt eine neue reprä­sen­ta­tive Umfrage von Pro Senec­tute Schweiz. Gleich­zei­tig gibt rund ein Fünf­tel der Befrag­ten an, Gewalt in der Betreu­ung älte­rer Menschen nicht einord­nen zu können. Pro Senec­tute Schweitz ordnet dies als deut­li­ches Zeichen für mangelnde Sensi­bi­li­sie­rung ein.

Laut Bund sind, zum Vergleich, bis zu 500’000 Perso­nen ab 60 Jahren in der Schweiz jähr­lich von Gewalt oder Vernach­läs­si­gung betrof­fen – sowohl zu Hause als auch in Heimen. Am häufigs­ten wird psychi­sche Gewalt genannt, etwa durch Demü­ti­gung, Einschüch­te­rung oder Mani­pu­la­tion. Danach folgen körper­li­che und verbale Gewalt. Vernach­läs­si­gung spielt eben­falls eine Rolle, während Finanz­miss­brauch kaum wahr­ge­nom­men wird.

Bewusst­sein fehlt

Beson­ders alar­mie­rend erach­tet Pro Senec­tute, dass jede fünfte befragte Person nicht weiss, was unter Gewalt in der häus­li­chen Betreu­ung zu verste­hen ist. «Gewalt im Alter wird oft nicht als solche erkannt», warnt Alain Huber, Direk­tor von Pro Senec­tute Schweiz. Auch aus der Bera­tungs­pra­xis sei bekannt, dass Betrof­fene Über­griffe oft erst im Gespräch als Gewalt erken­nen, ergänzt Paolo Nodari, Direk­tor von Pro Senec­tute Ticino e Moesano.

Pro Senec­tute fordert verstärkte Sensibilisierung 

Ältere Menschen nennen Über­for­de­rung, Stress und Zeit­druck als häufigste Ursa­chen für Gewalt. Gefor­dert werden daher mehr Bera­tungs­an­ge­bote, Coachings und Schu­lun­gen zur Gewaltprävention. 


Zur Studie

Die reprä­sen­ta­tive Befra­gung wurde vom Markt- und Sozi­al­for­schungs­in­sti­tut gfs-zürich unter der Leitung von Andrea Umbricht durch­ge­führt. Zwischen dem 6. und 30. Juni 2025 wurden 1204 tele­fo­ni­sche Inter­views mit Perso­nen ab 60 Jahren in der Schweiz geführt. Die Ergeb­nisse sind reprä­sen­ta­tiv für die Schwei­zer Bevöl­ke­rung ab 60 Jahren.

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